Eingestellt: | 2008-10-26 |
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Ein Mischling aus einer Rabenkrähe und einer Nebelkrähe, gestern an der Ostseeküste (Fehmarn). Sie ist nicht vollkommen schwarz, hat aber auch nicht die ausgedehnte hellgraue Gefiederfärbung der Nebelkrähe. Rabenkrähen und Nebelkrähen werden teilweise als Unterarten einer Art (der Aaskrähe) geführt, teilweise wird beiden aber schon der Artstatus zugesprochen. Nun ist die wissenschaftliche Forschung des Menschen noch nicht alt genug, als dass wir Beweise für die evolutive Entstehung von Arten hätten, Raben- und Nebelkrähen liefern aber sehr viele Indizien, die als Theorie für mich sehr überzeugend sind. Vermutlich war es so, dass während der letzten Eiszeit ein Teil der Aaskrähen im Westen Europas (das heutige Verbreitungsgebiet der Rabenkrähe) von anderen Aaskrähen im Osten durch die Eismassen isoliert waren. Nachdem die Eismassen geschmolzen waren trafen sie so ca. an der Elbe nach langer Zeit wieder aufeinander. Allerdings unterschieden sie sich mittlerweile äußerlich (Rabenkrähe ganz schwarz, Nebelkrähe mit hellgrauem Körpergefieder), dennoch waren sie sich gegenseitig noch nicht so fremd, dass sie nichts "miteinander haben könnten". Überwiegend paaren sich Rabenkrähen mit Rabenkrähen und Nebelkrähen mit Nebelkrähen. In einem breiten Band östlich der Elbe überschneiden sich die Verbreitungsgebiete und Hybriden aus beiden treten gar nicht mal selten auf, vielleicht sind hier sogar fast alle Hybriden, auch wenn sie äußerlich nicht erkennbar sind. Diese Hybriden sind auch selbst fortpflanzungsfähig (nicht wie Maultiere), dennoch scheinen sie auf den Überschneidungsbereich beschränkt zu bleiben. Raben- und Nebelkrähen haben den "Sprung" zu eigenen Arten evtl. nicht ganz geschafft, vielleicht waren sie nicht lange genug von einander getrennt, um sich gegenseitig nicht mehr als Partner zu erkennen. Isolationen von möglichst kleinen Gruppen von Individuen, bei denen z.B. Mutationen sehr viel schneller auch populationsrelevante Änderungen des Erscheinungsbildes oder des Verhaltens bewirken können, sind vermutlich eine (von wohl auch noch anderen) "Zugpferden" der Artenentstehung. Nicht zuletzt sind auf vielen Inseln zahlreiche eigene Arten entstanden. Gruß, Thorsten PS: Noch zum Bild: Auch Rakelkrähen sind nicht "doof" und auch mit der Digiskopie-Ausrüstung kommt man oft nicht nahe genug an sie heran - hier hätte ich zwar noch ein deutliches Stück weiter reinzoomen können, ich fand die Umgebung aber "hübsch" genug sie mit ins Bild zu nehmen. Zudem saß sie da auch nur ein paar Sekunden |
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Technik: | Nikon Fieldscope ED82A + 30xDS WW Okular + FSB-6-Adapter + Coolpix P5100, Stativ, Drahtfernauslöser, Kamera-Einstellungen: f2,7, 1/74stel, +/-0 LW, ~1120mm KB-Äquivalent |
Fotografischer Anspruch: | Fortgeschritten ? |
Natur: | Naturdokument ? |
Größe | 247.6 kB 900 x 600 Pixel. |
Ansichten: | 4 durch Benutzer594 durch Gäste879 im alten Zähler |
Schlagwörter: | corvus cornix corvus corone corvus corone cornix corvus corone corone corvus corone x cornix nebelkraehe rabenkraehe rakelkraehe |
Rubrik Vögel: |
vielen Dank für Eure Kommentare!
@Heinz
Möglich, dass der Begriff "Rakelkrähe" noch nicht sehr geläufig ist, bis vor kurzem kannte ich ihn auch nicht
Soweit ich weiß, heisst das Huhn: Rackelhuhn... Nun stellt sich mir die Frage: Was ist ein "Rakel" bzw. "Rackel" und wo kommt das her?
