Eingestellt: | 2022-07-24 |
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Aufgenommen: | 2022-05-31 |
CW © | |
macht es mich, wenn ich lese, dass auf Helgoland und v.a. unter den Basstölpeln die Vogelgrippe ausgebrochen ist und schon zahlreiche Vögel gestorben sind. Andere versuchen vergeblich ihre (kranken/sterbenden) Jungtiere zu füttern, indem sie sie hochziehen andere Küken hingegen müssen verhungern, da die Elterntiere verendet sind Es geht mir gerade besonders nahe, da mein Helgoland-Urlaub dieses Jahr (noch dazu mein erster richtiger Urlaub seit knapp 20 Jahren überhaupt) ein Highlight war und immer wenn es mir nicht gut geht, ich daran zurückdenke. Und auch besonders an die Basstölpel oben am Felsen. Ich hoffe, dass ausreichend überleben, dass die Kolonie weiter bestehen kann... |
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Technik: | Canon, 70-200mm 1/1000s, F/8, ISO 100, 139mm Automatische Belichtung, -1 Korrektur beschnitten |
Fotografischer Anspruch: | Fortgeschritten ? |
Dokumentarischer Anspruch: | Ja ? |
Größe | 658.3 kB 1111 x 779 Pixel. |
Platzierungen: |
Beste Tophit-Platzierung: 17 Zu den Tophits
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Ansichten: | 106 durch Benutzer130 durch Gäste |
Schlagwörter: | basstoelpel helgoland |
Rubrik Vögel: |
Spiegel
ich bin vor 1,5 Stunden von Helgoland nach Hause gekommen.
So schrecklich es klingt, ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass dort noch irgendein Tier überlebt. Auf den Plateaus sind im Grund alle Tiere bereits tot. Nur ganz wenige sind noch am leben, aber da sind ausnahmslos das noch lebende Alttier, oder aber das Küken infiziert. Beides bedeutet das aus.
Die Tiere, bei denen ich noch ein kleines wenig Hoffnung hatte, haben ein ernstes Versorgungsproblem, dass die Alttiere evtl. bereits krank und schwach sind, und deswegen nicht mehr nach Beute suchen können. Da würden Altvögel gerade vor ihren Küken und versuchen, das allerletzte aus dem Magen zu holen, um den Nachwuchs zu füttern. Aber es kommt nichts mehr. Küken sitzen neben den toten Eltern. Alttiere rütteln schreiend an den gerade gestorbenen Küken, schütteln sie durch, reißen mit den Schnäbeln die Köpfe der Küken hoch, um sie wieder aufzusetzen, rupfen ihnen Federn aus usw.
Überall riecht es nach Tod. In den Steilwänden sitzen noch einige Tiere, aber auch dort überall tote Basstölpel. Die schwimmen im Hafen rum, rund um die Insel liegen sie im Wasser.
Und dazu kommt die äußerst ungünstige Brutbiologie. Basstölpel bringen nur 1-2 Mal in ihrem Leben meistens nur ein Küken "zur Welt". Da die jetzt dort anwesenden Vögel eigentlich nahezu ausnahmslos infiziert und sicher zu einem 2/3 schon verstorben sind, und das Sterben weitergeht, weil die jetzigen Tiere auch erkrankt sind, oder die Küken nicht mehr gefüttert werden, gibt es eigentlich nur noch ein oder zwei Chancen:
1. Irgendwo gibt es eine Wand oder eine Ecke, in der ein paar Tiere nahezu keinen Kontakt zu den infizierten Tieren haben und das gesund überstehen und den Nachwuchs durchbekommen.
2. die Jungvögel aus dem letzten und vorletzten Jahr, die dieses Jahr noch nicht brüten, halten sich woanders auf und entgegen evtl. einer Infektion.
Die größte Basstölpelkolonie der Welt auf Bass Rock in Schottland ist bereits Ende Juni auf 1/3 der Tiere reduziert gewesen. Das wird auch inzwischen noch mal deutlich weniger geworden sein. Somit ist der gesamte weltweite Basstölpelbestand so stark reduziert, dass es mit dem wenigen Nachwuchs, den sie in ihrem Leben überhaupt bekommen, sehr, sehr schwierig werden wird.
