Eingestellt: | 2012-12-05 |
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Hallo, vielleicht erinnern sich ja noch einige an mein letztjähriges Adventskalendertürchen: Da hatte ich eine kleine Bauanleitung meines Insektenhotels vorgestellt. Dieses Jahr gibt es sozusagen die Fortsetzung, denn in nur einer Saison haben sich mindestens 15 Arten eingefunden. Hier nun einen kleinen Einblick in die Vielfalt der Nisthilfenbesiedler! 1) der erste Bewohner und der früheste im Jahr: Die gehörnte Mauerbiene, Osima bicornis. Sie verschließt ihre Nester mit Lehm und trägt Pollen als Nahrung für die Brut ein. 2) + 3) + 4) + 5) zeigt eine Lehmwespe, Ancistocerus. Die Weibchen auf Foto 2) (A. nigricornis) fliegt gerade Lehm für den Verschluss ein. Auf den Fotos 4) + 5) seht Ihr das erste schlüpfende Männchen, das deutlich größer ist als das Weibchen – es war eines meiner Highlights, den Schlupf beobachten und dokumentieren zu können: Manche Arten haben 2 Generationen im Jahr. Auf 3) ist auch ein Ancistocerus-Weibchen aus dem Sommer zu sehen, das nicht näher bestimmt werden konnte. Hier kann man die Nahrung für die Larven erahnen: Sie trägt gerade eine Käferlarve ein (vermutl. Rüsselkäfer). 6) Dieses schöne Tier ist eine Goldwespe aus der Artengruppe Chrysis ignita und der Kuckuck von Ancistocerus. Die Goldwespen legen von dem Lehmwespe unbemerkt ihr Ei ab: Die schlüpfende Goldwespe ist ein Futterparasit, d.h. sie tötet zwar die Larve der Lehmwespe, ernährt sich aber nicht von ihr (sondern vom Futtervorrat). Auch hier konnte ich einen Schlupf der 2. Generation verfolgen. 7) zeigt die bei mir häufigste Art: Die Löcherbiene, Heriades truncorum. Und sie ist fast schon anstrengend, denn sie besiedelt rücksichtslos alles ;) Eigentlich ist die bevorzugte Bohrlochgröße 3-4mm, aber wenn alles belegt ist, quetschen sie sich entweder in die kleinen Löcher oder bauen mit viel Material doppelt so große Bohrungen zu… oder, schlimmer: sie räumen einfach fremde Nester aus. Das geht soweit, dass sich die Tiere auch unter ihren Kollegen Nestmaterial klauen. Der Nestverschluss ist aus Baumharz und wird gerne mal am Nachbarnest abmontiert, statt aufwändig gesammelt zu werden. Unter Löcherbienen-Löchern finden sich auch oft große Pollenhäufchen: Hier streiten sich zwei oder mehr Weibchen um das Nest und räumen dann abwechselnd den fremden Pollen aus. Ökonomisch wahnsinnig, denn die Bienen fliegen zig mal, um den Pollen für ihren Nachwuchs zu sammeln. Zur Tarnung des Nesteingangs werden gerne auch mal Steinchen und ähnliches aufgeklebt. 8) Damit die Löcherbiene nicht zu invasiv wird, gibt es auch hier zwei Parasitoide, einer ist hier abgebildet: Die Keulenwespe Sapygina decemguttara. In Abwesenheit der Löcherbiene klettert sie ins Nest und legt ein Ei, um dann unauffällig wieder zu verschwinden. Der zweite Parasit ist die Düsterbiene (nicht hier abgebildet), die optisch den Löcherbienen sehr ähnlich ist. 9) + 10) zeigt einen wahren Gartennützling: Blattlauswespen besiedeln Bohrlöcher von 1-2mm Durchmesser und tragen als Larvennahrung Blattläuse ein (bis zu 70 pro Nistgang, bis zu 10 Nester pro Weibchen, mehrere Generationen). Auch sie verschließen ihr Nest mit Harz und umgeben es zusätzlich mit einem Sicherheitswall aus kleinen Harztröpfchen. 11) zeigt ein schlüpfendes Männchen der Maskenbiene (Hylaeus). Maskenbienen haben im Vergleich zu den bisherigen Arten einen ganz zarten Verschluss, den man am Rand auch noch erkennen kann: Ein dünnes Häutchen, ähnlich Seidenpapier. 12) Diese Gichtwespe (Gasteruption) parasitiert die Maskenbiene – der dünne Verschluss kann problemlos vom Legebohrer durchstoßen und im Nest ein Ei abgelegt werden. Alternativ bohren sich Parasiten auch durch das Holz neben der Öffnung statt durch den eigentlichen Nestverschluss. 13) Eine winzig kleine Erzwespe, auch ein Parasit. Ob und welche Art sie in meinen Nisthilfen parasitiert, weiß ich nicht – vielleicht hat sie auch nur nach potentiellen Wirten gesucht. 14) Ein weiterer Parasit, mit dem bekannteren Wollschweber bekannt (der parasitiert übrigens auch Wildbienen): Der Trauerschweber Anthrax anthrax. Er wirft im Flug seine Eier an die Nesteingänge ab (und kann dafür wie der Wollschweber oder Kolibri in der Luft stehen), die schlüpfende Larve muss schnell in das Nest wandern, bevor der Wirt zurückkommt. Auf diesem Bild sieht man, wie das Weibchen ihr Abdomen mit den Eiern in loser Erde/Holzspänen wälzt. Das könnte entweder ein UV-Schutz oder eine Tarnung für die Eier sein. 15) Eine hochspannende Art! Agenioideus ist eine in Nisthilfen nistende Wegwespe! Wie hier gut zu erkennen trägt sie Springspinnen als Nahrung für die Larven ein (hier wohl ein Marpissa muscosa Weibchen). 16) + 17) Mindestens so faszinierend wie Agenioideus: Eine in Nisthilfen nistende Grabwespe: Trypoxylon figulus. Das Portrait zeigt die gattungstypisch nierenförmig ausgerandeten Augen. Sie trägt Kugelspinnen ein und war eine der größten (=längsten, die dickste war vermutlich die Mauerbiene 1)) Besiedler. 18) Natürlich gibt es auch für den Spinnenjäger einen Parasiten: Die Goldwespe Trichrysis cyanea, nicht ganz so farbenfroh wie die verwandte Goldwespe Nr.6). Ausführlichere Berichte und weitere Gäste (die z.B. „nur“ übernachtet haben, aber grundsätzlich auch in Nisthilfen nisten, z.B: die Wollbiene) findet Ihr auf meinem Blog unter der Kategorie „Insektenhotel“. Da gibt’s außerdem nochmal Tipps zum Material, Links und Literatur. Danke an alle, die alles gelesen haben! Ich hoffe, Euch hat dieser Ausflug in den „Naturschutz vor der Haustüre“ gefallen und Ihr baut nun alle fleißig Nisthilfen ;) |
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Tausend Dank für die Collage und den ausführlichen Text.
