Eingestellt: | 2008-07-01 |
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TS © | |
Mir fehlt hier im Forum die Kategorie "Mensch und Natur". Dieses ist nach meinem Dafürhalten ein Naturdokument! Warum? Weil diese Szene authentisch ist, weil ich als Fotograf nichts gestellt, verändert oder beeinflusst habe. Das hier ist der Lebensraum, das Habitat und wahrscheinlich sogar ein sehr bevorzugter Sitzplatz dieses recht prächtigen Anolis-Männchen. Vermutlich lockt der undichte Wasserhahn mit seiner zur Verfügung stellenden Feuchtigkeit in Trockenzeiten Insekten an. Eine Nahrungsquelle, die sich der Anolis selbst und eigenständig erschlossen hat. Zudem fürchtet er den Menschen nicht - warum auch - ihm passiert nichts, er ist schnell genug. Anders könnte es für seine eigenen Feinde aussehen, die sich von der unmittelbaren Nähe des Menschen vielleicht abschrecken lassen. Das ist ein zusätzlicher Schutz. Dieser Anolis ist ein "Gewinner". Dieser Anolis ist Natur, aber er ist ein Kulturfolger und hat damit Erfolg. Er lebt in menschengemachter Natur. "Natur ist als Gegenbegriff zu Kultur zu verstehen und umfaßt bereits nicht mehr den Menschen." Diese Definition mag zutreffen, dennoch gibt es in unserem Jahrhundert nicht mal ansatzweise einen bestimmenderen Faktor als den Menschen und seinen Einflüssen, der so sehr bestimmend ist und soviel Einfluss hat, dass ich meine man sollte ihn nicht "verbannen" in der Naturfotografie, sondern auch als quasi "Ausdrucksmittel" sogar beizeiten bewusst einsetzen. "Gerade in unseren Breiten sind gewisse unnatürliche Bildelemente kaum zu vermeiden, seien es Strommasten, Windmühlen oder Kondensstreifen. Und Auenlandschaften ohne Zäune sind auch selten. Ich weiß nicht mehr wo, aber in der derzeitigen Version fehlt neben einer Kategorie dafür der Nebensatz der mal dabei stand: "..., es sei denn, es widerspricht der Bildaussage"... Es gibt Motive, die muss ich einfach ablichten, die für mich dabei auch "natürlicher" sind, als so manches Bild, dass "Unnatürliches" ausblendet Gruß, Thorsten |
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Technik: | Nikon Fieldscope ED82A + 30xDS WW Okular + Canon Powershot A570IS, 1/125stel, ISO 80, -1,3LW, [errechnet] rd. 1200mm und effektive Blende f7,1, Stativ, Kamera manuell ohne Adapter, Ausschnitt ca. 90% |
Fotografischer Anspruch: | Fortgeschritten ? |
Natur: | Naturdokument ? |
Größe | 245.8 kB 900 x 600 Pixel. |
Ansichten: | 4 durch Benutzer338 durch Gäste1246 im alten Zähler |
Schlagwörter: | anolis petersi brauner anolis |
Rubrik Mensch und Natur: | |
Serie Florida-Nichtvögel: | |
Serie Natur und Zivilisation: |
danke Dir für Deinen Kommentar ,
der mir eben mal wieder aufgrund meines Bestrebens "Kommentar-Längen-Erster" in diesem Forum zu bleiben ) während des tippens unbemerkt entging
Ja, so ist es! Warum aber, wenn es "Natur" ist, den Schuh, die Dachpfannen, den Schuppen, die Mauerritzen, den Dübel, den Weidezaun, die Zeitungsröhre, die Kiesgrube im Verständnis eines "Naturfotos" im Bild möglichst ausblenden? Was genau stört uns daran? [... schlechtes Gewissen?? )]
Du hast völlig recht, es gäbe ohne unser "Zutun" sehr viele Arten bei uns nicht. Alles was Grünland und Äcker bewohnt, ist uns gefolgt und lebt (teilweise) gut damit. Ich finde, man sollte aber wissen, dass der Mensch quasi "daran SCHULD" ist, dass es Kulturfolger sind, die sich UNS anpassen. Da sich ja aber auch Kultur wandelt, haben gerade einige der besagten Arten neuerdings Schwierigkeiten... Warum? Weil die traditionelle Landwirtschaft immer mehr dem marktwirtschaftlichen Denken weicht... Nein... weichen MUSS! Ich will das nicht verurteilen, wie käme ich dazu... Nur mit "Natur" hat das leider nichts mehr zu tun...
