Eingestellt: | 2021-12-01 |
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Aufgenommen: | 2021-07-08 |
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Für Wolf schreibe ich in Gedenken eine letzte Doku mit großem Dank für die zahlreichen Informationen, die er uns gegeben hat. Wolf hatte auch sehr gute botanische Kenntnisse und hat mich immer sehr ermutigt und weitere Informationen ergänzt, wenn ich zuweilen eine Pflanzendokumentation verfasst habe. Hier nun meine Doku in Gedenken an Wolf aber der Inhalt ist für alle, die es interessiert, gedacht: Es geht um Johanniskräuter. Ich habe sie ausgewählt, weil sie beginnnen zu blühen, wenn die Tage am längsten sind und es viel Licht gibt... und viel Licht wünsche ich allen nicht nur für die Fotografie. Der Gattungsname "Hypericum" rührt von gr. hypereikon = über der Heide wachsend, her. Diese Deutung ist aufgrund der Standorte vieler Johanniskraut-Arten plausibler als die Namensherkunft von "hyper eikon" = über jede Vorstellung, jedes Bild gehend, was die grosse Heilkraft der Pflanze Hypericum perforatum = Tüpfel-Johanniskraut ehren soll. Das Tüpfel-Johanniskraut sollte vor dessen Sammlung zu Heilzwecken von den anderen heimischen Johanniskraut-Arten sicher unterschieden werden können, weil andere Arten im Inhaltsstoffspektrum stark abweichen oder auch seltenere Arten in ihren Beständen zu stark durch Wildsammlung verringert werden würden. Der Namens-Zusatz "Tüpfel" oder "perforatum" bezieht sich zwar auf die Laubblätter mit hellen, durchscheinenden Drüsen (und schwarzen Drüsen am Rand), aber genau das Merkmal findet man zuweilen auch beim eleganten Johanniskraut und beim Vierflügel-Johanniskraut. Es sieht wirklich aus, als wären die Blätter durchlöchert, wenn man sie gegen das Licht hält. Eigentlich erkennt man die verschiedenen aufrecht wachsenden Johanniskraut-Arten (das niederliegende und das Sumpf-Johanniskraut schmiegen sich am Boden an) sachgemäß auch nach wissenschaftlichen Bestimmungsbüchern an ihren Kelchblättern. Man schaut zunächst, ob sie am Rand der kleinen grünen Kelchblätter schwarze Punkte aufweisen, oder ob sie am Rand fehlen, denn bei der Heilpflanze "Tüpfel-Johanniskraut" fehlen die schwarzen Punkte am Rand. Zu den Johanniskraut-Arten mit schwarzen Punkten am Rand der Kelchblätter gehören zum Beispiel: das behaarte Johanniskraut (Hypericum hirsutum, siehe im Bild oben, mit ZR und Raynox Nahlinse D-250) Hier mal ein weniger stark vergrössertes Foto von der Art für die Größenrelation und eine Vorstellung, wie nah man an die Blüten heran gehen muss, um die Punkte der Kelchblätter überhaupt zu sehen: das schöne Johanniskraut (Hypericum pulchrum): oder das elegante Johanniskraut (Hypericum elegans): Zu den Johanniskräutern ohne Punkte am Rand der Kelchblätter (schwarze Punkte befinden sich aber häufig mitten auf den Kelchblättern, nicht aber am Rand) gehören: das Tüpfel-Johanniskraut (Hypericum perforatum), auch zuweilen Echtes Johanniskraut genannt, das man auch arzneilich verwendet. Es kann trockene und feuchte Standorte akzeptieren. das gefleckte Johanniskraut (Hypericum maculatum), das als Verfälschung für das Tüpfel-Johanniskraut ausgeschlossen werden muss. Es mag gerne feuchte Standorte. Es hat breite Kelchblätter, die kürzer sind als der Fruchtknoten zur Blütezeit, sie sind deutlich kürzer als beim Tüpfel-Johanniskraut: Es gibt noch das Vierflügel-Johanniskraut, bei denen die Kelchblätter ähnlich aussehen wie bei dem gefleckten Johanniskraut, nur laufen am Stängel 4 kleinere blattartige Lappen entlang. Das Berg-Johanniskraut (Hypericum montanum) mit schwarzen Flecken am Rand der Kelchblätter habe ich ebenfalls noch nicht gefunden, denn ich reise recht selten so weit (und die Standorte, bei denen im Sauerland auf Hypericum montanum hingewiesen wird, beruhen auf einer falschen Art-Bestimmung, der Stängel war behaart und es war das behaarte und nicht das kahle