ungläubiges Staunen
![ungläubiges Staunen](data/o/230/1151933/image::Rainer_Deible_wiesenmahd.jpg)
Eingestellt: | 2015-06-19 |
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Aufgenommen: | 2015-06-19 |
RD © | |
Mehr als Staunen und Wut bleibt nicht beim Anblick dieses Gefährts. Es war heute Morgen im Landkreis Karlsruhe unterwegs um Wiesen zu mähen. Vor dem Schlepper wird alles was dort wächst und lebt kleingehäckselt um dann sofort hinter dem Schlepper mit einem riesigen Staubsauger in den Container befördert zu werden. Keine Spinne, kein Insekt, kein Gelege, nichts entkommt diesem Fahrzeug. Unglaublich, dass solche Maschinen überhaupt in der Landschaftpflege zulässig sind. Unglaublich, dass dies auch noch in einer Gemeinde geschieht, die sonst sehr stolz auf ihre bisher gewonnenen Umweltpreise ist |
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Technik: | Canon EOS 7D, 200mm 1/100 Sek., f/13.0, ISO 400 |
Fotografischer Anspruch: | Fortgeschritten ? |
Größe | 657.4 kB 1000 x 667 Pixel. |
Ansichten: | 217 durch Benutzer1132 durch Gäste |
Schlagwörter: | wiesenmahd |
Rubrik Mensch und Natur: |
ja, gut daß Du diese Aufnahme zeigst, auch wenn wir naturfotografen wohl machtlos gegen die Ignoranz der Sesselfurzer am Schreibtisch sind, die solche Aktionen aushecken. Das ist sehr schade.
LG Martin
ich beschäftige mich seit Jahrzehnten mit der Pflege von Streuobstwiesen mit Focus auf Erhalt und Weiterentwicklung der Artenvielfalt auf den Flächen.
So eine Maschine käme mir nicht im Traum auf den Hof! Schlimm ist auch, dass desaströse Maßnahmen - wie im Bild gezeigt - fallweise sogar noch aus Naturschutz-Budgets finanziert werden!
Ich mähe besonders sensible Bereiche mit dem Balkenmäher oder sogar mit der Hand. Wenn man dabei konzentriert arbeitet, kann man z. B. so manche Erdkröte oder Zauneidechse vor den Messern bewahren. Auch wenn das Mähgut nicht zu Heu gemacht wird, sollte es mindestens 3 Tage auf der Wiese bleiben, damit insbesondere Insekten die Möglichkeit haben, die Fläche zu verlassen.
Dann muss das Pflanzenmaterial aber auf jeden Fall entfernt werden, denn nur durch den Nährstoffentzug werden Blütenpflanzen gefördert. Mulchen ist also eine schlechte Alternative. Ganz wichtig ist auch, dass ein Pflegemosaik entsteht und nie eine große Fläche komplett und auf einmal gemäht wird. Nur so können die in der Wiese lebenden Kreaturen ausweichen. Ich habe auf sehr trockenen, mageren Wiesen auch sehr gute Erfahrungen mit einjährigen Rotations-Brachen gemacht: ein Teil der Fläche wird in diesem Jahr gemäht, der andere Teil bleibt bis ins nächste Jahr stehen. Im Folgejahr wird dann gewechselt. Gerade Orchideen wie z. B. Mückenhändelwurz, Großes Zweiblatt oder Fliegenragwurz kommen mit dieser Art der Pflege sehr gut zurecht und die Präimaginalstadien von Insekten können sich in Ruhe entwickeln.
Dass die Mahd nicht zu früh im Jahr erfolgen sollte, versteht sich von selbst.
Möchte man ganz spezielle Arten fördern, muss der Mahd-Zeitpunkt an deren Ökologie / Phänologie ausgerichtet werden. So wäre beispielsweise auch eine späte Mahd Anfang August für den Dunklen Wiesenknopf-Ameisenbläuling fatal, weil er genau in dieser Zeit fliegt und seine Eier am Wiesenknopf ablegt.
