Eingestellt: | 2009-09-27 |
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JK © | |
Eigentlich hat so ein Foto hier nichts zu suchen, aber unter "Dokumentarisches" möchte ich mal einen Lebensraum zeigen, der mir schon zu vielen hier gezeigten Fotos verholfen hat. Das ist sie also, "meine" Kieskuhle oder "unsere" Kieskuhle, Pascale, denn du warst ja auch schon mit mir dort. Vielleicht mag dieses Bild das eine oder andere Forumsmitglied animieren, nach ähnlichen Biotopen in seiner Umgebung Ausschau zu halten. Das Suchschema sieht so aus: Sandentnahmestelle, nährstoffarm, mit einem kleinen Gewässer drin, das möglichst im Laufe des Sommers fast austrocknet, am besten von Wald umgeben (Windstille!). In dieser Kieskuhle gibt's je nach Jahreszeit eine Menge zu sehen und zu fotografieren: mehrere Libellenarten, darunter die Kleine Pechlibelle (zurzeit leider wieder verschwunden), die Südliche Binsenjungfer (siehe mein letztes Bild), die Gemeine Winterlibelle (in SH etwas Besonderes), die Gefleckte Heidelibelle, in diesem Jahr sogar eine Frühe Heidelibelle, dazu Wespenspinnen, jede Menge Rundblättriger Sonnentau (sowohl auf Sandboden als auch in dichten Moospolstern eingebettet) und bestimmt noch viele andere Arten, deren besondere Bedeutung ich nicht erkenne (Raubfliegen, Falter …). Pascale und ich hielten uns hauptsächlich 2-3 cm rechts vom rechten Bildrand auf, dort wachsen die nettesten Bestände des Sonnentaus. Das Gewässer trocknet im Spätsommer bis auf eine kleine Restpfütze aus, was das Artenspektrum der Wasserinsekten stark beeinflusst. Auf dem trocken gefallenen Boden färbt sich die ehemals unter Wasser stehende Vegetation seltsam rot. Am oberen Rand der Grube (links im Bild) stehen dichte Bestände des Jakobskreuzkrauts, an ihm fressen im Sommer Tausende von Blutbär-Raupen. Weiter rechts und zum hinteren Teil dieser Kieskuhle hin gedeiht Heidekraut, ebenfalls in großen Mengen. Dieses Kleinod liegt etwa 16 km von meinem Wohnort entfernt, in einer Viertelstunde bin ich da. Bleibt nur noch zu hoffen, dass die menschlichen Eingriffe (Sandentnahmen) andauern, denn sonst unterliegt das Gebiet der natürlichen Sukzession. Es würde bald verbuschen, das Gewässer vermutlich von Pflanzen überwuchert werden und austrocknen. Vor Jahren konnte ich diese Entwicklung an einem anderen Gewässer beobachten. Heute dominieren dort die Große Pechlibelle, die Hufeisen-Azurjungfer, die Blaugrüne Mosaikjungfer & Co; die besonderen Arten sind allesamt verschwunden. |
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Technik: | egal |
Fotografischer Anspruch: | Fortgeschritten ? |
Natur: | Naturdokument ? |
Größe | 397.1 kB 990 x 660 Pixel. |
Ansichten: | 17 durch Benutzer485 durch Gäste985 im alten Zähler |
Rubrik Mensch und Natur: |
LG,
Pascale
Gruß
Jens
plötzlich werden alte Bilder zu neuem Lebem erweckt! Da jetzt eine Zufallsauswahl von Fotos aus den tiefsten Katakomben des Forums wieder auf der Startseite zu sehen ist, gibt es auch wieder Kommentare zu fast vergessenen Bildern.