Berg-Johanniskraut!). Es ließe sich noch einiges über die Verwendung vom Tüpfel-Johanniskraut schreiben, wertgebend ist ein Inhaltsstoffmix an: Hypericin (das ist der Stoff, der die Punkte am Rand der Blätter schwarz färbt und die phototoxische Nebenwirkung auf der Haut beim Sonnenbaden verursacht) Hyperforin (es ist verantwortlich für die verminderte Wirkung zahlreicher Medikamente bei gleichzeitiger Einnahme), Biflavonoiden (Amentoflavon, Biapigenin), Flavonoide (hier ist es wichtig, dass das Flavonoid Rutin vorliegt, das die Aufnahme von zahlreichen anderen Inhaltsstoffen ins Blut begünstigen soll, es fehlt bei der im spanischen Galicien vorkommenden Unterart H. perforatum ssp. angustifolium), Procyanidine, ätherisches Öl und Spuren an Xanthonen. Die Johanniskrautpräparate, die in Drogerien, Reformhäusern etc. freiverkäuflich sind, enthalten nur geringe Mengen an Hyperforin, so sind dabei die Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln nicht zu berücksichtigen. Apothekenpflichtige Johanniskraut-Präparate unterscheiden sich in dem Einsatzgebiet, das im Beipackzettel (leichte depressive Verstimmung oder Episoden) angegeben ist, von denen die rezeptpflichtig sind (mittelschwere Depressionen). Das Johanniskrautblütenöl, das nach Einfluss der Sonne durch Umwandlung der Protohypericine zu Hypericinen seine rote Farbe erhält, wirkt auf verschlossenen, spröden Wunden wundheilfördernd oder wird auch zur Massage bei Muskel- und Nervenschmerzen äußerlich eingesetzt. Man sollte nach Auftragen auf die Haut nicht Sonnenbaden oder ins Solarium gehen, da sonst auch phototoxische Nebenwirkungen auftreten können. Sie äußern sich in Rötung aber zuweilen auch Blasenbildung auf der Haut und langfristiger Schädigung der Basalzellschicht der Haut, die sich dann nicht mehr so gut erneuert. Informationen, die sich in neuerer Zeit leider häufen, besagen, dass man Rotöl nicht mehr in die Sonne stellen solle, weil das Hyperforin sonst instabil wäre und sich zersetzt (aber das tut es leider schon, sobald man es in Öl in Lösung bringt und hat mit der Sonneneinstrahlung nichts zu tun) oder weil sonst übermäßig viele Fettsäure-Peroxide entstehen, die auf der Haut reizend wären, was gemäß Analysenzertifikaten aus Apothekenware auch nicht bestätigt werden kann. Lieber Wolf, vielleicht würde Dich das freuen... Du hast die Pflanzen auch geliebt, warst aber weniger kopflastig und hast die Herzen der Menschen erreicht. Dir vielen lieben Dank! |
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Technik: | Olympus E-M10 Mark III, OLYMPUS M.60mm F2.8 Macro 1/40s, F/5.6, ISO 800, 60mm Freihand 0.185m Distanz |
Fotografischer Anspruch: | Dokumentarisch ? |
Dokumentarischer Anspruch: | Ja ? |
Größe | 688.1 kB 1333 x 1000 Pixel. |
Ansichten: | 145 durch Benutzer405 durch Gäste |
Schlagwörter: | johanniskrautjohanniskraut-arten |
Rubrik Glückwünsche, Grüße, Abschied: | |
Serie Informatives über Pflanzen: |
vielen Dank für deine ausführlichen Informationen von den Johanniskraut-Arten.
Viele Grüße
Anne-Marie
jetzt haben sich hier auch einige am Austausch beteiligt und weitere Informationen dazu beigetragen... das hätte Wolf sehr gefreut, aber auch mich!
Habt vielen lieben Dank!
Viele Grüße
Ina
heute Morgen habe ich es jetzt endlich geschafft, diesen informativen Text in Ruhe komplett durchzulesen und die Bilder anzuschauen. Das ist nämlich nichts für mal eben zwischendurch auf dem Handy, das wäre zu schade.
Johanniskraut ist mir zum ersten Mal bewusst begegnet, als ich nachgeschaut habe, auf welcher hübschen Pflanze sich die kleinen Dickkopffalter immer so gerne niederlassen. Als ich dann Johanniskraut las, war ich erstaunt den Namen aus einem Medikament meiner Mutter zu kennen.
Vielen Dank für Deine Mühe und diese tolle Dokumentation, die Wolf sicherlich gefallen hätte.
Liebe Grüße Silke
vielen Dank, dass Du Dich durch die Informationsflut gekämpft hast und Dir dafür Zeit genommen hast.
