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Hallo, Ich habe im Hintergrund gerade einige Diskussionen über ziemlich unterschiedliche Themen, die sich aber derselben Idee bedienen, nämlich dass es eine Möglichkeit geben soll, auf gewisse Arten bearbeitete und entstandene Bilder zu kennzeichnen, oder eben auf andere Art mit Regeln zu tun haben. Konkret geht es darum, einen Haken "das Bild ist aus einem kommerziellen Hide heraus gemacht worden" und einen Haken "hier war KI im Spiel" einzuführen, oder Regeln für erlaubte Bildmanipulationen von woanders zu übernehmen. Ich verstehe diese Wünsche teilweise gut, und ich verstehe das zu Grunde liegenden Unbehagen, und die Ideen sind mir sympathisch, aber umsetzen werde ich das so nicht. In keiner besonderen Reihenfolge: Punkt 1: Ich bin nicht bereit, den Uploadprozess aufzublähen. Absolut jede andere Plattform hat einen deutlich einfacheren Uploadprozess, und ich werde die Situation nicht weiter verschlimmern. Als Gegenargument kam, dass ein aufwändigerer Uploadprozess weniger engagierte und die Naturfotografie nicht ganz so ernst nehmende Fotografen fern halten würde. Ich weiß nicht, warum ich das Ziel verfolgen sollte, aber selbst wenn ich das wollte, wäre ich mir nicht sicher, dass ein komplizierterer Uploadprozess genau die Gruppe und nicht auch alle Anderen fern halten würde. Ganz im Gegenteil. Natürlich könnte ich bestimmte Sachen so abfragen, dass man eine Antwort geben muss. "Haben Sie gestempelt? Wählen Sie <ja|nein|geht niemanden was an|weiß ich echt nicht mehr|keine Ahnung, ich habe nur 'mach das Bild Forumstauglich' angeklickt'>". Ja, das ist für nur eine Information halb so wild. Ich kann euch garantieren, dass das Benutzer vergrault. Ich kann euch auch garantieren, dass "geht euch nichts an" und "weiß ich nicht mehr" sehr häufig verwendet werden. Nicht alle von uns sind im Forum, um den Herstellungsprozess von Bildern zu dokumentieren und diskutieren. Der ist für Manche wichtig, für Manche nicht. Ganz sicher sind wir alle nicht im Forum, um Formulare auszufüllen. Punkt 2: Solche Dinge sind gut gemeint, und funktionieren nicht. Am Beispiel des existierenden "Gestempelt"-Hakens: 2011 eingeführt, seitdem sind zwischen 3,4 und 6,0 Prozent der Bilder damit gekennzeichnet worden. Glaubt ihr das? Natürlich ist in mehr Bildern signifikant gestempelt worden. Nur muss der Fotograf (a) sich daran erinnert haben, was ich bei meinem Archiv nicht garantieren kann, oder (b) nachgesehen haben (was zusätzlicher Aufwand ist, siehe Punkt 1), und (c) ein Interesse an der Offenlegung haben (das ich bei einigen Leuten nicht erkennen kann), und (d) das Feld im Uploadformular überhaupt bemerkt haben. Ja, das mit dem "überhaupt bemerkt haben" ist ein reales Problem. Das Formular ist viel zu lang, und daher wird gelegentlich etwas übersehen. Wie oft, weiß ich natürlich nicht, aber ich bin da durchaus pessimistisch. Ein anderes Problem ist die unscharfe Abgrenzung des Feldes und des Begriffs. "Unerwünschte Bildelemente gestempelt". Sensordreck? Schwebeteilchen im Wasser? Eine Satellitenspur bei der Nachtaufnahme? Das sehe ich alles nicht als Stempeln an (und ich erinnere mich auch nicht daran, wenn ich es getan habe), aber das mögen Andere anders sehen. Das Problem, dass die Abgrenzung eines Begriffs unklar und subjektiv ist, haben wir bei den anderen Kennzeichnungen auch. Ich betrachte "Gestempelt", "Tiefenschärfe verändert" und "HDR" als daneben gegangene Experimente. Übrigens ist noch fraglich, ob das Wegstempeln von Grashalmen wirklich schlimmer ist als das Abschneiden derselben vor der Aufnahme. Punkt 3, die Hides. Das Thema hatten wir vor 10 Jahren schon mal, meine ich: Ein Haken für "kommerzielles Hide / Safarifahrzeug" und einer für "eigenes Tarnversteck, Auto, etc usw". Ich verstehe diesen Wunsch. Es fühlt sich falsch an, zwei Bilder miteinander zu vergleichen, von denen eines das Ergebnis harter Arbeit des Fotografen ist, während beim Anderen für die Nutzung eines vorbereiteten Platzes gezahlt wurde, um eben dieses Maß an selbst erbrachter Arbeit zu minimieren. Nur wird eine Kennzeichnung nichts Positives bewirken. Die Benutzer bleiben im Durchschnitt 30 Sekunden auf einer Bildseite (bei Gästen sieht es noch schlimmer aus). 