~Widerstandkämpfer~
Eingestellt: | 2009-05-29 |
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TS © | |
--- Artportrait #13 --- Nur Gras..., so scheint es... Wie Ihr wohl schon richtig vermutet habt, ist das nicht "irgendein" Gras, es ist die Elbe-Rasenschmiele (auch Wibel-Schmiele, Elb-Schmiele, Strom- oder Tide-Schmiele genannt), lat. Deschampsia wibeliana. Es gibt sie weltweit einzig und alleine im Süß- und Brackwasser-Tidebereich der Elbe zwischen Geesthacht und der Nordsee. Wenige Nebenflüsse in diesem Bereich sind ebenfalls noch von Ebbe und Flut beeinflusst, so die Stör, wo es sie auch noch gibt. Weitere Vorkommen z.B. an der Eider (das Sperrwerk hats "erledigt"), sind erloschen. Sie ist ein bundesdeutscher Endemit. Für diese besitzt die Bundesrepublik (in diesem Falle SH, HH und NDS) eine sehr hohe bzw. die alleinige Verantwortung, sie im Sinne der globalen Biodiversität zu schützen und zu erhalten. Sie ist im hohen Maße an den Standort der Tideelbe-Ufer spezialisiert und wächst ursprünglich vermutlich an den Sandstränden, die es zum Glück auch heute noch gibt. Täglich wird ihr Standort zweimal überflutet und fällt zweimal trocken. Hinzu kommen Wellenschlag, starker Wind, Strömung, Sedimentumlagerung, Eisdrift und Strumfluten. Gegen all diese Widrigkeiten leistet sie tapfer Widerstand und hat daher an diesen Standorten meist wenig Konkurrenz durch andere Pflanzen. Nicht nur, dass sie damit zurecht kommt, nein, den täglich zweimaligen Wasserwechsel von Ebbe und Flut braucht sie obligatorisch. Wird dieser entzogen, verkümmert sie. Nach Roter Liste ist sie in der Kategorie R (= sehr selten) geführt. Ganz so "fürchterlich" sieht es m.E. an der Unterelbe bisher aber noch nicht aus, zumal sie auch auf den Ufersicherungen (wie Buhnen und Steinpackungen) gut und gerne wächst. Auch gegen unser Handeln leistet sie daher ganz gut Widerstand. An entsprechenden Ufern kann man sie, wie hier in Hamburg, an vielen Stellen in guten Beständen antreffen, auch z.B. im Hamburger Hafen. Derzeit steht sie in Blüte. Die fotografische Auseinandersetzung mit Gräsern im Allgemeinen finde ich immer wieder schwierig. Ich schwankte zwischen zwei unterschiedlichen Bildern und habe mich jetzt für dieses entschieden, da neben der besonderen Pflanze (auch wenn sie nach "nix" aussieht ) vieles, dass ihre Widerstandsfähigkiet und den Standort ausmachen mit im Bild ist. Die Welle bei Windstärke 5-6 von vorne erreichte übrigens leider auch die Kamera, aber sie scheint auch widerstandsfähig zu sein und überlebte . Ich hoffe die Auflebung einer meiner "alten Traditionen" in diesem Forum sowie die fotografische Umsetzung finden Euer Gefallen. Grüße, Thorsten |
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Technik: | Casio Exilim EX-F1, 1/500stel, f7,9, ISO100, 57mm-KB-Äquivalent, -1,0LW, frei Hand, aufgestützt, IS, 1°-Drehung mit Maximalausschnitt |
Fotografischer Anspruch: | Fortgeschritten ? |
Natur: | Naturdokument ? |
Größe | 197.0 kB 600 x 800 Pixel. |
Ansichten: | 4 durch Benutzer406 durch Gäste872 im alten Zähler |
Schlagwörter: | deschampsia wibeliana elbe-rasenschmiele |
Rubrik Pflanzen und Pilze: | |
Serie Artportraits: | |
Serie Seltene Pflanzen in Norddeutschland: |
vielen Dank für die Kommentare!
@ "Die Eike"
... so, so... Du kartierst an der Elbe? Auch unterhalb der Staustufe Geesthacht? Dann solltest Du dieses Pfänzchen durchaus "verinnerlichen", denn es ist nicht ganz unwesentlich
@ Gerd
Soweit ich weiß, hat es sie an der Ems nie gegeben. Der Dollart ist auch wohl zu sehr salzbeeinflusst (Watt) für diese Art. Ich weiß von keiner Pflanze, die ein Ems-Endemit wäre.
@ Wolf
Die Elb-Spitzklette ist mir aus dem Wendland und der Prignitz von den Buhnen und den Ufern vertraut. Auch sie ist ein Endemit soweit ich weiß. Ich habe sie auch schon fotografiert. Die Elbe ist irgendwie schon ein besonderer Strom, auch der Elbe-Biber ist ja einmalig
@ Kevin
Herzlichen Dank, freut mich sehr!
@ Ute
Danke, ... ja, was hab ich denn da für einen Unsinn fabriziert - Ich werde den Tippfehler korrigieren! Gut aufgepasst!
Gruß, Thorsten
Klasse Text und Bild, vielen Dank für die tolle Beschreibung eines so speziellen Grases. Solche informativen Texte lese ich sehr, sehr gerne.
Du hast leider einen Tippfehler eingebaut, es muss Deschampsia heißen. nix für ungut und gerne wieder einmal so eine tolle Doku.
lieber Gruß Ute
Dafür schätze ich dich in diesem Forum so. Fachwissen und Liebe zur Natur. Ich will hier wirklich mal sagen, dass ich es durchaus genieße zwischendurch von dir zu lernen!
LG
Kevin
hochinformativ und sehr wichtig, was Du uns hier präsentierst. Dieses Hintergrundwissen ist nicht so leicht zu bekommen und somit ist es eine Bereicherung des Forums. Dass diese Pflanze wirklich nur an der Elbe vorkommt, mag ich fast gar nicht glauben. Allerdings bin ich alles andere als ein Fachmann in solchen Dingen. Als Anwohner der Ems würde es mich aber sehr interessieren, ob hier vielleicht ähnliche Spezies vorkommen, da es hier auch ausgedehnte Brackwassergebiete gibt und mit dem Dollart sogar ein ganz außergewöhnlich großes und wichtiges.
Beste Grüße
Gerd
vielen Dank für den sehr informativen Text (habe bis heute nicht gewusst, dass es diese Pflanze gibt - werde also bei den nächsten Kartierungen in eben jenen Bereichen die Augen offen halten) und natürlich auch das entsprechende Bild dazu, welches ich sehr gelungen finde, weil - wie du schon sagst - die wesentlichen "Beeinflussungen" mit im Bild sind. Ich könnte mir auch gut ein weitwinkligeres Querformat vorstellen, aber das ist natürlich Geschmackssache.
Beste Grüße,
eike