Eingestellt: | 2013-10-16 |
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Viti. Das Badewannenthermometer sagt 24°C. Kälter als erwartet, aber doch angenehm für ein entspannendes Bad. Beschwerlich, glitschig und nicht ungefährlich ist der Abstieg über Lehm, ein Schneefeld und teilweise in einem Bach. Das Gefühl in der Schwefelbrühe eines kleinen Explosionskraters zu dümpeln ist allerdings einmalig, der Geruch den man danach mit sich trägt auch. Aber Niemand konnte sich beschweren, denn nach Verlassen ausgetretener Pfade in Richtung Suðurskörð begegne ich erneut während der nächsten zwei Tage keiner Seele. Nur ein paar Meter weiter, getrennt von einem dünnen Felsriegel, liegt der Öskjuvatn. Eiskalt und mit 220m einer der tiefsten Seen Islands. Die vulkanischen Kräfte haben hier ein Paradies von Formen und Farben in Mitten der Lavawüste geschaffen. Das Geheimnis der Askja wird von Außen gut durch den umgebenden Gebirgswall der Dyngjufjöll geschützt. Bereits am zweiten Tag der Wanderung, im Heilagsdalur, konnte ich weit im Süden die unscheinbaren Bergwälle der Dyngjufjöll erkennen. Der erste Blick auf den ruhig liegenden See, nach einer Woche zu Fuß in der trockenen Lavawüste, bleibt unvergessen. Ein Traum ging in Erfüllung! Ein andere Welt in der anderen Welt... 1875 gab es eine große plinianische Eruption bei der die Caldera anschließend, durch unterirdisch nach Norden in die Sveinagjá entweichende Magma, nach und nach zusammenbrach. Der massenweise produzierte Bimsstein ist heute noch allgegenwärtig. Diese vulkanische Eposide, das Askja-Feuer, dauerte mit diversen Rissbildungen und weiteren kleinen Ausbrüchen bis 1930. Eine beeindruckende Beschreibung dieser Vorgänge findet man in William Lord Watts Expeditionsbericht "Across the Vatna Jökull" von 1876. Auch der heutige "Badesee" war zu dieser Zeit nicht ganz so einladend: Steinschlaggefahr besteht auch heute noch an den steilen Hängen der Caldera und des Viti. Beim Aufenthalt im kleinen Höllenkrater lösten sich von der senkrechten westlichen Kraterwand mehrfach Felsen und stürzten unter lautem Getöse in den See. Auch am Öskjuvatn hält die Stille oft nur wenige Minuten bis zur nächsten Felslawine. Eine Urlandschaft in ständiger Veränderung... Erdbebenschwärme kündigen weitere Aktivität an, die Frage ist nur: Wann? |
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Technik: | D7100, 16-85, 31mm, f/8, 1/160, Polfilter(?), Freihand (keine Wettbewerbe) |
Natur: | Naturdokument ? |
Größe | 783.0 kB 1150 x 767 Pixel. |
Platzierungen: |
Beste Tophit-Platzierung: 30 Zu den Tophits
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Ansichten: | 111 durch Benutzer593 durch Gäste904 im alten Zähler |
Schlagwörter: | island viti askja dyngjufjoell iceland oeskjuvatn bimsstein Òdàðahraun trekking sommer |
Rubrik Landschaften: | |
Serie Zu Fuß und auf Ski durch das Ódáðahraun: |
ein interessantes Bild und eine ebensolche Bildbeschreibung. Danke für beides!
Ich lese deine Beschreibungen stets gern.
VG
Ines
LG
Jens
Ich danke Euch vielmals für die weiteren positiven Kommentare!
@ Mario: Ein Bad in dem Kratersee ist eigentlich nichts ungewöhnliches. Ich würde es sogar als die Hauptattraktion für viele Besucher bezeichnen, allerdings sind die meisten heuer am Abstieg gescheitert. Keine Ahnung wie es anderen Jahren ausschaut, dieses Jahr war es grenzwertig. Es gibt eine Menge Fotos wo Menschen in dem See herumdümpeln. Gerne hätte ich auch eines gemacht, allerdings bin ich als Letzter aus dem Wasser gestiegen.