10 Sekunden ist hauptsächlich das Bild zu sehen. 20 Sekunden bleiben also für alles Andere. Ich kann den Betrachtern nicht vorschreiben, wie viel Zeit sie sich für Bilder nehmen. Ich kann denen nicht vorschreiben, den Aufwand mit ein zu rechnen. Ich will übrigens auch nicht. Eine weitere Information einzustreuen, die noch dazu eher unauffällig sein soll (denn sie soll nicht vom Bild ablenken), ist da nicht zielführend. Die Leute, die fünf Sekunden für das Bild und die Sternvergabe haben, erreichen wir nicht - und wir ändern sie auch nicht. Außerdem könnten Fotografen heute bereits darauf hinweisen, wenn ihnen das irgendwie wichtig wäre, oder die Angabe in ihrem Interesse wäre (was sie nicht ist). Ich habe starke Zweifel daran, dass sie mehr Interesse an Offenlegung haben, wenn man explizit danach fragt. Übrigens bin ich nicht daran interessiert, angelogen zu werden. Ich kann niemanden dazu zwingen, Angaben zu machen (und ich will das auch nicht). Ich kann, und will, niemanden dazu bringen, ehrliche Angaben zu machen. Ich kann, und will, sie auch nicht kontrollieren. Erreichen kann ich nur, dass wir eine weitere Angabe haben, der wir nicht trauen können (persönliche Sicht), über die im Zweifelsfall gestritten wird (die Sicht des Betreibers), und die vielleicht sogar noch andere Leute auf Ideen bringt, die ich eher nicht so gut finde (persönliche Sicht). Tut mir leid: Nein. Ihr versucht, soziale Probleme mit technischen Mitteln zu lösen. Das funktioniert nicht, es hat nämlich noch nie funktioniert. Punkt 4: die Sache mit der KI-Kennzeichnung. Das Thema kommt, mit immer anderen Leuten, gelegentlich wieder hoch, und verläuft dann immer eher gleich. Eine Position war, dass wir hier doch bitteschön jeden Einsatz von KI verbieten sollten. Könnte man wenigstens alle Bildveränderungen durch KI verbieten oder wenigstens kennzeichnen? Ein großes Problem ist der Begriff KI, der heute auf alles geklebt wird, wo etwas kompliziertere Statistiken am Werk sind, als man sie in der Schule kennen lernte. Er ist, nicht nur dadurch, so unpräzise, dass man ihn für Regelungen nicht verwenden kann. Dann ist da noch die Frage, was eigentlich so furchtbar schlimm an einer KI-Rauschunterdrückung wäre, die das nervige Rauschen entfernt ohne gleich alles weich zu zeichnen? Wäre eine KI-Funktion schlecht, die aus den 180 Bildern einer anderthalb Sekunden langen Serie 170 entfernt, die aus irgendwelchen Gründen schlechter sein könnten (ja, ich weiß, Du kannst das besser als jede KI, und auch ich kann das besser, aber mich nervt so etwas kolossal). Ist der Motivautofokus grundsätzlich böse? Ja, ich weiß auch, dass "richtige" KI-Verfahren anhand von Bearbeitungen trainiert wurden, die irgendwann an Bildern gemacht wurden, und, ja, ich sehe auch die Gefahr, dass da manuelle Arbeit durch einen Computer kopiert wird, was mindestens etwas anrüchig ist. Nur habe ich die moralischen oder rechtlichen Probleme dahinter nicht verursacht, und kann sie auch nicht lösen, und ich kann nicht mal dagegen klagen, weil ich die konkreten Beispiele, anhand derer trainiert wurde, nicht benennen kann. Nun mal eine Frage. Welche dieser Varianten ist besser: (a) ein Bild mit Hilfe eines externen Belichtungsmessers zu belichten. (b) M und den internen Belichtungsmesser der Kamera zu verwenden. (c) P (oder andere Programme) machen zu lassen. (d) ein KI-Programm die Belichtung regeln zu lassen. (e) eine mittelmäßige Belichtung manuell in der Bildbearbeitung gerade zu ziehen. (f) die KI nachbelichten zu lassen. Richtig - keine ist zwangsläufig besser. Einige beweisen mehr technisches Können oder extreme Nerdigkeit