3,5 Monate jung

Eingestellt: | 2025-06-06 |
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Aufgenommen: | 2025-06-03 |
SB © | |
Was im letzten Jahr die Steinkäuze für mich waren, sind dieses Jahr die Uhus für mich. Seit drei Monaten bin ich fast jeden Abend bei ihnen. Von der Zeugung bis jetzt, zu den ersten eigenen Jagderfolgen der Jungvögel, habe ich jeden einzelnen Schritt miterlebt. Bald werden sie schon das Revier verlassen, denn sie waren so wahnsinnig früh, dieses Jahr. In der dritten Februarwoche schlüpften die vier Küken dort. Da ich mit einer Freundin regelmäßig dort war, was jedoch immer mit ordentlich Fahrerei verbunden war, da in meinen üblichen Uhurevieren dieses Jahr alles sehr zugewachsen war, sind die Uhus mit uns aufgewachsen. Erfahrungsgemäß können Eulen damit viel besser umgehen, als wenn Menschen sich plötzlich seltsam benehmen. Wir haben jede einzelne Regung der Altvögel wahrgenommen und akzeptiert und dementsprechend reagiert. Und wenn die Federohren auch nur leicht angespannt nach oben gingen, oder die Augen sich begannen, schlitzförmig zusammenzuziehen, haben wir unsere Sachen genommen und sind gegangen. Die ersten sechs Wochen sind wir sicher häufiger ohne Fotos nach Hause gefahren, als mit Fotos. Und das, obwohl die Situationen schön gewesen sind und vieles geboten hätten. Aber die Tiere nicht zu stressen war erste Priorität, und da heißt es eben verzichten, um Wochen später die Erlebnisse umso mehr genießen zu können. Anfangs waren wir weit weg. Und so haben wir es gemacht, wie der kleine Prinz mit dem Fuchs. Und nach zwei Monaten konnten wir auf 20 Meter lachend und redend in normalen Tempo auf die Altvögel zugehen, unser Stativ aufbauen und sie fotografieren und filmen. Es war grandios. Wir haben ihnen sofort angesehen, wenn auch nur 100m hinter uns jemand auf dem Weg, der rund um das Gebiet verläuft, entlang lief. Dann duckten sie sich ab und versteckten sich. Sie sind also wirklich nicht an Menschen gewöhnt, sondern an uns. Nur an uns zwei. Jeder andere wird sie dort nicht zu sehen bekommen, da sie sich in Luft aufzulösen scheinen und sich flach hinter Felsen oder Baumstämmen verstecken. Und so haben die Jungvögel uns kennengelernt. Die Altvögel haben nicht vor uns gewarnt, also waren wir einfach eine Requisite, die allabendlich aufgetaucht ist. Aber auch die Jungvögel zeigen sich nur uns. Bei allen anderen sind sie sofort verschwunden, selbst bei den Menschen, die dort regelmäßig unterwegs sind. Die Jungvögel sind sogar gelegentlich direkt auf uns zugeflogen, vor uns gelandet, haben vor uns gefressen, gestritten, geschlafen usw. Uns so geht eine unfassbare Zeit nun langsam zuende. Auf dem Foto sieht man einen 3,5 Monate alten Jungvogel. Fast komplett durchgemausert. Nur ein bißcen Flaum auf dem Kopf und an den Oberschenkeln und Po verrät, dass er noch recht frisch auf dieser Welt ist. Meine Kamera zeigt an, dass das Foto aus 15,5m aufgenommen wurde. Ohne Tarnung, ohne leise zu sein. Ich habe permanent meinen Standpunkt geändert, um mal einheitlichen Hintergrund, mal ein paar Lücken im Blätterdach zu haben usw. Es hat ihn nicht gestört. Hier hatte er sich gerade gestreckt und guckt gemütlich in eine völlig andere Richtung. Gestreckt passte er bei 600mm an Vollformat aber nicht mehr auf das Bild |
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Technik: | Canon EOS R5m2, RF600mm F4 L IS USM Blendenvorwahl, -1 Korrektur, Manueller Weißabgleich, Multi-Segment-Messung |
Fotografischer Anspruch: | Fortgeschritten ? |
Dokumentarischer Anspruch: | Ja ? |
Größe | 432.3 kB 667 x 1000 Pixel. |
Platzierungen: |
Beste Tophit-Platzierung: 4 Zu den Tophits
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Ansichten: | 128 durch Benutzer162 durch Gäste |
Schlagwörter: | aves bubo bubo eule eurasian eagle owl strigiformes uhu |
Rubrik Vögel: | |
Serie Uhu: |
Den langen Text fand ich sehr spannend und habe ich auch sehr gerne gelesen! Das Bild finde ich genial, auch gerade bei dem Licht, das die wunderbaren Augen noch so zum Leuchten bringt und gut zeigst Du keine Bilder, wo der Ort erkennbar ist. Er ist schneller gefunden, als erhofft...
