"Zange"
Eingestellt: | 2006-07-26 |
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JK © | |
Große Zangenlibelle (Onychogomphus uncatus), unter Insidern auch "Zange" genannt Diese Libelle wird auch in der Artenliste für Deutschland geführt, denn sie kam früher am Hochrhein in der Nähe von Schaffhausen vor. Jetzt gilt sie bei uns als ausgestorben. Sie stellt hohe Ansprüche an die Wasserqualität und entwickelt sich nur an sauberen Fließgewässern der westlichen Mittelmeerländer. Dieses Foto entstand in Südfrankreich. |
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Technik: | Canon 30D + EF 180 mm / 3.5 L + Zwischenring, Stativ |
Größe | 173.9 kB 900 x 600 Pixel. |
Ansichten: | 2 durch Benutzer218 durch Gäste448 im alten Zähler |
Schlagwörter: | libelle onychogomphus zangenlibelle |
Rubrik Wirbellose: |
Ich verstehe deine Sicht, kann mich jedoch nicht vollständig anschließen. Aus fotografischer (kreativer, ästhetischer) Sicht halte ich ein Foto erst dann für wertvoll, wenn es gestalterisch und technisch gut ist.
Ich verstehe jedoch (und da stimme ich dir zu), dass ein Bild eine besondere persönliche Wertschätzung erfährt, wenn es eine seltene Art/ein besonderes Motiv zeigt. Ich erinnere mich z.B. an meine "Jagd" auf Somatochlora sahlbergi im äußersten Norden Finnlands vor vielen Jahren. Nach 5 Tagen hatte ich endlich ein Foto im Kasten, nicht besonders gut, aber ich war einer von Dreien, die überhaupt eines hatten. Das war für mich ein ganz besonderes Foto und es bedeutete mir viel mehr als eines der vielen gut fotografierten Ischnura elegans-Paarungsräder. Fotografisch wertvoll kann natürlich auch die Dokumention einer seltenen Art / eines seltenen Verhaltens sein! Dann ist es aber nicht (nicht zwangsläufig) kreativ und ästhetisch.
Es gibt eine Reihe weiterer Aspekte zu diesem Thema, z.B. wann ist eine Art etwas Besonderes? Würde der "Seltene Art-Bonus" für O. uncatus auch in Frankreich gelten? Ich halte mich weiterhin an meinen eingangs genannten Leitsatz und versuche die ästhetische Komponente zu betonen. Andere Fotos gehören beim Hochladen in die Kategorie "Dokumentation". Man kann diese Diskussion noch lange fortführen, vielleicht beim Nordlichter-Treffen?
Einen lieben Gruß von S-H nach HH
Jens
Wenn mein Kommentar ein 'Aufsatz' ist, was ist dann DEINER?? ) Danke für die ausführliche Antwort! Ja, richtig... Du bist ja aber jetzt aus der 'Schreibfaulheit' herausgetreten! Finde ich super!
>>>Mir ist – aus rein fotografischer, nicht aus wissenschaftlicher Sicht – ein gutes Foto einer Allerweltsart lieber als ein mäßiges einer seltenen Art.<<<
Das ist bei mir genau anders herum.
>>>Schön ist es, wie man ein gutes Foto einer seltenen bekommt<<<
Da treffen wir uns dann von zwei verschiedenen Seiten kommend gemeinsam beim 'Spitzenbild' )
>>>Damit ist der "Seltene Art-Bonus" weg<<<
Ich finde das ist er nicht! Es gibt immer Stellen an denen man seltenere Arten einfach fotografieren kann. Selten ist die 'Große Zange' ja auch eher in Mitteleuropa. Das ist auch unerheblich, denn in einem Foto-Forum ist eines für mich wichtiger, als dass es eine seltene Art (im Sinne von gefährdet) ist: Es ist das SELTENE FOTO! Diese Foto ist ein selteneres Foto, denn man muss die Art erstmal kennen (ich möchte keine Prognose wagen, aber wieviele hier kannten sie vorher....), dann muss man wissen wo und wie und wann sie vorkommt. In diesem Fall muss man am besten den von Dir erwähnten Bach kennen. Ich kenne ihn nicht und war auch noch nicht zur passenden Zeit am passenden Ort, um sie life erleben zu können (was für mich ohnehin wichtiger ist als ein Foto zu machen, aber da bin ich halt anders als viele Fotografen). Es ist dagegen (fast) egal an welches Gewässer ich mich begebe. I. elegans finde ich dort schnell. Und meiner Erfahrung nach ist ein Foto nicht sonderlich aufwendig oder schwierig. Daher gibt es auch so viele Fotos von Gr. Pechlibellen und wenige von der 'Großen Zange'... meine Meinung...
Du hast natürlich recht, dass Aeshna cyanea dagegen sehr schwierig abzulichten ist. Wie gesagt: Was für mich der 'Reiz' am Begriff 'Motiv' ist, ist das seltene Foto. Eine seltene Art KANN es dazu machen, muss es aber nicht zwangsläufig! Mir fällt jetzt nur ein eher unpassendes Beispiel ein: Spitzmaulnashörner. Die sind ziemlich selten (im Sinne von global in ihrem Bestand gefährdet und nicht individuenreich). Dennoch gibt es unzählige hervorragende Wildlife-Ausnahmen von ihnen. Im Gegenzug kenne ich unglaubliche Aufnahmen von Allerweltsarten. Das ist dann aber gewöhnlich verbunden mit einem außergewöhnlichen Verhalten. Dieses Beispiel habe ich (glaube ich) im selben Zusammenhang schon einmal erwähnt: Ein fischfangendes Rotkehlchen!