Gruß, Thorsten
Ich denke das ausblenden hat weniger mit der tatsache, dass es nicht "natürlich" ist zu tun, sondern m.e. spielen ästhetische gründe da eher vordergründig eine rolle. Ein bild eines bussards, der auf einem knorrigen ast sitzt, schaut i.d.r. hübscher aus als ein bild eines bussards, der auf einem leitpfosten am rande einer bundesstrasse sitzt. Pascale hat es ja in ihrer ausführung beschrieben. Wäre der wasserhahn in deinem bild ein verchromter gewesen, täte ihr das bild weniger gefallen - mir übrigens auch.
Mit dem letzten absatz deiner ausführung hast du sowas von recht*unterschreib*.
VG
Markus
Ja klar! (ich hätte jetzt fast... Ja, natürlich... geschrieben )
Ich sage doch gar nicht, dass ich mir schöne Fotos nicht ebenfalls gerne anschaue, auch nicht, dass ich nicht selbst in der weit überwiegenden Zahl meiner Fotos versuche, möglichst "schön" zu fotografieren. Und... ja... selbst hier in diesem Bild: Der alte Wasserhahn ist ein "schönes" Element.
Was ich aber meine, ist: Ästhetik ("Schönes") ist ein Begriff, der menschliche Vorstellungen widerspiegelt (und auch einem gewissen Zeitgeist unterliegt, ...aber egal), der für mich in diesem Forum mit NICHTS ANDEREM zu tun hat, als mit der Fotografie. Ich glaube, es sollte in einem Forum, das Fotografie mit Natur verbindet, auch möglich sein, quasi "der reinen Fotografie einen Tritt in den Hintern zu verpassen", um dem anderen Thema des Forums besondere Beachtung zukommen zu lassen. )
Wahrscheinlich ist das aber nur meine Vorstellung. Damit kann ich leben. )
Gruß, Thorsten
[B]Nachtrag vom 2008-07-03 21:19:18[/B] durch Thorsten Stegmann:
Du hast neulich so schön formuliert, dass man sehr schnell sieht, wer von der Fotografie auf die Natur gekommen ist und wer von der Natur auf die Fotografie kam... Du darfst raten wozu ich gehöre
Da stimme ich dir zu 100% zu, weil eben deine beschriebenen fotos für einen naturfreund, wesentlich authentischer und manchmal sogar interessanter sind.
***Du hast neulich so schön formuliert, dass man sehr schnell sieht, wer von der Fotografie auf die Natur gekommen ist und wer von der Natur auf die Fotografie kam... Du darfst raten wozu ich gehöre ***
Was du alles mitbekommst!?.)))
Na das ist doch klar bei dir. Eine handvoll deiner kommentare reicht schon um zu wissen, dass du von der natur auf die fotografie gekommen bist.
VG
Markus
mir ist noch was eingefallen:
>>>WER SETZT DANN DIE GRENZE?<<<
Keiner! Aber wenn man mal überlegt, wo bei uns "zivilierterten/kultivierten" Menschen letztlich schon die "Grenze" angelangt ist, und dass in einem Forum, das sich (vordringlich der Fotografie natürlich) AUCH der Natur widmet...
