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Da ich immer wieder auf meine Erfahrungen mit alten Objektiven angesprochen werde und ich im Moment Scharlach auskuriere und mich sozusagen unter Quarantäne befinde, habe ich gerade Zeit mal meine Erfahrungen aufzuschreiben.
Es soll aber kein Roman werden, ich weiß ich neige dazuBild: Lächelndes/zwinkerndes Gesicht

Angefangen hat alles mit dem alten Trioplan 2.8/100 an der Olympus OMD. Mein erstes richtig altes Glas sozusagen, das ich mir nur aufgrund des einzigartigen Bokehs ausgesucht habe.
Da ich zuvor ja aus anderen Gründen von Nikon auf Olympus MFT umgestiegen bin, habe ich zuvor schon meine größtenteils modernen Nikkore an der OMD testen können, bis auf 3 wirklich gute Linsen, brachten die übrigen Objektive doch sehr ernüchternde Ergebnisse, im Vergleich zu den modernen Systemobjektiven für MFT, die dazu noch deutlich kleiner, leichter und preiswerter waren, als die Nikkore.
Hierzu später mehr.

Warum eigentlich alte Objektive, wenn es doch moderne Objektive, in bester Qualität für meine Kamera gibt, inklusive AF und Bildstabilisator?
Wenn man auf die beiden letzt genannten Errungenschaften moderner Optiken verzichten kann (Bildstabi ist bei manchen Kameras auch möglich), können manche alten Objektive doch in einigen Bereichen punkten, hier nur folgende Stichpunkte:
- Bokeh-
- Einstellgefühl des manuellen Fokus
- mechanische Robustheit und Anfassqualität
- Schärfentiefeskala
- Langzeitqualität durch robuste Metallfassungen
- Preis

Der wichtigste Punkt ist natürlich die Bildqualität, denn entscheidend ist ja was hinten heraus kommt. Was nützt das beste Objektiv, nach den oben genannten Kriterien, wenn die Bilder nicht richtig scharf werden, oder sich hässliche Überstrahlungen oder Reflexe zeigen.

Eine Grundvoraussetzung um alte Objektive an der Kamera adaptieren zu können, ist natürlich das Auflagemaß, (Abstand Chipebene zum Anschlussbajonett des Objektives)es muss halt noch Platz für einen Adapter bleiben.
Nikon- Fotografen brauchen jetzt gar nicht mehr weiterlesen, da Nikon ein sehr großes Auflagemaß verwendet und ich kenne keine Objektivserie die sich an Nikon- Kameras adaptieren lässt, so das der Fokus auf unendlich erhalten bleibt.
Canon- Fotografen sind da schon wesentlich besser dran, am besten eignen sich natürlich Spiegellose Systemkameras, nicht nur des geringen Auflagemaßes wegen, sondern auch wegen der Sucherlupen, damit ist exaktes Fokussieren ein Kinderspiel.
Einige Systemkameras mit eingebautem Bildstabilisatoren auf Chip- Ebene erlauben sogar einen effektiven Bildstabi mit den alten Linsen. Z.B. Olympus- und einige Sony- Kameras. Einfach die Brennweite im entsprechenden Menüpunkt eingeben.

