Eingestellt: | 2008-10-01 |
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Ein Paradebeispiel aus dem Themenkreis "Mensch und Natur": Die Purpurschwalbe (Progne subis) - engl. Purple Martin. Ursprünglich war diese fast schwarze Schwalbenart in Nordamerika wohl nicht sehr häufig. Natürliche Brutplätze sind Baumhöhlen, Kaktushöhlen oder Felsspalten. Mittlerweile brütet nahezu die vollständige östliche Population dieser Schwalbenart in künstlichen Nisthilfen, wie in diesem "Martins-house". Es ist in den USA sehr beliebt entsprechende Nisthilfen zu stellen, macht die Art aber auch im hohen Maße abhängig vom Menschen. Bereits vor Eintreffen der Europäer sollen die Ureinwohner angeblich begonnen haben für die Schwalben ausgehöhlte Kürbisse als Nisthilfen aufzuhängen. Das wurde dann konsequent weiter verfolgt. Inzwischen gibt es in den USA zwei Gesellschaften, die sich ausschließlich um diese Vogelart und die Nisthilfen kümmern. Das Ergebnis ist heute, dass einerseits die Schwalbe zum extremen Kulturfolger geworden ist, sie sehr häufig geworden ist, aber die Bestände ohne menschliche Hilfe drastisch zusammenbrechen würden. Andererseits aber auch, dass diese Erfolgsgeschichte Probleme mit sich bringt. So hat der Mensch ja gerade in Nordamerika sehr gerne neue Tierarten eingebürgert (vermutlich war der Bedarf der Europäer da, vertraute Arten auch in der Neuen Welt um sich zu haben). Eingebürgerte Haussperlinge und Stare machen den Schwalben diese künstlichen Nisthilfen streitig und obsiegen oft. Dennoch ist der Bestand der Purpurschwalbe in Nordamerika durch künstliche Nisthilfen in Spheren vorgedrungen, die in die Millionen Brutpaare geht. Sie sind Zugvögel und verbringen den Winter in Südamerika. Auf dem Weg nach Süden sammeln sie sich in horrenden Scharen. So ist es vorgekommen, dass riesige Schwärme auf der Rast in Mexiko dafür sorgten, dass Stromleitungen und Masten unter dem Gewicht der Millionen-Schar zusammenbrachen - was logischerweise die Mexikaner nicht gerade erfreute - also wurden kurzerhand große Mengen der Purpurschwalben "vernichtet"... "Mensch und Natur" halt... bzw. das, was wir daraus gemacht haben: "Plastophile Schwalben", bei vielen beliebt, bei anderen gehasst. Ein "Spielball" menschlicher Interessen, Sympathien und Antipathien. Die Schwalben können nix dafür, sie verhalten sich so, wie sie können und wollen - nur nicht mehr wirklich "natürlich". Gruß, Thorsten |
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Technik: | Hinten links am Rand im Hintergrund: Do not enter Habs von dieser Teichseite digikope fotografiert |
Fotografischer Anspruch: | Fortgeschritten ? |
Natur: | Naturdokument ? |
Größe | 246.6 kB 900 x 675 Pixel. |
Ansichten: | 7 durch Benutzer394 durch Gäste1408 im alten Zähler |
Schlagwörter: | progne subis purple martin purpurschwalbe |
Rubrik Mensch und Natur: | |
Serie Florida-Vögel: | |
Serie Natur und Zivilisation: |
vielen Dank für Eure Kommentare!
@Jens
Naja... abgesehen von Mücken, Zecken und Flöhen (sowie Eurem "dicken und dekadenten Kater"), muss man sich auch bewusst sein, dass sehr Vieles hierzulande auf unser handeln zurück geht. "Natürlich" (ohne uns) wäre in Mitteleuropa vermutlich ein durchgehender, dichter Buchenwald. Wo wäre da Platz für Feldlerchen, Kiebitze, viele Heuschrecken, Libellen usw... unsere "Natur" bzw. DAS was wir darunter verstehen, ist "hausgemacht", also "Kultur" - die es teilweise eben auch zu schützen gilt... Schwierig da eine "Messlatte" anzusetzen - je nach dem was "gewünscht" ist zu erhalten... und genau DA müssen wir uns wiederum nichts vormachen - "gewünscht" von uns Menschen! Überlassen wir der Natu Flächen, wie sie ist, sind wir auch nicht zufrieden...
@Reinhard
>>>Ich vermute, du hast das Foto bewusst als Naturdokument eingeordnet. Ich habe nichts dagegen, denn so brauche ich mir auch keine weiteren Gedanken mehr darüber zu machen, ob z.B. ein Vogelbad an einem angelegten Teich als Naturdokument oder Beeinflusste Natur zu deklarieren ist.<<<
Was meine bescheidene und unwesentliche Meinung dazu betrifft: Nein! Musst Du nicht !
@Wolf
Vielen Dank für Deine ausschweifenden Ausführungen zu unseren Schwalben. Habe ich sehr gerne verfolgt und gelesen! So ist der Stand der Dinge... "Naturschutz" und das was daraus wird, ist auch nur eine Frage der Verwaltung, dem menschlichen Engagement und dem, was man gerade so möchte oder eben nicht... Es kann was bringen, es kann aber auch "Blüten" treiben... Ich habe aber oft den Eindruck, dass Vieles auch übertieben wird, sowohl was "Naturfremdheit", als auch "Naturverbundenheit" angeblangt...
Gruß, Thorsten
Ein gegenteiliges Beispiel gibt es aus der Landeshauptstadt Schwerin. Da steht in Schlossnähe die Staatskanzlei, ein Demmlerbau, sehr fein und sehr teuer totalsaniert. An den Fenstern sind Dutzende und Aberdutzende Mehlschwalbennester. Nicht wenige Fensterscheiben sind weißgekalkt. Die Staatskanzlei als "Kunstfelsen" voller Schwalben. Und siehe, das geht auch! Mit Gruß, Wolf
ja, eine interessante Dokumentation mit einer lesenswerten Beschreibung.
Ich vermute, du hast das Foto bewusst als Naturdokument eingeordnet. Ich habe nichts dagegen, denn so brauche ich mir auch keine weiteren Gedanken mehr darüber zu machen, ob z.B. ein Vogelbad an einem angelegten Teich als Naturdokument oder Beeinflusste Natur zu deklarieren ist.
Viele Grüße
Reinhard
nun bin ich schon so oft in Florida gewesen und noch nie über diese "Plastikglocken" gestolpert. Vielleicht habe ich zu selektiv geguckt, vielleicht sind sie mir gar nicht als Nisthilfen aufgefallen.
Bisher habe ich immer behauptet, dass kein Tier uns Menschen eine Träne nachweinen würde, wenn wir von der Bühne der Welt verschwinden sollten - mit Ausnahme von ein paar Mücken, Zecken, Flöhen sowie meinem dicken, dekadenten Kater samt seiner Verwandtschaft. Hier werde ich eines Besseren belehrt: Diesen Schwalben und anderen Kulturfolgern würde unser Verschwinden doch leid tun. Nur dürften auf der anderen Seite Millionen von Tier- und Pflanzenarten aufatmen, wenn sie nicht mehr unter uns zu leiden hätten. Ein Bild, das zum Nachdenken anregt!
Gruß nach HH
Jens