Eingestellt: | 2006-11-28 |
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TS © | |
... ja, sehr "tiefsinnig" der Titel... ) Das vermutlich "kitschigste" Naturfoto, dass mir jemals gelungen ist.... [aus Versehen... )] Ein mir unbekannter Bockkäfer auf einer rosa, in diesem Blickwinkel herzförmigen Schafgarbe (Achillea millefolium) in Ungarn. Man ist das "Kitsch"... Dachte mir aber, zeig es doch einfach mal! Gruß, Thorsten |
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Technik: | "Naturbelassen" bis auf den 3:2-Schnitt (oben was weg) sowie Entrauschen und Schärfen |
Größe | 178.8 kB 900 x 600 Pixel. |
Ansichten: | 3 durch Benutzer214 durch Gäste393 im alten Zähler |
Schlagwörter: | |
Rubrik Wirbellose: |
Thorsten: Hast du dir hier fürs Forum eine Portion "Homo-Faber-Geist" zuviel angetrunken??? Das kann ja wohl - vor allem, nachdem ich jetzt deinen Profiltext gelesen habe! - nicht dein Ernst sein!!!!
Mann, bin ich froh, dass Toph mir SO voll aus dem Herzen spricht!!!!! (Bist wohl kein "echter" Mann, was, Toph? Vielleicht ein "Kitsch-Mann"???? ;-0)
Für mich "in einfachen Worten": (wie Franz - danke, Franz!!!) "Kitsch" ist für mich was Unechtes, Nachgemachtes. Frage: (da wiederhole ich, was andere auch schon zu bedenken gegeben haben) gibt's das denn in der Natur? Ja, und was die Sache vollends schwierig macht (da trifft Toph den Nagel auf den Kopf) "Kitsch" löst auch Gefühle aus, und wer vermag zu beurteilen, ob die "echt" oder "unecht" sind???
Homo Thorsten, dein "Kitsch-Untergrund" ist mir 1000x mal lieber als dein Grillrost-Dingsbums! ))) Aber Gott sei Dank haben dich ja "die Männer" schon "bekehrt" !!!!!! )
Na denn ...
Pascale
Zu entwirren wären hier zunächst einmal die Begriffe: Gefühl - Empfindung - Emotion - Sentiment(alität). Nach kurzem Nachdenken wird man erkennen, dass - in unserem Zusammenhang - die ersten drei Begriffe genau dasselbe meinen: unsere Reaktion auf eine Wahrnehmung. Sie sind neutral, wertfrei. 'Sentimental' meint eigentlich auch nichts anderes, hat aber einen traditionell negativen Beigeschmack: eine übertriebene, unehrliche Reaktion.
Kitsch ist ein eindeutig negativer Begriff. Es ist also etwas gemeint, das aus unechten, verlogenen Empfindungen heraus kreiert wird in der Absicht, echte Emotionen beim Empfänger zu erschwindeln. Nur: wer von uns kann hervortreten und sagen: dies ist ein echtes, und jenes ein verlogenes Gefühl? Daher ist 'Kitsch' für mich eine äusserst unglückliche Wortschöpfung, die es wert wäre, abgeschafft zu werden. Ein Stempel, mit dem man nur allzu leicht Unrecht tut. Dass eine aus unseriösen Motiven heraus geschaffene Kreation auf echte Emotionen stösst ist sicherlich ebenso häufig wie der umgekehrte Fall, dass nämlich eine ehrliche Gefühlsäusserung beim Empfänger falsche Reaktionen auslöst.
In der Naturfotografie kann es keinen Kitsch geben. Insofern ist das bei uns wirklich kein Thema. Weder ein röhrender Hirsch, noch ein Sonnenuntergang, noch ein Blümchen usw haben irgendetwas mit Kitsch zu tun, sondern schlicht mit der Wirklichkeit. Zu Kitsch 'können' sie erst werden, wenn sie als Bronze-Relief mit Lametta-Schnee usw verfälscht werden...