Die Wasserversorgung war tatsächlich ein kritischer Punkt der ganzen Tour. Glücklicherweise gab es genügend Schneefelder vom letzten (schneereichen) Winter. Mit etwas Geduld lies sich bestes Trinkwasser schmelzen oder direkt am Tropfrand mit Kaffeefilter abfüllen. In der Askja trank ich das Wasser aus dem großen See und später gab es sogar Klarwasserbäche. Ohne den Schnee zu Beginn wäre es aber eine Plackerei mit 9 Liter Wasser für mindestens drei Tage geworden.
@ Klaus: Ich denke inzwischen auch das ein Schnitt ohne Schneefeld sicher ein gute Alternative ist. Beim Fotografieren wollte ich es unbedingt als Rahmen und Gegenstück zum Wasser im Bild haben. Glücklicherweise kann man durch die hohe nutzbare Auflösung der D7100 problemlos im Nachhinein schneiden ohne wirklich an Bildqualität zu verlieren. Trotzdem schiele ich immer mehr zu den Spiegellosen, da tut sich ja ne Menge derzeit.
Es freut mich übrigens auch sehr dass ihr mit den Hintergrundinformationen etwas anfangen könnt. Das motiviert doch ein wenig hier weitere Bilder einzustellen! Manchmal fragt man sich halt schon ob so viel Text überhaupt gelesen wird.
LG
Jens
Meinst sicher den großen See dahinterliegend ....
Der Abstieg zum Krater war vor 2 Jahren noch einigermaßen gut durchzuführen.
Auch ich liebäugele übrigens mit einer Spiegellosen...schon allein des Gewichtes wegen ...soll ja demnächst eine neue OMD herauskommen ...darauf warte ich noch, bin aber immer für Tipps dankbar, da ich nicht so der Technikfreak bin.
Gruß angelika
Aber das Wasser des großen Nachbarn ist von bester Qualität. Ich konnte keinerlei Schwefelgeschmack feststellen, obwohl fast überall kleine Bläschen aufsteigen. Man sollte nur aufpassen keine Bimssteinstücke zu verschlucken ;)
Erstaunlicherweise schmeckten dagegen einige Schneefelder am Südrand der Dyngjufjöll sehr stark nach Schwefel.
Die Schwierigkeit beim Abstieg lag dieses Jahr wohl an dem Schneefeld das einen großen Bereich am Einstieg verdeckte. Drumherum war der lehmige Boden extrem schmierig. Meine beiden Trekking-Krücken haben mir jedenfalls sehr geholfen. Andere sind öfter ausgerutscht oder auf allen Vieren heruntergekrabbelt...
Was die Spiegellosen angeht bin ich echt unschlüssig. Habe meine neue Kamera ja noch nicht lange und möchte diese auch erstmal richtig "ausnudeln". Aber Fuji und Olympus bauen Systeme die es sicher wert sind genauer hinzuschauen. Ich denke es gibt hier ein paar User die ihre Erfahrungen gerne weitergeben. Zumindest lese ich mir die Infos immer sehr aufmerksam durch :)
Gruß
Jens
Ja, wenn es dort Schnee hatte, kann ich mir die Rutscherei gut vorstellen
Dafür ist ein Zelt wirklich praktisch. In der Askja Caldera ist das Zelten allerdings verboten, woran ich mich nach langen Gesprächen mit den Rangern dann auch gerne gehalten habe. Ich hätte aber auch die Befürchtung ein neues großes Loch zu verursachen wenn ein Hering in den hohl klingenden Untegrund gesteckt wird :D
"Das mit der Drekagil Hütte ist natürlich praktisch, vermutlich auch, weil man sich mit anderen Wanderern austauschen kann oder bei schlechtem Wetter einfach mal die Beine hochlegt und die durchweichten Schuhe trocknet."
Stimmt. Allerdings traf ich nicht einen einzigen Wanderer dort. Alle kamen mit Geländewagen und staubten die Hütte und Zeltplatz ein. Aber ein guter Ausgangspunkt für Touren zur Askja ist die Hütte definitiv. Die Lage ist wunderschön mit Blick auf Snæfell und Herðubreið.
"Ich hoffe, dass du dich irgendwann überwinden kannst, eine Aufnahme vom Mondaufgang von der Südwestseite des Öskjuvatn einzustellen."
