Eingestellt: | 2011-08-11 |
---|---|
EG © | |
In meinem Hallenser Orni.-Verein gibt es einen „verrückten“ Kollegen namens Gerfried Keller, der mich im letzten Monat (07. und 16.07.2011) zu zwei Hubschrauber-Flügen von jeweils 1 ½ Stunden entlang von Starkstrom-Trassen einlud. Der Grund, ich besitze die (etwas) bessere Fototechnik. Er hatte in den letzten Jahren beobachtet, dass Baumfalken in relativ großer Anzahl auf (380KV-)Starkstrommasten brüten. An sich nichts Neues, aber das Ausmaß ist überraschend und bemerkenswert. Seine Beobachtungen sollen in die ornithologische Literatur eingehen und die Bilder dazu seien erstmalig. Der Pilot hatte an seinem 4-Sitzer-Heli die beiden linken Türen abgebaut, sodass wir freie Sicht hatten. Mindestens 1/400s sollte die Verschlusszeit sein, sagte er. Der erste Flug fand nördlich von Halle etwa entlang der A9 (München-Berlin), der zweite westlich von Halle statt. Beim ersten Mal zählten wir 10 Baumfalken-Horste, beim zweiten Flug „nur“ vier (und 6 Turmfalken-Horste). Baumfalken bauen keine eigenen Nester, sie sind „Nachmieter“ hauptsächlich von Raben. Bemerkenswert war, dass der Großteil der Vögel auf ihren Horsten blieb, nur drei strichen ab. Manche brüteten auf ihren Eiern, andere hatten bereits relativ große Junge. Das Beobachten aus der Froschperspektive gestaltet sich dagegen als sehr müßig und zeitaufwendig. Wie ich selbst während stundenlangen Ansitzens feststellen konnte, erscheinen Horste mit fast flüggen Jungen in ihrer Ruhephase für lange Zeit wie verwaist. Sonst ist das Weibchen stets in Horstnähe, kann aber auf Grund ihrer geringen Größe auch gerne übersehen werden. Das Männchen jagt und schafft die Nahrung ran, die hauptsächlich wie beim Sperber aus Kleinvögeln besteht. Darunter sind durchaus auch Mauersegler, wie wir selbst beobachten konnten, wobei wir zwar nicht das Schlagen, aber das Rupfen eines solchen sahen. Erwähnen möchte ich noch, dass Gerfried aus eigener Tasche pro Flug fast 1000,-€ hinblätterte, deshalb „verrückt“.Und im letzten Jahr zählte er mit Herrn Prof.Kirmse (vom OVL) aus Leipzig 73 Baumfalken-Horste im Großraum Halle-Leipzig, in diesem Jahr sind sie bereits bei etwa 100 Horsten. Hier ein Bild, das auch in die Rubrik „Mensch und Natur“ passen könnte, aber in jedem Fall DOKUMENTARISCH ist. BGE |
|
Technik: | M.IV, 100-400mm; ISO 400, f5.6, 1/2000s, -0,33; Ausschnitt, Aufn.v.07.07.2011 |
Natur: | Beeinflußte Natur ? |
Größe | 393.6 kB 1000 x 670 Pixel. |
Platzierungen: |
Bild des Tages [2011-08-13] |
Ansichten: | 32 durch Benutzer682 durch Gäste2099 im alten Zähler |
Schlagwörter: | baumfalke falco subbuteo starkstrom-mast |
Rubrik Mensch und Natur: |
kurz zur Erklärung:
Die zum BdT-Wählenden, kannst Du unter dem Bild als Vorschläge durch nachlesen. Es wurde vermutlich auch nur BdT, da ich es in diese Rubrik verschoben habe... Daher auch noch dazu: Dieser Beitrag (Bild MIT Text) passte für mich sehr gut in diese Rubrik. Das zweite, bei dem Du im Prinzip Dasselbe, zumindest Ähnliches abgebildet hast, Dich in der Beschreibung "nur" auf die Fotografie beschränkst, habe ich daher, wie von Dir gewünscht in der Rubrik "Vögel" belassen - eine "Gratwanderung" und ein gutes Beispiel, wo ungefähr die Grenzen zwischen den beiden Rubriken verlaufen könnten. Der Text ist bei M&N nicht ganz unentscheidend.
Grüße, Thorsten
eine eindrucksvolle Aufnahme - und eine interessante Geschichte, die Du uns hier erzählst!
LG Kai
Glückwunsch zum BdT.
Es ist erfreulich, dass hier nicht nur die ästhetisch ansprechenden Bilder ihre Würdigung finden. Die Naturfotografie bietet weitaus mehr Möglichkeiten bis hin zu wissenschaftlich wertvollen Erkenntnissen. Solche Dokumentationen sind immer wieder interessant.
LG Rainer
Viele Grüße,
marko
eine wirklich beeindruckende Aufnahme, wie sie wohl den meisten von uns nicht möglich sein wird.
Beim Wanderfalken kennt man die Nistplatzwahl in Masten bereits seit Jahren. Das wird auch durch Anbringung von Brutkästen gefördert. Die Jungvögel werden i.d.R. durch die Altvögel in ihrer Auswahl des Nitzplatzes geprägt, so dass ca. 90% der Folgepopulation des Wanderfalken sich ebenfalls so verhalten. Es dürfte interessant sein, wie sich das bei den Baumfalken entwickelt.
Beste Grüße aus Witten
Rainer
was für ein Erlebnis und das auch noch 2x.Die Story und die Aufnahmen sind wirklich sehr interessant.
LG
Michael
Gruß Rüdiger.
dokumentarisch im eigentlichen und besten Sinn.
Das gab es ja schon öfter, dass neue Kartiermethoden plötzlich ganz neue Erkenntnisse zu Verbreitung und Häufigkeit von Arten erbracht haben. Wirklich interessant. Schade, dass Deine Bilder dann wohl zu spät gekommen sind für die neue Baumfalken-Monografie in der Neuen Brehm Bücherei.
Danke fürs Zeigen und Gruß, Andreas
LG, Urs
ich habe mir mal erlaubt, es dort hin zu verschieben, wo es wohl am besten im Forum hingehört.
Erstaunlich! Ich kenne zwar Fischadler, Wanderfalken und noch andere als "Strommastbrüter", der Baumfalke ist mir aber neu.
Ich gehe mal ganz sicher davon aus, dass diese Aktionen des "Verrückten" nicht alleine dem "Bildermachen" dienen, sondern zur Ermittlung der Brutplätze und ggf. Kontrolle, um die Daten zum Schutz der Baumfalken auch und v.a. gegenüber den Betreibern der Stromnetze zu verwenden.
Grüße, Thorsten
Das ist ein sehr schönes Dokument, dass der Falke trotz Lärm vom Helikopter auf dem Nest sitzen blieb, glückwunsch.
Raymond
Ich habe auch gleich an die Rubrik "Mensch und Natur" gedacht, wohin das Bild meiner Meinung nach noch besser passen würde.
Deine Doku finde ich qualitativ - bei dem beschriebenen making of - erstaunlich gut - Glückwunsch!
Danke auch für die interessante Beschreibung.
VG;
Pascale
danke fürs Einstellen, das habe ich aus der Perspektive noch nicht gesehen. Der Falke scheint auch nicht so recht zu wissen, was er von dem, was er da sieht, halten soll.
Grüße
Reinhard