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Ich machte, so für mich, einen Jahresrückblick, aber dann interessierte ich mich dafür, wie es anderswo läuft, und dann schweifte mein Blick über diverse Foren mit der Möglichkeit, Bilder zu kommentieren / diskutieren.

Der Blick auf die Zahlen ist seit Jahren frustrierend, denn sie sind schlecht.

Die Kerndaten

2024…

  • war das erste Jahr, seit 2007, mit unter 10000 neuen Bildern. 9594 waren es.
  • war das erste Jahr, seit 2005, mit unter 500 aktiven Benutzern. 480, um genau zu sein.
  • war das Jahr mit geringsten Zahl neuer Benutzer seit 2004, jedenfalls wenn wir die Fake-Anmeldungen von Spammern nicht mitrechnen.
  • war auch das Jahr mit dem kürzesten Kommentaren. Mit Abstand. Sowohl bei Mittelwert, Median, 25%, 75% und 90% Percentil.

Das sind die Fakten, und die Aussichten sind nicht schön.

Da stellt man sich als Betreiber natürlich Fragen. Woran liegt es, was könnte man besser machen, und wäre es nicht langsam Zeit, Anderen Platz zu machen? Das bleibt einfach nicht aus.

Nur… wie läuft es eigentlich anderswo?


Die Fotocommunity hat für 2015 von bis zu 98 Millionen Seitenauslieferungen im Monat berichtet (Mediendaten für Werbekunden, ausgegraben via archive.org).
Für 12/2020 berichtete sie von 30 Millionen, und für 12/2023 von 7 Millionen. Das muss nicht kritisch sein, aber gut es eben auch nicht.

Zum Vergleich:

2016-01 2.3 Millionen Total Visits (similarweb via archive.org)
2024-09 1.4 Millionen Total Visits (similarweb)
2024-10 1.3 Millionen Total Visits (similarweb)
2024-11 1.2 Millionen Total Visits (similarweb)

Similarweb hat's irgendwann nach 2019 geschafft, archive.org praktisch zu blocken. Deshalb ist da diese Riesenlücke.

View Fotocommunity? 2019 eingestellt. Auch die Zeitschrift, deren Ableger diese Fotocommunity war, wurde 2023 eingestellt.

Chip Fotowelt? 2015 eingestellt. Die Zeitschrift drumherum? -83 Prozent Auflage seit 2003.

Die alle laufen bzw. liefen also nicht gut. Vielleicht ist das ja ein deutsches Phänomen?


Schauen wir uns mal 500px an. Ja, ich weiß, das wollen heute so einige nicht mehr kennen, aber 500px war mal heißer Scheiß, und so lange ist das gar nicht her.
Nun veröffentlicht der Laden Zahlen über sich ziemlich sparsam, aber das ist eher eine Herausforderung als ein Hindernis.

2015-10: >65M Fotos, >6M Fotografen (https://web.archive.org/web/20151101083310/https://about.500px.com/press/)
2016-09: >80M Fotos, >8M Fotografen (https://web.archive.org/web/20161107223656/https://about.500px.com/press/)
2017-01: >100M Fotos, >9M Fotografen (https://web.archive.org/web/20170501030510/https://about.500px.com/press/)
Seitdem herrscht da Datensparsamkeit. Und die Zahlen kann man glauben oder auch nicht. Ich hatte damals Zweifel, ich habe auch heute noch welche.

Aber es gibt noch andere Quellen, nämlich Alexa und similarweb:

2016 19.8 Total Visits im Monat (Februar) similarweb via archive.org
2016 18.5 Millionen Sessions im Monat Alexa aus meinem Archiv.
2017 17.9 Millionen Sessions im Monat Alexa aus meinem Archiv.
2018 19.5 Total Visits im Monat(Januar) similarweb via archive.org
2018 12.8 Total Visits (Juni) similarweb via archive.org
2019 11.5 Total Visits (April) similarweb via archive.org
2024 3.1 Total Visits (Nov.) similarweb

Auch 500px geht es nicht wirklich gut - jedenfalls in der ursprünglichen Funktion als Online-Community. Die Bildagentur… keine Ahnung.

Flickr?

