Eingestellt: | 2007-08-22 |
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JK © | |
Coenagrion hylas freyi (Bileks Azurjungfer, Sibirische Azurjungfer) Na gut, Thorsten! Da ich ein schlechter Verlierer bin, spiele ich hiermit meinen letzten Trumpf aus - und der ist wie Kreuzbube und sticht immer. Diese Libelle ist mit Sicherheit die seltenste! Der Pokal geht also endgültig an mich! Die Art wurde erst 1952 in Europa entdeckt. Man fand sie in Deutschland, am Zwingsee bei Inzell ganz kurz vor der österreichischen Grenze. Von dort ist sie längst verschwunden. (Als ich auf der Fahrt zu den Murmeltieren am Großglockner dort vorbeikam, hielt ich an und legte eine Gedenkminute ein.) Im Jahre 1973 fand man sie in Österreich wieder, doch auch am neuen Fundort starb sie bald aus. Aktuell ist sie nur noch an ganz wenigen, nah beieinanderliegenden Stellen in Tirol, die alle streng geheim sind, anzutreffen. Dort konnte ich sie im Jahre 1997 fotografieren. Fotos eines Weibchens und eines Paarungsrades habe ich auch noch. Anfragen bzgl. des Fundortes sind absolut zwecklos. Der Erstfund sorgte für viel Aufsehen in Fachkreisen. Zunächst meinte man, eine ganz neue Art in Europa entdeckt zu haben und nannte sie Coenagrion freyi, doch bald wurde die Identität mit dem sibirischen Coenagrion hylas erkannt. Ob unsere mitteleuropäische Population nun eine Unterart ist oder nicht, ist in Fachkreisen umstritten und mir vollkommen unwichtig. Coenagrion hylas ist ganz eng ökologisch eingenischt und kommt nur in Höhenlagen um 1000 m vor. |
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Technik: | Canon 50E + EF 180 mm / 3.5 L, Stativ, Scan vom Dia (Fujichrome Sensia) |
Natur: | Naturdokument ? |
Größe | 241.5 kB 900 x 600 Pixel. |
Ansichten: | 8 durch Benutzer1067 durch Gäste1717 im alten Zähler |
Schlagwörter: | azurjungfer coenagrion libelle |
Rubrik Wirbellose: |
Euch allen vielen Dank für eure Worte!
@ Lukas: Das Verschwinden der Libelle vom Zwingsee bei Inzell hat durchaus mit menschlichen Eingriffen zu tun. Der Abfluss des Sees wurde verrohrt, das Ufer verändert. Nebenan wurde ein Eisstadion gebaut. Einen weiteren Beitrag mögen vielleicht auch die Entomolgen mit ihrer übermäßigen Sammeltätigkeit gewesen sein. (Da gibt's gewisse Gerüchte, die ich hier nicht weiter verbreiten will, weil ich deren Wahrheitsgehalt nicht kenne.)
Warum die Art am ersten österreichischen Fundort verschwunden ist, kann ich nicht sagen. Ich habe den See mal gesehen, er passte m.E. nicht (mehr?) so recht zu C. hylas. Aber die bestehenden Populationen scheinen stabil zu bleiben. Hoffen wir's!
@ Thorsten: Ich muss noch mal zurückpiesacken. Wenn wir die Population in den Alpen als Unterart Coenagrion hylas freyi auffassen, ist dieses Taxon bestimmt das seltenste des Universums.
Gruß
Jens
... und ICH wusste, dass Du das nicht auf Dir sitzen lassen würdest )
Gerne übergebe ich Dir hiermit den "Pokal"!! Danke fürs Zeigen dieser Extrem-Rarität! Wunderbar auch die beiden anderen verlinkten Bilder! Ich bin absolut neidisch
Um noch ein wenig hinteran zu "piesacken" :
- meiner Zwerglibelle könnte man noch zu Gute halten, dass sie neben der Seltenheit noch etwas besonderes hat: Sie ist der absolute "Zwerg" unserer Libellen und dazu noch mit anderer Färbung, anderem Körperbau... C. hylas ist doch auch nur "ein blaues Stäbchen"...
- Du kannst froh sein, dass es mir leider nicht geglückt ist, in Griechenland Somatochlora borisi zu fotografieren, jetzt wäre der Zeitpunkt gewesen sie zu präsentieren! In der "Universum-Kategorie" kann diese eigentlich sibirisch verbreitete Schönheit da vermutlich nicht mithalten...
Spaß beiseite: Danke vielmals, hat mich sehr gefreut, dieses Bild sehen zu dürfen. Für Scan gar nicht übel!