@ Pascale: Es muss schon ein paar Jahre (3-4?) her sein, als wir dort auf Fotojagd gingen. Erinnerungen an schöne Motive und eine nette Begegnung, aber auch an widrigstes Makrowetter (Regenschirm als Wasser- und Windbremse) werden wach. Dass wir trotzdem ein paar vorzeigbare Bilder mitnehmen konnten... - Glück gehabt! Ja, ich fahre da immer noch hin, wie z.B. am letzten Sonntag. Unsere Kieskuhle hat zwar an Attraktivität eingebüßt, denn ein paar der besseren Arten (z.B. die Kleine Pechlibelle, Ischnura pumilio) sind verschwunden und manche gängige Arten haben sich dort breit gemacht. In diesem Jahr hat aber die sehr seltene Südliche Binsenjungfer (Lestes barbarus) dort ein bescheidenes Comeback feiern können. Sogar am letzten Sonntag war sie noch da. Insgesamt geht es aber bergab. Jugendliche (wer sonst?) toben mit ihren Mopeds durch das Gebiet und hinterlassen deutliche Spuren, und am 30. April wird dort ein wildes Maifeuer veranstaltet. Der Knick am Rande wurde "auf Stock" gesetzt, aber das wird ja wieder. Leider wurde die Wiese neben der Kieskuhle aus mir absolut unverständlichen Gründen gemäht. Da war wohl deutsches Ordnungsdenken im Spiel, denn sie wird für nichts genutzt. So sind die Massenbestände des Jakobskreuzkrauts stark dezimiert worden, mit ihm sind Tausende von Blutbärraupen verschwunden. Ein paar hundert waren in diesem Frühsommer noch übrig. Die Sandentnahmen finden weiterhin statt, was wohl auch nötig ist, um die Kieskuhle "jung" zu halten, denn so bleibt sie für manche Pionierarten attraktiv.
@ Norbert: Schlimm, was da in deiner Kieskuhle passiert ist! So geschieht es, wenn Menschen gleichgültig, aus Profitdenken oder falschem Ordnungssinn in tolle Gebiete "einbrechen". Bleibt nur zu hoffen, dass die letzte Maßnahme einen Anstoß zur Verjüngung gegeben hat und die Kieskuhle von vorn anfangen an - eine Chance für Pionierarten.
Gruß
Jens
Mit Mopeds durch das Gebiet: Wie kann's auch anders sein? Ich hoffe ja nur, dass es nicht DEINE Schüler sind!!!
LG,
Pascale
Ich hab's sofort wieder erkannt! Gehst du eigentlich noch dort fotografieren, oder ist das Gebiet schon dabei auszutrocknen und zu verbuschen?
LG,
Pascale
Es sind noch weitere Anmerkungen hinzu gekommen, ich danke euch allen!
@ Thorsten: Wenn Rotalgen ausscheiden, können es eigentlich nur noch Kleinbinsen sein. Der Sonnentau ist es an diesen Stellen defintiv nicht, er wächst oberhalb der Frühjahrswasserlinie auf Sandboden und zwischen den vielen Mosspolstern. Ich bin nicht der einzige Besucher dieser Grube. Es finden ab und zu Sandentnahmen statt, außerdem jagen Jugendliche mit ihren knatternden Mopeds durch das Gebiet. Ich bin letzteren noch nie begegnet, die Aktivitätszeiten eines Makrofotografen und jugendlicher Lärmmacher unterscheiden sich wohl zu stark. Aber sie hinterlassen ihre Spuren.
Vielleicht kommst du auch noch einmal in die Grube, du fährst ja ab und zu in den Speicherkoog. Sie liegt nicht weit von der Autobahnabfahrt "Schafstedt". Sag Bescheid!
@ Heinz: Ja, es muss wohl Restfeuchtigkeit auf dem Boden sein, der den Sonnentau so gut gedeihen lässt. An einigen Stellen wagt man gar nicht durchzugehen, weil die Bestände so dicht sind. Allerdings soll der Sonnentau gerade durch Vertritt profitieren: Er ist dagegen nicht so anfällig, während seine Konkurrenten mehr darunter zu leiden haben.
Gruß
Jens
schön mal Deine "Grube" bildlich vorgestellt zu bekommen. Neben dem Temporär(?)-Gewässer würden mich persönlich auch hinten diese Sandabbruchkanten "magisch" anziehen, um nach interessanten Foto-Motiven zu suchen.