2009 404Millionen Sessions im Monat (Alexa aus meinem Archiv)
2013 244Millionen Sessions im Monat (Alexa aus meinem Archiv)
2017 119Millionen Sessions im Monat (Alexa aus meinem Archiv)
2019-04 96Millionen monatliche Total Visits (similarweb via archive.org)
2020-01 71Millionen (dieselbe Quelle)
2024-11 47Millionen (similarweb)

Die Zahlen sind tief gefallen, aber vielleicht jetzt stabil - wenn man "in 5 Jahren nur um 50 Prozent gefallen" als "stabil" interpretiert, was angesichts der Lücken in den Daten ein bisschen sehr spekulativ ist.

gurushots? Das ist zwar mehr Gaming als Fotografie, aber egal…
2019-04: 3,37 Millionen Total Visits laut similarweb und archive.org.
2024-11: 0,94 Millionen Total Visits laut similarweb.

instagram:
2019-04: 3,2 Milliarden Total Visits laut similarweb via archive.org.
2024-11: 5,9 Milliarden Total Visits laut similarweb
Ja, das ist ein völlig anderer Markt.

Noch ein weiterer Datenpunkt: Sowohl die FC, 500px und Flickr suchen gerade nicht nach Personal.

Nun zu den Foren für Naturfotografie, für die ich leider bei archive.org keine archivierten Trafficdaten fand.

Similarweb hat derzeit folgendes für den Zeitraum 2024-09 bis 2024-11, in monatlichen Total Visits:
Naturephotographers.network: 8100 bis 14400.
Makro-Forum: 7400 bis 9300.
Naturfotografen-Forum: 49200 bis 66900 (September: 49200, Oktober und November über 66000)
Ich traue diesen Zahlen nicht richtig über den Weg:
- Es sind Hochrechnungen, und die sind um so unzuverlässiger je kleiner die Datenbasis ist.
- Auch das Verhältnis zwischen NPN und NF glaube ich nicht richtig. Für mein Gefühl stimmt das so nicht.
- und dann passen diese Zahlen nicht zu meinen Statistiken und auch nicht zu den Trafficstatistiken des Hosters (2,215 TB im September, 2,203 TB im Oktober, und 2,150 im November).

Also brauchen wir andere Zahlen.

Das Makro-Forum hat keine öffentlich sichtbaren Statistiken, aber mein Eindruck - als total Außenstehender - ist, dass die eine ähnliche Entwicklung durchmachen wie wir (vielleicht eine etwas Schlechtere, vielleicht auch nicht), und ein erster Kontakt zum Team dort bestätigte den Eindruck.
Um überhaupt Zahlen zu bekommen, habe ich die Bilder in der Galerie durchgezählt:
2014: 3013 Bilder
2015: 2405 Bilder
2023: 1784 Bilder
2024: 1447 Bilder
Wenn 2014 und 2024 typisch sind, wäre es eine Abnahme um knapp 52 Prozent in 10 Jahren.
Wenn 2015 und 2023 typisch sind, wären es minus 26 Prozent in 8 Jahren.
Gut geht es denen auch nicht, aber nicht so elend wie gewissen anderen Diensten.

Naturephotographers.network: Auch die haben keine öffentlichen Statistiken. Die bestmögliche Quelle, der Betreiber, schrieb mir, dass die Beteiligung dort auch nachgelassen hat.
Aber weil ich halt Zahlenfetischist bin, habe ich die Discourse-API (NPN basiert auf discourse) mißbraucht, und ein paar Zahlen über die drei größten Kategorien gesammelt:

201920202021202220232024
avian 111711391216 866 8921113
landscape 16111389150012811134 908
macro 251 439 486 363 351 346

Diese Zahlen mit denen der alten Site, vor dem Relaunch, zu vergleichen, wäre ziemlich aufwändig und eher sinnlos, weil alt und neu sich stark unterscheiden.

Die Zahlen sind nicht gewaltig gefallen, aber sie sind gefallen - gegenüber 2019 immerhin um 20%, Pi mal Daumen.
Zum Vergleich: unsere Uploadzahl hier ist seit 2018 um 20% gefallen (12000 gegen 9600) [2019 war bei uns besser, und ein Ausreißer aus der Tendenz]

Natur-Portrait ist leider tot, whytake ist schon lange tot, und, ja, alle Neugründungen waren Rohrkrepierer.

Das alles beweist, meiner Meinung nach, dass die Entwicklung hier ziemlich gut ist, wenn man sie mit den großen Läden vergleicht, und dass sie auch nicht schlechter, eher ein bisschen besser, als die der anderen Foren für Naturfotografie ist. "Gut"? Nicht wirklich, nur relativ gesehen.

Das heißt auch, dass man anderswo keine tollen Konzepte klauen könnte.


Aber warum ist das so gekommen? Es wird doch mehr fotografiert als je zuvor. Naturfotografie ist auch nicht uninteressanter geworden.

