Nördlinger Ries
© Philip Klinger
Eingestellt: | 2009-07-19 |
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PK © | |
Hallo zusammen! Der Grund für meine Inaktivität im Forum am Wochenende war, dass ich gestern und heute auf geologisch-geomorphologischer Exkursion im Nördlinger Ries war. Das Nördlinger Ries ist ein 15 Mio. Jahre alter Meteoritenkrater mit einem Durchmesser von ca. 25km und trennt konventionell die Fränkische von der Schwäbischen Alb. Der Meteorit war schätzungsweise maximal 1km im Durchmesser und aus Stein, weswegen von ihm kaum Spuren übrig sind (bis auf ganz minimale Spuren von Metallen). Er schlug mit etwa 20km/s auf, was zu einer Energiefreisetzung in der Größenordnung von ungefähr 250.000 Hiroshima-Bomben führte. Er durchschlug den mehrere hundert Meter mächtigen Stapel von mesozoischen Sedimenten, sodass im Kraterinneren heute kristalline Gesteine an der Oberfläche liegen (die allerdings mehr oder weniger pulverisiert wurden), die man eigentlich erst viel weiter östlich im Fichtelgebirge und Bayerischen Wald findet. Das Zurückfedern der Gesteine nach dem Aufprall (der Prof verglich es immer sehr anschaulich mit dem Zurückschwappen von Wasser, wenn man einen Stein rein wirft) schleuderte riesige Mengen zum Großteil aufgeschmolzenen Materials in die Luft. Einige kleinere Teile wurden bis zu 200km weit verfrachtet, der Großteil der Glutwolke sank kurz darauf wieder zu Boden und formte das extrem seltene Gestein Suevit, das nur unter den hohen Temperatur- und Druckbedingungen (10 Mio. bar!) eines Meteoriteneinschlags entstehen kann. Die kraterrandlichen Kalkschollen, die nicht direkt getroffen und aufgeschmolzen wurden, wurden nach außen weg geschoben und umgewälzt und formen die so genannte Bunte Brekzie (bunt, weil alles was so an Gesteinen in der Region vorkommt bunt durcheinander gewirbelt ist), die von der Fazies, also den Gesteinseigenschaften her, einem glazialen Geschiebe ähnelt (angerundete Blöcke, alle Korngrößen, unsortiert). Daher wurde auch eine Zeit lang die Theorie verfolgt, das Ries sei irgendwie durch einen Gletscher entstanden, was natürlich Quatsch ist. Eine klimatische Besonderheit des Ries konnte ich heut am eigenen Leib erfahren. Dadurch, dass es ca. 100-150m tiefer als die umgebende Albfläche liegt, sinken die Luftmassen im Ries ab, was üblicherweise zu Wolkenauflösung führt. Um das Ries herum war es heute fast den ganzen Tag sehr stark bewölkt, aber über dem Ries hielt sich beständig ein kreisrundes, wolkenfreies Loch mit blauem Himmel und Sonne. Man mags kaum glauben, wenn man es nicht selbst gesehen hat. Im Vergleich zu seiner Umgebung hat das Ries eine etwa 1°C höhere Jahresmitteltemperatur und eine längere Sonnenscheindauer. Heute ist das Ries mit mehreren Ortschaften dicht besiedelt und wird intensiv landwirtschaftlich genutzt. Daher habe ich etwas überlegt, ob ich das Foto einstellen soll. "Natur" ist darauf wohl keine mehr zu sehen. Zudem leidet es unter der Komprimierung und das Gras im Vordergrund ist auch nicht scharf, weil ein straffer Wind wehte. Dazu war die Tageszeit zum fotografieren auch nicht ideal. Aber da ich die Begleitumstände so enorm interessant finde, habe ich mich trotz der Gegenargumente dazu entschlossen und es halt mal unter "Dokumentarisches" eingestellt. Vielleicht interessieren ja jemanden meine Ausführungen Beste Grüße, |
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Technik: | Pentax K10D mit FA43/1,9 limited Panorama aus 3 Aufnahmen, freihand |
Fotografischer Anspruch: | Dokumentarisch ? |
Natur: | Beeinflußte Natur ? |
Größe | 381.5 kB 1804 x 520 Pixel. |
Ansichten: | 697 durch Gäste1524 im alten Zähler |
Schlagwörter: | alb fraenkische krater meteorit noerdlinger ries schwaebische |
Rubrik Landschaften: |
Guten Morgen ihr beiden!
Danke für eure Kommentare, es freut mich, dass das Foto bzw. der Text auf Interesse stößt.
@Christoph: Franz hatte unter irgend einem seiner tollen Panoramen mal den Tip mit Strg +/- gegeben, damit kann man die Darstellung des Browsers verkleinern und kriegt dann das ganze Pano auf den Bildschirm.
@Henner: Da es eine geologische Exkursion war, waren wir auch immer wieder in irgendwelchen Steinbrüchen und Aufschlüssen unterwegs. U.a. auch an Stellen, an denen man die von dir genannten Flädli findet, was in meiner Ausführung oben dem Suevit entspricht.
Beste Grüße,
Philip
Danke für eure Kommentare, es freut mich, dass das Foto bzw. der Text auf Interesse stößt.
@Christoph: Franz hatte unter irgend einem seiner tollen Panoramen mal den Tip mit Strg +/- gegeben, damit kann man die Darstellung des Browsers verkleinern und kriegt dann das ganze Pano auf den Bildschirm.
@Henner: Da es eine geologische Exkursion war, waren wir auch immer wieder in irgendwelchen Steinbrüchen und Aufschlüssen unterwegs. U.a. auch an Stellen, an denen man die von dir genannten Flädli findet, was in meiner Ausführung oben dem Suevit entspricht.
Beste Grüße,
Philip
Guter Tip, wieder was gelernt, Danke!
Grüsse, Toph
Hallo Philip, Dein Bild vermittelt eine friedliche Weite, die nichts von der unglaublichen Dramatik der Entstehung ahnen lässt, die Du uns da schilderst...
Ein absolut schönes Panorama (das bei mir und vermutlich den meisten anderen nicht auf den Schirm passt), und ein lehrreicher Begleittext.
Starker Beitrag!
Beste Grüsse, Toph
Hallo Philipp,
das Nördlinger Ries gehört zu meinen Lieblingslandschaften, die ich gerne besuche.
Der Bildaufbau von links unten nach rechts oben gibt dem Bild Tiefe. Ich denke du hast aus dem Moment das beste gemacht.
das Nördlinger Ries gehört zu meinen Lieblingslandschaften, die ich gerne besuche.
Der Bildaufbau von links unten nach rechts oben gibt dem Bild Tiefe. Ich denke du hast aus dem Moment das beste gemacht.
Die Entstehung des Rieses ist mir bekannt. Hatte meine Tochter mal dazugebracht ein kleines Refrat darüber in der Schule zu halten.
Zur Vorbereitung hatten wir einige Steinbrüche aufgesucht und dort sogenannte 'Flädli' als Anschauungsmaterial einzusammeln.
Das sind geschmolzene Gesteinsbrocken, die zwar hochgeschleudert wurden, aber nicht weit flogen, sondern wieder im Ries landeten und dabei eine Fladenform annahmen.
Gruß Henner