Ein Kleinod in Deiner Umgebung! Geschaffen von Menschenhand! Ersatzlebensraum für viele Arten, die darauf angewiesen sind. Bewahre es gut!!! Was auch mein Apell an andere "Suchende" ist. In entsprechenden Habitaten kann man auch Organismen begegnen, denen der Lebensraum auch immer weiter abhanden kommt, die aber im Ggs. zu Wirbellosen auch auf Störungen durch Fotografen empfindlich reagieren können. - Kein "mahnender Zeigefinger von mir" - nur ein Wunsch, sich nach besten Wissen und Gewissen in vergleichbarer Umgebung so schonend zu verhalten, wie möglich und auch zurückzuweichen, erkennt man den eigenen negativen Einfluss oder hat man nur Zweifel daran. Die Betonung einer Selbstverständlichkeit,... eigentlich...
Bei dem "roten Bodenbelag" möchte ich allerdings widersprechen. Rotalgen sind fast ausschließlich marine Bewohner, die hier nicht solche Färbung erzeugen. Ich denke da eher an Kleinbinsen, wie z.B. Juncus bufonius oder auch an den Rundblättrigen Sonnentau, die entsprechend anspruchsvolle Standorte besiedeln und einen "roten Teppich" bilden können.
Grüße nach Dithmarschen,
Thorsten
Danke für eure Rückmeldungen!
@ Rainer: Ohne Tümpel geht's wohl nicht, ein Gewässer bereichert das Artenspektrum enorm. Ich wünsche dir viel Glück bei der Suche. Besonders interessant finde ich deinen Hinweis auf die Rotalgen! Ich habe mich oft gefragt, was das für ein Zeugs ist und erst jetzt eine plausible Antwort bekommen.
@ Pascale: Ja, das waren schöne Tage, auch wenn wir einen Regenschirm brauchten. Vielleicht gibt's im nächsten Jahr eine Fortsetzung? Eine Blutbär-Raupe habe ich übrigens schon einmal gezeigt: Das gro..e Fressen
@ Tobias: Auch dir viel Glück bei der Suche nach geeigneten Biotopen. Bin schon gespannt, was du dann an spanischen Libellenarten präsentieren kannst. Da gibt's ein paar ganz "heiße Typen", und die in meiner Beschreibung erwähnten müssten auch dabei sein.
@ Sebastian: Nun stehe ich schon täglich mit dem Fernglas am Nord-Ostsee-Kanal (ungefähr die Ostgrenze Dithmarschens) und halte nach Einwanderern Ausschau. Ständig warte ich auf den ersten Einflug von S. pedemontanum, aber an Ae. affinis wage ich nicht zu glauben. Letztere möchte wohl auch ein bisschen mehr Schilf haben. Lestes barbarus ist mir auf ihrem Weg nach Dithmarschen offenbar entgangen, vielleicht hat sie sich von hinten (von der Küste her) angeschlichen und ist dann dem Ufer des Nord-Ostsee-Kanals bis zur Kieskuhle gefolgt. (Die Kieskuhle liegt ca. 4 km Luftlinie vom NOK entfernt.)
@ Günther: In der Tat, so widersinnig es klingen mag, aber es gibt Biotope, die erst durch Menschenhand zu besonderen werden. So ist auch das Militär für manche Zwecke gut. :) Ich kann mich auch an eine Wassertränke für Pferde in einem hochmoorigen Abschnitt eines Waldes erinnern, die durch den ständigen Vertritt und einen schwankenden Wasserstand ökologische Nischen für besondere Arten schuf.
@ Toph: Es freut mich, dass meine Kiesgrube auch als Bild ankommt. Vielleicht kann man erahnen, wie schön es ist, dort am frühen Morgen auf Makropirsch zu gehen und eine heile Welt zu erleben.
Gruß
Jens
Ob es daran lag, dass ich auf "die üblichen Pascale-Attribute" (wunderschön, toll, herrlich) damals verzichtet hatte zugunsten DEINER Formulierung???
