Eingestellt: | 2024-07-16 |
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Aufgenommen: | 2024-06-28 |
SB © | |
Ich weiß nicht, ob es eine Schwester oder ein Bruder ist. Aber ich fand die Vorstellung, es wäre eine kleine anhängliche Schwester irgendwie ganz niedlich Ich habe in den letzten Jahren meine Lust am Fotografieren ein wenig verloren. Dieses Höher-Schneller-Weiter hat mich immer mehr gestresst, diese Hackordnung unter Naturfotografen, die Respektlosigkeit, die ich manchmal der Natur gegenüber miterlebt habe. Mich hat einfach alles nur noch gestresst. Ich habe dann eine laaaaange Pause gemacht, bin nur noch gelegentlich zu meiner Freude mit Kamera an mir bekannte Stellen gegangen, wo ich sicher war, dass niemand, aber auch wirklich keine Menschenseele dort ist. Und dann habe ich beobachtet, mich gefreut, habe teilgenommen am Leben und der Natur. Und in diesem Jahr habe ich auf diese Weise wohl meine schönste Zeit in der Natur gehabt. Aber mit den am wenigsten spektaktulären, wettbewerbskonformen, tollen, besondere Lichtstimmungen einfangenden Motiven. Ich habe sechs Wochen lang nahezu jeden Abend bei einer Steinkauzfamilie gesessen. Stundenlang. Jeden Tag. Die Käuze haben mich nur noch als allabendlich auftauchende Gartenrequisite wahrgenommen. Sobald andere Spaziergänger hinter mir herliefen, waren sie jedoch genauso scheu und achtsam, wie man es von Steinkäuzen erwartet. Sie haben vor mir gejagt, erste Flugübungen gemacht, mit Elstern gekämpft, sie sind drei Meter vor mir gelandet und haben Regenwürmer aus der Erde gezogen usw usw. Es war eine unglaublich Zeit für mich. Auch dieses Foto ist nicht wunderschön. Der Ansitz ist hässlich, der Hintergrund zu nah dran und nicht freigestellt, das Licht nichts Besonderes, die herunterlaufende kacke an der Schuppenwand hinter dem Kauz spaltet ihm optisch den Schädel usw. Alles, wirklich alles ist fotografisch falsch. Und doch ist es exakt das Foto, was ich liebe und was zeigt, wie wunderschön die Zeit war. Die Käuze kamen in meine Richtung geflogen und haben sich erst dann dort hingesetztz. Ich war ohne Tarnung. Sie haben gekuschelt, gespielt, sich geneckt, geputzt, geschlafen....... alles. Und sie haben mich gesehen, aber ich war ihnen egal. Ich war einfach Teil des Ganzen. Unbedeutend, klein .... wie wir alle. Scheiß auf sensationelle Fotos ..... das war meine beste Zeit in der Natur. |
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Technik: | Canon EOS R5, EF600mm f/4L IS II USM +1.4x III Blendenvorwahl, Automatischer Weißabgleich, Multi-Segment-Messung |
Fotografischer Anspruch: | Fortgeschritten ? |
Dokumentarischer Anspruch: | Ja ? |
Größe | 1.5 mB 1500 x 1000 Pixel. |
Platzierungen: |
Beste Tophit-Platzierung: 12 Zu den Tophits
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Ansichten: | 133 durch Benutzer188 durch Gäste |
Rubrik Vögel: |
kann Deine Emotionen absolut nachvollziehen. Ich fotografiere auch lieber still vor mich hin, wo es etwas zu beobachten gibt. Daher sitze ich so gerne neben Vogelkolonien und werde zum Teil der Landschaft, ohne Tarnung, einfach ruhig da sitzen, oder mit den Tieren reden...
BG
Achim
mir geht es mit der Fotomüdigkeit auch seit circa 2 Jahren so. Seit 1 Jahr habe ich fast nur auf Reisen fotografiert, dort genieße ich es noch sehr, in den weiten Landschaften.
