Hallo ! Aufgrund der Kommentare unter dem Foto „Heidi“ von Johanna Murgalla wollte ich das dort angeschnittene Thema gerne mal als Diskussionsgrundlage hinstellen. Da ich es unfair finde, wenn dies auf den Schultern eines einzigen Users (in diesem Fall Johanna) ausgetragen werden würde, möchte ich die Diskussion mal ins Textforum „verschieben“. Franz Ludenberg hatte unter das Foto geschrieben: „Hallo Johanna. Sicher ein schönes Bild. Aber ich kann diese Bilder nur noch schwerlich ertragen. Wir haben ja bei unserem Seminar darüber gesprochen. Die Bilder sehen einfach alle gleich aus. Wo bleibt deine Kreativität? Einfach mal versuchen es anders zu machen. Ich weiß ich habe gut schwätzen. Aber dir traue, bei deinem Talent, das einfach zu. Andere Sichtweisen, mehr Umfeld, Gegenlicht, nur einige Beispiele. Versuche es einfach mal. Herzliche Grüße Franz“ Desweiteren schrieb daraufhin Pascale Teufel: „Hallo Johanna, in gewisser Weise gebe ich Franz Recht: sicher haben wir diese Art von Bildern schon zig-mal gesehen, aber sie kommen ja auch nach wie vor hier im Forum sehr gut an, mal ganz davon abgesehen, dass das ein rundum schönes Bild ist. Um es mal ganz ehrlich zu sagen, womit ich bei dieser Art von Bildern zunehmend Schwierigkeiten habe: die Bezeichnung "Beeinflusste Natur" ist ja eine sehr schwammige, war es immer schon. Die einen meinen damit, dass sie ein paar Grashalme abschneiden, die anderen verstehen darunter, dass sie das jeweilige Insekt umsetzen und vor irgendeinen schönen HG setzen, und noch mal andere sind besonders skrupulös und bezeichnen jedes Foto als "Beeinflusste Natur", weil das Tier sie vielleicht wahrgenommen hat, obwohl sie sein Verhalten nicht absichtlich - zwecks eines schöneren Bildes - beeinflusst haben. Als Betrachter weiß ich also nie, wie weit hier die Beeinflussung ging, und das macht mir oft die Beurteilung solcher Makros sehr schwer. Man weiß ja - durchaus auch aus eigener Erfahrung, das will ich gar nicht verhehlen - welche Praktiken unter Makro-Fotografen gang und gäbe sind: im Grunde genommen ist das ja eine Art Studio-Fotografie im Freien. Sicher gekonnt mit tollen Ergebnissen, aber irgendwo auch austauschbar ... Diese Einwände richten sich selbstverständlich nicht speziell gegen dein Foto - nur hat Franz jetzt diesen Stein ins Rollen gebracht, und dann kann man fast nicht umhin, die Bedenken auch mal öffentlich in Worte zu fassen, die man schon lange beim Betrachten dieser Art von Fotos hegt. Jetzt hat es einfach zufällig DEIN Bild getroffen, das ja - das möchte ich noch mal hervor heben - ein wunderschönes ist - keine Frage. VG, So, nun möchte ich mal die Diskussion eröffnen, was „Beeinflusste Natur“ sein kann. Ich wünsche mir eine konstruktive, friedliche Diskussion, in der Ansichten und Erfahrungen geteilt werden. Ich denke, eine Patentantwort kann es sowieso nicht geben, daher lasst uns doch mal miteinander diskutieren. Da mich Ansichten zu diesem Thema selber sehr interessieren, würde ich mich über einen regen Meinungsaustausch auf friedlicher und vernünftiger Ebene freuen. Um den Anfang zu machen, möchte ich natürlich meine eigene Meinung mitteilen. Pascale schreibt so passend, dass die Angabe „Beeinflusste Natur“ leider sehr schwammig sei. Sehe ich genauso, weil das sehr individuell betrachtet wird. Ich möchte auch nicht verheimlichen, dass mir selber sicher noch eine Menge Erfahrung an Tricks und Kniffs fehlt, welche zu spektakulären Bildern führen können. D.h. mein eigenes „Studio“ besitze ich nicht, da mir hier die Erfahrung und sicher auch Kompetenz fehlt. Der eine rupft einen Grashalm im Hintergrund heraus und schreibt „Beeinflusste Natur“. Der andere fängt den Falter, trägt ihn sonst wohin, setzt ihn auf einen Ansitz welcher auf einem Stativ montiert ist, positioniert um dieses Stativ zig bunte Blumen und fertigt eine spektakuläre Aufnahme an. Auch hier ist „Beeinflusste Natur“ angegeben. Womöglich hat sich Beispiel 1, welcher nur einen Grashalm zupfte, eine ganz tolle Location herausgesucht und ein hervorragendes Makro angefertigt. Und das alles direkt vor Ort auf original Ansitz mit original Hintergrund etc. Nur 1 Halm gezupft. Aber jeder denkt doch: „Ach wieder so ein arrangiertes Studiobild“ Damit wird Beispiel 1 Unrecht getan. Beispiel 2 fertigt ein Studiobild an und viele fragen sich: „Warum finde ich in der Natur nie solch spektakuläre Motive mit solch phantastischem Hintergrund ?