Eingestellt: | 2024-01-10 |
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Aufgenommen: | 2023-12-17 |
JW © | |
Wie Geister, so erscheinen mir die Kornweihen oft - durch ihr besonderes Aussehen vor allem die ausgefärbten Männchen. Mal sieht man gleich mehrere irgendwo über dem Acker in Kniehöhe mit V-förmig gehobenen Schwingen in ihrem eleganten Suchflug. Mal sieht man über Stunden ringsum soweit das Auge reicht gar keine fliegen. Und doch sind sie irgendwie fast immer da, bleiben nur oftmals auch längere Zeit verborgen am Boden sitzend (manchmal übrigens auch aktiv am Boden jagend). Oder halt knapp hinter einer Bodenwelle in der Ferne dicht über Grund fliegend und durch die Geländeform im toten Winkel. Da ich mangels Auto und Führerschein nicht mal eben Hotspots wie den Federsee ansteuern kann und ich ohnehin mehr die Herausforderung vor der Haustür mag (selbst finden was bei mir da ist und dann hier gute Fotos hinkriegen), begleiten mich diese faszinierenden Greifvögel nun schon einige Jahre lang jeden Winter sozusagen als Langzeitprojekt. Trotz wirklich viel reingesteckter Vorarbeit sind mir erst im Winter 22/23 (für meine Ansprüche) brauchbare Bilder gelungen. Davor war irgendwie nie was dabei - immer alles zu weit weg, zu düster und flau, zu nervige Hintergrund- oder Vordergrundelemente mit drin (seien es Bäume, Pferdekoppel-E-Zaun, Halme, im Bokeh noch erkennbare Gewerbegebiete im HG, oder sonstwas), oder halt ganz bitter: eigentlich alles top, aber genau in dem Moment das Gesicht der Weihe weggedreht. Die Aufnahme ist aus dem Tarnzelt entstanden, das ich seit Ende Oktober an derselben Stelle auf einem schmalen und wenig frequentierten Grasweg am Rande einer Ackerbrache aufstelle. Dem voraus ging eine ausgiebige Beobachtung der Raumnutzung um zu sehen wo immer wieder relativ oft Flugaktivität ist. Vielleicht findet Ihr auch ein bisschen Gefallen an dem Bild. LG & viel Erfolg an alle im neuen Jahr mit euren Fotoprojekten! |
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Technik: | NIKON Z 9, NIKKOR Z 400mm f/2.8 TC VR S Z TC-2.0x 1/1250s, F/5.6, ISO 4000, 800mm M, Manueller Weißabgleich 23.71m Distanz |
Fotografischer Anspruch: | Fortgeschritten ? |
Dokumentarischer Anspruch: | Ja ? |
Größe | 862.3 kB 1500 x 1000 Pixel. |
Platzierungen: |
Beste Tophit-Platzierung: 11 Zu den Tophits
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Ansichten: | 116 durch Benutzer354 durch Gäste |
Schlagwörter: | kornweihe circus cyaneus circus cyaneus hen harrier hen harrier blauwe kiekendief weihe suchflug wintergast acker felder offenland greifvogel |
Gebiet | Baden-Württemberg |
Rubrik Vögel: |
es ist schon erstaunlich, was Du alles im näheren Umfeld entdeckst und dann auch noch sehr ansprechend fotografierst. Wenn solche Bilder nach viel Aufwand und vielen vergeblichen Bemühungen entstehen, freut man sich um so mehr.
Durch den Hintergrund und auch durch das Streiflicht hast Du viele Farben im Bild, normalerweise hat man das bei Aufnahmen von männlichen Kornweihen eher nicht so. Das macht auch den Reiz Deines Bildes aus, neben dem gut zu erkennenden, aufmerksamen Blick der Weihe. Ich hätte vielleicht den Weißabgleich etwas wärmer eingestellt oder den Blauanteil etwas zurückgenommen, dass ist aber immer sehr subjektiv.
Interessant ist, dass Du mit Tarnzelt arbeitest. Ich habe bei den Kornweihen die Erfahrung gemacht, dass sie als Wintergäste mehrere Gebiete haben, die sie täglich überfliegen. Und wenn sie dann mal auf einer Wiese sind, ist es auch Glück, wenn sie mal etwas näher kommen. Ich bin meist im Auto unterwegs, da kann ich die Position noch etwas anpassen und die Weihe hat keine Scheu vor dem Auto. Du hast geschrieben, es gibt dort eine hohe Flugaktivität, aber trotzdem braucht man da wahrscheinlich viel Geduld. Aber egal wie, es hat sich gelohnt, dass Bild ist top.
Und ja, ein Männchen im Schnee ist auch noch so ein Traum von mir. Aber so selten wie hier Schnee fällt wird es wohl ein Traum bleiben.
Viele Grüße
Wolfram
Was den Weißabgleich angeht:
Der war tatsächlich zu Beginn deutlich wärmer, da hätte es dir dann bestimmt noch besser gefallen, ich habe ihn dann schrittweise reduziert.
Ich gehe bei sowas oft in 50K Schritten vor, pausiere, lasse es einen Moment wirken, wieder 50K weiter, wieder wirken lassen und überlegen usw. Zum Schluss hin eher 10K Schritte. Bis es sich für mich halt irgendwie richtig anfühlt.
Oftmals gehe ich aber auch wenn die ganze Bearbeitung eigentlich abgeschlossen ist noch mal ran und korrigiere erneut ein wenig, manchmal auch noch nach längerer Zeit.
