Making of
Eingestellt: | 2008-04-24 |
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JK © | |
Making of Das Fotografieren von Kaninchenkäuzen (Burrowing Owl, Speotyto cunicularia) in Florida Hier wohnt er, der Kaninchenkauz, den ich schon mehrfach im Forum gezeigt habe, seine Frau auch. Aber selten sind sie beide gleichzeitig draußen. Einer muss sich wohl um die Jungen kümmern, die in der Erdhöhle heranwachsen. Das Paar lebt mitten in einem Wohngebiet, direkt an der Straße, umgeben von Häusern und – wie es sich für eine weise Eule gehört – neben einer Bücherei. Weiße Pfosten markieren den Bereich, der nicht betreten werden darf, aber man darf unglaublich nah ran für europäische Verhältnisse. Ab 400 mm Brennweite ist der Vogelfotograf dabei. Neben den 2 Eingängen zu seiner Höhle haben menschliche Freunde der Käuze eine Sitzwarte errichtet. Einer der beiden Käuze hockt gerade auf ihr – fotografisch nicht so schön, daher gab es eine Pause und Gelegenheit für dieses Arbeitsfoto. Viele Artgenossen wohnen in der näheren Umgebung. Ich schätze mal, dass da mindestens 10 Pärchen zusammenkommen. Besuch sind sie alle gewohnt. Den meisten hat wohl dieses Paar, das weit über die Grenzen der USA bekannt ist. Ich habe dort schon mehrere andere Fotografen, US-Amerikaner, Kanadier und Deutsche, kennen gelernt. (Im Bild seht ihr Uwe Naeve und eine amerikanische Fotografin aus Oregon, deren Erlaubnis zum Zeigen dieses Fotos ich habe.) Die Käuze kümmern sich kaum um den Publikumsverkehr, die meiste Zeit blicken sie gelangweilt in eine andere Richtung, scheinen fast zu schlafen. Es bleibt zu hoffen, dass hier kein Haus mit einem sterilen Rasen drumherum gebaut wird. Es ist zwar gesetzlich verboten, ein Grundstück, auf dem Käuze brüten, zu bebauen, aber das gilt eben nur für die Brutzeit ... So könnte es allen dort lebenden Käuzen so ergehen wie einst den Indianern. Manche Käuze leben nach der Bebauung ihres "Grundstücks" auf den Rasenflächen weiter. Einmal wurden Uwe und ich ganz in der Nähe dieses Paares Zeugen, als sich ein Kauz auf einem Rasen fast protestartig vor dem Hausbesitzer aufbaute. Nach dessen Berichten hatten die Käuze ihren Bau unter der betonierten Zufahrt zu seiner Garage angelegt. Gruß |
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Technik: | egal |
Fotografischer Anspruch: | Fortgeschritten ? |
Natur: | Naturdokument ? |
Größe | 248.2 kB 900 x 600 Pixel. |
Ansichten: | 43 durch Benutzer660 durch Gäste2509 im alten Zähler |
Schlagwörter: | eule florida kaninchenkauz |
Rubrik Benutzerbilder: |
Ich habe das Bild hochgeladen, um zu zeigen, wie Vogelfotografie in Florida ablaufen kann, auch als Ergänzung zu Thorstens Bild: Im Land der unbegrenzten M..glichkeiten....
Ich lehne meine Antwort an einen Kommentar an, den ich hier vor langer Zeit unter ein anderes Bild geschrieben habe.
Klar, in Florida hat es der Naturfotograf leichter. Bei uns in Deutschland würde man in der gleichen Zeit nicht annähernd so viel in den Kasten bekommen. Aber gute Ortskenntnisse braucht man schon. Nach vielen Reisen in den südöstlichen Zipfel der USA kenne ich sehr viele Fotoziele, zum Teil durch eigene Entdeckung, zum Teil durch Tipps anderer Fotografen. Ich frage auch immer die amerikanischen Fotografen nach aktuellen Besonderheiten. Einige von ihnen sind ortskundig und auskunftswillig, anderen kann ich als Europäer noch Tipps geben. Der wesentliche Aspekt aber ist die geringe Scheu vieler Tiere, die den Menschen auf uns ungewöhnlich nahe Distanzen heran lassen bzw. die sich ihm nähern.