“ Zumindest ging es mir so, als ich neu im Forum war. Ich selber finde die „Studiofotografie“ große Kunst (welche ich selber keineswegs beherrsche) und will sie damit nicht an den Pranger stellen. Schnell heißt es „Ach wieder so was Arrangiertes …“, aber ich sehe es dennoch als großes Können an. Aber: Ich finde auch, dass es manches verzerrt. Gerade wenn die arrangierten Situationen nicht mehr allzu natürlich wirken. Aber auch hier sind die Grenzen fließend. Natürlich hat jeder das Recht, seine Fotos so zu machen, wie sie ihm gefallen. Aber ich finde es schade, dass man mittlerweile fast bei jedem Topfoto den Generalverdacht hat „Ach wieder so ein arrangiertes Studiobild“ Ich bin der Meinung, dass solange dem Tier nicht geschadet wird, diese Art von Fotografie absolut OK ist. Aber ich würde mir wünschen, dass dies irgendwie gekennzeichnet werden kann (dies hätte natürlich auch zur Folge, dass der ein oder andere dann nicht mehr so staunen würde). Ich für mich persönlich definiere „Beeinflusste Natur“ als etwas „Grob verändertes“ bzw. völlig arrangiertes. Ich will auch selber mit offenen Karten spielen und dies anhand einem eigenen Beispiel verdeutlichen: Wenn ich abends im Biotop einen Schmetterling auf seinem morbiden Ansitz (z.B. ein völlig vertrockneter Blütenstand, Grashalm etc.) auffinde, versuche ich zunächst, ihn direkt dort abzulichten. Nun stellt sich heraus, dass der Wind scharfe Bilder nicht zulässt. Also (jetzt lachen wahrscheinlich einige Profis zurecht) schneide ich vorsichtig den morbiden Ansitz ab und klemme ihn direkt daneben auf einen Pinsel mit einer Wäscheklammer, damit er nicht mehr im Wind wackelt. Nun lassen sich scharfe Bilder anfertigen. Für mich – will ich ganz ehrlich sein – immer noch ein Naturdokument. Warum ? 1. Der Falter befindet sich auf seinem Originalansitz Dies ist natürlich ein Beispiel und heißt nicht, dass die Wäscheklammer immer im Einsatz ist. Daher fände ich es gut, wenn man kurz mit angibt „Naturdokument, Ansitz stabilisiert“. Einen Grashalm entfernen (oder wie es immer so schön heißt wegbiegen – keiner von uns würde diesen doch wegzupfen ) finde ich ebenfalls nicht wirklich erwähnenswert, weil es meiner Meinung nach das Motiv selber nicht verändert. Für mich selber ist wichtig, dass das Motiv, so wie es ist, auch wirklich in der Natur vorgefunden wird bzw. werden kann. Zudem darf dem Tier kein Leid zugefügt werden. Aber ein harmloses Stabilisieren, Grashalm entfernen oder was auch immer finde ich absolut im Rahmen. Ist aber nur meine Meinung ! Auch einen Falter umsetzen finde ich nicht schlimm, würde mir aber wünschen, dass dies angegeben wird. Wobei ich selber bei meinen wenigen Umsetzversuchen zu oft die Erfahrung hatte, dass er mir dann doch wegfliegt, deswegen versuche ich dies fast immer zu vermeiden. Aber da mögen andere mehr Glück haben Ich vermute natürlich, dass viele gar nicht wollen, dass andere erfahren, mit welchen Tricks die Bilder gemacht wurden. Man würde wohl teilweise vor „Staunen“ vom Stuhl kippen. Dagegen wird Pinsel und Wäscheklammer ein Witz sein. Ich sage aber nochmals: jeder hat das Recht, seine Bilder so zu gestalten wie ihm es gefällt, so lange niemand darunter wirklich leiden muss. Ich denke, die große Kunst ist es, direkt vor Ort Situationen und Motive so zu erkennen, dass ein ansprechendes Foto dabei herauskommt ohne viel künstlichen Aufwand. Und dies sollte auch honoriert werden. Ich finde es oft schade, wenn tolle Naturdokumente, welche eine Libelle auf ihrem natürlichen Ansitz zeigt, nicht den Hauch einer Chance gegenüber einem völlig arrangierten Libellenbild inmitten von bunten Blüten haben. Ich möchte noch mal ein Beispiel aufführen. Himmelblauer Bläuling von Florian Fraaß [url]704795[/url] Angegeben als Naturdokument, liest man doch in den Kommentaren, dass das Bild schon extrem studiomäßig wirkt. Das Foto ist aber ein tausendprozentiges Naturdokument. Nichts ist stabilisiert, kein Halm gezupft, einfach nur vor einer im Hintergrund angestrahlten Hecke abgelichtet. Für mich 2 Beispiele, welche für mich den mittlerweile vorhandenen Generalverdacht belegen (Fotos anderer User möchte ich aus Respektsgründen hier nicht mit einlinken). Daher würde ich mir einfach wünschen, etwas mehr zu den Entstehungsgeschichten zu erfahren. Mir ist klar, dass dies nur ein Wunsch ist, aber man kann ja mal darüber nachdenken. Es ist doch schade, wenn man mittlerweile bei jedem zweiten Bild denkt „Ach wieder ein Studiofoto“ oder gar „Topfotos sind direkt in der Natur gar nicht mehr zu erreichen. Geht nur noch aufwändig arrangiert“. Was meint ihr ? Wie weit sollte man etwas zur Entstehungsgeschichte seiner Bilder schreiben ? Wie definiert ihr „Beeinflusste Natur“ ? Wie steht ihr zu arrangierten Bildern ? Nun bin ich mal gespannt, weitere Meinungen zu hören. Ich weiß, dieses Thema ist mal wieder ein heißes Eisen, ich weiß auch, dass ich nicht der Superfotograf bin, der hier über allem schwebend beurteilen darf. Daher hoffe ich, dass wir in einem konstruktiven Umgang einfach mal Meinungen austauschen können. Mehr will ich gar nicht. Viele Grüße ! Florian |
Nimmt man eine Situation an so wie sie ist dann ist es ein "echtes" ND, alles andere, wenn man es ganau nimmt, ist schon "beeinflusste Natur".
Dabei ist es egal ob man "nur" einen Grashalm wegknickt oder Vögel anfüttert etc..
Ist doch eigentlich ganz einfach
Aber: Selbst anerkannte Fotografen hier im Forum geben oft "angefütterte" Vögel als "ND" an, das finde ich persönlich ziemlich schade .
Für mich ist ein "echtes" ND viel wertvoller als "beeinflusste Natur", leider machen aber auch da, schaut man sich die Kommentare u. Bewertungen an, nur die wenigsten wirklich Unterschiede.
