Eingestellt: | 2009-10-12 |
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Hallo liebes Forum, hier nun der Erbauer dieser gestern gezeigten Laube: [url]290505[/url] Es ist der Graulaubenvogel oder Great Bowerbird. Alle, die nur wissen wollten, wie der Bursche heißt, können jetzt aufhören zu lesen. Diejenigen, die ein wenig Zeit haben, können nun noch meinen Enthusiasmus teilen… Der Graulaubenvogel ist der größte der zwanzig Spezies umfassenden Laubenvögel. Diesen Vögeln attestiert man eines der komplexesten Arten von Balzverhalten aller Vögel, wobei meines Erachtens das äußerst anspruchsvoll choreographierte Schnabelfechten des Galapagos-Albatros, mit dem sich die Brutpaare jährlich wiedererkennen, durchaus mithalten kann. Das Männchen des Graulaubenvogels verbringt den Großteil des Jahres mit der Errichtung, Instandhaltung, Ausbesserung und Verteidigung seiner Laube, vor allem aber mit dem Imponierverhalten vor ebendieser. Die Lauben werden in drei verschiedenen Formen angelegt, je nach Spezies. Es gibt eine Art Hof- oder „Arena“-Typ, einen Maibaum- oder „Maypole“-Typ, oder, wie beim Great Bower Bird, den Allee- oder „Avenue“-Typ. Vor der Laube legt das Männchen eine Vielzahl von Gegenständen in bestimmten Farben aus, beim Great Bower Bird sind es weiße und grüne, bei anderen Arten blaue, bei wieder anderen nur grüne Gegenstände. Die Männchen verbringen Stunden damit, diese Gegenstände (Steine, Schneckenhäuser, Muschelschalen, aber auch Plastikmüll, z.B. Deckel von Getränkeflaschen) nach ihrem Geschmack anzuordnen. Von vier Arten abgesehen sind alle zwanzig Laubenvögel polygam. Die Weibchen inspizieren mehrere Lauben in der Umgebung und paaren sich mit dem Besitzer der schönsten Laube. Die Nester errichten sie alleine in den Baumkronen, wo sie auch alleine die Eier ausbrüten und die Brut großziehen, woran sich die Männchen nicht beteiligen. Es kommt häufig vor, daß die sexuell attraktivsten Männchen (wobei man die Laube durchaus als sekundäres Geschlechtsmerkmal betrachten kann) sich mit mehreren Weibchen paaren, während andere Männchen leer ausgehen. Im übrigen haben die Laubenvögel, die übrigens (im Vergleich zu ähnlich großen Vögeln) überdurchschnittliche große Gehirne besitzen, ein ganz erstaunlichen Stimmrepertoire. Bisweilen singen und trällern sie, dann krächzen sie wie Krähen, dann lassen sie wieder das vom Kookaburra bekannte „dämonische Lachen“ ertönen. Diese Vögel eine knappe Stunde unmittelbar vor der Laube zu beobachten war ein extrem eindrucksvolles Erlebnis. Da das Licht inmitten des Gebüsches trotz Stativ ISO-Zahlen bis 1250 erforderlich machte und dennoch der Großteil der Bilder der Bewegungsunschärfe zum Opfer fiel, ist der rein photographische Ertrag eher spärlich, was ich aber aufgrund der oben vermittelten Erlebnisse sehr gut verschmerzen kann. Hoffe, Ihr könnt Euch ein wenig mit mir freuen, nochmals danke für Euer Interesse an Rätsel und Auflösung. Tobias |
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Technik: | 50D, 100-400@400 mm, ISO 1250, 1/100, F6.3, Belichtungskorrektur + 1, Stativ, Kabelausloeser. |
Natur: | Naturdokument ? |
Größe | 315.1 kB 567 x 850 Pixel. |
Ansichten: | 13 durch Benutzer440 durch Gäste1454 im alten Zähler |
Schlagwörter: | australien chlamydera nuchalis graulaubenvogel great bowerbird kakadu nationalpark |
Rubrik Vögel: | |
Serie Kakadu-Nationalpark, Australien, August 2009: |
Ich habe wegen der Dreiteilers über die Intelligenz der Vögel nochmals recherchiert und es hat sich herausgestellt, dass es ein Zweiteiler ist.
Er heißt: Kluge Vögel
Ein zweiteiliger Film von Volker Arzt und Immanuel Birmelin
Der erste Teil wird am Donnerstag, den 29.10.09 um 10:33 Uhr im MDR gesendet.
Wann der zweite Teil dann läuft, konnte ich noch nicht herauskriegen.
Aber im zweiten Teil ist der von mir beschriebene Laubenvogel zu sehen.