Über die Ursachen dieses kooperativen Verhaltens ist schon viel spekuliert worden. Meine Vermutung dazu:
1. Der Mensch (die Ureinwohner) war in den Amerika immer "netter" zu den Tieren als in Europa. Er fühlte sich selbst als Teil der Natur und hat die Geschöpfe seines Landes respektiert. Gejagt wurde nur zum Nahrungserwerb, und Vögel gehörten wohl weniger auf seine Speisekarte. Die Tiere haben den Menschen also kaum als Feind kennen gelernt, es bestand wenig Anlass zu Misstrauen. Dieses Verhalten wurde unter den Tieren von Generation zu Generation tradiert. Insofern hast du, Robert, vermutlich recht mit deiner Annahme: "Aber wahrscheinlich haben wir hierzulande, wohl jedes Tier das so wenig scheu zeigt, wohl abgeknallt."
2. gilt nur für Schutzgebiete: Das Konzept der amerikanischen Schutzgebiete ist völlig anders als unseres. Während bei uns versucht wird den Menschen weitestgehend aus den Schutzzonen heraus zu halten, wird in den USA für den Besuch geworben. Die Schutzgebiete finanzieren sich sogar zum Teil durch den Besucherverkehr und bieten fast die gesamte Palette an touristischer Infrastruktur (Einkaufen, Tanken, Übernachtung, Bootfahren, Angeln usw.) Die Folge ist, dass die Tiere ihre Scheu gegenüber dem Menschen verlieren. Dort wird die Natur dem Menschen im wahrsten Sinne des Wortes näher gebracht. Die Besucherströme werden allerdings kanalisiert, man darf sich also keineswegs überall aufhalten. Es gibt auch Zonen mit strikteren Regeln, wo das Motto gilt: "Leave nothing but footprints."
In euren Antworten finde ich Erstaunen und den Wunsch auch mal so zu fotografieren (Robert: "Für mich wäre das wohl nur ein Traum in unseren Breitengraden, Vögel so zu fotografieren."), aber auch eine eher ablehnende Haltung (Thomas: "Irgendwie ist mir das Ausharren im Tarnzelt in unseren Breiten lieber.") Aber wenn ich deine Reaktion richtig deute, Thomas, möchtest du diese Fotobedingungen auch mal erleben. Ich kann euch versichern: Ein Erlebnis ist Tierfotografie in Florida allemal. Nur diese paradiesischen Verhältnisse gibt's auch dort längst nicht überall.
Welche Bedingungen, europäische oder amerikanische, dem einzelnen Fotografen lieber sind, mag er selber für sich entscheiden. Sicherlich wird beim Fotografieren von scheuen Tieren unser Gefühl ein Tier "erjagt" und ein Bild mühsam erarbeitet zu haben, Stolz auslösen – unabhängig von der Qualität des Ergebnisses. Andererseits macht der enge, fast vertraute Kontakt zum Tier das Fotografieren und die Begegnung mit ihm zu einem besonderen Erlebnis. Ich räume ein, dass dieses Gefühl auch entstehen kann, wenn wir im Tarnzelt einen Vogel ganz nah vor uns haben.
@ Thorsten:
- Ja, stimmt, 2 lange Objektive sind auf den Eingang der Höhle gerichtet. Ihre Besitzer hoffen darauf, dass der Kauz sich endlich mal wieder an der Oberfläche zeigt. Die amerikanische Fotografin konnte sich auch für den Kauz auf der Sitzstange begeistern.
- Die Bibliothek, ein riesiges Gebäude, liegt ca. 50-60 m hinter mir.