LG Jörg
ich bin neu seit März in diesem schönen Naturfotografenforum und möchte meine Erfahrungen kurz schildern. Ich bin einfach nur eine Hobbyfotografin und von daher völlig unvoreingenommen, was Topfotos und ihre Entstehung betrifft.
Meine Art zu fotografieren entstand einfach aus der Tatsache heraus, daß mir die vielen Tricks der Profis viel zu anstrengend sind und ich wohl nie lernen werde, wie man mit einem Stativ vernünftig umgeht. Also fotografiere ich meistens Freihand und dann im natürlichen Umfeld. Meistens wird dabei die Chipkarte voller Motive sein, die am Ende fast alle in den Papierkorb wandern. Es ist leider so, daß in der reinen Natur fotografiert, viele Dinge einfach nicht passen. Aber ich fotografiere ja in erster Linie für mich und da ist es wieder nicht schlimm, wenn sehr viele Papierkorbfotos dabei sind. Ich habe wahrscheinlich den Druck nicht, welcher bei Berufsfotografen dazu kommt. Ich muß ja nicht ständig was neues erfinden oder ständig Topfotos abliefern. Und ich muß auch nicht alles können. Landschaftsfotografie liegt mir nicht und für die reine Makrofotografie fehlen mir technische Ausrüstung bzw. einfach die Geduld. Ich bewundere auch die großen ABM´s und staune über die Wirkung mancher Fotos. Aber es ist nicht mein Wunsch auch so fotografieren zu können. Wahrscheinlich hätte ich wirklich die Geduld nicht erst umständlich Stengel zu fixieren oder eine perfekte Bühne zu bauen. Ich fotografiere, wie ich es von Herzen möchte und beurteile meistens auch Fotos nach dem, was ich fühle beim Betrachten. Meine Art zu fotografieren habe ich auch nicht erfunden. Ich habe mir ein Jahr lang Fotos angesehen und mir einige als Vorbild genommen. So und nicht anders wollte ich Fotos machen. Was nun eine Beeinflussung der Natur angeht, so bin ich voll der Meinung von Pascale und Florian. Jeder Fotograf muß für sich selbst entscheiden, wie er seine Fotos macht. Beeinflussen können das auch viele Diskussionen oder Richtlinien nicht. Aber es wäre schön, wenn solche Diskussionen zum Nachdenken anregen und der eine oder andere Fotograf vielleicht seine eigenen "Techniken" überdenkt und zu völlig anderen Möglichkeiten kommt. Die Natur gibt uns so viele Dinge zum staunen und so viele kleine "Glücksmomente"...stimmts Angela.....Man muß sie eben nur sehen und verstehen.
Ich bin auch dafür, daß man kurz begründen sollte, was man am Foto unter "beeinflußte Natur" verstanden hat und welche Techniken man angewendet hat.
es grüßt euch Gabriele
Ich mische nun schon über 7 Jahre in diesem (für mich immer noch guten!) Forum mit, und ich kann nicht verhehlen, dass ich stark von ihm geprägt bin: Ich denke, man ist keineswegs so Geschmacks-unabhängig, wie man immer glaubt.
Ich bin ja keineswegs eine Gegnerin der "stylischen" Fotos - ganz im Gegenteil: manche von ihnen finde ich so perfekt, dass ich mich ihrer Wirkung gar nicht entziehen kann, und ich bin überzeugt davon, diese Art von Perfektion nie zu erreichen.
Was mich aber irritiert - und da spreche ich von mir selbst! - ist, dass ich denke, dass meine Sehgewohnheiten sehr von diesen Fotos vor einer perfekten Bühne konditioniert sind. Damit will ich sagen: bei natürlichen Bildern z.B. von Wirbellosen in großen ABMs, bei denen nicht so viel "Bühnen-Sorgfalt" verwendet wurde , ertappe ich mich selbst dabei, dass ich an diesem oder jenem überflüssigen Halm oder HG-Pflanze herum mäkeln möchte, UND dass ich auch mit meinen eigenen fotografischen Ergebnissen, auf denen solche "störenden Elemente" sind, nicht zufrieden bin.
Oli Richter schrieb kürzlich unter das Bild von Johanna [url]745393[/url] (das ich ja wohlgemerkt auch schön finde!!!)
"Mir fehlt seit längerem die Motivation, Insekten zu inszenieren - das war mal anders. Die typischen und biologisch interessanten Verhaltensweisen finden meist in der prallen Mittagssonne statt - gute Aufnahme davon sind schwieriger, befriedigen mich aber mittlerweise mehr."
Das regt mich sehr zum Nachdenken an. Oli hat ja selber früher mit Begeisterung wunderschöne Makros gezeigt ... und erklärt uns jetzt, warum er das nicht mehr tut. Da liegt wohl der Akzent mehr auf NATURfotografie ... während manchmal hier im Forum der Akzent mehr auf NaturFOTOGRAFIE zu liegen scheint. Optimal wäre es natürlich, wenn es gelingen könnte, BEIDES zu verwirklichen, d.h. ästhetisch schöne Bilder ... aber dennoch authentisch und ungekünstelt. Ich habe das leider noch nicht hin bekommen, denke aber, dass das mit ein Grund ist, warum ich es mit den Pflanzen halte: wenn überhaupt, habe ich da wohl am meisten Chancen, mich dieser Idee zumindest anzunähern.
LG,
Pascale
Ich glaube, da bist du nicht die Einzige, der es so geht. Das ist mit ein Grund, warum ich mich hier zur Zeit zurück halte und versuche, mich wieder auf mich und meine Bilder zu konzentrieren.
Ich möchte verhindern, dass ich nur noch austauschbare Bilder produziere (auch wenn das jetzt etwas komisch klingt).
LG
Anne
Das war mir doch schon aufgefallen ... ich dachte dann nur, du treibst dich womöglich wieder auf irgendeiner großen Reise rum und hast eine Menge toller Landschaftsbilder für uns im Gepäck!
Ich kann aber durchaus auch verstehen, dass du dich wieder auf DEINE Bilder konzentrieren willst, und vielleicht ist dafür manchmal eine Weile Enthaltsamkeit vom NF der richtige Weg ... ich hoffe aber sehr, dass du zurück kommst!
