"Vorteile und Nachzüge" der Digiscopie - ND
Eingestellt: | 2007-05-04 |
---|---|
TS © | |
… oder umgekehrt… "Vorzüge und Nachteile"… Ein kleiner Erfahrungsbericht zur "Digiscopie", der Naturfotografie mit Spektiv + Kompaktkamera. Zugegebenermaßen bisher auf noch relativ wenigen persönlichen Erfahrungen fußend. Auf der "Haben-Seite" schlägt natürlich in erster Linie die enorme Brennweite zu Buche. 2.000-4.000mm kann man sehr gut damit abdecken. Was wiederum den Vorteil hat, dass man (in erster Linie) Vögel vor der Linse hat, die man sonst nicht so einfach "bekommt". Die Brennweite überwindet die Fluchtdistanz vieler Arten und ein formatfüllendes Ergebnis ist gut möglich. Deshalb (und daher dieses Beispiel der sich genüsslich in Sicherheit wiegenden und mich völlig ignorienden Uferschnepfe) zeigen die Motive auch oft ein völlig "unberührtes" Verhalten während der Aufnahme. Singende Vögel sind z.B. kein Problem. Auf diese Distanz wird man nicht als "Störenfried" wahrgenommen. Oftmals sieht man den Vögeln förmlich an, dass sie den Fotografen schon genau sehen (ob nun im Tarnzelt oder nicht) und sie recht skeptisch sind. Sie schauen genau in die Kamera, machen sich dünn und schlank, sind auf dem Absprung, recken den Hals usw. Das bleibt bei der Digiscopie weitgehend aus. Die Uferschnepfe (z.B.) aus dem Meldorfer Speicherkoog (wer ihn kennt, wird wissen, welche Stelle es ist), habe ich fotografiert, indem ich an der Straße geparkt habe, ausgestiegen bin und mich dort eine Weile gemütlich hingehockt habe. Andere Fotografen kamen vorbei und dotr stehen auch oft Ornis zum gucken, der Verkehr ging die ganze Zeit an mir vorbei, auch Motorradfahrer, die dann gerne man >100 km/h und >100dBA drauf haben. Die Vögel an dieser Stelle kennen es nicht anders. Bei besonderen "Störungen" schauen sie auf oder sie fliegen auch weg, die Straßennähe meiden sie überwiegend. Ich kann Entfernungen schwer schätzen, aber 20-30m war sie mindestens weg. Was ich damit ausdrücken möchte, ist: Mit anderer Optik hätte ich kein Bild machen können. Die Alternative hätte gelautet: Kein Foto. Nachteile sind eindeutig die nicht mit den sehr guten DSLR-Bildern mithaltenden Qualität der Bilder (zumindest bisher mein Eindruck). Die kleinen Kompakt-Digiknipsen (so sehr sie sich auch bemühen) kommen da natürlich nicht mit. Dazu kommt die Optik des Spektivs, was weitere "Probleme" schaffen kann. Auch die Beschränkung auf +/- starre Motive ist ein Minuspunkt. "Action" lässt sich zwar einfangen, aber nur sehr begrenzt, nur in dem Fall, in dem sich so was auf einen Ort konzentriert. Flugaufnahmen z.B. fallen (bis auf Glückstreffer) vollständig aus. Man muss sich bewusst sein, dass man darauf verzichtet. Auch sonst ist der Ausschuss relativ hoch. Vielleicht jedes 10. Bild wird auch unter günstigen Bedingungen was. Unklar ist mir bisher, wie es sich mit der Verwacklungsgefahr verhält. Ohne Stativ geht ein digiscopes Bild natürlich gar nicht und an der Nordsee z.B. sind windstille Tage oder Momente logischerweise eher dünn gesät. Obwohl an dem Spektiv schon erkennbar "gerüttelt" wurde, habe ich dieselbe oder sogar fast eine bessere "Trefferquote", als in der windstillen Feldflur bei Hamburg. Auch zu dem "Licht", also zu den Belichtungszeiten kann ich noch nichts wirklich sagen. Ich war nur mehr als einmal erstaunt, dass trotz schlechter Lichtverhältnisse einige "ordentliche" Ergebnisse dabei abfielen und das auch z.B. im Wald, wo ich bisher nur wenig getestet habe. All das bei geringen ISO-Werten an der Kamera. Meine bisher getesteten Digi-Knipsen fangen zwar schon schnell an zu rauschen, aber ich vermute, dass auch mit ISO200 noch ganz ordentliche Ergebnisse möglich sind. Was "kommt raus"? Eine Abwägung! Will ich das technisch "perfekte" Bild – in jeder fotografischen Hinsicht? Oder will ich Fotos machen, die mir sonst nicht möglich sind, dafür aber fototechnische Schwächen haben? Beides hat seine Berechtigung! Ich habe mich entschieden! Gruß, Thorsten PS: Sorry, viel Text…  PPS: Noch mehr Text... fast vergessen... |
|
Technik: | Canon Powershoz 570IS + Galaxster. Ca. 2120mm, 1/250stel, f 6,3, ISO 80. Zwischen den Aufnahmen liegen 4 sek. Beide Bilder identisch bearbeitet. 3:2-Schnitt und nur oben einen Streifen weggeschnitten, Breite unverändert. Schrittweise verkleinert, schrittweise geschärft, entrauscht. |
Größe | 176.2 kB 750 x 1000 Pixel. |
Ansichten: | 2 durch Benutzer244 durch Gäste1662 im alten Zähler |
Schlagwörter: | limosa limosa uferschnepfe |
Rubrik Vögel: |
@Lukas
Du beschreibst es sehr gut! Ja, da ist was dran: Ziel: Doku! Aber eine "Doku" in technischer Perfektion wäre dann das Non-plus-ultra . Gerd Rossen hat erstens ein optisch besseres Spektiv, zweitens mehr Erfahrung, drittens mehr Geduld und viertens kann er vermutlich ebenfalls sehr gut mit PS umgehen...