@Winni
Ja, das wusst ich. Das ist dann wieder eine andere Unterart der Aaskrähe. Wie es zu der Entwicklung dieser zwei Farbvariationen gekommen sein mag, ist mir nicht klar. Wenn sich Tiere/Unterarten/Farbvariationen morphologisch differenzieren wird ja oft ein evolutiver Vorteil in den Unterschieden unterstellt. Der erschließt sich mir jetzt nicht bei Nebel- und Rabenkrähe. Es gibt auch noch andere Arten, die eine identische geografische und historische Entwicklung hinter sich gehabt haben könnten, z.B. Nachtigall und Sprosser haben zumindest in Mitteleuropa eine nahezu identische Verbreitungsgrenze.
Gruß, Thorsten
Viele Grüße
Winni
deine Erläuterungen sind ja sehr interessant,
ich kenne nur Rakelhähne, eine Kreuzung von Birkhahn und Auerhahn, den Begriff Rakelkrähe habe ich noch nicht gehört.
Die Gestaltung des Bildes und der Kontrast mit den großen, hellen Steinen, im Gegensatz zur kleinen ,dunklen Krähe
finde ich sehr gelungen.
Viele Grüße
Heinz
Man kann sie auch als "Hybridkrähe", "Nebelrabenkrähe" oder "Rabennebelkrähe" bezeichnen, ich glaube nicht, das "Rakelkrähe" wirklich ein gängiger oder gar offizieller Name ist.
Gruß, Thorsten
Diese Krähen habe ich auf Helgoland sehr häufig gesehen, aber auch auch an der Küste bei Kappeln.
Wie Andreas unser neues Nachwuchsmodel schon schrieb, ist der Aufbau der Aufnahme sehr schön mit den "Findlingen" hoch zur Krähe!
LG Chris
LG Martin
ich muss gestehen, dass ich den Namen Rakelkrähe für die Mischlinge noch gar nicht kannte und solche bisher auch nie zu Gesicht bekommen habe (dafür wohne ich halt verkehrt). Dein schönes Bild habe ich mit großem Vergnügen betrachtet und gerne den wie immer lesenswerten Begleittext gelesen! Die Krähe gefällt mir in dieser Umgebung auch wirklich gut, näher dran "muss nicht".
Was mir auffällt: Der HG wirkt wie in einem Unschärfegrad, dabei sollten die weiter hinten liegenden Steine ja doch stärker aufgelöst sein... hast du da ab einer gewissen Stufe eine leichte Weichzeichnung vorgenommen, oder ist das ein Phänomen der Optik? Ein Spektiv ist ja auch mit "herkömmlicher" Fotooptik nicht so zu vergleichen? Um dies zu umgehen, hätte ich vielleicht hier ein paar Stellen weiter hinten etwas weichgezeichnet (falls das noch nicht geschehen sein sollte, was ich aber nicht annehme), einfach, um einen gleitenden Schärfeverlauf zu haben... (wobei die Frage ist, ob man die Zeit in das Foto investieren will, nachher sitzt du eine Dreiviertelstunde dran herum )
(Dass das 'ne Erbse ist, weißt du selbst)
LG, Lukas
Danke Dir!
Zu dem, was Dir auffiel: Gut gesehen!
Allerdings kommt es vermutlich vom Entrauschen (... Rauschen = mein Hauptproblem, kamerabedingt, bei der Digiskopie). Ich habe hier sogar 2x entrauscht, vermutlich war das übertrieben (hat aber < 1 Minute gedauert... ).
Gruß, Thorsten
ich danke auch Dir!
Du hast Recht, das ist das "Verflixte" - Raben- und Nebelkrähe sind das "Paradebeispiel" und gleichzeitig der "Gegenbeweis", was den biologischen Begriff der "Art" betrifft.
... und Du hast Recht, aber die Blaumerle hab ich schon hinter mir, man könnte es im Thumb denken )
Gruß, Thorsten
Hätte mir von den interessanten Steinformationen auch so gefallen, aber die Rakelkrähe und Deine wie immer profunde Erläuterung dazu sind das i-Tüpfelchen!
Grüße
Andreas
>>>interessanten Steinformationen<<<
Da bringst Du mich auf einen Gedanken... Das sind alles Findlinge, die die letzte Eiszeit hier hinterlassen hat und die Ostsee mit ihrem "Zahn der Zeit" wieder "freigenagt" hat... Also, wenn das nicht zum Thema passt, dann weiß ich auch nicht! )
Gruß und Dank,
Thorsten