Von Insekten habe ich nur marginal ne Ahnung und habe deshalb dein Bild genau betrachtet und den Text zweimal durchgelesen.
Goldwespen habe ich noch nie gesehen, aber als Farbfan gefällt mir diese Femme Fatal ausgesprochen gut.
Dir noch eine schöne Adventszeit.
Gruß Steffi
Danke für Euer Interesse!
@Ines und Rainer: Ob es für eine gedruckte Broschüre reicht, weiß ich nicht... aber ich plane gerade mit meiner NABU-Gruppe ein Informationsschild neben unserer Insektennisthilfe.
Rainer, Danke für den Bienenweidenlink!
@Angelika: Klar, du kannst jederzeit fragen! Eine Bauanleitung gibts wie gesagt auch im Türchen letztes Jahr.
@Wolf: Danke für die Wünsche Bin auch schon gespannt, wen ich nächstes Jahr alles dokumentieren kann und v.a. ob ich nochmals das Glück von einem Schlupf habe (z.B. von der Mauerbiene).
Freut mich, wenn ich Euch ein wenig inspirieren konnte. Und dann ist mein Ziel ja schon erreicht, wenn Ihr nun fleißig Nisthilfen baut!
liebe Grüße,
Magdalena
Viele Grüße,
Marko
ja...ich bin auch ganz interessiert an solch einem Hotel...im vorigem Jahr hast du bereits die Anleitung dazu gegeben.
Danke auch heute für dein prall gefülltes interessantes Adventstürchen.
LG
Angela
viele Grüße Gabriele
tolle Arbeit und sehr interessant! Danke!
Viele Grüße,
Peter
das ist großartig.Ich hab mir deinen Beitrag mal ausgedruckt und werde ihn mir parallel zum Bild anschauen. Vielleicht werde ich mich im Frühjahr dranmachen aus so ein Ding zu bauen (bin allerdings mehr der Mal-als der Basteltyp) Eigentlich hab ich nämlich jede Menge Platz so was aufzustellen.Ich werd mich mal im Netzt kundigmachen
Gruß Steffi
http://144.41.33.58:8090/Download/Bienenweidekatalog-BW.pdf
das ist ein großartiger Beitrag zum Thema Insektenhotel, ebenso wie die entsprechende Kategorie auf deinem Blog. Das wäre doch gedruckt, z.B. als Nabu-Broschüre, eine großartige Werbung für diese Insekten.
LG Rainer
Deinen Beitrag hier finde ich ja hochinteressant und sehr lehrreich mit tollen Bildern dokumentiert ....ich glaube, das wird mich verleiten zum Baumeister zu werden
Und falls ich nicht klarkomme, weiß ich ja wen ich fragen kann ?
Hab vielen Dank dafür !
Gruß angelika
deine Dokumentation über dieses Insektenhotel ist für mich hammerstark !
Besonders die Artenvielfalt, aber auch die unterschiedlichen fotografischen Darstellungen begeistern mich sehr !
Die hier im Forum gezeigten Makros sind zwar Qualitätsmäßig kaum zu überbieten, doch der Funke will bei mir meist nicht so richtig überspringen und die Bilder geraten auch oft schnell in Vergessenheit.
Diese Präsentation werde ich nicht so schnell vergessen !
Viele Grüße
Heinz
das ist richtig Klasse! Großartige Zusammenstellung und eine phantastische Kombination aus textlicher und bildlicher Dokumentation.
Ich kann auch nur jedem empfehlen die Kategorie in deinem Blog zu besuchen, äußerst sehens- und lesenswert.
Wenn du das weiterführst (wovon ich ausgehe ), könnte ich mir das auch sehr gut in einer gedruckten Version vorstellen, insbesondere für Kinder oder Interessierte die sich mit Insektenhotels befassen.
VG
Ines
Über Bienen- und Wespenarten könntest du ja nun schon fast eine Doktor-Arbeit schreiben!
VG
Pascale
toll was du uns hier heute alles präsentierst. Gefällt mir super.
LG Jan