Eingestellt: | 2009-07-26 |
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Die Bucht von Guerrero Negro auf der Baja Califonria in Mexiko ist jedes Jahr zwischen Dezember und März der Tummelplatz der Grauwale der Westpazifikküste. Im seichten Wasser der Bucht bringen die Kühe die Kälber zu Welt, hier werden sie wieder gedeckt. Um es vorwegzunehmen: Ich und die anderen Mitglieder der Reisetruppe hatten leider Pech auf unserer Grauwaltour. Es war Ende November und nicht eine Fluke ließ sich blicken. Wir waren zu früh dran. Das Bild hier entstand in der Nacht vor der Waltour. Ich hatte immer noch mit der Zeitumstellung zwischen Europa und Amerika zu kämpfen und saß um 2:00 Uhr nachts hellwach in meinem Schlafsack. Nach weiteren Versuchen zu schlafen, hatte ich die Faxen dicke und beschloss auf kreative Art Schäfchen zu zählen. Ich krabbelte in kompletter Dunkelheit aus meinem Zelt, baute die Kamera aufs Stativ mit der Linse zur Bucht, schraubte mit der Taschenlampe zwischen den Zähnen den Drahtauslöser ein, schätze nach meiner Erinnerung vom Abend den Horizont ab, drehe den Objektivring auf Unendlich, stellte den Drahtauslöser nach dem Auslösen fest und begann in Gedanken die Sekunden zu zählen. Die Stille, die um mich herrschte, war etwas beindruckendes. Es wehte kein Lüftchen, nicht einmal das Wasser flüsterte, nur am Himmel blinken zwei Sterne. Sonst konnte ich in der tiefen Dunkelheit kaum etwas sehen. Erst zuhause, als ich die Diafilme entwickelte, erschien dieses Bild, das eine Welt zeigt, die Menschen so nicht wahrnehmen können. Und es fiel mir auf, wie wenig optische »Ankerpunkte« es braucht, um eine Landschaft zu definieren. Ich sollte noch hinzufügen, dass die kreative Art Schäfchen zu zählen nicht gewirkt hat. |
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Technik: | Diascan, Canon AE 1, Tamron 28-200, 50 ASA, Fuji Velvia, Blende 16, etwa 10 Minuten Da es sich um einen Scan handelt, habe ich bei EBV »mehr« angeben. |
Fotografischer Anspruch: | Fortgeschritten ? |
Natur: | Naturdokument ? |
Größe | 95.0 kB 900 x 578 Pixel. |
Platzierungen: |
Teilnehmer Landschaftsbild des Monats Juli 2009 |
Ansichten: | 24 durch Benutzer349 durch Gäste991 im alten Zähler |
Schlagwörter: | bajacalifornia guerrero mexio nacht negro |
Rubrik Landschaften: |
Danke für die Bestimmung des Sternbildes Ich werde da mal nachforschen, denn mit dem Sternenhimmel über der Baja kenne ich mich wirklich nicht aus.
Ich bin der gleichen Meinung wie du und auch viele andere Stimmen hier unter dem Bild.
Die Belichtungszeit ist aber definitiv nicht 10 Sekunden, sondern 10 Minuten.
Dann müssten, wie richtig eingewandt wurde, natürlich die Sterne schon Ansätze von Strichen zeigen.
Eine besonderen Trick habe ich nicht. Wahrscheinlich hat mich die Natur ausgetrickst. :)
Ich kann es mir das mittlerweile nur so erklären:
Ich habe ja kaum etwas gesehen, so dunkel war es.
Vermutlich war Neumond und keine klare Nacht.
Vielleicht lag da am Himmel eine Wolke, die während der Belichtung weiterzog und die Sterne dann erst freigab.
Das wäre dann auch die Erklärung dafür, warum die anderen Sterne des Sternbildes Carina, wenn es sich darum handelt, nicht zu sehen waren.
Interessante Unterhaltung via Text und Bild. Ein wirklich bezauberndes Rot! Wenig drauf und trotzdem hält es einen an, es länger zu betrachten.
Ja das mit der Schärfe kenn ich auch. Wenn ich in der Nacht aus dem Schlafsack heraus die Sterne fotografieren möchte, dann drehe ich jeweils zum Anschlag und dann wieder ein Stückchen zurück. So kommt es meistens recht. Aber ich muss sagen, die leichte Unschärfe kommt deinem Bild gar nicht mal so schlecht. Es lässt Raum zum Interpretieren und Fantasieren.
LG Swen
ein Traum in rot, schlicht und einfach aber mit einer enormen Bildwirkung, schön auch die dazu gehörende Entstehungsgeschichte.
Gruß Gaby
Zum Bildaufbau: gerade das Simple macht es genial! Ohne die beiden Sterne allerdings würde dem Bild viel fehlen. Wünschen täte ich mir einzig und allein ein wenig mehr Schärfe, denn die sitzt nicht wirklich - aber he, wie oft habe auch ich schon erlebt, dass man durch den Sucher gucken muss um knackscharfe Bilder zu machen, bzw. wie oft hatte auch ich schon leicht unscharfe Langzeitbelichtungen weil ich Pi mal Daumen auf unendlich scharf gestellt und offensichtlich nicht ganz getroffen hatte...
