Wald in Not
Eingestellt: | 2020-05-18 |
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Aufgenommen: | 2012-09-26 |
WS © | |
Das Bild entstand am Dreisessel (Höhe 1312 m) im ältesten Nationalpark Deutschlands, dem Nationalpark Bayerischer Wald. Auch wenn das Foto schon 8 Jahre alt ist, sieht es dort noch sehr ähnlich aus. In diesem Gebiet, das früher dicht bewaldet war, wird seit Jahrzehnten nicht mehr forstwirtschaftlich eingegriffen. Auch nicht, nachdem Stürme und der Borkenkäfer den Wald vollständig umgelegt haben. Nach dem Urwaldprinzip werden die kahlen Stämme nicht gefällt und nicht entfernt. Angesichts dieses Szenarios, das sich über viele Quadratkilometer erstreckt, herrschen im Wesentlichen zwei Meinungen vor: Die erste Meinung ist beim Anblick der Baumleichen sehr naheliegend. Und sie ist durchaus verständlich. Die zweite ist vielleicht die nachhaltigere. Sie wird auch von vielen Naturschützern und Forstleuten im Nationalpark vertreten, auch gegen die Interessen vieler Parkbesucher, die sich jetzt auf Jahrzehnte mit dem Anblick der toten Bäume abfinden müssen. Ob sich der Wald jetzt von selbst krisensicher wieder neu aufstellt, kann aber niemand garantieren. Vielleicht habt ihr dazu eure eigene Meinung, oder ihr teilt eine der beiden erwähnten. Na ja, ich weiß, dass solche Umweltsachen schwierig und anstrengend sind, also bin ich auch keinesfalls böse, wenn keine Kommentare kommen. Aber ich wollte es mal in den Raum stellen. |
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Technik: | Kameramodell: Nikon Coolpix L110 Brennweite: 36 mm (Kleinbild) Blende: 7,4 Verschlusszeit: 1/252 sec. ISO: 200 Aufhellblitz: Ohne Stativ: Ohne Filter: Ohne |
Fotografischer Anspruch: | Dokumentarisch ? |
Größe | 629.0 kB 1050 x 788 Pixel. |
Platzierungen: |
Beste Tophit-Platzierung: 33 Zu den Tophits
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Ansichten: | 99 durch Benutzer395 durch Gäste |
Schlagwörter: | dreisessel nationalpark bayerischer wald |
Rubrik Mensch und Natur: |
Gruß angelika
vielen Dank für Eure "Stimmabgabe", ich bin derselben Meinung. Jetzt bleibt nur noch zu hoffen, dass genügend Baumarten von irgendwoher einfliegen, bevor die Fichte wieder alles zumacht.
Der damalige Initiator des Nationalparks, Dr. Biebelriether, erhielt übrigens Morddrohungen für seine revolutionäre Idee, ein so weiträumiges Waldgebiet vollkommen sich selbst zu überlassen und keinerlei Profit mehr daraus zu schlagen. Er wurde damals zu einer Lichtgestalt der Naturschutz-Bewegung in den 70er Jahren. Er müßte heute so um die 85 Jahre alt sein und wurde im Lauf seines Lebens mit zahlreichen Umweltpreisen ausgezeichnet. Ich war zwar damals noch sehr klein, konnte mich aber schon früh mit dem Umweltschutz-Gedanken anfreunden, was auch bis heute so geblieben ist.
Danke Euch und mit herzlichen Grüßen
Wolfgang
ich war in den 1970er auch da. Fichten ohne Ende ...
Ich bin für Option 2. Der Wald wird sich, wie auch am Lusen, wieder erholen, wenn der Mensch nicht zu stark eingreift.
Viele Grüße
Heinz
ich kenne das Gebiet um den Dreisesselberg sehr gut, war ich doch viele Male dort. Man sollte diese Situation vor Ort als Chance begreifen, die Chance auf einen gesunden, natürlichen Wald und wie Peter es so schön zitiert, auf einen reich strukturierten Wald. Als eine Chance auf eine hohe Biodiversität, indem man den Wald, Wald sein lässt, indem man sich nicht wieder als "Schöpfer" betätigt und eine "Natur" schafft, wie sie im denken der Wissenschaft, Marktwirtschaft und den Köpfen der "Experten" sein müsste. Dinge die mich an Renaturierungen und vielen Naturschutzprojekten stören, sind eben diese genannten Punkte. Es wird ein Lebensraum geschaffen, der nach den Lehrbüchern genau SO auszusehen hat. Der Mensch muss sich irgendwann mal als Teil dieses Planeten begreifen und nicht als Schöpfer und Richter über Leben und Tod.
Solche Bereiche in denen sich die menschliche Schwäche (nennen wir sie auch einfach Profitgier) wiederspiegelt können zum einen, wie hier (und auch am Lusen, und vielen weiteren Bereichen des bayerischen Waldes) über viele Jahrzehnte als Mahnmal dienen und bieten die Chance endlich mal etwas "richtig" zu machen (was natürlich ganz im Auge des Betrachters liegt).
Ich für meinen Teil bin ein Verfechter von "lass die Natur schon machen, sie wird sich so entwickeln, wie es ihr im hier und jetzt und auch in Zukunft am besten passt".
Viele Grüße
Falco
Zudem sind offene Landschaften für viele Schmetterlingsarten besser als Lebensraum geeignet.
Auszug aus "pyrgus.de"...
"Und wie erging es dem Wald, den wir doch eigentlich so lieben? Nun, der Urzustand vor der Umgestaltung durch den Menschen war nach neuesten wissenschaftlichen Erkenntnissen kein dichter lichtarmer Wald, sondern ein Mosaik der unterschiedlichsten Sukzessionsstadien mit vielen lichten Bereichen etwa in der Zerfallsphase (u.a auch durch Wildtiere bedingt, Stichwort Megaherbivoren, wohl auch Biber). In den vergangenen Jahrhunderten wurde ein Teil des Waldes gerodet und der verbliebene durch Waldweide, Nieder- und Mittelwaldwirtschaft, Holzkohle- und Streugewinnung genutzt bzw. geschädigt, wie der Förster sagen würde. Aber was bedeutete dies für die Schmetterlinge? Dazu muss man wissen, dass auch die allermeisten der als Waldbewohner charakterisierten Arten in Wirklichkeit Waldsaumbewohner sind. Das heisst, sie brauchen lichte, sonnige Strukturen. So wurden infolge der durch die genannten Ursachen geförderten Versaumungsvorgänge im Wald die meisten lichtliebenden Tier- und Pflanzenarten stark begünstigt und konnten sich ausbreiten. Doch nach und nach fand bedingt durch Holzmangel ein Umdenken dahingehend statt, dass nun eine planmäßige Forstwirtschaft eingeführt wurde. Dabei begann das dichte Aufforsten mit standortfremden Nadelhölzern, aber auch mit Ahorn etc., das bis heute fast jede Lichtung erfasst hat. So kam es zur "Entsaumung"und die einst lichten Wälder wurden zum lichtarmen Fichtenacker oder Hallenbuchenwald degradiert. Durch Wald-Weide-Trennung wurde der Effekt verstärkt, und selbst heute wird dies auch in den Bergwäldern forciert."
VG
Peter