Ich habe ja aus demselben Grund eigentlich die Makro-Fotografie an den Nagel gehängt (obwohl noch etliche "Ladenhüter" auf meiner Festplatte sind )und mich nur noch auf Blümchen konzentriert, weil ich das Gefühl habe, dass ich dabei am meisten "ich selbst" sein kann.
LG,
Pascale
das sollte aus meiner Sicht aber kein Grund sein die Makro-Fotografie an den Nagel zu hängen. Ich betrachte es etwas anders. Ich bin der Ansicht, das man es erst mal handwerklich so gut können sollte, wie die "alten Meister" im Forum. Wenn man dann den Mainstream richtig gut drauf hat, dann hat man das Zeug dazu, seine eigene Handschrift zu entwickeln. In meinen Augen ist der Ritterschlag in diesem Formum nicht allein das "Ah" und "Oh" der Masse, sondern das "Erkannt werden".
Viele Grüße: Andreas
Heute gefällt das und morgen das. Das ist sicher auch normal, daß man sich auch ständig entwickelt und verändert. Aber irgendwo doch sich selber treu bleibt
liebe Grüße Gabriele
Zuerst einmal freut es mich, dass die Diskussion in einem sachlichen und friedlichen Rahmen verläuft. Auch wenn das Thema nicht brandneu sein mag, so hat es vor allem mich selber interessiert. Und da ich auch noch nicht ewig hier aktiv bin, ging so manche Diskussion an mir vorbei.
Mein Ziel war auch nicht irgendeine Wertung von Beeinflusster Natur. Das einzige, was ich etwas bedaure ist der Punkt, dass es mir persönlich so geht "Beeinflusste Natur" = irgendetwas arrangiertes. Ich betrachte dann ein Bild und frage mich (ungewollt) zuerst: Was wurde hier jetzt getrickst ? Dies trifft bestimmt nicht immer zu, aber leider kommt mir dieser Gedanke häufig. Sieht man ein schönes Schmetterlingsbild mit "Beeinflusste Natur", denkt man sich gleich "Ach, der wurde mal wieder dahin gesetzt." Oft sicher auch zu unrecht. Naja, vielleicht geht es ja auch nur mir so. Daher würde ich mir einfach wünschen, dass die Rubrik "Beeinflusste Natur" noch spezifiziert würde. Aber gut, Uwe meinte ja, dass sowas schonmal gescheitert ist. Ich würde es mir dennoch wünschen.
Sehr gut fand ich die Gedanken von Gabriele, Pascale und Angela. Die Naturfotografie sollte in erster Linie ein Naturerlebnis sein. Für mich persönlich bedeutet sie das Sichtbarmachen von kleinen Wundern. Und genau die Suche nach diesen Wundern finde ich das Spannende. Und wieviel Freude kann dann so ein kleiner Falter bereiten oder eine Blume. Natürlich ertappt man sich dann auch mal, dass man unzufrieden mit sich selber ist, weil man sich denkt "Andere bekommen ja noch viel tollere Bilder hin". Aber wenn diese Gedanken kommen, heißt das für mich: Achtung, mal wieder aufs Wesentliche schauen. Und das sollte das Naturerlebnis sein. Nicht der Vergleich mit anderen.
Ich finde es einfach faszinierend, was man mit etwas Glück aus dem Alltäglichen herauszaubern kann. Der eine geht achtlos an einer Wiese vorbei, der andere entdeckt einen Schmetterling, welcher so schön sitzt, dass man ihn vor einem herrlichen Hintergrund ablichten kann und zaubert ein wunderschönes Bild hervor. Dadurch macht er dieses winzige Wunder in der Wiese erst sichtbar. Man kann es aber nur dann sichtbar machen, wenn man selber seine Sinne dafür schärft. Und dabei hilft mir persönlich die Naturfotografie ungemein. Sie schärft die Sinne für die kleinen Wunder. Und ob man diese Wunder dann mal etwas fixiert, sich mal ein Blümchen in den Vordergrund biegt oder einen Grashalm entfernt, ist für mich absolut in Ordnung, solange das daraus entstandene Foto einem selber Freude bringt und Wunder sichtbar macht. Natürlich freut sich jeder, wenn auch anderen die Bilder gefallen, aber in erster Linie sollten sie doch einem selber Freude bringen. Zudem bin ich der Meinung, dass das persönliche Naturerlebnis umso größer ist, desto weniger man beeinflussen muss.
Dazu denke ich, dass diese Freude an der Natur der Antrieb zur Fotografie sein sollte. Außerdem kann man durch diese Freude auch andere für Natur begeistern. Und wer davon begeistert ist/wird, wird auch mehr Verständnis für deren Schutz aufbringen. Daher macht es mir auch riesig Spaß, ab und an Vorträge über die Natur in meiner Heimat halten zu können. Das Publikum besteht größtenteils aus Laien, welchen es völlig egal ist, ob da mal irgendwo ein Grashalm im Hintergrund zu sehen ist. Schön ist es, wenn diese dann heimgehen und sagen "Ich wusste garnicht, was es bei uns vor der Haustür alles Herrliche gibt".
Ich denke, wir Menschen müssen das "Staunen" oft wieder erlernen. Das Staunen über das Schöne im Alltag in unserer täglichen Umgebung. Es macht zufriedener, wenn ich mich an diesen kleinen Dingen erfreuen kann und nicht der Meinung bin, dass es nur Weltreisen wären, welche mir Faszinierendes vor Augen führen würden. Wenn man abends nach der Arbeit noch 1 Stunde durch eine Wiese streift und dabei nur einen einzigen Schmetterling entdeckt und diesen ablichten darf, dann sind das für mich kleine Glücksmomente (so wie auch Angela schrieb). Für diesen Glücksmoment ist mir die Frage ob jetzt eine Stabilisierung mit einer Wäscheklammer oder ein Wegzupfen eines Grashalms eine Beeinflussung ist oder nicht, schnurzegal. Manchmal sage ich dem Falter oder der Blume sogar "Danke". Danke dafür, dass es sie gibt, ich sie sehen darf und sie mir Freude machen. Und wenn diese Gefühle kommen, dann bringt mir die Naturfotografie Freude (ich gebe aber auch ehrlich zu, dass wenn der Falter mir zum fünften Mal davonfliegt und der Wind alles verwackelt, ich nicht nur Momente der Freude kenne, sondern auch welche, die mir zeigen, dass Geduld nicht meine allergrößte Stärke ist )Aber die Freude überwiegt doch deutlich !