Nun zur Gretchenfrage der Bildqualität:
Sind alte Linsen denn einigermaßen ebenbürtig, sonst kann man sich den ganzen Probierzirkus ja sparen ?
Meine Erfahrung: Kommt darauf an!
Eigentlich müssten doch moderne Objektive klar besser sein, denn die Technik, auch bei der Objektivrechnung ist doch weiter fortgeschritten, besonders durch moderne Rechner mit denen das Design vorher durchgerechnet wird und die modernen Linsenvergütungen die es früher so, ja noch gar nicht gab.
So dachte ich zuerst auch und habe mir nur Linsen ausgesucht die ein schönes Bokeh versprachen, aber ansonsten modernen Linsen in Punkto Bildqualität nicht das Wasser reichen konnten.
Dann habe ich in einem Antiquariat das Zeiss 2.8/135 mit Y/C- Anschluss entdeckt, da ich früher einmal auch mit Contax fotografiert habe und es schon einmal besaß, konnte ich nicht widerstehen und habe es an meiner OMD ausprobiert, um es wahrscheinlich wieder zurück zu bringen, denn es sollte sich ja nicht wegen meiner nostalgischen Gefühle im Schrank langweilen.
Die Ergebnisse haben mich dann verblüfft:
Nur eine Stufe abgeblendet lieferte die günstige Linse knackscharfe Aufnahmen bis zum Rand, die meinen FT- Linsen so gut wie nicht nachstanden und das bei der Pixeldichte der OMD (Das Auflösungsvermögen der Objektive muss bei modernen hochauflösenden Kameras sehr gut sein, z.B. bei MFT 16 Mpix auf 1/4 der Vollformatfläche, für die das Objektiv ja gebaut wurde.)
Aber dafür nutzt man nur das bessere Zentrum der Optik.
Dann habe ich mich im Netz schlau gemacht, man findet inzwischen sehr viel zu diesem Thema, einfach mal alte Linsen googeln.
Dann, nachdem ich einige sehr gute alte Linsen entdeckt hatte, andere habe ich wieder verkauft, habe ich mir die spiegellose Sony A7 mit einem Vollformatsensor zugelegt um die alten Linsen mit ihren nativen Brennweiten nutzen zu können.
Zuerst war ich skeptisch da die alten Linsen ja nun auch am Rand gefordert waren, aber meine Befürchtungen erwiesen sich bei den Linsen die ich bis zu diesem Zeitpunkt besaß, als unbegründet, vorausgesetzt es handelt sich um erstklassige Linsen, die schon zu Analogzeiten einen exzellenten Ruf genossen.

Inzwischen habe ich fast 40 alte Linsen verschiedener Hersteller ausprobiert und 2 Serien haben sich besonders bewährt, ich nenne sie mal, trotz der Gefahr das die Preise weiter steigen, gerade bei diesen Objektiven sind die Preise seit dem Erscheinen von Spiegellosen Systemkameras stark gestiegen, Qualität spricht sich halt herum:

1. Die alten Zeiss Objektive mit Y/C- Anschluss
2. Die alten Olympus OM-Linsen

dabei weisen die Zeiss- Objektive Farbkontraste wie moderne Linsen auf und sind wenig reflexempfindlich, im Schnitt fast ebenso gut sind die OM- Linsen, das ist in der EBV aber kein Problem, da sich der Kontrast problemlos erhöhen lässt, ebenso kann man in Lightroom CA´s ganz einfach entfernen, kein Problem.

Hier nun eigene Erfahrungen, z.T angelesen, dann aber aus eigener Erfahrung bestätigt:

Bei alten Nikkoren aus einigen Serien ist die Gefahr aufgrund der Konstruktion und des damals verwendeten Öls besonders hoch, das die Blendenlamellen verölen, dann bleiben sie hängen und die notwendige Reinigung übersteigt oft den Preis der Linse.

Alte Nikon Ai(s) und Canon FD- Objektive wurden auf Kontrast optimiert, was auf Kosten der Auflösung geht, einige dieser Linsen sind für hochauflösende Digitalkameras eher wenig geeignet.
Im Gegensatz dazu, haben Zeiss und Olympus früher den Kompromiss eher in Richtung Auflösung gelegt. Ob das so stimmt, sei mal dahingestellt, jedenfalls deckt sich diese Aussage mit meinen Erfahrungen. Auflösung kann man nicht herzaubern, Kontrast und Farbsättigung mit Hilfe der EBV schon.
Wobei Zeiss Objektive immer einen hervorragenden Kontrast aufweisen, trotz hoher Auflösung, OM- Objektive oft, aber nicht immer.

Minolta- Objektive haben noch einen guten Ruf, wenn man mal im Netz querliest, ich habe mit Minolta- Objektiven keine Erfahrungen, da ich für die mich interessierenden Brennweiten im Netz immer bessere Testberichte für Linsen von Zeiss oder Olympus- OM gefunden habe. Und zusätzliche Adapter wollen ja auch geschleppt werden.

Meine WW- Ais Nikkore harmonierten nicht gut mit der OMD (Schärfe). Obwohl an Nikon- Gehäusen ganz ordentlich.
Zeiss-WW und OM-WW zeigten klar bessere Schärfe, aber das sollte man ausprobieren.

Alte Weitwinkelobjektive an hochauflösenden Vollformatkameras ergeben oft Probleme mit der Randschärfe, hier sind moderne Objektive oft besser. betrifft Brennweiten unterhalb von ca. 28mm.
Obwohl mein 2.8/24 OM an der A7 sehr gute Ergebnisse liefert, auch am Rand, zumindest abgeblendet.

