Bruchlandung
© Helmut Bernhardt
Eingestellt: | 2009-12-24 |
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Bruchlandung bezieht sich hier nicht auf den Weihnachtsmann, der scheinbar im Wasser gelandet ist. Eine Bruchlandung machte Anfang der letzten 80er Jahre ein Frachtschiff namens Yolanda an der Südspitze der Sinai Halbinsel. Der Bereich wo der Golf von Suez und der Golf von Aquaba (oder Eilat) zusammenkommen ist unter Seefahrern immer schon für seine Gefährlichkeit wegen der vielen Riffe und tückischen Strömungen berüchtigt. So endete auch die Fahrt der Yolanda während eines Sturmes an der Riffkante vor der Küste. Für Taucher sind die vielen Wracks, die hier zu finden sind eine besondere Attraktion. Dieses war besonders beliebt wegen seiner Ladung: Sanitäreinrichtungen. Rund um das Wrack lagen verstreut Fliesen, Stapel von Badewannen und Klomuscheln. Wenige Jahre nach dem Untergang, etwa Mitte der 80er Jahre rutschte das gesamte Wrack während eines neuerlichen heftigen Sturmes von der Riffkante und fiel an einer steilen Wand, die dort bis in 800 ! m Tiefe reichen soll hinunter. (In jüngerer Vergangenheit ist es von Technical Divern angeblich in etwa 140 m Tiefe gefunden worden). Zurückgeblieben sind Teile der verstreuten Ladung. Und damit bin ich endlich beim Bild. Ich habe in dieser Gegend Mitte der 90er Jahre des öfteren getaucht. Dieses Bild entstand tatsächlich am Weihnachtstag 1996. Es war ein kühler, bewölkter und grauer Tag, eigentlich ungemütlich zum Tauchen. Wir sechs waren aber wild entschlossen unser Vorhaben, ein ganz außergewöhnliches Weihnachtsfoto zu machen, umzusetzen und ließen uns nicht abhalten. Die begabte junge Köchin am Tauchschiff malte uns auf eine Plastik-Tischdecke den Schriftzug, der Kollege links vorne setzte sich eine rote Zipfelhaube auf und ab gings 25m unter die Oberfläche. Ich gruppierte alle zusammen fotogerecht (man beachte die integrierte Klomuschel) und war dabei mehrmals auf den Auslöser zu drücken. Da sah ich von links oben diesen riesigen Fisch langsam ins Bild gleiten! Er war es offenbar gewöhnt immer wieder von Tauchern mit gekochten Eiern gefüttert zu werden (was seiner Leber gar nicht gut tut) und vermutete wohl in dem weißen Bommel an der Zipfelmütze ein ebensolches. Ich danke heute noch von ganzem Herzen meinen damaligen Tauchfreunden, dass sie in diesem Moment alle gleichzeitig die Luft angehalten haben, sodaß die Ansicht nicht durch einen wilden Blasenvorhang getrübt wird. Warum ich dieses Bild hier zeige? Erstens natürlich wegen der damit verbundenen Weihnachtsgrüße an alle! Zweitens fiel es mir aber wieder ein, nachdem es die Rubrik "Mensch und Natur" gab. Gerade im Meer ist die Beziehung zwischen Mensch und Natur extrem empfindlich. Der große Fisch ist ein Napoleon-Lippfisch, ein wunderschön grün gemusterter Fisch der über einen Meter lang werden kann und gut 200 kg schwer. Für uns Menschen ist er völlig harmlos weil er sich von Muscheln und Krustentieren ernährt (man muß mal gesehen haben wie er mit seinen wulstigen Lippen eine dickschalige Auster zermalmt!). Ein Jahr später war er trotz üblicher Standorttreue verschwunden und wir hörten Nachrichten, dass er von Trophäenjägern harpuniert worden wäre. Mittlerweile ist die Art weltweit bereits deutlich unter Druck. Die andere Seite ist, dass die Korallen und andere Kleinstlebewesen binnen weniger Jahre von der Ladung Besitz ergiffen haben und irgendwann in gar nicht so ferner Zukunft nichts mehr davon sichtbar sein wird. Ich selbst bin seither nie wieder dort gewesen - selbst jetzt macht mich die Erinnerung noch traurig. Aber wahrscheinlich ist es ohnehin sinnvoller sich immer wieder neuen Unternehmungen und Herausforderungen zu stellen und vielleicht ist es auch ganz gut dies als Motto für das kommende Neue Jahr mitzunehmen. Allen die sich bis hier her durchgekämpft haben wünsche ich ein schönes Weihnachtsfest und ein erlebnis- und erfolgreiches Neues Jahr LG Helmut |
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Technik: | Nikon F90X in Subal UW-Gehäuse; Subtronic UW-Blitz; Nikkor 35-70; Ektachrome 100; Nikon Coolscan 4000ED Diascanner; am Bild selbst ist nur die Jahreszahl verändert, alles andere ist so wie "vorgefunden"; die Farbbalance deutlich verändert, weil der Blitz die Entfernung zu den Objekten kaum mehr bewältigt hat, daher Bearbeitung eher mehr |
Fotografischer Anspruch: | Fortgeschritten ? |
Natur: | Beeinflußte Natur ? |
Größe | 379.0 kB 1000 x 646 Pixel. |
Ansichten: | 6 durch Benutzer249 durch Gäste1596 im alten Zähler |
Schlagwörter: | rotes meer yolanda wrack |
Rubrik Mensch und Natur: | |
Serie Unterwasser: |
Hallo Helmut, starkes Weihnachtsfoto und sehr lesenswerte Beschreibung!
Alles Gute für Dich und Dein Team wünscht
Toph
Hallo Helmut,
an Einfaltsreichtum nicht zu übertreffen! Toll gemacht!
an Einfaltsreichtum nicht zu übertreffen! Toll gemacht!
Wünsche dir und deiner familie zum Fest alles Gute!
Gruß Thomas
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Hallo, Helmut!
Dir und Deiner Familie ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Jahr 2010.
Viele Grüße aus MH
Helmut
Dir und Deiner Familie ein schönes Weihnachtsfest und einen guten Rutsch ins Jahr 2010.
Viele Grüße aus MH
Helmut
Hallo Helmuth,
ein äußerst sehenswertes Photo (konnte es anfangs kaum glauben, daß der Lippfisch nicht hineinmontiert ist), und eine Geschichte, die zum Nachdenken anregt.
Aber gerade auch für "Besinnlichkeit", in jeder Bedeutung des Wortes, sollte zum Jahresende ja mal Zeit sein.
Danke für den Denkanstoß.
frohes Fest
Tobias
Hallo Helmut,
ich finde Deinen Weihnachtsgruß echt skurriel. Eine schöne Gegensätzlichkeit zu hießigen Gepflogenheiten. Mir gefällt es. Ich war in Eilat mit der Familie schnorcheln, schon das war dort am Riff einfach umwerfend. Der Lippfisch macht den Punkt. Echt gelungen. Frohe Weihnachten!
Bestens v. Gerald Marz