M.E. ist uns das "Gespür" abhanden gekommen, Natur von Kultur zu unterscheiden. Da möchte ich nach meinem Wissen und Gewissen ein wenig gegensteuern - es fehlt mir nur die passende Rubrik dazu
Geht es denn in diesem Forum nur um Fotografie, Farben, Ästhetik, Lichtstimmungen und "Ausblenden von Häusern, Beton und Stahl"?? Oder dreht es sich nicht auch irgendwie am Rande um Natur? Zoo ist keine Natur, Nilgänse und Nutrias gehören nicht da hin, wo sie fotografiert und gezeigt wurden. Getreide, Raps, Fichten-Monokulturen, begradigte Flüsse, Neozoen und Neophyten - das ist alles nicht "Natur", wie sie sein sollte, EGAL wie schön das Foto aussieht. MACHT SIE NICHT DAZU!! Glaubt nicht daran!! Ich habe nochmal nachgeguckt... es steht nicht mehr dort, aber früher war zu lesen, dass dieses Forum dazu da sei, durch schönen Fotos für die Natur zu werben... Ich kann auch in einem Werbespott mit schönen Filmaufnahmen für Tabak und Alkohol werben... irgendwie drängt sich mir jetzt gerade dieser Vergleich auf...
Mittlerweile entfernen wir uns als Menschen nicht nur von der Natur, irgendwie sogar auch noch selbst von der Kultur... Tiere die uns gebraten noch mit Augen angucken essen wir nicht... wir kriegen sie nicht runter..., sie müssen als Filet zerlegt in Cellophan verpackt sein. Selbst ein Tier töten, um es zu essen... "geht gar nicht"!!
Das alles (v.a. der in den Köpfen "schwebende" Naturbegriff) macht mir irgendwie "Sorge", daher versuche ich mit bescheidenen Mitteln, das zu "durchbrechen". Verstehen muss man mich nicht, das habe ich akzeptiert.
Gruß, Thorsten
Solche aufnahmen gehören genauso dazu wie aufnahmen, die fernab der zivilisation geschossen wurden. Ob eine kröte einen alten weggeworfenen schuh, eine fledermaus nischen alter dachpfannen, ein steinmader einen alten schuppen, eine eidechse ritzen im mauerwerk, mauerbienen gesetze dübel im gemäuer, springspinnen einen weidenzaun oder ein zaunkönig eine zeitungsröhre als behausung/nest nutzt ... all dieses ist ein gutes stück "natur". Ohne diese nischen, gäbe es einige arten kaum bei uns - einige sogar gar nicht! Was würde die uferschwalbe hier am niederrhein wohl ohne die vielfach vorhandenen kies/sandbaggereien machen?
Gute, interessante präsentation!!!
VG
Markus
und vielen lieben Dank für Deinen ausführlichen Kommentar, in dem von Dir ja sogar noch weitere Bilder aus der Serie "beurteilt" werden )
Ich "konstatiere": Mein Beitrag war ein voller Erfolg! Ich habe immerhin Dich erreicht
[Mag auch am "Bilderdurchrauschen" liegen... dazu meine Empfehlung: Stellt den vorgegebenen Standard-Wert unter "Layout - Bilder pro Indexseite" von 40 auf 80 oder mehr...]
Ich hätte da noch ein Bild, was zu Deinem "chromblitzenden Wasserhahn" passen würde. ) Das lass ich dann aber wohl mal lieber mit dem Einstellen hier (nicht das es noch geklaut wird ). Ich schicke es Dir per Mail - dann kannst Du entscheiden, ob es passt oder nicht.
>>>WER SETZT DANN DIE GRENZE?<<<
Die Grenze ist gezogen, siehe zitierte Forumsrichtlinien, ich habe sie deutlich (und bewusst) auch in diesem Bild überschritten )
>>>aber dennoch möchte ich nun solche Bilder nicht zu Hauf hier im Forum sehen.<<<
>>>Vielleicht ist zu befürchten, dass solche Bilder dann hier inflationär werden - ich weiß es nicht.<<<
Meinst Du, die Gefahr besteht??? Ich glaube kaum, da die allermeisten (mich inbegriffen) fast ausschließlich "Schönfotografieren" und das ist GUT SO!! (Darum ging es ja auch nicht ).