Ich hoffe die Mods verzeihen mir, dass ich ausnahmsweise ein paar Links nenne, denn ich glaube, das ist für viele Fotografen hier im Forum interessant.
http://www.mdr.de/tv/programm/prog_detail 43208000277606.html
Und hier Ausschnitte aus dem Film:
Die Meisen erkennen die Premiummilch an den Milchdeckeln:
http://www.youtube.com/watch?v=0LDH02A5IYk
Der Leiervogel, der einen Kameraverschluss ( und so einiges andere :) ) nachmacht und der genauso im zweiten Teil von »Kluge Vögel« zu sehen ist: Der Filmausschnitt stammt von David Attenborough und tatsächlich aus »Das Leben der Vögel«:
http://www.youtube.com/watch?v=VjE0Kdfos4Y&feature=fvw
Gruß Steffi
vielen herzlichen Dank für Deine Mühen, finde ich extrem nett, daß Du nochmals recherchiert hast.
Die Videos habe ich gerade mit großer Freude angeschaut.
Leider habe ich seit meinem Umzug keine deutschen TV-Kanäle mehr, aber zumindest die BBC-Serie gibt es ja auf DVD...
nochmals besten Dank
Tobias
ich danke Euch sehr herzlich für Euer überschwängliches Lob. Fast noch mehr als über Eure Zustimmung zum Bild freue ich mich aber darüber, daß Ihr Spaß an meiner ausführlichen Beschreibung hattet, denn bisweilen fragt man sich natürlich, ob die Leute das überhaupt lesen wollen. Nun, offenbar wolltet Ihr, vielen Dank also auch dafür
@ Pascale: habe extra Deinetwegen nochmals die Galapagos-Bilder durchgesehen. Aber da wir dort waren, bevor ich dieses Forum und das in ihm schlummernde Wissen und Können für mich entdeckt habe, sind die Bilder alle nur geknipst, und auch die Albatross-Bilder genügen nicht den Ansprüche des Forums, und meinen auch nicht mehr.
Möchte Dir aber allerwärmstens empfehlen, dieses hier verlinkte Video (mit Ton!!!) anzusehen:
http://www.arkive.org/waved-albatross/phoebastria-irrorata/video-09a.html
Besser wird man das beak fencing wohl nie zu Gesicht bekommen. Wie ich vielleicht schon mal erzählt habe, sind die Vögel ihr Leben lang monogam, leben aber für Monate getrennt voneinander auf hoher See. Wenn sie sich zur Brutsaison wieder auf den Galapagos-Inseln einfinden, erkennen sie sich anhand des Schnabelfechtens wieder, denn jedes Brutpaar hat seine eigene, individuelle und einzigartige Choreographie.
@ Stefanie: Meinst Du "Das Leben der Vögel"? Habe nur das von der BBC gefunden, ist aber fünfteilig. Wäre sehr froh, wenn Du mir noch den genauen Titel nennen könntest.
@ Thorsten: Was Du schreibst, klingt einleuchtend. Männer putzen ja auch nicht jeden Tag ihr Auto, wenn sie kaum wissen, ob sie nächsten Monat noch einen Job haben
viele Grüße und nochmals danke Euch allen
Tobias
@ Stefanie: Meinst Du "Das Leben der Vögel"? Habe nur das von der BBC gefunden, ist aber fünfteilig. Wäre sehr froh, wenn Du mir noch den genauen Titel nennen könntest.
Oweija. Ich habe den genauen Titel vergessen und ich habe es auch nicht geschafft, den Titel zu ergooglen.
Ich glaube nicht, dass es die Serie "Das Leben der Vögel" ist. Die ist zu alt.
In der zweiteiligen (oder war sie dreiteilig?) Serie ging es um die neusten Erkenntnisse über die Intelligenz der Vögel.
Darin wurden
-Aras gezeigt, die Farbtäfelchen und -Formen in Holztafeln einsetzen, nachdem ihnen der Trainer die Farbe genannt hatte,
- Krähen in Neukaledonien, die aus Farnwedeln multifunktionale Werkzeuge basteln und wie sich die Jungen das alles bei den Alten abgucken,
- wie Keas in Neuseeland trotz Steine auf dem Mülleimerdeckeln diese in einer Nacht- und Nebenaktion abheben und den Inhalt der Eimer begutachten...
-wie Meisen in England angelieferte Milchflaschen vor Haustüren als Zusatzfutter entdecken und anhand goldener und silberner Aludeckel herausfanden, dass unter den goldenen Aluverschlüssen die Premiummilch steckt.
Ich zähle das hier auf, damit vielleicht jemand im Forum die Serie wiedererkennt und sie genau benennen kann.