Noch zu den Unterschieden Vollformat/MFT:
Meine Objektive die an der OMD gute Ergebnisse liefern, zeigen sie auch an der A7, aber nicht immer umgekehrt. Ich habe 3 Objektive, die an der A7 sehr scharf zeichnen, an der OMD mit der hohen Pixeldichte aber nicht mehr, das sind aber die Ausnahmen.

Also immer das Wunschglas mit dem zu nutzenden Gehäuse testen und auf Mängel wie verölte Blendenlamellen, oder Fungus im Objektivinneren achten.

Hier meine Altglas Highlights, die modernen Objektiven nicht nachstehen, ungefähr in der Reihenfolge der optischen Qualität nach meiner subjektiven Empfindung, an meinen Kameras.
(Einschränkungen in Klammern)

- 2.0/90 OM Zuiko Macro.
Das absolute Highlight, selbst bei Offenblende knackscharf, optisch noch besser als mein früheres, sehr geliebtes Micro Nikkor 4/200 AF-D. Es ist aber selbst 30 Jahre alt, teurer als viele moderne Linsen, aber auch besser. Das verblüffende an diesem Objektiv ist die einzigartige Verbindung von erstklassiger Schärfe, schon bei Offenblende mit der großen Öffnung und einem wunderbar weichen sehr harmonischen Bokeh, ein Objektiv das begeistert!

- 1.4/50 OM Zuiko
(bei Offenblende sehr weich mit wunderbaren Bokeh, abgeblendet eines meiner absolut schärfsten Objektive, selbst im Vergleich zu aktuellen Linsen)

- 2.8/60C Macro Zeiss Y/C
Bei Offenblende Randabfall der Schärfe größer als beim 55er Nikkor, abgeblendet noch schärfer als das schon sehr gute Nikkor. Auch im Fernbereich Spitze, was man nicht von jedem Makroobjektiv behaupten kann. Bei f2.8 etwas schlechter als mein modernes und hervorragendes 2.8/60 Macro MFT an der OMD, abgeblendet sogar minimal besser!
Leider hat sich die Qualität der alten Zeiss Makroobjektive herumgesprochen, für den Gebrauchtpreis bekommt man schon fast neue Makrolinsen, aber eben nicht so gute!

- 2.8/55 Ais Micro Nikkor
(nach kostspieliger Reinigung der Blende) Optisch deutlich besser als mein früheres deutlich neueres Micro Nikkor 2.8/105 AF-D. Optisch dem oben genannten 60er Zeiss Makro ebenbürtig, mechanisch leider nicht. Dabei waren meine alten WW- Ais Nikkore 2.8/24 und 2.8/20, mechanisch den Om´s und Zeiss YC- Linsen durchaus ebenbürtig. Auch im Fernbereich sehr gut.

- 2.8/135 Zeiss Y/C
Bei Offenblende klar schlechter als das Zuiko 2.8/100, abgeblendet etwas besser

- 2.8/100 OM Zuiko
(Die beste optische Leistung schon bei Offenblende!)

- 2.8/35 Zeiss Y/C
(1 Stufe abblenden für gute Randschärfe)

- 2.8/28 Zeiss Y/C
(2 Stufen abblenden für gute Randschärfe)

- 4/80-200 Zeiss Y/C
(liefert eine unglaubliche Bildqualität für so ein altes Zoom, kann voll mit meinen aktuellen Zoom Linsen konkurrieren, selbst an der A7 Offenblendetauglich! 1 Stufe abgeblendet Festbrennweitenniveau

Das sind nur die Highlights, manchmal reichen für bestimmte Zwecke ja auch Objektive die nicht ganz perfekt sind.
zwei Beispiele:

- Mein Zuiko 2.8/24 OM: Es ist nur an der A7 gut, an einer Crop- Kamera fällt die Qualität etwas ab, aber an de A7 ist es abgeblendet bis in die äußeren Ecken scharf, das schafft mein modernes, teures Zeiss Vario- Sonnar 4/24-70 bei 24 mm nicht ganz, der einzige Makel des ansonsten hervorragenden Objektivs, also nutze ich es oftmals als Ergänzung, obwohl das Gegenlichtverhalten und der Kontrast etwas schlechter sind, als beim Zoom.