Vielleicht alles etwas philosophisch, aber ab und an mag ich dieses "Sich Gedankenmachen".
Viele Grüße !
Florian
ich kann deine Gedanken sehr gut nachempfinden. Mir geht es in Teilen ähnlich. Manchmal habe ich einfach keine Lust zu fotografieren, sondern möchte einfach nur die Natur genießen. Wenn mich dann allerdings der Fotoeifer packt, ist es mit dem Genießen vorbei. Dann fokussiere ich ganz auf das Motiv, blende alles um mich herum aus und sehe zum Teil auch nicht mehr die Schönheit des Objekts, weil ich mich auf all die gestalterischen und technischen Details konzentriere, mit denen ich ein Bild verbessern kann.
"Mein Ziel war auch nicht irgendeine Wertung von Beeinflusster Natur."
Das glaube ich dir gerne, aber irgendwie schwingt das doch immer mit; und so stellst du es ja auch in den folgenden Zeilen dar. Insofern empfinde ich meine Position als recht angenhem, als es mir wurscht ist, ob ein Motiv arrangiert ist oder nicht. Da kann ich mich ganz dem Bildinhalt widmen, mich an schönen Motiven erfreuen und über besonders gelungene Aufnahmen staunen.
Warum mir das schnuppe ist? Weil insbesondere bei Aufnahmen von Pflanzen und wirbellosen Tieren, Amphibien und Reptilien für mich die Pflanze bzw. das Tier im Mittelpunkt steht, und die sind -- Gott sei Dank -- echt, selbst, wenn vielleicht der eine oder andere Stängel zurechtgebogen oder die Pose eines Tieres verändert oder ein Motiv umgesetzt wurde. Meinem Staunen über die Vielfald der Geschöpfe tut das keinen Abbruch. Gezeigt wird letztendlich ja doch die Natur, wie sie in der Realität vorgefunden wurde, jedenfalls, wenn man von Nebensächlichkeiten absieht.
Natürlich ist das jetzt etwas vereinfacht dargestellt und es gibt Ausnahmen. So z.B. wenn Situationen gezeigt werden, die in der Natur nicht vorkommen, etwa völlig unnatürliche Posen oder Lebensräume. Im Großen und Ganzen trifft das hier Geschriebene aber meine Auffassung, wobei das hier kein Versuch sein soll, andere von ihrer Meinung abzubringen oder sie gar von der meinigen zu überzeugen. Ich denke, es ist genügend Platz für ein friedliches Miteinander.
Viele Grüße
Gunnar
Ich habe die Diskussion hier interessiert verfolgt und melde mich zu Wort, um Fritz Pölking zu zitieren (einen "Wegbereiter der modernen Tierfotografie", siehe auch Your text to link here...).
Die vorletzte Seite seines Buches "Naturfotografie - Tiere, Pflanzen, Landschaften", Augustus Verlag, 4. Auflage 1999, trägt die Überschrift: "Ehrlichkeit ist durch nichts zu ersetzen". Hier schreibt er unter anderem: "Die gewaltige, von keinem anderen Medium erreichte Wirkung eines Naturfotos beruht ja darauf, dass es ehrlich ist, die Wirklichkeit zeigt. Das macht die Fotografie einmalig. Wenn wir ihr diese Wirkung nehmen, wird sie bedeutungslos. Daher ist es ganz, ganz wichtig, dass alle Naturfotografen ihre Bilder klar kennzeichnen, ob es Originalfotos sind, ob es digitalisiertes Fotocomposing ist, oder ob mit zahmen oder gefangenen Tieren gearbeitet worden ist, also unter kontrollierten Bedingungen." (S. 94).
Die letzten Sätze des Buches lauten folgendermaßen:
"Ich bin sicher, dass man in Zukunft ganz verstärkt nur noch wirkliche Naturdokumente haben will, und auch bald Fotos von dressierten Tieren aus Farmen strikt ablehnen wird, weil man merkt, dass dies nicht mit unserem gemeinsamen Anliegen, die Wirklichkeit in der Welt der Natur zu zeigen, in Einklang zu bringen ist. Auf jeden Fall muss auch Fotocomposing bei einer Veröffentlichung deutlich gekennzeichnet werden, denn sonst: "Ein Klick mit der Maus, und aus Wahrheit wird Lüge." (S. 95).
Ich selber wäre als Naturfreundin, die erst seit kurzer Zeit mit einer Kamera unterwegs ist, nicht darauf gekommen, was man alles tun kann, um Fotos zu optimieren - daran habe ich kein Interesse, auch wenn die Bilder möglicherweise spektakulär aussehen. Sympathisch finde ich, wie Andreas in seinem Profil die Grenzen gezogen hat.
Schönes Wochenende noch allerseits,
Gisela
ich kann Andreas Funks müde abwinkende Reaktion durchaus verstehen, denn ich war ja damals auch dabei, als diese Umfrage gestartet wurde: sie ging aus wie das Hornberger Schießen.
Ich frage mich, ob die Klassifizierung damals vielleicht auch zu kompliziert wirkte. Ich wäre schon ganz zufrieden, wenn man einfach nur angeben würde, ob das Insekt auf einen anderen Ansitz umgesetzt und dieser vielleicht auch noch vor einen attraktiveren HG gestellt wurde.
Ich habe ja noch nicht mal etwas gegen diese Praxis (solange dem Tier dabei nicht geschadet wird) aber es ist halt genauso, wie du schon schreibst:
Ich finde es oft schade, wenn tolle Naturdokumente, welche eine Libelle auf ihrem natürlichen Ansitz zeigt, nicht den Hauch einer Chance gegenüber einem völlig arrangierten Libellenbild inmitten von bunten Blüten haben.