Noch schlimmer sieht es bei der Brandseeschwalbe aus. Die ist vermutlich verloren. Zumindest im Wattenmeer ist sie mit dem Verschwinden der größten Brutkolonie auf Texel im Grunde ausgestorben im Wattenmeer. Aus eigener Kragt nahezu aussichtslos, dass sie sich reproduzieren können.
Ich habe an diesem Wochenende auf Helgoland so viel geweint und war so erschüttert, auch über die Menschen, die dort waren. So viel Unwissenheit, Gleichgültigkeit und Egoismus und Naivität.
Da stehen sie und sehe und riechen und hören live das sechsen Massenaussterben der Erdgeschichte. Und die Kommentare waren:
"Können die nicht wenigstens die toten Tiere wegräumen. Wie sieht das denn aus hier?"
"Guck mal, der sitzt ganz nah und ruhig, den können wir mal streicheln."
"Vogelgrippe hat es ja immer mal gegeben"
"Muss man einmal durchseuchen lassen, dann wird das wieder."
Ich und meine Fotofreundin sind ausgeflippt bei den Kommentaren und haben uns zwei Tage lang mehr als einmal mit den Besuchern dort angelegt und irgendwann waren wir so genervt und entsetzt und resigniert, dass wir nur uns bei so Kommentaren nur noch zu den Leuten gedreht und gesagt haben:
Etwas weniger Geflügel aus Massentierhaltung essen, wäre ein Anfang.
Um es kurz zu sagen:
Dieses Wochenende hat meine ohnehin sehr pessimistische Haltung, was die Menschen und deren Willen, etwas zum Erhalt der Erde beizutragen, massiv erschüttert und ich habe keinerlei Hoffnung mehr.
der Zug ist abgefahren.
Das Ausmaß, was da gerade los ist, kann man sich nicht vorstellen. Es ist einfach nicht fassbar, selbst wenn man es sieht, übertrifft es die Vorstellungskraft, dass das aktuell von Frankreich bis nach Schottland hoch überall so sieht.
Und das individuelle Leid jedes einzelnen Tieres ist unfassbar. ich bin heute vor der Abreise in der Eisdiele heulend zusammengebrochen und habe mich kaum beruhigen können.
Es geht einfach nicht nur um die Basstölpel auf Helgoland. Es geht wirklich um ein Massenartensterben, wo nicht einfach Arten verschwinden, sondern damit eben auch Beutetiere für andere Tiere, Beutegreifer usw usw.
ich bin davon überzeugt, dass dieser Einschnitt in die ökologischen Kreisläufe nicht mehr aufhaltbar ist. Der Kipppunkt ist überschritten.
Diese Bilder vergesse ich nie wieder in meinem Leben.
VG Simone
P.S.:
Und warum zur Hölle kommt das nicht jeden Tag in der Tagesschau, in den Nachrichten, in allen Zeitungen usw? Wieso verdammt taucht das einfach nicht auf???
danke für Deinen langen Bericht und emotionalen Schilderungen. Ich will es mir gar nicht vorstellen, die Szenen vor Ort erleben zu müssen - mir ginge es wohl wie Dir - ich könnte es nicht ertragen.
Ansonsten fehlen mir gerade die Worte und es bleibt aber doch (nur) noch die Hoffnung, dass noch ausreichend Jungvögel unterwegs (ohne Kontakt zu den anderen) sind und die Population retten.
LG Caroline
wunderbare Szene und eine traurige Geschichte.
VG
Markus
LG Rainer
wir hatten die ersten kranken Tiere, schon Anfang Juni gesehen, da war es aber noch nicht klar, dass es die Vogelgrippe ist. Hoffen wir mal, dass die Population sich wieder erholt.
Deine Aufnahme gefällt mir sehr gut.
Liebe Grüße Ralph
ich war wohl genau noch kurz davor dort - Ende Mai.
Ich hoffe auch, dass es sie dann weiterhin dort geben wird.
Das freut mich, dass Dir mein Foto gefällt! Danke!
LG Caroline
Ein sehr schönes und zärtliches Doppelportrait! Ja, hoffen wir auf Erholung!
LG Cornelia