Hallo an alle, Ich habe in einem anderen Forum gelesen, das es Fotografen gibt, die Schmetterlinge und Insekten zum Fotografieren umsetzen, oder sogar "betäubt". Stimmt das? Ich frage deshalb, weil ich es nicht glauben kann/konnte und naja, ich habe solche Fotos wie man sie manchmal ( auch oft )sieht, noch nicht fotografisch festhalten können. Vielleicht bekomme ich ja hier im Forum eine Antwort auf meine Fragen LG Udo |
da ich ebenfalls gerne Insekten fotografiere, möchte ich Dich ermutigen, es mal mit komplett unarrangierten Fotos zu versuchen. Damit meine ich, dass ich keine Insekten umsetze oder Wiesen halb mähe, sondern die Situation exakt so fotografiere, wie ich sie vorfinde. Das macht mir persönlich am meisten Spaß, weil es mich am meisten inspiriert und fordert .
Wenn jemand vorsichtig und mit Kenntnis umsetzt, ist das für mich im Sinne des Tierschutzes völlig in Ordnung, auch wenn ich die Vorgehensweise selber nicht teile, weil sie fotografisch für meinen Geschmack oft zu vielen gleichartigen Bildern führt. Diese Bilder sollten m.E. einfach als beeinflusst benannt werden.
Dem Tier oder dem Habitat erheblichen Schaden zuzufügen sollte sich von selbst verbieten.
Viele Grüße
Michael
ich möchte mich bei allen bedanken, die mir freundlich erklärt haben, wie das in Wirklichkeit "gezaubert" wird. Ein ganz großer Dank geht an die vielen PM's, die mir geschrieben haben. Jetzt blicke ich endlich durch! Dann bleibe ich doch lieber bei Landschaftsaufnahmen und Tieraufnahmen von Tieren die in Ihrer natürlichen Umgebung zu finden sind. Und ganz ehrlich: Was bedeutet einem schon ein Bild des Tages "gezaubert" zu haben.
LG Udo und ímmer Gut Licht!
Bei vielen beeindruckenden Makroaufnahmen "zaubert" der Fotograf etwas. D.h. es wird z.B. der Ansitz abgeschnitten und vor einem anderen, fotogeneren Hintergrund positioniert (z.B. mithilfe einer Klammer). Oder der Falter wird umgesetzt, so dass er auf einem hübscheren Ansitz fotografiert werden kann. Natürlich wird ein Falter nicht mit den Fingern gepackt und dann verletzt irgendwo hingesetzt. Man lässt ihn ganz vorsichtig - wenn er z.B. morgens noch in Kältestarre ist - auf einen kleinen Grashalm krabbeln - um ihn dann wieder ganz vorsichtig vom Grashalm auf z.B. eine Blüte zu setzen. Angefasst wird ein Falter dabei überhaupt nicht. Für mich ist das absolut OK, solange es dem Tier nicht schadet bzw. es verletzt wird. Ein Insekt umkrabbeln zu lassen ist also sicher ein häufiges Unterfangen in der Makrofotografie.
Wer aber nun glaubt, dass dies ein Kinderspiel ist, weil man den Falter ja nach Belieben einfach nur irgendwo hinsetzen muss, um ihn schön ablichten zu können, liegt dennoch falsch. Dafür bedarf es zum einen viel Gefühl und Geduld (!!!). Desweiteren braucht man den Blick für einen fotogenen Ansitz bzw. Hintergrund, damit das Bild nicht unnatürlich wirkt. Und zum anderen benötigt es viel Artenkenntnis, um die Tierchen zum richtigen Zeitpunkt überhaupt erstmal zu finden. Ein Arrangieren von Makromotiven ist also schon fast eine Kunst für sich.