Darin sehe ich tatsächlich auch das Hauptproblem. Es geht mir nicht darum, dass alle Makro-Fotografen nur noch ND machen sollen. Ich stimme dir sogar darin zu, dass es alles andere als einfach ist, die stylische Art von Makros zu machen, und ich würde auch lügen, wenn ich behaupten würde, dass sie mir nicht gefallen. Aber mir wäre - wie dir auch - eben wohler, wenn man die stärker arrangierte Beeinflussung beim Namen nennen würde.
Ich persönlich nenne so gut wie jedes Blumenbild, das ich einstelle, "Beeinflusste Natur", weil für mich JEDE Art der Beeinflussung, die ich vornehme, um eine ästhetischere Bildwirkung zu erzielen, bewirkt, dass es kein ND mehr ist. ND bedeutet für mich ganz klar: so fotografiert wie vorgefunden. In der Regel schneide ich hier und dort mal ein Gräschen weg (ja, ich gehöre zu den Fotografen-Banausen, die SCHNEIDEN!!!!!!) vermeide es aber konsequent, Blumen egal welcher Art auf dieselbe Weise zu entfernen.
Eine andere Sache kommt ja noch hinzu: Stempeln ist bei den meisten hier im Forum ja verpönt. Aber das Umsetzen von Makro-Motiven (und nicht nur von Makro-Motiven!) ist allgemein akzeptiert. Mir persönlich erscheint das auch wie eine doppelbödige Moral.
Wie dir geht es auch mir absolut nicht darum, irgend jemandem Vorschriften machen zu wollen, wie er zu fotografieren hat: das muss jeder für sich selbst entscheiden, aber ich finde es auch ein bisschen traurig, dass es im Grunde genommen in der Makro-Fotografie nur zwei akzeptierte Trends gibt: entweder arrangierte Art-Porträts (die ja dann auch zweifellos ästhetisch schön sind) oder Habitat-Bilder à la Gabriele Wertschitzky (um nur mal einen prominenten Namen zu nennen, der für diese Art von Bildern steht) Bilder wie das von dir verlinkte haben da in der Tat nicht den Hauch einer Chance, weil sie zu "popelig" wirken.
Ich hoffe mit dir, dass die Diskussion weiterhin auf einem sachlichen Niveau bleibt.
VG,
Pascale
Schöne Grüße
Joachim
Diskussionen zu diesem Thema gab es bereits, doch ich bin immer wieder sehr interessiert an den Forum-Meinungen zu diesem Thema. Also habe ich alle Beiträge mit großem Interesse gelesen.
Nach meinem Empfinden ist es nicht allein wichtig, welche Qualität/Ästhetik ein Foto als Endergebnis aufweist, was man vielleicht am Feedback im Forum bemessen kann. Für mich ist es mindestens genauso wichtig, dass das Bild auf eine faire und nachhaltige Weise gegenüber der Natur entstanden ist. Die Grenze der Fairness ist in meinen Augen überschritten, wenn man (in meinem Fall) das Insekt von seinem Ansitz oder mit seinem Ansitz entfernt. Ich habe das mal probiert (da gibt’s sogar ein Userbild von) um zu wissen was das im Einzelnen für das Tier und für das Foto bedeutet. Ich beschränke mich auf das Entfernen von ungeschützten Pflanzen mit einer Schere vor und hinter dem Insekt und das Plattwalzen der Vegetation mit meinem Körper, weil ich mich ja irgendwie hinter der Kamera postieren muss. Auch darüber kann man trefflich streiten, aber ich finde es vertretbar.
Eine weitere Komponente neben der Qualität/Ästhetik des Bildes und der Fairness/Nachhaltigkeit gegenüber der Natur ist die Authentizität einer Aufnahme. Also die Echtheit einer Aufnahme als Gegensatz von „Schein und Sein“. Eine Aufnahme in deren Hintergrund durch Hinzufügen von „Irgendwas“ Stukturen oder Farben erzeugt werden ist für mich nicht authentisch, auch wenn genau diese Strukturen und Farben theoretisch in dem Habitat vorkommen und sich diese Konstellation ergeben könnte. Das Gleiche gilt sinngemäß für mein Verständnis für das sog.Vernebeln im Vordergrund durch Objekte die künstlich hinzugefügt wurden.
Seit ungefähr einem Jahr Füge ich den technischen Angaben meiner Bilder immer eine Zeile "Einflussnahme" hinzu. Die Angaben die ich dort mache sind ehrlich und vollständig. Ich mache diese Angaben, weil ich damit ausdrücken möchte, dass es neben der offensichtlichen Qualität/Ästhetik meiner Bilder auch noch andere Aspekte gibt, die mir wichtig sind. Seit einer Woche habe ich mein Profil wieder mit Leben gefüllt und habe einen Absatz den Dingen gewidmet, die mir bei der Entstehung meiner Bilder wichtig sind.
Viele Grüße: Andreas
in der Tat ist dieser Ansatz etwas an der Deklaration der Bilder zu machen, kein neues Thema.
Deinen Ansatz für die Klassifizierung "Beeinflusste Natur" zusätzlich zu beschreiben, was diese Beeinflussung tatsächlich im Detail bedeutet, finde ich sehr gut.
Diese Beschreibung könnte ohne Weiteres in der Bildbeschreibung Platz finden, oder in einem zusätzlichen Feld unter / neben der Natur-Klassifizierung. Das ist jedoch eine Frage der Umsetzung, die die Frage der Motivation dies zu tun wahrscheinlich nicht beantwortet.
Welches Interesse hat ein Fotograf an einer genauen Beschreibung einer Aufnahmesituation, die im Zweifel sogar eine gewisse Ablehnung des Bildes hervorruft, wenn er (wie heute) mit einem lapidaren "Beeinflusste Natur" davon kommt?