Klar, wer effektiven Artenschutz betreiben möchte, muss seinen Hintern bewegen.
Gute Ergebnisse können dabei nur erzielt werden, wenn Überzeugung, Leidenschaft und Motivation mit im Spiel sind.
Wenn man nur ans schnelle Geld denkt, bewegt sich der Artenschutz weiterhin in eine Sackgasse und wir werden unser Ziel, den Rückgang der Biodiversität zu stoppen, nicht erreichen.
Beste Grüße
Wolfgang
Es geht hier um die technische Ausführung. Im ersten Arbeitsgang wird alles kleingehäckselt und dann sofort(gemähtes Gras bleibt erst mal zum trocknen liegen)mit einem extrem starken Staubsauger in den geschlossenen Container befördert zu werden. Gelege sind da sehr wohl noch mit drin. Auch Schmetterlinge produzieren sowas, nicht nur Fasane! Insekten? Weshalb so abfällig? Von was lebt denn dann ein Großteil der Vögel und alle Amphibien? Wenn Du zudem den Wiesenboden nach dieser Bearbeitung sehen könntest, würdest Du meinen Ärger verstehen.
VG Rainer
und ob ich deinen Text gelesen habe. Sehr genau sogar. Um die Thematik vollumfänglich zu diskutieren, müssten noch ganz andere Punkte angesprochen werden. Nur in einem Punkt gebe ich dir Recht und das wundert mich auch etwas. Direktaufnahme der Silage kenne ich von hier nicht. Nach dem zweiten oder dritten Tag bei einer bestimmten Restfeuchte wird hier geladen.
Aber ich fange jetzt nicht an von den Subventionen oder der Gülle oder dem mittlerweile üblichen Outsourcing der landwirtschaftlichen Tätigkeiten. Das würde zu weit führen.
Wie heisst es noch in dem Liedtext?
"Was ich noch zu sagen hätte,
dauert eine Stange Zigaretten
und ein letztes Fass im stehn"!
liegen bleibt das Zeug höchstens fünf Sekunden, deshalb gibt's auch kein Entrinnen.
Den Text kenne ich aber nicht mit diesen Mengenangaben. Aber solange es kein Güllefass ist, lässt es sich damit auch leben
so ganz kann ich dir nicht zustimmen. Schau dir mal die Höhe des Grases an. Das ist der erste(!) Schnitt dieser Wiese und genau das wollen die Naturschutzzentren. Der Bauer bekommt sogar eine Entschädigung, wenn er nur zwei mal im Jahr mäht. Normal ist heute fünf mal.
Hast Du dich schlau gemacht, ob der zuständige Jäger vorher die Wiese abgesucht hat? Vernünftige Jäger machen das. Heute schon etliche mit einer Drohne plus Infrarot-Kamera. Komm mich mal besuchen, wenn hier gemäht wird. Schnittbreite 9 (in Worten: neun) Meter. Vorne zentral und hinten zwei Ausleger. Traktor fast im Höchsttempo.
Wir haben Mitte Juni und Gelege sind da nicht mehr drin. Insekten? Nun, ist dir die Giftspritze lieber? Mir nicht. In diesem Fall können noch jede Menge flüchten.
Den Landwirten kann ich keinen Vorwurf machen. Die Übeltäter sitzen in Brüssel!
Trotzdem schönes Wochenende
Wilhelm
vielen Dank für deinen informativen und sachlichen Beitrag. Ich selber kenne mich auf diesem Gebiet nicht aus und hätte daher einen anderen Punkt angeführt: Irgendwo muss man in unserer heutigen Gesellschaft Kompromisse zwischen Wohlstand und Natur machen. Es funktioniert einfach nicht, wenn der Bauer noch mit der Sichel über seine Wiese läuft, das gemähte Gras trocknen lässt und danach alles per Hand zusammenharkt. Dass man aber durchaus mit wenig Aufwand und ein klein wenig Wohlwollen einiges zum Umweltschutz beitragen kann, darauf wird hier ja immer wieder verwiesen.
Viele Grüße
Gunnar