Moment. Naturfotografie ist vielleicht nicht uninteressanter geworden - aber sie interessiert weniger Menschen. Google Trends über das Thema Naturfotografie:

Google Trends für das Thema Naturfotografie
(Quelle)

Ja, Google Trends ist nicht die alleinige Wahrheit, aber den Trend glaube ich. Und im Onlinebereich ist Google Trends tatsächlich eine Wahrheit.

Aber es gibt noch andere Einflüsse. Einer von denen ist der völlig ruinierte Kameramarkt:

Digitalkameraverkäufe in Deutschland -Stückzahlen
(Quelle)

Wo nicht viele Kameras verkauft werden, wird auch wenig mit Kameras fotografiert.

Smartphones? Ja, damit wird mehr fotografiert. Die Bilder landen nur nicht hier. Das ist auch ein anderes Fotografieren mit anderen Problemen dabei. Und auch anderen Resultaten.
Wer eine kleine Spiegelreflex hatte, mochte auf den Gedanken kommen, sich dazu ein paar Optiken mehr zu kaufen. Aber niemand kauft sich ein 600er-Tele für die Vogelfotografie mit dem Smartphone - und auch kein 100-400.

Ach ja, es ist nicht unbedingt ein Wunder, dass der Höhepunkt der Nutzungszahlen hier in den Jahren 2010 und 2011 lag: das war nämlich kurz bevor die Verkaufszahlen von Digitalkameras in Deutschland einbrachen.

Ein anderer Grund: $$$ bzw. €€€.

Wer heute noch kein System sein eigen nennt, hat einen höheren Widerstand zu überwinden als vor 20 Jahren, um
600/4.0 für 14000€. 90er Makro für 1400€. Sogar die 70-200/4 haben sich im Preis verdoppelt. Von den höherwertigen Kameras nicht zu reden.
Die Entwicklungen der Löhne und der Lebenshaltungskosten haben da nicht ganz mitgehalten - vorsichtig formuliert.

[Spart euch Hinweise auf 600/11 oder ähnliche Dinge. Eine 11er Offenblende ist möglicherweise für irgendetwas nützlich, aber bestimmt nicht für miese Lichtverhältnisse oder lebende Motive]

Dann sind da noch die Preise für Automobile, die ja bekanntlich auch nicht ins Bodenlose gefallen sind.
Man kann zwar mit dem ÖPNV sein Stativ, sein 600/4.0 und einen Rucksack zum Ziel bringen, aber das tut praktisch niemand (abgesehen davon kommt man dann in vielen Bereichen nur im Winter rechtzeitig zum Sonnenaufgang zum Ziel).
Das ist auch noch ein Widerstand.

Die für Vogelfotografie noch so ungefähr geeigneten Bridge-Kameras sind vom Markt verschwunden - oder seit ewigen Jahren nicht mehr verbessert worden. Mit der einen Ausnahme der FZ82, aber 1200/5.9 mit 1/2.3"-Sensor? Was soll das?

Wo sind die preisgünstigen, tauglichen Kameras für Einsteiger? Ja, ich weiß, die sind der Arroganz der Kamerahersteller zum Opfer gefallen, die margenschwache Segmente freiwillig verließen, und tatsächlich ernsthaft annahmen, dass viele Kunden den Sprung vom Smartphone zum mehrere tausende Euro teuren und mehrere Kilogramm schweren Kamerasystem wagen würden. Weil die Kunden sich ja gerne total umgewöhnen und so.
Und wo sind die leichten Kamera? Ein gewisser Teil der Menschheit hat nicht gerne schwere Geräte in den Händen, sondern zieht Kameras von unter 750 Gewicht vor…

Egal, ich werde hier jetzt keinen langen Rant über die Idiotie der Kamera- und Objektivhersteller beginnen schreiben.

Also zurück zum Thema "Warum sind die Zahlen hier eingebrochen":

(1) Naturfotografie interessiert nicht mehr so sehr. (2) Kaum jemand kauft Kameras. (3) Die rein finanzielle Einstiegsbarriere ist hoch.

Das erklärt auch die Demographie im Forum, weshalb ich mir darüber relativ wenig Gedanken mache.


Das zu der häßlichen Seite der Zahlen. Es gibt auch eine Andere.
Und die ist, dass das Engagement der Leute, die hier sind, tatsächlich zwei Jahre in Folge gestiegen ist - wenn man die Zahl der Bilder oder Kommentare pro Aktivem als Maßstab nimmt.

Engagement

Das ist eine gesunde Entwicklung.
Versteht mich nicht falsch: Das sind keine Anzeichen eines gewaltigen Aufschwungs. Es sind mögliche Anzeichen dafür, dass die Talsohle bald erreicht sein könnte. Irgendwo ist nämlich eine - Kameras werden nicht ganz vom Markt verschwinden.