Ob Freistellung oder nicht, dein Fotovermittelt die Emotionen sehr gut und nach deinen Schilderungen waren das sicherlich tolle Momente 👍
Viele Grüße,
Thomas
Deinem Text kann ich nur zustimmen.
LG Erwin
diese Art der Photomüdigkeit kann ich sehr gut nachvollziehen. Sich von Trends und Vorstellungen zu lösen und die Bilder zu machen, die zu einem passen kann lange dauern. Aber es hinterlässt eine andere Art der Zufriedenheit und die ist es definitiv wert.
Das Bild drückt meiner Meinung nach sehr gut aus, was du beschrieben hast. Solche Momente sind unabhängig davon ob du sie ablichtest oder nicht einfach unbezahlbar.
Liebe Grüße
Alfred
deine Ausführungen kann ich gut nachvollziehen. Ich selber gehe fast immer alleine auf Fototour. Und ich geniesse die Augenblicke mit wilden Tieren in der Natur sehr. Auch beim Steinwild konnte ich ganz allein den Steingeissen mit ihren Kitz stundenlang zuschauen, wie sie miteinander interagierten. Das war ein wirkliches Highlight.
Und ja, die Aufnahmen müssen absolut nicht immer nach Schema X gemäss Lehrbuch Y gestaltet sein. Viel wichtiger ist, dass man mit diesen Aufnahmen seine eigenen Eindrücke und Empfindungen zum Ausdruck bringen kann.
Ich wünsche dir jedenfalls weiterhin viel Freude an der Naturfotografie.
MfG Martin
selten habe ich mir eine Aufnahme im Forum so lange angeschaut wie dieses!
Und zwar weil ich mich in Deiner Geschichte wiederfinde, an Deinem Erleben teilnehmen kann und
Dich dort bei den Käuzen sitzen sehe...
LG Axel
deine Beschreibung kommt mir sehr bekannt vor, ich gehe schon lange einen ähnlichen Weg !!!!
Da ich dieses Hobby als Seelenmedizin benutze, bedeuten mir solche Erlebnisse auch besonders viel.
Ich habe es schon lange nicht mehr soooo mit der Gesellschaft und suche meinen Frieden oft
in Anwesenheit von Wildtieren.
Hätte ich da nicht meinen guten Fotografenfreund Walter, wäre ich wohl immer alleine unterwegs.
Wir halten es so, dass wir seine wie auch meine selbst entdeckten Plätze meist für uns behalten
und damit keine Hotspots eröffnen.
So gehen wir zwar auch drei- von viermal ohne Aufnahmen heim aber erlebt haben wir dabei schon
viele spezielle Begebenheiten, welche wir auch ohne Bilder nie vergessen werden !!!
Ich hoffe du findest deine und zwar wirklich deine Bestimmung in der Wildtierfotografie wieder
und wünsche dir auf diesem Weg viel Freude !!!!!
Ich sehe mir übrigens solche Aufnahmen mit emotionaler Entstehung besonders gerne an !!!!
Beste Grüsse, Albert
LG, Martina
Auf jeden Fall gefällt mir dein Foto, weil es etwas besonderes ist. Solche schönen Erlebnisse wünsche ich dir noch sehr oft.
VG Renate
dies ist die schönste Erzählung eines Naturerlebnisses, die ich in letzter Zeit gelesen habe.
Du sprichst mir (und sicher auch anderen Fotografen/innen aus dem Herzen), was die Übervölkerung mit Kamerabesitzern betrifft. - Ich habe erlebt, dass keine Bienenfresser mehr in eine Gegend kamen, nachdem im Jahr zuvor zig Bienenfresser dort gebrütet hatten, aber auch zig Fotografen/innen dort - teils ohne Tarnung - die Tiere gestört hatten.
Meiner Meinung nach muss es nicht immer das allerbeste Foto sein, die Geschichte dahinter ist doch oftmals viel wichtiger, somit stimme ich dir zu und finde dein Foto allemal sehenswert.
Ich hoffe, du wirst noch viele solche schöne, ruhige Momente erleben können.
LG Ruth