Eingestellt: | 2010-10-09 |
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Aufgenommen: | 2010-09-28 |
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Wenig Freude hatte ich an meinem diesjährigen Aufenthalt am Canal de Vergières am 28. September - ja eigentliches Entsetzen und Frustration packten mich. Die Büsche und Sträucher, die den Canal säumen und die der Lebensraum für die reichhaltige Insektenfauna dort sind (bzw. waren), sind mit schwerem Gerät entfernt worden. Die nördliche Seite des Kanals ist jetzt über 100erte von Metern nackt und und unbepflanzt. Zum Vergleich kann man die vorher üppige beidseitige Vegetation auf Lukas' Bild sehen: [url]300063[/url] . Mein Bild zeigt das Debakel. Diejenigen, die schon einmal dort waren, erkennen den Blick zurück vom Weg neben dem Kanal zum Parkplatz; Blick entgegen der Flussrichtung. Das in Flussrichtung rechte Ufer ist von Sträuchern "gereinigt", das linke Ufer (zwischen Weg und Kanal) hat zwar noch einigen Bewuchs, aber auch hier wurde grosszügig "ausgedünnt" (z.B. ist die grosse Brombeer-Hecke direkt am Parkplatz weg). Es ist nicht der ganze Kanal betroffen; östlich vom Parkplatz (bzw. der kleinen Brücke) schien noch alles beim Alten. Dort habe ich noch vereinzelte Prachtlibellen gesehen ..... Ich weiss nicht, was der Zweck dieser Rodungsaktion war. Vergrösserung des Ackers hinter dem Kanal? Eliminieren der paar Wespennester, die sich immer in den Hecken befanden? Oder macht man das regelmässig, um "Wildwuchs zu begrenzen"? Ich bin jedenfalls sicher, dass die Meinung der Libellenfreunde nicht berücksichtigt wurde. |
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Technik: | 17mm |
Fotografischer Anspruch: | Dokumentarisch ? |
Natur: | Beeinflußte Natur ? |
Größe | 379.7 kB 1000 x 667 Pixel. |
Ansichten: | 8 durch Benutzer264 durch Gäste790 im alten Zähler |
Schlagwörter: | cdv suedfrankreich |
Rubrik Mensch und Natur: |
vielen Dank für deine erklärenden Worte und den insgesamt sehr interessanten Beitrag! Was das Wetter angeht, drücke ich die Daumen...
Viele Grüße nach St. Martin, Lukas
Ich bin froh, dass ich jetzt auch ein paar erklärende Worte bekommen habe. Wenn es tatsächlich so ist, wie Jens und Lukas schreiben (und ich habe keine Ursache, daran zu zweifeln), so freue ich mich und bin beruhigt. Ich hatte ja in meinem Text zum Bild die Möglichkeit des "Wildwuchs-Begrenzens" auch in Erwägung gezogen, wenn mir dieses auch fast ein wenig zu radikal erschien. Ich bin mir übrigens wohl bewusst, dass der Canal Menschenwerk ist (halt ein Kanal), und deshalb auch menschliche Eingriffe möglich sein können.
Jens: Als ich vor eineinhalb Wochen dort war, blies ein derartig starker Mistral, dass ich kaum eine Aufnahme hingekriegt habe. Allerdings habe ich eine Helm-Azurjungfer gefunden, die ich auch fotografieren konnte. Die fehlte mir noch ....
Gruss an alle: Kai
so schnell funktioniert die E-Mail-Post zwischen Frankreich, Deutschland und der Schweiz!
Der Mistral ist eine schlimme und leider recht häufige Beeinträchtigung für Libellenfotojäger. Du hattest immerhin noch eine C. mercuriale, ich habe vorhin bei meinem etwa halbstündigen Besuch nicht eine einzige Libelle gesehen. Ich war allerdings auch nicht im Wasser, denn an Fotografieren ist momentan nicht zu denken. Ich nehme an, dass die letzen der letzten Libellen sich in der Vegetation verkrochen haben und mit den nächsten Sonnenstrahlen wieder hervorkommen werden.