Egal: ein schönes Bild und definitiv wert, hier gezeigt zu werden!
LG - Kerstin
Du sagst es, es sind die Ankerpunkte, welche in einem Landschaftsbild den Raum definieren. In diesem Bild sind es in der Tat wenige, aber mit etwas Fantasie kann man sich als Landschaftsfotograf in diese Szenerie hineindenken, auch wenn sie auf den ersten Blick schon fast etwas Surrealistisches hat, sie lebt von der klaren Gliederung in Himmel und Wasser und von den sehr intensiven Farben meines Lieblings-Diafilmes. Ein echts Kunstwerk. Gratulation.
LG Martin
Ich muss mich bei euch bedanken, dass ihr fast alle so schön auf meiner Belichtungszeit rumgeritten seid. Deshalb habe ich noch mal die Serie aus dem Diakasten gekramt und mit den Notizen in meinem Belichtungsbuch von damals verglichen.
Die ganze Serie war durch die Sannerei total vertauscht und dehalb waren die Angaben auf den Rähmchen falsch. Nun habe ich sie richtig sortiert. Die Belichtungszeit da oben habe ich jetzt auf 10 Minuten korrigiert.
@Ines
Auf der Baja kann man wundervolle, klare Sternenhimmel sehen, weil die Lichtverschmutzung durch die wenigen Siedlungen äußerst gering ist.
Hier aber hast du richtig vermutet. Das Licht kommt wahrscheinlich von der kleinen Stadt Guerrero Negro.
Bei der Farbigkeit des Bildes hat wahrscheinlich noch Herr Schwarzschild ein Wörtchen mitgeredet.
Der Velvia- Film ist bekannt dafür, dass er bei langen Belichtungszeiten Farbspiele zaubert.
Heute im digitalen Zeitalter zuckt man da mit der Schulter und färbt die Sache einfach im Photoshop ein.
@Achim
Ich habe den Horizont auch nicht 100%ig erwischt. :)
Im Diarähmchen musste ich das Bild ausrichten und mit Tesa fixieren, damit es grade war. :)
Mit den kleiner geschnittenen Diarähmchen von Gepe kann man ja da ein bisschen tricksen.
Als Scan habe ich den Horizont dann in Photoshop richtig nivelliert.
dein Bild spricht mich sehr an, selten hat mich eine Landschaftsaufnahme so beeindruckt - das ist mal ganz was anderes und sieht einfach unglaublich aus... Respekt!
Grüße, Lukas
[B]Nachtrag vom 2009-07-26 20:00:07[/B] durch Lukas Thiess:
Übrigens, dass die Sterne hier punktförmig wiedergegeben werden, gefällt mir gut so - als Striche würden sie mich vermutlich eher stören, in dieser Form hingegen stellen sie einen Gewinn fürs Bild dar. Wie es dazu kommt, ist mir ehrlich gesagt dann wurscht
wirklich eine starke Wirkung. Das mit den Sternen nimmt mich auch Wunder. Und das du bei Dunkelheit den Horizont gerade kriegst, schaffe ich kaum mit Licht )))
Super Minimalismus
Hut ab
Achim
sehr farbintensiv, sehr reduziert, aber das hat was. das foto hat eine starke wirkung.
was mich interessieren würde: woher kommt das intensive orangene licht? lichtverschmutzung?
und bei der zeit hat dir wohl deine wahrnehmung bissel einen streich gespielt, bei so langen belichtungen hast eigentlich immer spuren der sterne. zumindest ohne nachführung und sowas hast ja gewiss nicht benutzt. pro stunde hat man ungefähr 15° als "bewegung".
vg
ines
dieses Bild zeigt Wirkung ... auch bei mir. Die Farben und wenigen sonstigen bildgebenden Elemente zeigen einen wohltuhenden Minimalismus.
Ein wirklicher Kracher ...
Gruß aus HH
Georg
Schlicht und rot!
Wirkt wirklich angenehm beruhigend bei längerer Betrachtung durch die Reduktion aufs Wesentliche!
Gefällt!
Andreas
Ein beeindruckendes Bild das mir sehr gut gefällt, mit einer erzählenswerten Entstehungsgeschichte. Nur mit der Belichtungszeit komme ich nicht klar. Bei 20 min hätte ich gedacht, dass die beiden Sterne eine längere Leuchtspur hätten!?
Freundliche Grüße,
Heinz-Jürgen
Danke für den Hinweis. Ich hätte auch eine Leuchtspur erwartet.
Ich habe einfach nur so gefühlsmäßig 1200 »Sekundenschäfchen« runtergezählt. :)
Das hat mit genauer Zeitmessung nicht viel zu tun. Zu Analaogzeiten blieb da bei Langzeitbelichtungen nur die Stopp- oder Armbanduhr.
Und auf so was habe ich aus Gewichts- und Klaugründen verzichtet.
Kann gut sein, dass es nur 15 Minuten waren, weil ich schneller als im Sekundentakt gezählt habe.
Auch auf dem Dia sind die Sterne aber schon etwas unscharf abgebildet.
Und dann kommt halt noch das lichtschwache Tamron hinzu.
Gruß
Steffi