Mit den Dickkopf-Faltern - das war mir noch nicht aufgefallen, da habe ich wieder etwas gelernt! Vielen Dank für die Ergänzung!
Die Bestimmungsapps versagen manchmal - und solche Dokus mit Bildern können helfen, die Arten durch die Details, auf die man achten sollte, zu bestimmen. Dafür finde ich es auch praktisch, dass man sie im Netz (z.B. hier) beizeiten nachschlagen kann, wenn man nicht ganz sicher ist.
So verstehe ich botanische Dokus...
Es sind auch noch einige Bilder dabei, wo ich noch mit einer ganz leichten Lumix FZ Bridge-Kamera mit Uralt-Sensoren mit wenig Pixeln und auch immer nur im Automatik-Modus (mit dem automatischen Fokus immer kämpfend, während mein lieber Ronnie geduldig wartete) fotografiert habe... aber zum Erkennen der Merkmale reichen sie noch, wenn auch die Kompression die Qualität noch weiter gemindert hat.
LG Ina
habe eben zufällig im Archiv auch noch Foto von Widderchen auf Johanniskraut entdeck. Übrigens auch noch mit der alten FZ gemacht. Diese hübschen gelben Blüten scheinen doch bei Insekten und Schmetterlingen recht beliebt zu sein.
LG Silke
sie sind auch als Pollenpflanzen sehr verlockend für hungrige Bestäuber... und dann auch noch gelb, die Pollenfarbe schlechthin. Da haben gerade Insekten ein Auge für.
Bei uns im städtischen Umfeld kommen weitgehend diese kleinen schwarzen Käferchen auf ihr vor... wenn man die Blüten über Nacht auslegt, ist am nächsten morgen die ganze Fensterscheibe voll.
Wenn Du Dein Foto einfügen möchtest, fände ich das interessant (im Upload-Speicher hoch laden, dann den Url in die Zwischenablage kopieren und in Deinem Kommentar oben in der Leiste das Kästchen img anklicken, den Url kopieren und dann ist es da).
Liebe Grüße
Ina
LG Ina
Klasse!
Er ist auf dem gefleckten Johanniskraut gelandet.
Viele Grüße Ina
Das Widderchen ist das Kleine Fünffleck, Zygaena viciae
Und der Dickkopf ist der Rostfarbige, Ochlodes sylvanus
LG
Peter
vielen lieben Dank für die Bestimmung!
Viele Grüße
Ina
Eine tolle Geste, Ina.
Fällt mir noch ein, das sich dort auch der namensgebende Johanniskreuzkrautbär gerne aufhält, und seine Raupen diese Pflanzen als Kinderstube nutzen.
L.G Stefan
aber Du meinst nicht die "BVB-Raupe" = Raupe des Jakobsgreiskraut-Bärs (habe ich auf der Friesener Warte das erste mal gesehen), die auf Jakobskreuzkraut (=Jakobsgreiskraut, ein Korbblütler und kein Johanniskrautgewächs) sitzt?
Das Jakobskreuzkraut kann man von weitem verwechseln, es blüht auch zur selben Zeit, hat aber tief eingespaltene Blätter und eine gelbe Scheinblüte, die aus vielen kleinen Einzelblüten besteht.
Ich ergänze gleich mal ein paar vergleichende Bilder.
Raupe:
Jakobskreuzkraut (Senecio jacobea)
LG Ina
ich kannte Wolf selber nicht, aber wenn er der herzliche Mensch gewesen, wie es mir aufgrund all der Bilder u. Kommentare zu seinem Gedenken scheint, hätte er sich vermutlich sehr über deine Dokumentation gefreut, die obendrein auch noch uns hier bereichert. Vielen Dank!
Hanno
das ist ja unglaublich, was du uns hier an Informationen und Erklärungen lieferst zu den wunderbaren
Heilpflanzen. Ja...du bist wirklich eine Kennerin deines Fachs! Ich finde es sehr berührend, wie
du das hier alles zum Gedenken an Wolf und so auch für das gesamte Forum ausgeführt hast.
Vielen Dank Ina...
Sei herzlich gegrüsst,
Marion
Gruß angelika
was für eine schöne, aufschlussreiche und hochinformative Doku! Und auch die Fotos zur Veranschaulichung sind sehr interessant.
Eine Arbeit, die Wolf, den Naturburschen, gewiss große Freude gemacht hätte. Und,- er wäre mit Dir bestimmt in ein freundschaftlichen Disput geraten. Weil, es gibt ja noch so Einiges, wo die botanischen Ansichten auseinander gehen.
Vielen Dank für diese tolle Idee, Wolf auf diese Art, mit diesem besonderen Kraut, zu ehren.
Alles Gute auch für Dich! Bleib gesund!
Viele Grüße
Wera