Eingestellt: | 2014-04-23 |
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Zu dem Bild gehört eine kleine Geschichte, die ich erzählen möchte. Die Bedingungen für ein besonderes Bild waren eigentlich eher schlecht an diesem Morgen: Nebel, der sich nicht auflösen wollte und auch durch die aufgehende Sonne kein besonderes Licht bekam, eine eher schlaflose Nacht zuvor und das leichtsinnige Versprechen, "bald" wieder daheim zu sein mit frischen Brötchen. Da ich ohnehin sehr früh wach war, wollte ich wenigstens draußen in der Natur richtig wach werden und den Tag beginnen. Es war noch emnpfindlich kühl, und an den Wasserflächen des Naturschutzgebietes tat sich noch nicht viel. Da vernahm ich in weiterer Entfernung einen "besonderen" Gesang, den ich zuerst im Geschrei der Lachmöwen und dem Keckern von Enten und Limikolen noch gar nicht weiter differenzieren konnte. Also habe ich mich eher interessiert als enthusiastisch auf den Weg gemacht, um den Sänger zu finden. Wie sich herausstellte, musste ich ziemlich weit laufen, bis ich von meinem alten Standort rund 150m Luftlinie und mehrere kleine Wald-/Buschbereiche entfernt war. Inzwischen wusste ich, dass ich es mit einer Nachtigall zu tun hatte. Doch von dem Vogel war weit und breit nichts zu sehen, nur ein äußerst kräftiger und herzergreifend schöner Gesang. Mit Hilfe von "trigonometrischer Vermessung" schätzte ich ab, wo der Vogel wohl sein müsste - nichts zu sehen. Ich lief auf dem Weg immer langsam hin und her, keine Nachtigall (außer der akustischen Variante). Neben dem Weg und dem Dickicht, in dem der Vogel sein musste, lag ein kleines Waldstück mit alten Weiden und Holunder. Auf dem moosbewachsenen weichen Boden pirschte ich mich im Zeitlupentempo und mit klopfendem Herzen Schritt für Schritt näher an die vermutete Quelle des Gesangs heran. Und was sah ich dort? Richtig, nichts. Da ich aufgrund der Lautstärke des Gesangs einem Tinnitus recht nahe war, musste ich doch davon ausgehen, dass der Sänger direkt vor mir im Busch saß. Nachdem ich zwanzig Minuten langsam nach rechts, links, vorne und hinten gekrochen war, entdeckte ich die Nachtigall schließlich im dichten Busch- und Blattwerk. Eine erste Belegaufnahme gelang mir eine Viertelstunde später, da der Vogel sehr aktiv war. Danach folgten mehrere Phasen, die Ihr am Anfang dieses Absatzes nachlesen könnt - der Vogel verschwand wieder aus meinem Blickfeld, war aber stets keine zehn Meter entfernt. Irgendwann hatte ich also mehrere Belegaufnahmen, worüber ich bereits hocherfreut war. Irgendwann fiel mir mein Versprechen ein, Brötchen mitzubringen. Handy herausgeholt - netter Versuch, liegt zuhause. Mein Kompromiss, Familie und Nachtigall gerecht zu werden, sollte dann so sein: ein Mal noch den Vogel finden, eine Serie machen, und ab zum Bäcker. Gesagt, getan: der Sänger musste meine Gedanken gelesen haben, denn er setzte sich umgehend auf den bisher schönsten Ansitz und sang aus vollem Hals. Eine Überprüfung der Kamera ergab einige gelungene Aufnahmen von dieser Szene, von der Ihr hier eine seht: meine erste vorzeigbare Aufnahme einer Nachtigall. Da die Brötchen noch rechtzeitig zuhause ankamen, könnt Ihr Euch vorstellen, dass ich seitdem öfter mal ein Grinsen im Gesicht habe... |
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Technik: | Canon 40D, 700mm, F7,1, ISO400, 1/250sek, manueller Fokus, Freihand an Holunderbusch angelehnt. |
Fotografischer Anspruch: | Fortgeschritten ? |
Dokumentarischer Anspruch: | Ja ? |
Grad der Bearbeitung: | Das Bild ist nur minimal bearbeitet. ? |
Ziel der Bearbeitung: | Natürlich ? |
Größe | 248.5 kB 1000 x 665 Pixel. |
Ansichten: | 67 durch Benutzer388 durch Gäste |
Schlagwörter: | gesang nachtigall luscinia megarhynchos singvogel vogel versteckt heimlich |
Rubrik Vögel: |
Euch allen einen ganz herzlichen Dank für Eure Anmerkungen. Es freut mich, dass Euch das Bild und die Geschichte gefallen.
Oli: danke auch für die kontruktiven Vorschläge. Mit scharfem Schnabel unten habe ich auch, mir gefällt hier die Dynamik besser. Einen leichten Schwenk nach oben habe ich ebenfalls versucht, und dabei gefiel mir der Bildaufbau mit der Diagonalen nicht mehr so gut. Acuh hier, wie es erscheint, ein Tanz auf zwei Hochzeiten, bzw. zumindest wieder ein Kompromiss .
Viele Grüße
Michael
eine schöne und sehr authentisch wirkende Aufnahme dieses Vogels, den ich nur akustisch kenne!
So versteckt stelle ich ihn mir immer vor. Deine Aufnahme vermittelt mir diese Vorstellung.
Das Auge ist scharf und der Schnabel birgt Dynamik.
Schönes Bild und eine ebensolche Geschichte.
VG Bert
eine sehr nette und teilweise selbst erlebte Geschichte, die zeigt, dass wir immer auf 2 Hochzeiten tanzen müssen.
Den Dauersänger (wir werden auch nachts aus einem Busch direkt neben dem Schlafzimmer beschallt - Wahnsinn, dieses Variationen) hast du im typischen Buschwerk fotografiert, der Blick auf Auge und Teile des Schnabel ist frei. Ein wenig mehr Raum unten wäre denkbar, vielleicht auch eine scharfe Schnabelunterhälte, wobei das die Kür wäre. Ein schönes und authentische Bild der Nachtigall.
Viele Grüße
Oli
Gruß
Norbert
eine lebendig beschriebene Alltagssituation eines Fotografen der doch nix kann für seine Sucht
Bild und Text gefallen mir gut und Glückwunsch zum Erlebnis.
Gruß angelika
von Gisela, die der Familie auch immer Brötchen mitbringt ...