Gruß
Jens
ich komme gerade vom CdV. Wir sind heute Nachmittag in St. Martin-de-Crau angekommen, haben unser Chalet bezogen und konnten – dank Internet-WIFI – sehen, was sich Neues in der Welt ereignet hatte. Eine E-Mail von Pascale machte mich auf dein Bild aufmerksam, daher habe ich es mir sofort angesehen und bin dann umgehend zum CdV gedüst. Jetzt bin ich seit ein paar Minuten zurück.
Ich sehe die Sache ebenso wie Lukas, der seinen Kommentar schrieb, während ich am heiligen Bach entlang ging. So schlimm ist es nicht, ich sehe auch eine Pflegemaßnahme dahinter. Die Sträucher hatten sich in der Tat stark ausgebreitet und konnten einen Beschnitt vertragen. Der Bach steht unter der Betreuung des Écomusée in St. Martin. Niemand wird es wagen, dort einfach Hand anzulegen und Sträucher zu entfernen. Ich halte es für eine notwendige Maßnahme, die allerdings recht radikal ausgefallen ist und die Libellenfotografen zurzeit nicht begeistern kann. Aber das wird wieder, ganz bestimmt! Auf der Ostseite ist fast alles unverändert, man hat nur an einer kleinen Stelle die Brombeeren niedergebrannt. Auch das werte ich als Zeichen dafür, dass man bewusst vorgegangen ist und die Pflege im Auge hatte. Vor mehreren Jahren – noch bevor der CdV im Forum bekannt wurde – hat man übrigens einen Teil der Vegetation im Bach entfernt, um ein Zuwachsen zu verhindern. In der Folge nahmen die Libellen zwar deutlich ab, aber auf lange Sicht hat man ihren Lebensraum erhalten. Ich kenne den Bach seit 20 Jahren, er ist immer ein Highlight gewesen und wird es auch bleiben. (Früher war da allerdings doch noch etwas mehr los als heute.)
Was mir jetzt allerdings mehr Sorgen macht als das Entfernen der Sträucher, ist das Wetter. Wieder einmal kommt es so hin, dass es nicht hinkommt. Im letzten Jahr hatte ich 7 Tage Mistral, heute weht der Wind scharf aus Ost und es regnet. Wetterbesserung ist erst ab Donnerstag in Sicht… Diese Witterung würde sehr gut zu einem Oktobertag an der Nordsee passen, aber ich bin fast am Mittelmeer.
Grüße von St. Martin nach Bern
Jens
das hab ich natürlich Ende August auch gesehen. Mir ist aber nicht klar, wer dahinter steckt, und noch weniger kenne ich die Absichten. An Ackervergrößerung glaube ich kaum - der Platz, den man durch Entfernung der Brombeergestrüppe gewinnen könnte, ist viel zu wenig, als daß ein solcher Einsatz lohnen würde. Und wen, außer den Libellenfotografen, stören die wenigen Wespennester...? Am ehesten vermute ich hier tatsächlich einen bewußten Eingriff, um die Vegetation ein wenig zurückzudrängen, insbesondere die wuchernden Brombeeren. Die machten sich letztes Jahr ja an einigen Stellen sehr breit und haben ohnehin die Eigenschaft, andere Pflanzen zu verdrängen. Insofern ist es wahrscheinlich gar nicht mal schlecht, wenn die ab und zu mit schwerem Gerät entfernt werden. Von einem komplett zugewachsenen Bach haben auch die dort lebenden Tiere nichts mehr!
Gewiß, es sieht momentan nicht "schön" aus dort und in den kahlen Bereichen halten sich tendenziell auch weniger Libellen auf - doch für die Entwicklung der Libellen hat ja primär die Wasservegetation und -qualität Priorität, insgesamt sehe ich da also in ökologischer Hinsicht kein Problem. Davon abgesehen wird die Vegetation sicherlich innerhalb kürzester Zeit zurückkommen.