Vorerst kommen sicher noch ein paar Bilder der weiteren Tour, ist ja erst knapp die Hälfte rum. Ansonsten besteht für Interessierte immer die Möglichkeit die inzwischen fast vollständige Bildsammlung auf meiner Homepage anzuschauen... ;)
LG
Jens
Was du da über Weitwanderung und Licht schilderst, kann ich nur zu gut nachvollziehen.
Manchmal möchte man etwas länger bleiben und das auskosten,w as man sieht.
Die Umstände zwingen einem aber weiterzuziehen, wenn man nicht grade ein Wohnmobil oder einen Unterschlupf in erreichbarer Nähe rumstehen hat. :)
Das mit der Drekagil Hütte ist natürlich praktisch, vermutlich auch, weil man sich mit anderen Wanderern austauschen kann oder bei schlechtem Wetter einfach mal die Beine hochlegt und die durchweichten Schuhe trocknet.
Ich hoffe, dass du dich irgendwann überwinden kannst, eine Aufnahme vom Mondaufgang von der Südwestseite des Öskjuvatn einzustellen.
Danke für die Info, dass die Hölle 24 Grad »heiß« ist.
...und den restlichen Bericht. Solche Beschreibungen machen ein Bild noch viel erfahrbarer.
Zum Bild selbst:
In seiner Reduziertheit hätte esvauch gut in die Farben und Formen-Rubrik gepasst.
Das Scheefeld oben rechts ist so ne Sache. Ich habe es mal abgedeckt und fand diesen Schnitt homogener. Allerdings könnte ich auch verstehen, wenn du das Schneefeld behalten willst, ist es doch ein farblichee und wärmebedingter Kontrast zur Umgebung.
Was mir sehr gut gefällt, ist das schöne weiche Licht auf dem Bild.
Da ich im Pfälzer Wald in den Tälern immer mit dem richtigen Sonnenstand zu kämpfen habe, kann ich nachvollziehen, dass Berechnung oder Glück dazugehört, den richtigen Lichteinfall in diesem Karter zu erwischen.
Gruß Steffi
Danke!
Auf Weitwanderungen gehört eine Menge Glück dazu solches Licht zu haben und dann auch noch am richtigen Ort zu sein. Zumindest wenn die Zeit auf "nur" ein paar Wochen Urlaub beschränkt ist. Gerne hätte ich an einigen Orten länger verweilt um auch andere Lichtstimmungen zu erhaschen, vor allem in den selten besuchten und geologisch sehr spannenden Regionen der Ketildyngja und Hrúthálsar. Aber die Etappen wollen auch irgendwie geschafft werden.
Einen guten Kompromiss aus Fortbewegung und Fotografie zu finden ist nicht einfach. Andererseits finden sich bei gutem Licht in dieser (noch) fast vollständig unberührten Urlandschaft immer irgendwelche lohnenden Motive. Es sind halt nicht immer die Spektakulären oder Bekannten. Teilweise habe ich im schönsten Licht einfach kein Foto gemacht und lieber geschaut.
Aber: In der Askja konnte ich es einigermaßen planen mit dem Licht. Am Tag zuvor habe ich an der Drekagil Hütte pausiert und u.a. auch Wetterinformationen eingeholt, so konnte ich zur Richtigen Zeit in die Caldera aufbrechen. Mein eigentliches Ziel war allerdings in dieser Nacht den Mondaufgang von der Südwestseite des Öskjuvatn aufzunehmen, was glücklicherweise bei besten Lichtbedingungen geklappt hat. Aber ich kann mich derzeit nicht überwinden ein Bild davon hier zu zeigen…
LG
Jens
habe dein Bild erst jetzt entdeckt. Die Farben des Wassers und der Erde finde ich
fantastisch. Auch dein Begleittext war wieder sehr interessant. Ein Bad in diesem See hätte ich mir glaube nicht getraut. Wie hast du das eigentlich mit der Wasserversorgung während dieser Tour geregelt?
VG
Mario
eine mir fremde Landschaft und eine ausgezeichnete Beschreibung dazu. Die Farben sind schon gewaltig. Auf das Schneefeld oben könnte ich im Bild verzichten, dann wirkt es noch etwas Intensiver/konzentrierter nach meinem Gefühl. So ein Schwefelbad ist sehr gesund auch wenn es kräftig riecht.