Die kleine Serie lief, soweit ich mich erinnere, letztes Jahr erst im ZDF und dann ein halbes Jahr später bei 3 sat noch mal.
Leider bin ich bei beiden Internetseiten der Sender nicht fündig geworden, genauso wenig wie bei Amazon.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Fernsehsender ihrem Wiederholungswahn treu bleiben und die Serie im nächsten Sommer wieder entstauben. Ich hoffe, ich denke dann an dich. Dann kriegst du aber umgehend Info von mir.
Gruß Steffi
herzlichen Dank für Deine Informationen. Wenn die Serie von der BBC produziert wurde, sollte sich der Titel eigentlich herausfinden lassen, ich werde am Wochenende mal auf die Suche gehen und Dir im Erfolgsfall Bescheid sagen.
viele Grüße
Tobias
Am meisten fasziniert mich, dass die Partner sich anhand dieses "Geschnäbels" wieder erkennen können, nachdem sie getrennt waren.
LG,
Pascale
auch ich habe es mir sehr gerne durchgelesen und ich danke dir für die ausführliche Information die du zu diesem tollen Bild lieferst.
Mich spricht die Aufnahme sehr an, hast du klasse gemeistert.
Viele Grüße
Marion
auch Dir noch herzlichen Dank für Deinen Kommentar.
viele Grüße
Tobias
schönes "Auflösungsbild" - sieht richtig gut aus. Und danke für die ausführliche Beschreibung. Mit dem Rätsel vorweg hast Du es noch interessanter gemacht
Immer wieder fazinierend, was die Natur an Verhaltensmuster hervorgebracht hat... welch ein Aufwand!! Allerdings habe ich mal (glaube ich) irgendwo gesehen, gelesen oder gehört, dass solche Entwicklungen v.a. in Gegenden mit reichem Nahrungsangebot entstehen. Der Laubenvogel kann es sich dort offenbar "erlauben" solche "Kunstwerke" mühsehlig in Schnabelarbeit zu bauen, da er am Tage nicht pratisch die gesamte Zeit zur Nahrungssuche aufwenden muss, wie es bei vielen anderen Tieren der Fall ist.
Grüße, Thorsten
ich liebe Rätsel und das war von besonderer Sorte! Sehr fein!
Gruß Hans
von solchen berichten lebt auch eine naturseite. ich bin begeistert, werde so etwas nie zu gesicht bekommen, aber deine eindrückliche schilderung setzt es einem fasterlebnis gleich. vielen dank dafür.
Gruß, Christine
Ein hübscher Kerl. Der ist gut angepasst an die Umgebung und sein Nest.
Du hast ihn auch noch gut erwischt, denn der guckt ja direkt in die Kamera.
Es gibt da von der BBC eine wunderbare, zweiteilige Filmreihe von der Intelligenz der Vögel.
Dort wird ein Laubenvogel gezeigt, der das Verschlussgeräusch einer Canon täuschend echt nachahmt und in die Balz eingebaut hat. :)
Gruß Steffi
Gruß
Sven
1. von der deiner Vorgehensweise (wie du uns auf diesen Vogel neugierig gemacht hast )
2. von der höchst eindrucksvollen Beschreibung, die ich von Anfang bis Ende fasziniert in mich rein gezogen habe
3. von einem Bild, das sich absolut sehen lassen kann, auch wenn der Vogel an sich uns vielleicht nicht gerade mit einem tollen Prachtkleid beeindrucken kann.
Am meisten hat mich fasziniert, dass er den potentiellen Weibchen durch ein Riesen-Haus und eine tolle Kunstsammlung imponieren will ... "wie im wahren Leben"!
Vielleicht hast du ja auch noch einen Galapagos-Albatros anzubieten (auf den ich wiederum durch sein choreografiertes Schnabelfechten besonders neugierig wäre) ... dir ist ja wohl ALLES zuzutrauen, wenn man so die Ausbeute deiner weitschweifenden Reise betrachtet! Vielleicht habt ihr ja auch noch mal einen "kleinen Abstecher" dorthin gemacht?
LG,
Pascale
Auch die sehr heikle Bearbeitung hast Du prima hinbekommen!
Danke für diesen schönen Beitrag,
und liebe Grüsse,
Toph
fehlt nur noch, dass sie eine Bausparkasse gründen :) Aber im Ernst, Deine Laubenvögel
sind trotz ihrer Tarnfärbung beeindruckende Architekten und "Kunstsammler", und Deine
Begeisterung ist sehr gut nachvollziehbar. Danke, dass Du uns so ausführlich an
diesem Erlebnis der besonderen Art teilhaben lässt, und noch weiterhin viel Spass
und Foto-Erfolg,
LG Uwe