Selten ist für mich die abgelichtete Szene, nicht unbedingt die Art (das macht es aber 'einfacher'... ). Auch schwierig muss es nicht gewesen sein! Der besagte Fotograf des fischenden Rotkehlchens saß nur 'gewöhnlich' an, um Eisvögel zu fotografieren und dann 'knallt das Rotkehlchen da einen raus' - unschlagbares Glück! So ein Foto zu reproduzieren wird vermutlich kaum gelingen (DAS ist in diesem Zusammenhang für mich 'schwierig').... und ebenso 'schwierig' ist es Dein wunderschönes Bild hier zu reproduzieren...
---Aufsatz Ende--- )
Ich hoffe ich konnte meine 'andere Sicht' der Naturfotografie ein wenig 'erhellen'. So bringt mir Forum auch Spaß!! Danke Dir!
Gruß, Thorsten
PS: Bist Du nicht Lehrer? Nicht, dass ich jetzt noch Noten für die 'Aufsätze' bekomme.... ))
Gruß
Jens
Du hast Recht, wenn du erwartest, dass die fotografischen Ergebnisse bei Ischnura elegans, Coenagrion puella oder einer anderen häufigen Art besser sein sollten als bei den seltenen, die man erst einmal finden und an die man herankommen muss. Die Chancen zu einem guten Foto stehen bei den seltenen Arten natürlich schlechter. Allerdings muss auch Ischnura elegans erst mal gut in Szene gesetzt werden, und das setzt fotografischen Sachverstand voraus!!! I. elegans sitzt meistens fast senkrecht an Binsenstängeln – wie soll es da ein gutes Foto geben? Auch Aeshna cyanea ist sehr häufig, fliegt aber meistens herum – wie soll man da zum Schuss kommen? So muss ich die Erwartung, dass es von häufigen Arten auch bessere Bilder geben muss, doch ein wenig einschränken. Mir ist – aus rein fotografischer, nicht aus wissenschaftlicher Sicht – ein gutes Foto einer Allerweltsart lieber als ein mäßiges einer seltenen Art. Schön ist es, wie man ein gutes Foto einer seltenen bekommt ...
Und die Große Zange? Sie ist an passenden Gewässern im westmediterranen Bereich ganz gut vertreten, so auch an dem Bach, an dem ich sie fotografierte. Ich bin dort schon ca. 10x in den letzten 15 Jahren gewesen, weil es an diesem (übrigens sehr bekannten) Bach gute Fotobedingungen gibt. An so manchen anderen Bächen kommt man an die "Große Zange" nicht so leicht heran, hier geht's gut – aus bestimmten Gründen. Ja, es passiert so sogar, dass sich eine "Zange" auf das Knie, die Schulter oder eine etwas hellere Stelle im Kopfhaar setzt, während man eine andere fotografiert! Die Annäherung ist also kaum ein Problem. In der Tat kenne ich nur wenige Libellen, die derart kooperativ sind. Damit ist der "Seltene Art-Bonus" weg. Schwieriger wird es schon mit der Bildgestaltung: O. uncatus sitzt (ebenso wie O. forcipatus) sehr gern auf Steinen im Bachbett. Wie sieht denn das aus? Der obere Rand des Steins bedeutet meistens eine unschöne Grenzlinie zwischen sich und dem blauen oder gelben Hintergrund (wg. des sandigen Bodens) - vom im Licht flimmernden Wasser, das Blendenflecken verursacht, ganz zu schweigen. Tiere auf Steinen scheiden also in der Regel aus. (Ausnahmen! Ich habe noch ein nettes Bild von O. forcipatus unguiculatus, der auf einem Stein sitzt, im Ärmel.) Dann gibt's die Tiere, die auf gelbgrauen Schilfhalmen (abgestorbene aus dem Vorjahr) sitzen. Sieht meistens auch nicht gut aus, zu gerade und vor allem viel zu hell! Dann bleiben noch sehr wenige "Zangen" übrig, die woanders sitzen: auf abgeknickten Binsenstängeln (zu gerade = zu langweilig) und schließlich auf Brombeerzweigen, wie in diesem Fall. Es muss aber noch der HG stimmen. So reduziert sich die Anzahl der fotografisch verwertbaren Situationen doch sehr stark!
Ansichten von vorne mag ich sehr gern und habe auch bereits eine Reihe von Beispielen hier im Forum vorgestellt. Bei O. uncatus sieht das weniger gut aus, denn er hält die Flügel meistens mehr oder weniger waagerecht. Was füllt den oberen und den unteren Teil des Bildes? Bei S. pedemontanum war das ganz anders, die Art zeigt eine traumhafte Flügelstellung! Alles andere als eine Frontalaufnahme wäre unpassend gewesen.
Nochmals vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar! Ein derartiger Gedankenaustausch im Forum macht Spaß!
Gruß
Jens
Aber )) - Das ist natürlich nur meine Meinung...!
Nun... ich weiß es ja eigentlich nicht, vielleicht fliegen einem die 'Großen Zangen' ja z.Z. in Südfrankreich 'um den Kopp'... glaube ich aber nicht!
Deshalb möchte ich zu diesem Foto gratulieren! (Das ist kein Geschmeichel, sondern meine ehrliche Empfindung bei diesem Bild).
Ich sehe keinen kleinen Mangel im präsentierten Bild und schließe mich dem Dank von Sven an! )
... und... 'Ärmel'???... sicher noch so das ein oder andere drin... ) Bin gespannt!
Gruß, Thorsten
Deine Art, uns Arten und Situationen zu präsentieren, die ich sonst nicht zu sehen bekomme, schätze ich sehr!
Jens, dafür vielen Dank!
Sven
..naja und hier ist dieses Bild auch viel wichtiger als ein Kommentar!