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Hallo Forumskollegen und -kolleginnen,
Hallo Günter.

(1) Symbolpolitik
Ich mag keine Symbolpolitik. In Aktivität zu verfallen und Menschen zu gängeln, ohne dem gewünschten Ziel näherzukommen, widerstrebt mir einfach. Bilder für einen gewissen Zeitraum zu anonymisieren und darauf zu hoffen, dass daraufhin nicht mehr unkritisch gelobt wird, soll funktionieren? Wir sprechen jetzt von Buddytum, also von Leuten, die sich gegenseitig gut kennen und ihre Bilder mutwillig hochpuschen, und ausgerechnet dieser Kreis – ob es ihn in dieser Form und Ausprägung tatsächlich gibt, lasse ich mal dahingestellt – also dieser Kreis soll dann ganz plötzlich anfangen, Bilder neutral zu bewerten?

Damit die Anonymisierung wirklich greift müssten wir zudem Bildtitel, Bildbeschreibung und Signaturen verbieten bzw. erst nachträglich sichtbar werden lassen. Ich habe eben mal einen Blick auf die aktuellen Kandidaten im Wettbewerb geworfen. Je nach Rubrik sind bis zu 50 Prozent der Bilder mit einer Signatur/Logo versehen. Die Fotografen sind stolz auf Ihre Bilder – nicht zu Unrecht – und da sollen wir Signaturen verbieten? Auch im Hinblick darauf, dass Fotos auf anderen Seiten in einem Frame verlinkt werden und man dort nicht mehr den Fotografen erkennt, finde ich das höchst bedenklich. Ein Bild ohne Titel und Beschreibung? Ich will doch unter Umständen etwas zum Bild erfahren. Gegebenenfalls stellt auch erst der Titel einen Bezug zur Bildaussage her. Soll ich dann so lange warten, bis die Angaben nach zwei oder drei Tagen nachgereicht werden? Oder umgekehrt, Forumsteilnehmer, die sich gegenseitig auf die Buddyliste gesetzt haben, werden sich bestimmt auch nach zwei oder drei Tagen zu einem Kommentar aufraffen, sobald das Bild in der Buddyliste erscheint.

Schön und gut, aber dann bleibt das hier wiederholt erwähnte Problem des Autorenlobes (anstelle einer unvoreingenommen Bewertung des Bildes) eben bestehen.
Das wiederholt erwähnte Problem bleibt mit oder ohne Anonymisierung bestehen; jedenfalls ändert die Anonymisierung daran nichts. Aber mit einem Verbot von Signaturen/Logos sowie ganz grundsätzlich mit dem Anonymisieren ärgern wir ganz bestimmt ein paar Forumsteilnehmer, und das sind nicht unbedingt diejenigen mit den schlechtesten Bildern. Im Übrigen verspüre ich wenig Lust für irgendwen Unbekanntes Kommentare zu schreiben.

(2) Wohlfühlen und Kritik
Gegen positive Kommentare und freundliches Geplauder unter einem Bild (man kann es auch Motivation nennen) ist wohl nichts gegen einzuwenden. Das gehört genauso ins Forum wie zu jedem Verein oder jeder Gruppe mit gemeinsamen Interessen und es trägt zu einem Klima bei, in dem sich viele wohlfühlen (und in dem sie zu lernen bereit sind). Ich schließe mich da mit ein. Nicht Lob und Nettigkeiten sind daher das Problem, sondern fehlende kritische Stimmen und Hinweise, wie man konkret etwas hätte besser machen können. Ich bin mir sicher, dass beides unter einem Bild Platz hat. Es geht also nicht darum, wie man dieses Menscheln möglichst unterbindet, sondern wie wir zusätzlich zu mehr aussagekräftigen Kommentaren kommen. Denn die fachliche Diskussion unter Bildern hat mir als Anfänger nämlich sehr geholfen, mich weiterzuentwickeln (und hilft mir immer noch).

(3) Motivation und Kritik
Nur: Kritik allein hilft Anfängern nicht weiter. Hätte ich damals in meinen Anfängen nicht immer wieder positive Rückmeldungen und Lob bekommen – und es hätte da vieles zu kritisieren gegeben –, so wäre ich ganz bestimmt schnell wieder von hier verschwunden und hätte mich einem anderen Hobby gewidmet. All den Leuten die mich in den vielen Jahren unterstützt und motiviert haben, bin ich dankbar. Motivation (Lob, Nettigkeiten, Freundlichkeiten – auch wenn ein „Toll“ vielleicht einmal nicht gerechtfertigt ist) und Kritik gehören zu unserem Forum, wenn wir auf Dauer bestehen wollen. Nur Kritik alleine funktioniert nicht.

(4) Ehrlichkeit
Aus eigener Erfahrung kann ich nur sagen, Menschen merken sehr schnell, wenn Kritik nicht ehrlich gemeint ist, wenn es also nicht darum geht ihnen weiterzuhelfen, sondern wenn andere Motive hinter der Kritik liegen und Kritik angebracht wird, um eigene Interessen zu verfolgen. Ob die Kritik dabei gerechtfertigt ist oder nicht, spielt keine Rolle. Man braucht sich dann nicht zu wundern, wenn uneinsichtige Kommentare folgen. Dass immer mal wieder Fotografen keine Kritik zu ihren Bildern möchten, darf nicht verallgemeinert werden. Ich kann mich jedenfalls nicht beklagen, dass meine Hinweise, was ich ggf. an einem Bild anders machen würde, grundsätzlich von der Hand gewiesen werden. Bild: Lächelndes Gesicht Überwiegend mache ich da positive Erfahrung. Und ich selber freue mich, wenn ein überraschender Tipp zu einem meiner Bilder kommt, der das Bild aufwertet.

(5) Mit gutem Beispiel voran
Wenn ich mir für das Forum etwas wünschen würde, dann dass die erfahreneren Fotografen die im Vergleich weniger erfahrenen Fotografen oder gar die Anfänger kameradschaftlich (siehe Punkt 4!) unterstützen. Ja, das macht Arbeit und ist nicht immer einfach, aber niemand hat gesagt, dass es ohne Anstrengungen und auch mal etwas Frust geht. Seht es als ehrenamtliche Arbeit an, die dazu dient, das gemeinsame Hobby aufrechtzuerhalten. Es ist nicht alles perfekt, und einiges könnte sich im Hinblick auf die Kommentarkultur noch verbessern, aber das funktioniert nicht mit irgendwelchen Maßnahmen, die wir am System implementieren. Das klappt nur, wenn möglichst viele von uns mit gutem Beispiel vorangehen. Ich bin mir sicher, wenn jeder ein wenig mit anpackt, wenn unter Bildern motiviert, kritisiert und auch akzeptiert(!) wird, dann ist das ein Gewinn für alle.

Gunnar