Viele Grüße
Klaus
ich weiß nicht ob ichs schon getan hab, aber ich muss loswerden, dass deine Island-Fotos nicht nur erste Sahne sind - und zwar durchgängig - sondern dass auch deine Mühe, Hintergrundinformationen dazu zu liefern aller Ehren Wert und immer sehr interessant zu lesen ist. Für mich jedes Mal Highlights der Landschafts-Sektion. Danke dafür!
LG Philip
Keine Ahnung welche Temperatur die Hölle hat ,ist auch egal Naturfotografen kommen sowieso alle in den Himmel!
Das sind schon tolle Kontraste ,das türkis des Wassers und die leuchtenden Felsen,ich finde das stark!
Ob man oben den hellen Streifen noch schneidet ist sicher Geschmackssache,es wird dann vielleicht noch ein wenig eindrucksvoller,aber sicher kein muss!
Nicht so schnell aufgeben da kommen bestimmt noch Kommentare!
Beste Grüße
Frank
Den Schnittvorschlag habe ich mal ausprobiert.
Die Wirkung ist tatsächlich noch etwas stärker ohne das Schneefeld.
Danke & Gruß
Jens
Der kurze Abstieg zum Krater ist sehr steil und das Wasser stinkt nach Schwefel...ich habe nicht gebadet, das roch einfach nicht so gut
Dein Bildeindruck ist absolut authentisch ...auch die Farbe des Wassers ...die ist irre.
Mir gefällt das sehr gut.
Gruß angelika
Ehrlich gesagt war ich kurz davor es wieder zu löschen. Der Aufwand der hinter den Bildern steckt ist mir einfach zu groß wenn von über 100 Betrachtern noch nicht mal ein müdes Sternchen vergegeben wird. Kritik kann man hier leider auch kaum noch erwarten. Nein, sie wird einem oft sogar krummgenommen...
Aber ganz umsonst war es dann ja doch nicht ;)
LG
Jens
Und der Betrachter gibt es viele ...... die schauen einfach nur Bilder an .....warte etwas ab...ich kann mir nicht vorstellen, daß da nichts mehr kommt.....alleine nur schon Deine Bildbeschreibung hat mehr als Sterne verdient.....das Bild aber auch.
Gruß angelika
LG
Jens
LG
Jens
der bildaufbau ist dir absolut gelungen, besonders der türkisfarbene see und die weiße bergspitze oben rechts die sich ins bild hineinschlängelt haben es mir hier besonders angetan!
sehens- und lesenswerter beitrag fürs forum
lg barbara
eine grandiose Perspektive bietet sich hier dem Betrachter,fast kann einem schwindlig werden vor dem Bildschirm. Aber auch sehr interessant sind die Farbnuancen der Trichterwand. Schön finde ich auch, dass Du die nötigen Informationen mitlieferst, - alles in Allem eine gelungene Arbeit!
Gruß, Wera
es macht genauso viel Spaß, deine Bilder anzuschauen, wie deine Kommentare zu lesen. Beides ist beeindruckend und ergänzt sich bestens!
An Island faszinieren mich die unterschiedlichen Landschaften und ganz besonders natürlich die Farbpracht. Durch beides erhält auch diese Aufnahme ihren Reiz. Der gewaltige Kraterrand beeindruckt mit seinen steilen Hängen, den unwirtlichen Lebensbedingungen und den ungesunden, kräftigen Farben.
Das Motiv hast du sehr harmonisch umgesetzt. Mir gefällt die Bildaufteilung mit dem Viertelrund des Sees, dessen Zentrum mit der Ecke des Fotos zusammenfällt; dem diagonal gegenüberliegenden Streifen Schneefeld, der das Bild abschließt, und den mehr oder weniger stark ausgepräften Linien, die alle Richtung Zentrum See/Bildecke zulaufen. Große Flächen mit jeweils einheitliche Strukturen und Farben lassen das Bild sehr ruhig und klar wirken; die Helligkeitskontraste machen auf mich einen sehr ausgewogenen und natürlichen Eindruck.
Ich würde sagen: Der Aufwand hat sich gelohnt und das Bad, wie überhaupt das gesamte Erlebnis, haben dich ganz bestimmt gebührend für alle Strapazen entschädigt.
Viele Grüße
Gunnar