LG Cornelia
Danke dir für das Bild von dem plüschigen Uhu-Teenager. Es zeigt auch, in Sekunden eingefroren, wie unbeholfen sie am Anfang sind.
Als Uhufan, auf der Webcam sind es jetzt nur noch drei im Nest, während Nr. 4 ein Loch in der Burgmauer erkundet, finde ich deine Geschichte zum Bild natürlich spannend.
Soviel Zeit in die Uhus zu investieren, zeugt von echtem Engagement und Liebe zu den »Spitzohren«.
Ich wünsche dir, dass sich die Mühe auch in nächsten Jahr auszahlt, wenn die Altvögel hoffentlich wieder brüten.
Auf jeden Fall hast du dieses Jahr wohl schon jede Menge Uhu-Erlebnisse gehabt, die nicht zu fotografieren sind, aber immer im Gedächtnis bleiben.
Gruß Steffi
Deine Vorgehensweise kann ich mir lebhaft vorstellen.
Solche Erlebnise und Ergebnisse sind es dan ja auch, was das Hobby ausmacht.
Das wäre mein BdT oder des Abends...
Gruss Eric
Dein Anspruch und Absatz an die Naturfotografie ist herausragend. Danke, dass du uns zur Entstehung dieses eindrücklichen Bildes mitgenommen hast.
Das Bild besticht durch eine tolle Nähe und vermittelt die Dunkelheit und Ruhe des Waldes aber auch die Ruhelosigkeit des Jünglings.
Das Bild und die Geschichte dazu. Was will ich noch sagen. **** von mir.
Viele liebe Grüße. Sebastian
Ich bin sicher es werden noch einige Aufnahmen folgen....
Solche Begegnungen muss man sich über einen langen Zeitraum erarbeiten, einen hohen Invest an Zeit auf sich nehmen.
Man liest aus Deinen Zeilen eine große Begeisterung heraus.
Danke fürs Teilhaben an dieser großartigen Story, die mir mit vier Sternen noch weit unterbezahlt
scheint 👍👌💪
L.G Stefan
ich danke dir für einen Kommentar. Es freut mich, dass du dir auch die lange Beschreibung durchgelesen hast. Bei so Fotos von eigentlich wirklich scheuen Tieren finde ich es immer ganz gut, transparent zu machen, wie ich vorgehe. Ich möchte nicht, dass irgendwer auf die Idee kommt, Uhus oder andere scheue Tiere seien zu gechillt, dass man da mal eben mit 200mm drauf loslatschen kann.
Erst Recht nicht bei Tieren, die auch schnell mal eine Brut aufgeben, wenn man sich falsch verhält.
Ob noch viele Bilder kommen, weiß ich nicht. Ich kenne zwar spontan niemanden hier im Forum, der aus der direkten Umgebung der Uhus kommt, aber man weiß ja nie. Und auf einigen Bildern wäre mit viel Ausdauer und Gebietskenntnis die Stelle erkennbar, wenn jemand sich dort auskennt.
Daher werden wohl ein paarhundert Aufnahmen für immer auf meiner Festplatte zu meiner eigenen Freude bleiben und nie das weltweite Netz erblicken. ABer das ist auch okay
VG Simone