Das war eine Prognose für uns, für das Forum hier. Ich mache keine Prognosen für andere Systeme.


Dass Plattformen zum Diskutieren von Bildern in einer Nische existieren wissen wir natürlich alle schon lange, auch wenn das nicht oft gesagt wurde und niemand gerne hörte. Aber ich glaube, wir haben uns lange darüber getäuscht, wie klein diese Nische wirklich ist. Geht noch mal auf den Statista-Link da oben, um eine Idee zu bekommen.

Zur Einordnung: auf der technischen Seite der Welt haben wir eine Zykluszeit von drei Jahren. Nach drei Jahren ist ein neuer heißer Scheiß auf dem Markt.
Internetdienste wachsen ein paar Jahre, bleiben ein paar Jahre, und versinken dann wieder, schnell oder langsam, in der Bedeutungslosigkeit. Ich wäre nicht überrascht, wenn da auch die drei Jahre eine Rolle spielten.

Foren sind kein heißer Scheiß. Online-Communities sind kein heißer Scheiß (ja, das gilt auch für Facebook und so). Beide Konzepte sind ein paar technische Generationen alt.

Die Entwicklung der Foren und Online-Communities in den 0er-Jahren wurde am Anfang befeuert vom Versterben der alten, geschlossenen Onlinedienste (good riddance), und über die drei Jahre hinaus verlängert durch die gewaltige Zunahme der Internetbenutzer.
Die Foto-Foren sind dabei besonders gewachsen, weil in der Zeit die Digitalfotografie geradezu explodierte. Es ist nicht unbedingt ein Wunder, dass wir den Höhepunkt der Nutzungszahlen hier in den Jahren 2010 und 2011 hatten - das war auf dem Höhepunkt der Verkaufszahlen von Digitalkameras in Deutschland.

Viele von uns, auch ich, neigen dazu, diese alten Zeiten als Maßstab zu nehmen, aber das sind sie nicht - das gewaltige Wachstum war ein Überschwang und nicht substantiell.

Das heißt nicht, dass die Foto-Diskussionsplattformen aussterben müssen. Sie sind Nischenprodukte (was nicht schlimm ist), und werden entsprechend agieren müssen.

Dabei helfen uns hier die relativ weit gefassten Begriffe von Natur und Naturfotografie, und eine gewisse Toleranz für Bilder, die an den Grenzen kratzen. Das alles half auch über zu optimistische "Marktanalysen" hinweg. Denn ich wusste zwar, dass der Kameramarkt eingebrochen ist, aber das Ausmaß hatte ich nie richtig verinnerlicht. Dass die Naturfotografie insgesamt weniger Menschen interessiert, habe ich auch gewusst, aber das Ausmaß… nein, nicht mal im Ansatz. Ich hab' das alles zu persönlich genommen statt es mal global zu betrachten.
Fehler passieren.


Damit will ich nicht sagen, dass wir hier nichts ändern sollten oder müssten. Zumindest sollten wir es versuchen, auch wenn wir damit auf die Nase fallen könnten, auch wenn wir dabei Arbeit in den Sand setzen. Die Bildbesprechungen zum Beispiel. Vielleicht ein bisschen mehr Social Media - soweit es nicht auf die Nerven geht (gerade das ist ein Balanceakt).

Und wir sollten auch mal alte Zöpfe abschneiden.
Features, die vor sich hingammeln, kaum benutzt und noch weniger gepflegt werden. Die Gebietsliste… die Artenliste (ich glaube, die Leute, die das wollten, sind eh nicht mehr dabei), die Linkliste (die pflegt einfach niemand). Ich bin nicht gerade schnell damit, alte Arbeit weg zu werfen, aber ich glaube, es wird Zeit.
Oder diese Checkboxen im Uploadprozess… HDR (es weiß doch eh keiner, welche Techniken die Vollautomatiken im Graphikprogramm benutzen), Stempeln (angeblich wird bei 4,5% der Bilder gestempelt, aber das schiebe ich darauf, dass die Leute beim Upload längst vergessen haben, was sie vor drei Monaten bei der Bearbeitung gemacht haben), und zur Abrundung auch noch das Stacking-Flag (das wird praktisch sowieso noch mal und ausführlich in die Technikbeschreibung gepackt - und so sollte das auch sein).

Oder… vielleicht kommen ja auch von euch noch Anregungen. Es wäre schön. Meine Sicht der Dinge ist eine Andere als Eure, weil ich eine andere Rolle habe - und außerdem ist es möglich, sogar wahrscheinlich, dass ich betriebsblind bin. Das liegt in der Natur der Sache.

Gruß, Uwe

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