Was die Vorgehensweise angeht:
Die vorigen Jahre konnte ich auch schon viele andere Varianten probieren. Aus Autos, unter Tarnnetzen (lose über Objektiv und Kopf gelegt) kombiniert mit vor Ort gegebener Tarnung (hinter Ackersenf sitzend), Lenscoat Überwurf stehend und sitzend, zwischen Thujahecke stehend ohne weitere Netze mit nur dem Objektiv vorne durch einen Spalt raus, Tarnschirm (Jagdbedarf) und jetzt aktuell eben das Tarnzelt.
Gestalterisch hat alles was man vom Klappstuhl aus nutzen kann meist sichtbare Vorteile bei der Perspektive. Kommt eine jagende Weihe einem Auto ähnlich nah wie dieses Männchen war und jagt dann in Bodennähe, so hat man schon eine sichtbar ungünstigere "von-oben-herab-Perspektive".
Wenn man dasselbe Gebiet in mehreren Jahren immer wieder besucht und beobachtet, lernt man auch wo z.B. Graswege mit vielen Mäuselöchern sind. Die Suchflüge der Kornweihen führen kurzfristig zwar scheinbar willkürlich kreuz und quer über die Flächen. Bei längerer Betrachtung eines Gebiets merkt man aber schon es gibt darin kleinere Bereiche, die im Vergleich häufiger aufgesucht werden als andere. Diese Bereiche ausfindig zu machen ist der eine wichtige Schritt. Zu schauen in welche Richtung es welchen Hintergrund gibt, mal mit der Kamera ausprobieren wie der dann bei der Wunschdistanz aussehen würde und wo man ansitzen könnte ist dann der zweite Schritt.
Wenn man den Wind merkt ist dessen Richtung auch nicht unwichtig, denn es wird am liebsten gegen die Windrichtung angeflogen. Dabei können die Weihen einen Bodenbereich länger und besser abscannen, weil sie sich gegen den Wind ja relativ zum Boden langsamer fortbewegen. Zudem erleichtert es die gegen den Wind geringere Geschwindigkeit dem Autofokus auch noch. Man darf sich auch echt nicht täuschen lassen, wenn man mal nichts sieht. Die können ganz schön lange nur am Boden sitzen.
Eine Konstante ist auch, dass in der Umgebung anwesende Kornweihen in der Zeit kurz vor der Abenddämmerung immer zahlreicher und immer näher um den Schlafplatz herumfliegen. Je später es wird, desto eher legen die örtlich dominanten Individuen ihr Territorialverhalten ab (das gibt es nämlich auch im Überwinterungsgebiet).
Wenn es einen guten Ansitzplatz im Umkreis eines Schlafplatzes gibt ist das also auch nicht verkehrt, da es die Wahrscheinlichkeit naher Anflüge zur Tageszeit mit dem besten Lichtcharakter steigert.
Gleichzeitig darf der Ansitz aber auch nicht zu nah am Schlafplatz sein, denn sonst würden die darin sitzenden Weihen abends beim Abbau wenn man geht gestört werden.
LG Jochen
danke für die vielen Infos, da sind einige interessante Betrachtungsweisen dabei, die ich noch gar nicht kannte.
Etwas anders denke ich über die Perspektive. Die sollte meiner Meinung gerade etwas von oben herab sein, damit der Himmel nicht im Hintergrund ist. Klar, dann ist die Fokussierung schwieriger, aber der Hintergrund schöner.
Das ist natürlich alles nur Wunschdenken bei mir, ich wäre froh, mal wieder ein Männchen hier zu sehen, zur Zeit sind nur wenige Kornweihen in der Gegend, meistens Weibchen oder welche im Jugendkleid vom Vorjahr (ich hatte in meinem letzten Bild von der Kornweihe fälschlicherweise von einem Weibchen gesprochen, es war aber ein Jungvogel vom letzten Jahr).
Viele Grüße
Wolfram
eine tolle Flugaufnahme hast du hier realisiert.
Dazu dieses wunderbare Licht.
Sehr schön!
VG, Ricky
du kannst dir sicher denken wie froh ich war, dass der Anflug gerade noch in der Phase der untergehenden Sonne so kam.
Es ist an klaren Tagen genau genommen echt kein großes Zeitfenster zwischen zu hart und zu schwach was das Licht angeht.
Danke auch für deinen Kommentar!
LG Jochen
VG Gunther
ich weiß dir ist die Vorarbeit zu sowas auch gerade bei den Wintergästen im Ackerland bekannt und du setzt dich auch immer wieder mit den schönen Weihen auseinander. Es ist auch die während der längeren Ansitzdauer und Beobachtung einkehrende Ruhe und das Miterleben mancher Verhaltensweisen (mit Glück aus nächster Nähe) was es für mich ausmacht, wenn ich auf den Acker gehe.
Neulich hatte ich ein juveniles Männchen fast eine Stunde lang im heftigen Graupel- / Schneetreiben nur 20m vor dem Zelt auf dem Grasweg sitzend und ich konnte es bei der Bodenjagd beobachten wie es den Gesichtsschleier ausrichtet, mitdreht und dann plötzlich in kurzen Sätzen hüpfend vorwärts springt um Beute zu greifen. Außerdem auch die Reaktion auf üfl. Sperber, Mäusebussarde etc. und die Interaktion mit Artgenossen. Man lernt immer wieder etwas mehr dazu. Das gibt mir auch viel, auch wenn ich mal keine guten Bilder hinkriege an einem Tag.
Gruß
Jochen
also mir gefällt es gut, der Blick ist es !!
Gruss Eric
du sagst es, die gelben Augen lassen den Blick gerade bei den Männchen immer so intensiv wirken.
Einfach ein Traummotiv, aber auch die wbf. Exemplare.
Freut mich, dass es dir auch gefällt. War ein langer Weg bis sowas mit grauem Männchen endlich mal vor cleanem HG in schmeichelndem Licht ging.
Gruß
Jochen