"Digiscoper" ist wirklich ein komisches Wort... "Digiscopierer" wäre allerdings noch witziger ).
Wenn irgendwie möglich werde ich auf eine Blaumerle "draufhalten"... Ich gebe mein Bestes!
@Wolfgang
Das ist einer der weitverbreiteten "Irrglauben", was Digiscopie angeht. Eine DSLR ist völlig ungeeignet dafür! Es gibt zwar Adapter, um eine SLR an den Body eines Spektivs zu montieren, dieser ersetzt aber das Okular, d.h....
Du hast ca. 800mm Brennweite in vergleich zu einem teuren Objektiv lichtschwächer und oft mit qualitativ schlechterem Linsensystem
Du bist "vollmanuell", es gibt keinen AF keine Blende... nichts...
Ein Spektiv ist für das menschliche Auge zum Beobachten konstruiert. Es besteht aus dem Body und einem Okluar. Das Okluar hat wie ein Fernglas eine Austrittspupille, die nur wenige mm misst und für das menschliche Auge gedacht ist. Und nur das Okular liefert die Vergrößerung (!) und damit in der Digiscopie die große Brennweite. Somit muss eine Kamera geeignet sein mit sehr kleiner Optik die paar mm Austrittspupille des Okulars zu nutzen! Das können nur die Kompakten und auch hier nur wenige und die kleinen. Natürlich muss man das Spektiv manuell auf das Motiv scharf stellen, der AF der Kompakten kann (!) dann den Rest übernehmen.
@Oliver und Toph
Danke auch Euch! Ich werde weiter "tüfteln"!
Gruß, Thorsten
Gruss, Toph
Die Vorteile hast du klar benannt, im Brennweitenbereich jenseits von 1200 mm gibt es keine (bezahlbare) Alternative zur Digiskopie.
Und außerdem verwette ich meinen Pirol darauf, dass die Ergebnisse noch besser werden, die Schnepfe ist mit Sicherheit keine schlechte Aufnahme!
Eine gute Fortsetzung, viel Spaß und Geduld wünsche ich bei den nächsten (Fern)Aufnahmen!
Gruß
Oliver
nochmal Gruß, Wolfgang
Die beiden Bilder gefallen mir übrigens, mit einer wie immer interessanten Erklärung.
Gruß, Wolfgang
Ich danke, eins ist ganz klar: Das Digiskopieren dürfte in aller Regel das absolut richtige sein für Beobachter, die seltene Arten dokumentieren wollen (und dazu rechne ich z.B. dich). Es geht weniger um technische Qualität und den letzten Hauch Schärfe als um das Motiv. (Auch wenn natürlich technische Qualität hübsch ist)
Wer das beste Bild machen will, wird eher versuchen, durch Tarnzelte und dergl. nah an die Tiere heranzukommen, oder in Gebiete fahren, in denen sie zutraulicher sind - und dann "normale" Brennweiten verwenden.
Aber diese beiden Sichtweisen sind eigentlich so weit auseinander und haben letztlich nicht besonders viel miteinander zu tun, dass sich ein Vergleich nicht unbedingt aufdrängt...
Natürlich gibt es Ausnahmen - Gerd Rossen zeigt ja immer wieder hervorragende Beispiele dafür, dass man auch mit Digiscope-Ausrüchtung normal fotografieren kann (aufs Ergebnis bezogen, sowohl in der Motivwahl als auch in der Qualität). Aber der Großteil der Digiscoper (komisches Wort übrigens) wird es vermutlich eher mit dem oben beschriebenen Prinzip - Ziel: Doku! - halten.
Das sind so meine Gedanken zum Thema... ich habe vor mehreren Jahren auch durchs Spektiv fotografiert, Spaß machte es nicht, die Ergebnisse waren fast immer grauslig...
Du bringst es auf den Punkt:
"Eine Abwägung! Will ich das technisch "perfekte" Bild – in jeder fotografischen Hinsicht? Oder will ich Fotos machen, die mir sonst nicht möglich sind, dafür aber fototechnische Schwächen haben?"
Ich bin auf deine digiskopierten Bilder der besonderen Arten in nächster Zeit gespannt!
Möge dir z.B. die Blaumerle vors Spektiv fliegen!
Gruß Lukas