Ich glaube, dieses Interesse geht gegen Null. Ich wünschte es wäre anders, ich glaube jedoch nicht daran, weil sich viele Fotografen lieber feiern lassen, als sich wegen stark beeinflusster Aufnahmebedingungen in der Kritik zu sehen.
Zum Thema Naturdokument:
Ich sehe das Naturdokument als eine völlig vom Fotografen unbeeinflusste Aufnahme in freier Natur, die das natürliche Vorkommen bzw. Verhalten der gezeigten Natur wiederspiegelt.
Dabei nehme ich die Anwesenheit des Fotografen ausdrücklich aus, denn ein Bild entsteht in der Regel nur dann, wenn der Fotograf anwesend ist.
Bei diesem natürlichen Vorkommen bzw. Verhalten kann es sich durchaus um eine vom Menschen geprägte Natur handeln, und das Bild ist immer noch ein Naturdokument. (z.B. Landschaftsbild aus der Lüneburger Heide, das eine Kulturlandschaft zeigt)
Sobald der Fotograf auch nur im Ansatz die im Bild gezeigte Natur verändert (Halm knicken u.d.g. ...), sollte meiner Meinung nach nicht mehr als Naturdokument klassifiziert werden.
Ich glaube das Naturdokument hat eine herausgehobene Stellung, weil es die Natur komplett so zeigen soll wie sie vorgefunden wurde, und nicht wie sich der Fotograf sie wünscht.
Ich bin mir im Klaren darüber, dass es auch hier fließende Übergänge gibt, die (wenn man es denn will) man im Zweifel in die Bildbeschreibung einfügen kann.
Fazit:
Ich finde Deinen Ansatz lobens- und unterstützenswert, glaube aber nicht daran, dass er sich durchsetzt.
Gruß aus HH
Georg
ich finde es sehr gut, dass du zu diesem Thema „Beeinflusste Natur“ eine Diskussion eröffnet hast.
Schon lange liegt mir dieses Thema am Herzen, denn auch ich bin immer etwas misstrauisch bei dieser Bezeichnung unter den Bildern. Was ist da verändert worden?
Deshalb kommentiere ich selten diese Bilder, obwohl ich sie sehr ästhetisch finde. Ein paar Grashalme zu entfernen, wegzubiegen oder zu stabilisieren finde ich absolut ok, aber was du Studiofotografie bzw. arrangierte Bilder nennst, ist für mich schon nicht mehr akzeptabel für Naturfotografen. Insekten zu versetzen für ein Foto, empfinde ich als Störung der Natur.
Mir würde schon genügen, wenn unter „Technik“ die Art der Beeinflussung beschrieben wird.
Liebe Grüße
Anne-Marie
anstatt darüber zu diskutieren, was jeder einzelne unter "beeinflusst" versteht, sollte man sich (persönlich) erst einmal darüber im Klaren werden, weshalb man diese Angabe gerne hätte. Mir fallen zwei Gründe ein, warum die Angabe "Naturdokument" oder "beeinflusste Natur" von Interesse sein können.
(1) Als Anfänger wunderte ich mich immer, wie so tolle Makroaufnahmen entstehen, bis mir bewusst wurde, dass bei einem Teil der Aufnahmen das Motiv mehr oder weniger stark durch einen Eingriff des Fotografen verändert/verfremdet wurde. Insofern war die Angabe "beeinflusste Natur" ganz hilfreich, und sie ist in diesem Sinne insbesondere gegenüber Anfängern "ehrlich".
Andererseits weiß ich dann immer noch nicht, was denn eigentlich wie beeinflusst wurde. Hier hilft aber oft nicht ein einziges Stichwort, sondern nur eine detailliertere Beschreibung in der Art: "Protagonist auf anderen Ansitz umgesetzt", "Protagonist zusammen mit Ansitz umgesetzt", "Protagonist durch Pflanzen/Zuckerwasser/Siruptröpfchen/Aas/nachgeahmte Tierlaute/natürliche Tierlaute vom Band,... angelockt", "störende Details entfernt", "Details hinzugefügt", "Lage von Details verändert", "Unschärfe im Vordergrund durch Gräser/Blätter/... erreicht", "Hintergrund besteht aus bemalter Pappe", "Flares entstanden durch geriffelte Glasscheibe im Hintergrund", "Bachlauf mit Bagger verändert" etc.
Wenn man diese Methoden aber erst einmal kennt und weiß, wie man bestimmte Ergebnisse (auch) durch Beeinflussung herbeiführen kann, dann verliert die Angabe ihren Informationsgehalt. Wie das Bild dann im einzelnen entstand ist in dieser Hinsicht dann bedeutungslos, und das ist mit ein Grund, weshalb ich so gut wie nicht mehr auf diesen Punkt achte.
(2) Und dann kann die Angabe "beeinflusste Natur" auch für die Bewertung eines Fotos herangezogen werden -- in welcher Weise auch immer. Ob ein Bild, das beeinflusst ist, weniger wert ist, als ein echtes Naturdokument, sei dahingestellt. Der Aufwand, den einige betreiben, um ein Motiv nach eigenen Vorstellungen zusammenzufügen, deckt sich aber sicherlich mit dem Auffand, den andere aufbringen, um ein Motiv nach ihren Vorstellungen zu finden.
Mir persönlich sind gut gemachte beeinflusste Fotos allemal lieber als ein schlechtes Naturdokument. Dass aber beides geht (um genau zu sein: faszinierende Naturdokumente in einer herausragenden Qualität), wird mir hier im Forum immer wieder vor Augen geführt. Das finde ich beeindruckend. Grundsätzlich aber beurteile ich ein Foto danach, wie es mir gefällt, ganz unabhängig davon, ob das Motiv beeinflusst wurde oder nicht, oder ob der Fotograf ein gefangenes/zahmes oder ein wildlebendes Tier abgebildet hat. In dieser Hinsicht ist für mich die Leistung des Fotografen eher nachrangig. Und es interessiert mich in der Regel auch recht wenig, ob der Fotograf bei der Aufnahme ein Naturerlebnis hatte oder nicht. Das muss jeder selbst entscheiden, was ihm wichtig ist.
