Die Natur nimmt ihren Lauf
Eingestellt: | 2008-06-17 |
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Heute morgen war ich an einem Baggersee um einige Aufnahmen zu machen. Gerade als ich vor einer Hufeisen-Azurjungfer meine Kamera aufbauen wollte flog eine Wespe um mich herum. Ich nahm von ihr keine Notiz da ich ja auf die Libelle fixiert war. Als ich gerade das erste mal durch den Sucher schaute traute ich meinen Augen nicht. Innerhalb von ca. 3 Sekunden war alles vorbei. Mir blieb weder die Zeit die Kamera auszurichten, oder darüber nachzudenken ob ich eingreifen sollte. Ich habe 4 mal den Auslöser betätigt und das ist das Ergebnis das ich Euch nicht vorenthalten möchte. Lassen wir mal ausnahmsweise die schlechte Qualität bei Seite. Jedem wird klar sein das ich noch nicht soweit war. Aber mir sind danach einige Gedanken durch den Kopf gegangen. Was hätte ich getan wenn mir mehr Zeit zu Verfügung gestanden wäre? Hätte ich die Wespe vertrieben oder wären mir bessere spektakuläre Bilder wichtiger gewesen? Was heißt hier überhaupt wichtiger? Wäre es richtig gewesen die Wespe zu vertreiben? Es ist schrecklich und doch nichts weiter als eine kleine Szene an einem Baggersee. Die einen müssen sterben, damit die anderen leben können. Das ganze hat eigentlich nur dann etwas Grausames an sich, wenn man den Kontakt zur Natur verloren hat. Wir Menschen leben in einer idealisierten Welt. Wird man plötzlich mit der Wirklichkeit konfrontiert ist ein Schock oft nicht zu vermeiden. Vielleicht hat ja noch jemand eine Meinung dazu. |
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Technik: | Steht im Text. |
Natur: | Naturdokument ? |
Größe | 241.6 kB 1000 x 666 Pixel. |
Ansichten: | 7 durch Benutzer453 durch Gäste917 im alten Zähler |
Schlagwörter: | gefressen hufeisen-azurjungfer libelle werden wespe |
Rubrik Wirbellose: |
Vom Kopf her sehe ich das natürlich genauso wie die anderen auch ... allerdings muss ich zugeben, dass rein gefühlsmäßig sich bei mir schon auch manchmal so Begriffe wie "grausam" einstellen wollen. Lukas hat natürlich Recht: wieso soll eine dem Menschen lästige Stechmücke mehr Lebensrecht haben als eine dem Menschen schön anzusehende Libelle, aber so rein gefühlsmäßig möchte man sich halt gern der Mücke (oder gar der Zecke!) entledigen ... und der Libelle nicht.
Gruß,
Pascale
Euch allen ein recht herzliches Danke für die Zeit die Ihr in mein Bild und in meine Gedanken investiert habt. Die positiven Anmerkungen bestätigen für mich das Hochladen trotz der schlechten Bildqualität.
Liebe Grüße
Karlheinz
ich konnte solche Szenen bis jetzt schon zwei-, dreimal beobachten und habe mir jedesmal die selben Fragen gestellt wie du auch - aber letztlich könnte uns doch eine Mücke, die von einer Libelle gefressen wird, genauso leid tun wie die Libelle, die von einer Wespe verzehrt wird; Libellen sind halt weniger lästig, dafür aber schöner, auffallender und insgesamt lieber gesehen, aber ihnen deswegen ein höheres Lebensrecht einzuräumen als anderen Insekten wäre ja auch Unsinn... hier ist niemand besser oder schlechter...
Das ist Natur, man kann sie grausam oder schrecklich nennen... sehe ich aber eigentlich nicht so, mich fasziniert sie einfach in all ihren Facetten!
Übrigens habe ich bisher nie gesehen, dass andere Teile als Kopf und Thorax von Wespen gefressen wurden, bei einer Frühen Heidelibelle war es einmal auch nur der Kopf (mehr konnte die kleine Wespe gar nicht tragen).
LG, Lukas
ein gradioses Naturschauspiel "der kleinen Art" zeigst Du uns hier in (wie ich finde) qualitativ durchaus guten Bildern! Gratuliere! Das sind "Naturdokumente" im für mich wahrsten Sinne des Wortes!!
Ich finde hier nichts grausam, was abgebildet wurde. Ein Räuber schlägt einen anderen. Wir als Beobachter sollte das machen, was für die Natur am Besten ist: Zuschauen und nicht eingreifen - es wäre sehr anmaßend von uns (so wie über viele Jahrhunderte geschehen) den einen als "Guten", den anderen als "Schlechten" hinzustellen... Erst wenn man "Natur" in seiner sich selbst überlassenen, sich selbst bestimmten Form erleben kann und diese so ablaufen lässt, wie sie ist, kann man sie in gewisser Weise "richtig" erleben... Du lässt uns mit diesen schönen Bildern an diesem interessanten Moment teilhaben (den ich so auch noch nie erleben durfte) - daher ein dickes Danke für diese Kurzserie in einem Bild!
Toll!
Gruß, Thorsten
Zum Eingreifen haben die Vorkommentatoren schon alles gesagt. Die Wespe hat den potentiellen Beutetieren der Libelle eher einen Gefallen getan ....
Gruss Kai
also mir gefällt die festgehaltene Szene sehr gut (mangelnde Bildqualität ist eher sekundär - mich fasziniert der Vorgang).
Räuber erlegt Räuber!
Mich würde eines interessieren, ob die Wespe nach dem ersten Abtransport von Caput und Thorax, sich auch noch das Abdomen als Nachtisch geholt hat?
Und eingegriffen hätte ich auf keinen Fall, denn dieser "Beutezug" stellt, die für viele Menschen oftmals romantisch verklärte Normalität im Tierreich dar! Es ist nunmal ein harter Kampf ums Überleben und die eigene Artsicherung - hier haben wir "Survival of the fittest"!
Der Mensch sollte lieber aktiv die Faunenverfälschung und Zerstörung von arttypischen Lebensräumen verhindern und sie nicht fördern. Die Unbedarftheit vieler Menschen schockiert mich da wesentlich mehr...
Viele Grüße
Michael
zuerst einmal danke für Deine Anmerkung.
Was ich in der Beschreibung vergessen hatte. Die Wespe erlegte noch eine zweite Libelle von der sie ebenfalls nur Kopf und Thorax gefressen hatte. Interessant: Als ich ca. eine Stunde später wieder an die Stelle kam hingen die Libellenreste immer noch an den Halmen.
Gruß Karlheinz
eine sehr interessante Doku!
Ich denke, Du hast Dir moralisch nichts vorzuwerfen. Ich verstehe meine Rolle als die eines Beobachters und versuche mich entsprechend zu verhalten, also den Ort möglichst so zu verlassen, wie ich ihn vorgefunden habe (gelingt natürlich nur eingeschränkt, wenn man z.B. durch die Wiese läuft) und nicht ins Geschehen einzugreifen (Ausnahme wären Tiere, die durch menschlichen Einfluss in Not geraten sind).
Genauso halten es die Tierfilmer in Afrika, die uns jagende Raubkatzen, Krokodile u.ä. zeigen, wohl auch.
Die Wespe zu vertreiben hätte letzendlich nur bedeutet, dass sie sich ein anderes Opfer sucht. Und die Wespe hat ja zudem verhindert, dass die Libelle ihrerseits andere Insekten erbeutet. ;)
Du hast es ja selbst gesagt:
Die Natur nimmt ihren Lauf schrieb:Die einen müssen sterben, damit die anderen leben können.
Gruß,
Frank