Ich möchte auch noch einmal die Gedanken von Simon aufgreifen. Als Naturfreund ist man oftmals entsetzt, wenn Landwirte oder Investoren in wertvolle Habitate eindringen, und Beispiele wie das von Norbert genannte sind natürlich unschön und leider nicht selten. Aber zu einem Runterschneiden oder Entfernen des "Wildwuchses" sehe ich da doch noch einen gehörigen Unterschied. Ich kenne viele Gebiete, die alljährlich im Spätherbst komplett gemäht werden und dann bis zum Beginn der Vegetationsperiode trostlos aussehen, doch ist das oftmals nötig, um diese Habitate in ihrer gewünschten Form zu erhalten. Ein kleines Niedermoor im Kölner Raum z.B., in dem ich dieses Jahr eine ganze Handvoll seltener Libellen beobachten konnte (neben dem Vorkommen diverser bedrohter Pflanzenarten), war bereits Ende Juli derart mit aufkommenden Gehölzen voll, daß man kaum durchkam. Wenn die örtlichen Naturschutzverbände dieses Gebiet nicht alljährlich mit schwerem Gerät freihalten würden, wäre es wohl in kurzer Zeit verschwunden.
Was ich damit sagen will: Nicht immer liegen die Dinge ganz einfach - davon abgesehen, daß verschiedene Interessen berücksichtigt werden müssen (auch wenn man persönlich vielleicht manche Interessen nicht verstehen kann oder will), sind oftmals gerade in künstlich geschaffenen oder menschlich beeinflußten Biotopen gelegentliche Pflegemaßnahmen (und das ist kein Euphemismus) absolut notwendig. Deswegen rate ich davon ab, sich über einen Eingriff wie hier allzu sehr aufzuregen. Und die Brombeeren kommen so schnell wieder, das glaubt man gar nicht...
Viele Grüße, Lukas
wenn man es so lässt, wird's die Natur wieder richten. Lediglich durch Regen eingespülte Sedimente werden voresrst den Larven nicht gut bekommen. Wird intensiv Mais angebaut mit allen Konsequenzen vom Dünger bis hin zu den Insektiziden, dann gibt's eine Agrarwüste mehr auf der Welt. Solche Fälle wird leider jeder von uns aus eigener Erfahrung kennen. Wir haben hier direkt am Damm zu den Rheinauen ein paar Maisäcker. Früher hat der Landwirt Geld bekommen, damit er die Fläche brach liegen lässt. Seit ein paar Jahren bekommt er den Maisanbau subventioniert...
Heute Morgen habe ich mal wieder erfahren, dass die Schilder am Rand der Naturschutzgebiete nicht mal das Blech wert sind, auf dem sie gedruckt wurden.
Es ist verboten Tiere zu stören, Tiere zu entfernen, Tiere zu töten, Pflanzen zu pflücken, Wege zu verlassen, usw.
Sitz ich da unter meinem Tarnumhang, warte auf Silberreiher und hab fast schon ein schlechtes Gewissen, kommt ein Jäger und schüttet an mehreren Uferstreifen einen Eimer Getreide aus um Enten anzulocken für die Entenjagd. Habe mir später die Verträge für dieses NSG angesehen, tatsächlich die Jagd ist erlaubt. Die Jäger haben halt die bessere Lobby als der Naturschutz.
Mein schlechtes Gewissen, wenn ich mal wieder einen Schritt vom Weg abweiche, das erspar ich mir in Zukunft.
LG Rainer
leider findet man so etwas immer wieder und leider immer öfter
@Rainer
Habe mir später die Verträge für dieses NSG angesehen, tatsächlich die Jagd ist erlaubt. Die Jäger haben halt die bessere Lobby als der Naturschutz.
Mein schlechtes Gewissen, wenn ich mal wieder einen Schritt vom Weg abweiche, das erspar ich mir in Zukunft.
Na ja, aber wenn Zwei dasselbe (vermeintlich) tun, macht es das immer noch nicht besser. Man kann es sich sein eigenes Verhalten nicht wirklich schön reden, weil es - aus eigenen Augen gesehen - Schlimmeres gibt. Das hilft der Natur auch nicht weiter.
VG
Alex
LG,
Pascale