Im Übrigen ist es durchaus nicht so einfach, in den Zoo zu gehen/ein Tier anzufüttern und mit einem erstklassigen Foto nach Hause zu kommen. Und darüber hinaus sehen wild lebende Tiere samt natürlicher Umgebung häufig spannender aus, als apathisch dreinblickende Tiere auf einem plattgetrampelten Untergrund. Und auch das Standardschema der komplett freigestellten Pflanze/des komplett freigestellten Insekts vermag mich immer weniger zu begeistern. Fotos von beeinflusster Natur sind daher also nicht grundsätzlich im Vorteil.
Fazit:
Ich benötige die Angabe „beeinflusste Natur“ oder eine weitergehende Beschreibung weder, um mir neue „Aufnahme“techniken anzueignen, noch um ein Bild zu bewerten. Insofern ist es mir eigentlich egal, was der einzelne unter diesem Begriff versteht. Für mich ist beeinflusst jedenfalls mehr, als nur ein paar Halme beiseite gebogen. Und letztendlich kann es eh keiner überprüfen, wenn nicht grundsätzliche „Fehler“ beim Beeinflussen gemacht werden.
Viele Grüße
Gunnar
Aber im Ernst: löblich, Dein Vorstoss!
Wie sowas in der Vergangenheit ausgegangen ist unter:
[url]235645[/url]
Viele Grüße
Andreas
wo ist das Problem? Uwe hat den nötigen Quellcode doch schon fertig und andere Änderungen am System werden ja auch ohne vorherige Abstimmung der Community eingebaut Oder war dieser Volksentscheid außnahmsweise bindend?
Gruß
Bernd
ich werde mich zumindest auf absehbare Zeit nicht darüber hinweg setzen, wenn nicht ein wirklicher Zwang auftritt.
Allerdings hatte mich die Abstimmung auch gelehrt, keine Abstimmugen mehr zu machen... so, wie sie formuliert war, hätte ich kein uneingeschränkt gutes Gefühl dabei, wenigstens den gröbsten Konstruktionsfehler der Einteilung zu bereinigen ("Tier").
Randnotiz: Auch nach dem damals vorgeschlagenen System wäre die Situation nicht nennenswert besser.
Gruß, Uwe
ich finde zwar, dass das Thema "einen langen Bart" hat, mich überkommt aber dabei kein Gähnen, da ich die Diskussion wichtig finde.
Mir geht es in erster Linie darum, dass ich ein Bild und seine Entstehungsgeschichte richtig einschätzen kann, wenn ich mir Gedanken dazu machen soll. Und so groß ist der Aufwand nicht, z.B. in den Technikbeschreibungen eine knappe Angabe zu der Beeinflussung zu machen. Meine echten Naturdokumente (ganz ohne Veränderung am Motiv) haben für mich persönlich einen besonderen Wert und Reiz und spornen mich an. Wenn dabei etwas Zeigenswertes heraus kommt, freue ich mich mehr als wenn mir klar ist, dass die Aufnahme durch ein Arrangement (dazu zählt für mich auch das Platzieren des Ansitzes vor einen anderen Hintergrund) zustande gekommen ist. Ich muss ehrlicherweise auch sagen, dass meine Versuche der Stabilisierung und Ansitzfixierung zu einem zu hohen Prozentsatz der Fälle an meiner "Ungeschicklichkeit" scheitern und ich daher immer häufiger darauf zu verzichten versuche, wenn die (Wind-)Bedingungen stimmen.
Ich meine übrigens nicht, dass Dein Bläuling wie eine arrangierte Aufnahme aussieht, dazu fehlt der vernebelte Ansitz unten. Genauso kann man ihn in diesem ABM ablichten, wenn man ein wenig Geduld bei der Suche hat und der Wind stimmt...
Ich schaue mir auch sehr gern Aufnahmen an, bei denen mir im thumb schon fast klar ist, dass eine Veränderung der Aufnahmebedingungen stattgefunden haben muss, bewerten tue ich sie aber anders und vor allem lasse ich mich auch gern überraschen, wenn ich dann feststelle, dass es eigentlich ein ND gewesen ist.
Mein Fazit ist, dass ich mir die Angabe, zu welchem Grad eine Beeinflussung stattgefunden hat (die genaue Angabe brauche ich nicht) wünschen würde. Ein Beispiel: Ich muss nicht unbedingt wissen, ob bei den gerade häufiger gesehenen, zugegeben sehr attraktiven Aufnahmen mit Vernebelung des Ansitzes eine einzelne Pflanze vor das Objektiv gebogen wurde, oder ob gar ein ganzer Blumenstrauss ins Objektiv gesteckt wurde. Dass der Vordergrund verändert wurde, ist für mich aber eine für die Einschätzung der Aufnahme wichtige Information.
Viele Grüße, Jörg
P.S.: Die bei der Aufnahmeaktivität größtmögliche Schonung der Natur - ein wichtiger Aspekt, der von Norbert an anderer Stelle angesprochen wurde - setze ich hier mal voraus...
Das ist eine Superidee. Ich habe bisher immer beeinflußte Natur angegeben wenn ich z. B einen Baum fotografiert habe der auf einer Wiese stand die regelmäßig gemäht wir. Habe mal wieder die Forumsrichtlinien nicht gelesen.
Zu deinem Vorschlag das Zustandkommen eines Bildes näher zu beschreiben bin ich unbedingt bei dir. Aber dieser Vorschlag kam ja auch in der letzten Diskussion auf, betreffend vieler und kurzen Kommentare. Und welche Fotografen machen sich die Mühe ihr Bild näher zu beschreiben, man kann sie mit Kenntnissen aus dem ersten Schuljahr abzählen.
Dennoch ist dein Vorstoß gut und ich unterstütze ihn.Ich schreibe auch manchmal in meinem Kommentar :wie entstand das Foto , wie kommt es zu diesem Effekt. Es sind wenige von denen man eine fundierte Antwort bekommt
So Jetzt genug gelabert Grüsse Steffi