LG;
Pascale
Dass könnte man aber auch missverstehen, Du wunderschöntollherrliche Frau
@Jens:
Danke fürs Zeigen! Aufnahmen der entsprechenden Lebensräume gehören für mich alleine wegen des Kontextes wie das "Salz in die Suppe"
Viele Grüße
Andreas
LG,
Pascale
ich liebe solche vegetationsarmen Kiesgruben mit Flachgewässern; eine so große Artenvielfalt auf so engem Raum, findet man häufig nicht mal in Naturschutzgebieten. Interessant finde ich, dass der Sonnentau dort so gut gedeiht, da die Kiesgrube wie du schreibst, im Sommer ja austrocknet, aber wahrscheinlich ist in dem Teil immer eine Restfeuchte vorhanden. Das Biotop erinnert mich optisch ein wenig an eine Lehmabbaugrube, an der ich mich dieses Jahr einige Wochen aufgehalten habe. Allerdings weniger der Insekten wegen, die Artenvielfalt war nicht so groß, ich hab mich dort mit den Amphibien und Reptilien beschäftigt, besonders die Ringelnatter war ein dankbares Fotomotiv, sogar die Kreuzotter konnte ich dort entdecken.
Jetzt kann ich mir auch vom Biotop her vorstellen, wo du deine tollen Libellenaufnahmen machst!
Viele Grüße
Heinz
Liebe Grüsse, Toph
Dieser Biotop sieht ja mehr als nur vielversprechend aus! Hier wäre ich auch an jedem freien Morgen!
Leider sind solche Standorte in meiner Heimat sehr dünn gesät. Aufgelassene Schottergruben werden schnell zum Müllplatz, verbuschen oder sind generell nicht zugänglich. Ideal haben sich aus meiner Sicht militärische Übungsplätze erwiesen, an denen zwar regelmäßig Übungen stattfinden, ansonsten aber ist die Natur sich selbst überlassen und eine Verbuschung gibts hier durch die regelmäßige Befahrung auch nicht.
Bei diesem Biotop dürfen wir also auch in Zukunft noch viele sehenswerte Aufnahmen aus deinem Portfolio erwarten.
Schöne Grüße, Günther
der linke Rand riecht ja geradezu nach pumilio. affinis fliegt da nicht?
LG
Sebastian
auch ich verstehe den ersten Halbsatz Deiner feinen Beschreibung nicht, denn wertvolle Informationen über Natur lassen gute Naturfotos doch häufig erst entstehen und können in einem anspruchsvollen Naturfotografenforum niemals fehl am Platze sein. Aber vielleicht hast Du das auch nicht so ernst gemeint
Jedenfalls vielen Dank für Bild und Text, werde Dein vorgeschlagenes Such-Schema mal in der näheren Umgebung Santiagos anwenden, wer weiß, was sich findet. Eine Art Steinbruch habe ich vom Flugzeug aus schon mehrfach gesichtet, und mit Spaniens bisher so boomender Bauindustrie sollte auch der Bedarf an Kies entsprechend hoch sein.
beste Grüße
Tobias
Ja, und wo sind deine Blutbär-Raupen??? Kann mich nicht erinnern, schon eine von dir gesehen zu haben ...
LG,
Pascale
natürlich hat diese Bild hier was zu suchen
Solche Abbildungen von Lebensräumen sind hochinteressant und immer hilfreich bei der Suche nach bestimmten Tieren und Pflanzen.
Auch ich kenne ein ähnliches Gelände(ehemaliges umzäuntes Militärgelände), hier wird im Kampf gegen die Verbuschung erfolgreich eine Schafherde eingesetzt.
Was "meinem" Gelände leider fehlt, das sind die kleinen temporären Tümpel.
Die rote Färbung im austrocknenden Bereich des Tümpels könnte von Rotalgen stammen. Wenn diese absterben, werden mit dem Verschwinden des Chlorophylls die namensgebenden roten Farbstoffe sichtbar.
LG Rainer