Wenn man in diesem Bild alles "unnatürliche" Ausblenden möchte, dann wird es eine schwarze Fläche. Ja denn selbst der Braune Anolis gehört da eigentlich nicht hin. Er wurde in Florida eingebürgert (bzw. stammt von entlaufenen Tieren ab) und war ursprünglich nur auf den Karibikinseln und nicht in Florida beheimatet.
Ich stoße auf Unverständnis, das ist mir bewusst, aber vielleicht gelingt es mir ja doch iregndwann bei dem einen oder anderen hier (auch mit solchen Bildern/Beschreibungen) zumindest den einen oder anderen Gednken darüber zu riskieren, was für uns und heute "Natur" bedeutet/ist. Es ist halt in unserem Verständnis in keiner Weise mehr der Gegenbegriff von "Kultur". Blühende Rapsfelder (am besten noch genmanipuliert) wird für uns zum "Inbegriff" von "Natur"... es sieht "schön" aus und ist kein Stahl oder Beton.... Was wollen wir dann denn schützen, wenn es um "Naturschutz" geht?
>>>Dieses Forum heißt nicht umsonst Forum für Naturfotografen. Wir legen Wert auf Natur.<<<
Was auch immer man damit verbindet... Ich zeige nur meine eigene persönlich Anschauung davon und die deckt sich nicht mit der Mehrheit hier, muss sie auch nicht )
Gruß, Thorsten
du hast für deinen Beitrag (sowohl die ausführliche Beschreibung) als auch das Bild meinen vollen Beifall.
Ich finde dein Bild höchst originell, und wenn ich ein Tier in einer solchen Umgebung sehe, freue ich mich ... nur leider habe ich fast nie einen Fotoapparat griffbereit. Warum sollte man diesen klugen Kulturfolger NICHT ablichten und hier zeigen dürfen?
Hier finde ich jedenfalls die Bildaussage richtig stark.
Ich will dennoch ein wenig einschränken: wenn dein Wasserhahn jetzt ein blitzeblanker, moderner GROH (oder wie heißt das noch mal, was heute in den Badezimmern blitzt?) gewesen wäre ... hätte mir dein Bild dennoch nicht gefallen. Die rostbraune Farbe dagegen lässt diesen Wasserhahn ja irgendwie "nostalgisch" wirken, und das gefällt mir.
NUR - und jetzt kommt das Problem - WER SETZT DANN DIE GRENZE? Natürlich ist dies ein NATURfotografenforum, und für die feine Abstufung muss man schon etwas Gespür haben. Wenn ich an dein Affenbild denke .Naturdokument. im 3. Jahrtausend... finde ich das zwar witzig und gelungen (auch die Beschreibung dazu "Affe drinnen - Affe draußen") aber dennoch möchte ich nun solche Bilder nicht zu Hauf hier im Forum sehen. Den Unterschied, den ich hier fühle, gibt aber nur MEIN Bauch vor (vielleicht "nostalgisch"?) DEINER nicht ... der gibt vielleicht einen anderen vor ...
Oder H..ndchen halten.... finde ich sehr originell und witzig und auf jeden Fall zeigenswert ... aber ich würde es wohl trotzdem momentan - mangels einer geeigneten Gruppe - unter "Dokumentarisches" einordnen.
Von deiner berühmten Gottesanbeterin Per Anhalter durch die Galaxis ganz zu schweigen: ein unvergessliches Bild (bestimmt nicht nur für mich), aber diese Bilder brauchen wirklich eine andere Rubrik. Vielleicht ist zu befürchten, dass solche Bilder dann hier inflationär werden - ich weiß es nicht. Auf jeden Fall brauchen sie ein besonders feines Gespür. Ich werde gleich dennoch deinem Beispiel folgen und auch noch so ein "fragwürdiges" Bild einstellen
Gruß,
Pascale