Gruß, Thorsten
…komme gerade von Wald und Wiese zurück...
...außer der sibirischen Winterlibelle und der Kleiner Zangenlibelle hab ich heute nichts gefunden…
Kleiner Spaß!
Mal sehen, welch seltene Spezies du noch so alles aus deiner analogen Zeit in die Rubrik Dokumentarisches lädst, dein Bericht sowie die Aufnahme sind Klasse, Danke und gern mehr davon!
Also geht der Pokal nach Burg, oder Thorsten?! (obwohl sich deine Zwerglibelle auch sehen lassen kann…
Gruß
Oliver
Vielen Dank, Jens, dass du diese einmalige Dokumentation mit uns teilst und die weiteren Bilder auf deine Homepage gestellt hast. Und ein schlechtes Foto ist es ja nun wirklich nicht, leidet nur unter dem üblichen Scanproblem.
Eine Frage noch: Ist das Verschwinden dieser Art durch menschliche Einwirkungen bedingt, oder liegt es in der Natur der Libelle, durch die extreme Lebensraumanpassung - die ja starke Anfälligkeit bei kleinsten klimatischen oder geologischen Differenzen bedeutet - so bestandsgefährdet zu sein?
Gruß Lukas
Sehr interessante und informative Info in Zusammenhang mit dem Bild. Jetzt werden alle Libellenfotografen egal wo dieser Art hinterhersteigen wie verrückt in der Hoffnung, sie doch noch wo anders nachgewiesen zu haben ))))
Da geh ich doch gleich mal heute abend zu meiner alten Kiesgrube, denn der Naturpark Hegau ist für alle Überraschungen gut, nicht zuletzt wegen seines vulkanischen Ursprungs . Späßchen, aber träumen kann man ja ))
LG Martin
über Coenagrion hylas gäbe es noch viel mehr zu schreiben, aber irgendwo muss man ja eine Grenze setzen.
Die Unterscheidung von den anderen Azurjungfern ist ganz einfach: Man braucht gar nicht auf die stets artspezifisch geformten Hinterleibsanhänge oder den Pronotum-Hinterrand zu gucken, sondern ein Blick auf die Hinterleibszeichnung reicht vollkommen aus. Die Dorsalzeichnung ist schon mal anders, aber ganz entscheidend ist die durchgehende schwarze Linie an den Seiten des Hinterleibs. Das gibt's sonst nur noch bei Coenagrion johanssoni (beide gehören der so genannten concinnum-Gruppe an), aber letztere Art lebt nur in Skandinavien. Diese ununterbrochene schwarze Linie ist im Foto gerade eben noch erkennbar; ich wähle meistens eine leicht erhöhte Ansicht, um die Hinterleibszeichnung deutlich zu zeigen. (Das Weibchen habe ich von der Seite fotografiert.)
Ich will das Forum nicht mit Dokus und Scans von alten Bildern dicht machen. Wer mag, kann sich ein Weibchen auf meiner Homepage ansehen:
http://www.jfk-wildlife.de/galerie/wirbellose-libellen/coenagrion-hylas-b.htm
Ein Paarungsrad ist hier zu sehen:
http://www.jfk-wildlife.de/galerie/wirbellose-libellen/coenagrion-hylas-c.htm
Auf den Bildern ist die schwarze Linie am Hinterleib etwas besser zu sehen, auch wenn sie beim Weibchen von den Flügeln verdeckt wird.
Ich habe die Bilder soeben auf die HP hochgeladen; sie werden demnächst wieder gelöscht.
Gruß
Jens
vielen Dank fürs Zeigen dieser Seltenheit und dem fast lückenlos informativen Begleittext! Eine Info fehlt mir hier noch: Anhand welcher Merkmale kann man die Art eindeutig von manch anderen Azurjungfern unterscheiden? An der Zeichnung des Pronotum oder den letzten beiden Abdominalsegmenten? Auf den ersten Blick ist der Unterschied zu so manch anderen Azurjungfernarten garnicht so frappierend. Für Dokumentationszwecke ist die Qualität jedenfalls gut!
Gruß, Dirk
Sehr interessante Informationen jedenfalls, und eine gute Doku-Aufnahme!
Gruss, Toph
in Sibirien wird sie schon etwas häufiger vorkommen. Das weiß ich aber nicht. Ich weiß nur, dass es dort ungemütlich ist und kaum jemand dorthin möchte. Außerdem spielt Sibirien bei unserem Wettbewerb nicht mit, denn es liegt in Asien.
Gruß
Jens
Gruss Kai
Du hast natürlich meine vollste Verehrung für solche Odonatologischen (?) Leckerbissen ...