- Mein altes Pentax 4/100 Macro ist scharf und hat ein wunderbares Bokeh, aber der Kontrast ist einfach unterirdisch, kein Vergleich zu alten Zeiss oder OM- Linsen, dabei ist es auch nicht älter. Aber nach deutlicher EBV- Bearbeitung sehr gut brauchbar, dabei klein und leicht.

Die alten Bokeh Objektive habe ich bewusst weggelassen, deren Qualitäten haben sich ja herumgesprochen, auch deren Mängel.

Also probiert es aus, ihr werdet das ein oder andere Schätzchen, für relativ wenig Geld
entdecken, falls doch nicht soo doll, wird es in der Bucht wieder verkauft, die Preise sind stabil, steigen mit der Verbreitung der Spiegellosen Kameras eher noch, das gilt aber nur für Objektive mit gutem Ruf, das besagte Pentax bekommt man hinterhergeworfen - auch nicht schlecht. Auch das 2.8/55 Nikkor Ais bekommt man fast geschenkt, wegen des nicht so guten Rufs der alten Nikkore, das 2.8/55 ist jedoch optisch (leider nicht mechanisch) ein absolutes Highlight und ein echtes Schnäppchen, dazu noch mit sehr schönem Bokeh und ansonsten ohne jeden Makel, wenn die Blende nicht verölt ist, was leider bei vielen der Fall ist. Wer also gute Qualität sucht und auf sehr günstige Preise stößt, sollte skeptisch bleiben, vorher die Schwachpunkte der Linsen mal im Netz recherchieren, fast blind kann man nach meiner Erfahrung zu alten Zeiss (Y/C) und Olympus OM- Objektiven greifen, dort wurde ich noch nie enttäuscht, bei anderen Herstellern doch das ein oder andere Mal. Bei Mängeln hat man in der Bucht und bei Amazon immer ein Rückgaberecht, wenn es nur nicht gefällt, kann man es ja wieder versteigern. Das macht nicht nur Freude, sondern man kann richtig Geld sparen, wenn man kein AF benötigt. Außerdem machen mir die alten Linsen einfach viel mehr Spaß!
Und immer Festbrennweiten wählen, bei Zoomobjektiven sind die Erfolge moderner Objektivrechnungen dann doch zu groß. Ausnahmen:
Manche Zeiss (Y/C Zooms (wie mein 4/80-200) und Leica, was man so liest, aber bei Leica kann man auch gleich zu modernen Zooms greifen, bei den Apo- Preisen)
Mängel traten bei mir, bei den alten gebrauchen Zeiss und OM- Linsen noch nie auf, die sind für die Ewigkeit gebaut, was man von vielen modernen Linsen nicht gerade behaupten kann, besonders denjenigen von Fremdherstellern.

Aber nicht nur Altglas bereitet Freude, sondern auch aktuelle, moderne, rein manuelle Objektive von z.B. Voigtländer, die ich fremdadaptiert habe.
Z.B. die Voigtländer Objektive 1.8/75 Heliar aus dem LM- System und das 2.0/40 Ultron sind richtig gute manuelle Linsen, die man auch recht risikolos gebraucht erwerben kann, wegen der alten, aus dem vollen gefrästen Machart.
Beide Linsen liefern an der A7 erstklassige Ergebnisse, an der OM-D jedoch nur das 75er, das 40er Ultron fällt ab, ist aber brauchbar.

Zu den Adaptern:
Die teuren von Novoflex oder billige aus China?
Die billigen aus China sind in der Qualität sehr durchwachsen, manche sind richtig gut, andere passen nicht genau, oder der Verschluss löst sich (ist mir schon passiert)
Ich halte es so, das ich von den Serien, von denen ich gute alte Linsen besitze, die von Novoflex verwende (OM und Y/C), für die nicht so häufig genutzten, mit sehr preiswerten Objektiven, die China- Adapter, sonst würde der Adapterpreis wohlmöglich den Objektivpreis überschreiten.

Hier noch ein paar nützliche Links zu dem Thema:
http://www.drgellner.de/manuel [verkürzt] it-adaptern-an-dslrs-verwenden/
http://www.digicamclub.de/forumdisplay.php?f=217
Richtig gute Tests meist an Canon Vollformatkameras:
http://www.slrlensreview.com/web/
http://manuelle-objektive.nemski.de/objektiv-archiv.html
Hier werden alte OM Linsen ausführlich vorgestellt, als Beispiel:
http://olypedia.de/Zuiko_Auto-W_1:2,8/24_mm

LG Thorsten