'Nostalgie' hat etwas mit übertriebener Vergangenheits-Sehnsucht zu tun, kann also auch 'Kitsch' hervorbringen. 'Kitsch' muss aber nicht notwendigerweise nostalgisch sein.
Und den begriff 'Romantik' mit in diesen 'Negativ-Eintopf' zu werfen, das tut mir als Musiker und Pianist doch ziemlich weh, werde darauf aber nur bei Interesse näher eingehen. Vielleicht nur soviel: neben der negativen Bedeutung, in der der Begriff hier verwendet wurde, ist mit 'Romantik' zunächst einmal eine Kunstepoche gemeint, deren wichtige Werke das Gegenteil von Kitsch sind: die Darstellung tiefer Emotionen.
Und erträumt sich das nicht auch ein Naturfotograf? Eine Emotion beim Betrachter hervorzurufen?
Gruss, Toph
Kitsch ist letztendlich nichts anderes als der Ausdruck eines Gefühls.
das Gefühl was man emotional empfindet, wenn man *vergangenes* sieht oder empfindet. Für den einen ist es z.B. *Nostalgie*... für den anderen ist es *Kitsch*, und für den nächsten ist es *Romantik*.
Ich glaube, dass Thorsten durch die Form und Farbe der Blüte auf *Kitsch* gelenkt wurde.
Ist auch alles nicht so tragisch, weil zufällig.
Hätte die Blütenrispe eine andere Form, würde es schon ganz anders formuliert werden.... Und schließlich gehts hier nicht um die Blütenrispe an sich, sondern um den *Bockkäfer auf einer Blüte*.
VG
Lothar
Ich stelle fest, dass ich den Begriff 'Kitsch' bisher immer nur so 'aus dem Bauch heraus' benutzt habe, ohne ihn wirklich einordnen zu können! Danke für die vielen Gedanken und den Versuchen einer Definition! Ihr habt mich wirklich nachdenklich gemacht!
Ich komme jetzt, nach Überlegung, zu dem Schluss: Ja... was ist an dem Bild eigentlich tatsächlich 'Kitsch'... Ich habe jetzt, durch Eure Gedanken zu Thema, keine Antwort mehr darauf!
Danke auch Frank für die Bestimmung!
Gruß, Thorsten
Hier mal die Ausführung Kitsch.
Kitsch
[der; vielleicht von mundartlich kitschen, „Straßenschmutz zusammenkehren“]
um 1870 im Münchner Kunsthandel entstandenes Wort, das ursprünglich billigen Kunstersatz bezeichnete. Heute wird der Begriff abwertend, wenn auch nicht im Sinn eines absoluten ästhetischen Urteils, dazu benutzt, ein Produkt als pseudokünstlerisch als etwas, das „höhere Werte“ nur vortäuscht, zu kennzeichnen. Die Ausdrucksmittel des Kitschs sind selten originell, wirken häufig grotesk und appellieren besonders an eine unkritische Aufnahmebereitschaft und den Sinn für das Modisch-Gefällige. Die Grenze zwischen Kunst und Kitsch ist nicht eindeutig, u. a. kann Kunst auch durch die Rezeptionsweise verkitscht werden.
Gruss Ralph
PS. auch ich finde dein Makro gut!
Da geht's doch um die Grundsätze der Naturfotografie! Und da nehme ich mal Franz' Satz als Aufhänger: "Es gibt schlechte und gute Fotos." Wann darf ein Foto als ein gutes gelten? Neben all den technischen Voraussetzungen geht es ganz entscheidend um die Bildwirkung. Wir Naturfotografen wollen nicht nur die Kamera draufhalten und abdrücken, sondern ein Bild schaffen, das eine hohe Wirkung ausübt, Intensität zeigt (das kann sehr wohl auch spannende Dramatik sein) und den Betrachter in irgend einer Weise anspricht. Erst wenn uns dies gelingt, wird unser Foto zur Kunst, sonst bleiben wir auf einer einfacheren Stufe stehen. Dokumentieren kann fast jeder! Wir sollten bemüht sein, das Besondere zu sehen und zu zeigen sowie unser Motiv mit Ausdruck in Szene zu setzen. Dazu gehört sicherlich auch die Darstellung von Ansichten, die unserem Auge normalerweise verborgen bleiben (z.B. Extremmakros), denn sie können eine enorme Bildwirkung haben. Aber Bildwirkung kann doch nicht mit Kitsch gleichgesetzt werden! Dieser Begriff muss viel enger definiert werden und hängt m.E. stark mit den Emotionen und Assoziationen zusammen, die das Motiv erzeugt.