Neben dem Umsetzen mag es noch andere "Tricks" geben. Würde jeder Fotograf seine "Tricks" offenbaren, würden manche bei dessen Bildern weniger staunen. Ob Fotografen Tiere betäuben, festkleben etc. hoffe ich mal nicht, da aus meiner Sicht ein Tier darunter leiden müsste, was ich strikt ablehne. Umsetzen von Amphibien gibt es auch. Aber auch hier gilt: das muss man erstmal fotogen hinbekommen. In der Praxis ist das schwieriger als man denkt (glaube ich zumindest, habe aber selber mit Amphibien kaum Erfahrung).
Meine Meinung ist, dass ein respektvoller Umgang mit dem Lebewesen oberste Priorität haben sollte. Mir selber würde kein Bild Freude machen, wenn dafür ein Tier leiden oder sogar sterben müsste. Aber ein ganz vorsichtiges Umsetzen mithilfe eines Grashalmes o.ä. mag manchmal sogar von Vorteil für ein Biotop sein. Es ist doch besser, man setzt sich einen kleinen Falter auf einen Ansitz mit einem schönen natürlichen Hintergrund (oder man erhöht den Ansitz, damit der Hintergrund ruhiger wird), anstatt dass man hinter dem Originalansitz die halbe Wiese abrasiert, nur dass der Hintergrund ruhig wird. Dann hinterlässt man nämlich unangemessen starke Spuren im Biotop, was der verantwortungsvolle Fotograf zu vermeiden sucht.
Ich bin etwas erstaunt, dass sich bislang sowenige zu dieser Frage geäußert haben, obwohl sicher viele wissen, "wie der Hase läuft".
Udo, ich hoffe, es hilft Dir etwas zu verstehen, weshalb es soviele tolle Makroaufnahmen gibt. Die entstehen aber nicht im Vorbeigehen. Da wird eben auch vom Fotografen "gezaubert". Aber auch "Zaubern" muss man erst lernen. Und dafür braucht man meiner Meinung nach ganz viel Respekt vor der Natur, viel Gefühl für die Tierchen und sehr viel Sorgfalt und Geduld. Dann bewegt sich dieses "Zaubern" in Bahnen, die niemandem schaden und dennoch dem Fotografen helfen, die Schönheit der Schöpfung sichtbar zu machen. Dennoch darf man nicht vergessen: oft genug gibt es auch Motive, die wunderschön sind ohne dass man irgendetwas verändern muss.
Viele Grüße !
Florian
ich bin auch nicht der Experte. Aber mit der Zeit kriegt man ein Gespür, ob ein Bild realistisch ist oder nicht. Meist sitzen die Falter nicht an hübschen exponierten Ansitzen (Ausnahmen bestätigen die Regel). Ich habe auch nichts dagegen, wenn ein Falter umgesetzt wird. Solange man bei ihm bleibt und abwartet bis er wegfliegt, passiert dem Falter ja nichts. Dies ist ohnehin lukrativ, denn wenn Du dann beobachtest, wie er die Flügel ausbreitet, dann kriegst Du noch eine schöne Aufnahme gratis dazu
LG Christine
ja, sogenanntes Umsetzen ist gängige Praxis. Ich persönlich habe damit keinerlei "Problem" oder Gewissenskonflikt, solange respektvoll mit dem "Objekt" umgegangen wird. Außerdem ist es bei den meisten Motiven so, dass man sich zuvor mit dem Art- oder Gattungsverhalten beschäftigen muss, um überhaupt kontrollierte Aufnahmen raelisiernen zu können.
Nun hast Du verschiedene Dinge angesprochen: Tiere betäuben tun wohl die Wenigsten (bzw. hier wohl so gut wie niemand), Kleintiere wie Lurche und Echsen bis zum Morgen fangen - kann sein, weiss ich nicht. Wichtig finde ich vor allem das Verhalten nach dem Ablichten: nämlich im Habitat loslassen und nicht während der Kältestarre besonderen Gefahren aussetzen.
Also was ich sagen will:
Artenkenntnis hilft. Sowohl dem Fotografen als auch dem Motiv.
Grüße
Lisa