- An diesem Spätnachmittag zog sich der Himmel plötzlich zu, es folgte ein heftiger Regenschauer. Der Kaninchenkauz auf dem Pfosten blieb sitzen und wurde pitschnass, während wir uns angesichts der Fluten ins Auto zurückzogen. Zum Fotografieren kamen wir an diesem Tag nicht mehr. Bald füllten sich die Gräben, und die Abflüsse konnten die Wassermassen nicht mehr aufnehmen. Vielleicht deutete sich hier der Wetterumschwung, von dem du unter einem anderen Bild berichtet hast, an?
Am nächsten Morgen waren wir auf Sanibel Island (1/2 Std. mit dem Auto), am nächsten (regenfreien) Nachmittag wieder bei diesen Käuzen, noch einen Tag später über den Wolken.
- Gewöhnlich tarnen US-Fotografen ihre langen Tüten auch, manche sogar mit einem "Kleid" in weiß oder schwarz, :) , die meisten aber mit echter "camouflage".
- Technik ist mir nicht ganz egal, aber hier schon. Hast du gar nicht bemerkt, dass der Horizont nicht ganz gerade ist? :)
Nochmals vielen Dank für eure Worte!
Gruß
Jens
auch schon bei Thorstens Foto wurde mir klar, wie die Verhältnisse in Florida sind.
Irgendwie ist mir das Ausharren im Tarnzelt in unseren Breiten lieber.
Aber irgendwann flieg ich doch auch mal hin
Danke fürs zeigen Jens.
Gruß
Thomas
danke für dieses "Making of" - sehr interessant, sieht auf Marco Island genauso aus, nur ohne Fotografen!
Auch dort (es gibt wohl noch ein paar Dutzend Paare dort) hat jedes Paar seine privaten Pfosten mit Flatterband, eine eigene Sitzstange und dazu noch ein kleines Hinweisschild ($5.000 fine per violation... )
Mir fällt Folgendes auf/ein:
- zwei haben den Kauz nicht im Visier der "Tüten", eine schon...
- ich sehe keine Bibliothek...
- hinten türmen sich Regenwolken, wieso das (?), wo Du doch behauptest ihr hattet nur Sonne...
- deutsche Fotografen bemühen sich (zumindest ab Hüfte abwärts) und ihre Objektive zu "tarnen", US-Fotografen haben das nicht nötig...
- "Technik" ist Dir also doch "egal"...
)
Gruß, Thorsten
sehr interessant zu sehen und zu lesen!
Eigentlich habe Ich Deine Aufnahmen von den Käuzen in Florida immer mit uneinsehbarer
Landschaft verbunden,od vielmehr das es sich sehr schwierig gestaltet diese/Käuze/auf Chip zu bannen.
Ähnlich wie hier in Deutschland mit verschiedenen Arten.
Vielmehr sehe Ich jetzt hier eine Location die Mich in Verwunderung bringt?
Dort scheint das Gefüge ein wenig anders./Siehe auch Thorsten's Aufnahme > Im Land der unbegrenzten Mögl.<
Aüßerst Informativ u ein wenig Schmunzelfaktor anbei,angesichts der zu sehenden Kulisse.
Danke fürs zeigen.
Vg Marcus
Ich find's sehr interessant, mal ein "Making of" Bild von deinen Kaninchenkauzaufnahmen zu sehen.
Für Mitteleuropa unvorstellbare Verhältnisse ...
Gruß, Günther
Und ich sehe den kl. Kerl sehr wohl auf seinem unfotogenen Platz sitzen, aber doch nur wenige Meter von den Fotografen.
Aber aus Gründen die ich wahrscheinlich nie begreifen werde ist es in den USA offensichtlich so.
Und wieso flüchte bei uns JEDES Tier panisch, wenn man mit seiner Karre stehenbleibt oder bloß die Geschwindigkeit verringert?
Wer weiß darauf eine Antwort?
lg
alf
Und jetzt weiß ich auch endlich mal, wie Uwe (alias Nikolaus) aussieht!
Nur das "Helden-Paar" hätte ich am liebsten auch noch drauf gehabt.
Gruß,
pascale