Was ist Kitsch? Der berühmte röhrende Hirsch musste bereits dermaßen oft herhalten, ist inzwischen abgedroschen und rutscht in die Kategorie "Romantik", die wir heute tatsächlich als Kitsch belächeln. Mit diesem Motiv verbinden sich aber ganz andere Assoziationen als mit Bockkäfern, Greifvögeln oder ... Gefährlich wird's vielleicht noch in der Pflanzenfotografie, von mir manchmal abwertend als "Blümchenfotografie" (ganz genau im Sinne von Kitsch) bezeichnet. Da muss man schon etwas ganz Besonderes bieten, um ein gutes Foto zu schaffen. Auch Schwäne und Enten können leicht Gefahr laufen Emotionen hervorzurufen, die in die Richtung von Kitsch gehen, denn auch sie emotional entsprechend vorbelastet.
Gruß
Jens
Der eine sagt: Oh, schau mal!
Der andere: Na, so ein Kitsch...
Allerdings wird eine gewisse "verklärende" Sichtweise bei den meisten Fotos recht erfolgreich als Gestaltungsmittel eingesetzt. Das fängt dabei an, das z.B. ein Schwanenfoto im ersten oder letzten "warmen" Tageslicht meist besser "kommt" - obwohl dieses Tier auch Mittags ein Schwan ist (Nachts natürlich auch) ;).
Oder das durch grosse Abbildungsmassstäbe ein Objekt förmlich aus dem Hintergrund herrausgelöst wird, was zwar meistens wesentlich angenehmer auf den Betrachter wirkt, aber nicht wirklich der natürlichen Sichtweise des menschlichen Auges entspricht.
Und da hier eigendlich die meisten das Anliegen haben, auf ihren Fotos neben dem Hauptmotiv auch noch eine "angenehme" Stimmung zu vermitteln, stellt sich die Frage, ob wir nicht ab und zu alle ein bischen "Kitschfotografen" sind ?
@ Thorsten
Deinen Bockkäfer halte ich für den veränderlichen Widderbock (Chlorophorus varius)
Gruss Frank
Zum Käfer: Aus dieser Perspektive sieht man natürlich schön die Zeichnung auf den Flügeldecken. Auch die Schärfe ist OK - ein Scan? Allerdings hätte ich eine größere Darstellung besser gefunden. Dann hättest du natürlich auf das Herz verzichten müssen, aber der einzelne Käfer und das Herz haben ja auch nicht viel miteinander zu tun. Wär's 'ne Kopula gewesen - na ja, da hätte das Herz wohl dazu gepasst. Bei einem größeren Abbildungsmaßstab wäre auch der HG netter (ruhiger) geworden.
Alternativ könnte ich mir bei diesem Käfer auch ein großes Porträt von vorne vorstellen, etwa so wie bei den Wespen von Karl Rauch.
Gruß
Jens
Hättest du nun die Schafgarbe so manipuliert, dass sie herzförmig wird, den Käfer manuell und per edv dazugesetzt, wäre es Kitsch. Da es aber ein Naturdokument ist, kann es demzufolge kein Kitsch sei.
Ob die Aufnahme jedem gefällt, ist, wie sonst auch, eine andere Frage. Ich hätte nichts einzuwenden. (...und das alles schon am frühen Morgen...)
Viele Grüße
Reinhard