des Fotografen. Aus oben geschilderten Gründen wird es hier im Forum weder ein Verbot oder eine Kennzeichnungspflicht für Bilder geben, für deren Erzeugung "KI" genutzt wurde. Das heißt nicht, dass ich hier Bilder sehen will, die durch den Prompt "erzeug' mir mal ein Bild eines ein Löwenrudel angreifenden Elefantenbullen in der afrikanischen Steppe, das wie ein erstklassiges Foto wirkt, und im Forum und überall sonst auf Platz 1 landen kann" erzeugt wurden - denn genau das will ich hier nämlich absolut nicht sehen. Der aktuelle Entwurf für die nächste Fassung der Forumsrichtlinien zieht die Grenze so:
Ich bin mir noch nicht sicher, ob ich es dabei belasse, oder noch Freiraum für eine Rubrik für Fotokunst oder so lasse. Punkt 5. Der Weg ist das Ziel? Wirklich? Es tut mir echt leid, euch die Illusion nehmen zu müssen, aber das gilt nicht für Alle. Die Leute, die ein Bild in drei bis fünf Sekunden betrachten, interessiert der Weg überhaupt nicht. Auch für manche Fotografen ist der Weg bestenfalls lästig. Sollte mein Ziel sein, auf diversen Plattformen jeden Tag ein Bild im Äquivalent der Tophits zu haben, dann habe ich keine Zeit für Wege, sondern muss zum nächsten Spot rasen. Wie man Weg und Ziel gewichtet, ist subjektiv. Oder anders gesagt: Kaum jemanden außer Dir interessiert es, dass für Dich der Weg das Ziel ist. Das ist mehr als schade, aber leider die Realität. Das ist übrigens keine Aufforderung, Deine Standards zu senken. Auch hier handelt es sich um ein soziales Problem. Punkt 6: Die Regeln der großen Wettbewerbe… Es kommt immer wieder mal der Vorschlag, gerade gestern morgen wieder, dass ich hier doch die Regeln der großen Wettbewerbe übernehmen soll, zum Beispiel: welche Bearbeitung erlaubt ist. Kurz gesagt: Nein. Über meine Leiche. Ich bin nicht dagegen, weil ich die Regeln falsch finde. Ich bin dagegen, weil sie für das Medium hier ungeeignet sind. a) Um zu wissen, wie viel Bearbeitung zu viel ist, muss man wissen, wie viel Bearbeitung gemacht wurde. Übrigens ist es keine Option, bei Verdacht Originale anzufordern. Nicht nur weil wir dann verdächtig wären, wenn die irgendwo anders auftauchen. Nicht nur, weil eine Rawdatei je nach Rawkonverter anders aussieht. Nicht nur, weil wir nicht alle Rawkonverter haben. Auch aus reinen Zeitgründen. b) Die Regeln der großen Wettbewerbe enthalten Formulierungen der Art "moderate Korrekturen erlaubt". Ich will, kann und werde hier nicht täglich Diskussionen führen, warum ich Bilder für übermäßig bearbeitet halte - und das gilt auch für die anderen Admins. Schon die Diskussionen über Rubrikverschiebungen nerven zu sehr (und da geht es ja auch, und nur, um die Chancen, in Wettbewerbe zu kommen). c) Das Forum ist auch eine Lernplattform. Dazu gehört, dass man Dinge ausprobieren kann. Auch solche Dinge, die anderen zu weit gehen. d) Ich finde es gut, dass in den großen Wettbewerben Zoo-, Nutz- und Haustiere, und kultivierte Pflanzen und so weiter nicht erlaubt sind. Das macht niemanden glücklich, ist aber praktisch nicht anders zu handhaben. Randnotiz: ich amüsiere mich ein wenig darüber, dass ein Fotograf, der selbst ungehalten war, als ihm Bilder geklaut wurden, mir vorschlug, doch die Regeln anderer Wettbewerbe zu übernehmen. Ach ja, das Problem mit unseren Wettbewerben ist nicht, dass zu viele Bilder da rein kommen, die da nicht rein gehören, oder das zu viele Bilder schlecht oder gestellt oder übermäßig bearbeitet oder langweilig sind oder schon 1000 mal gezeigte Motive wiederholen. Das Problem ist, dass ein Wettbewerb dieser Art mit einer Freiwilligenjury den Ansprüchen, die oft an ihn gestellt werden, gar nicht gerecht werden kann, und dass die Jury, also ihr, arbeitet, wie sie arbeitet, und zwar sowohl bei der Vorauswahl (Sterne) als auch bei der Abstimmung selbst. Gruß, Uwe |
Hallo Namensvetter,
ich kann Dir da in allen Punkten nur zustimmen (habe echt den ganzen Text gelesen !), die beschriebenen Gedanken und die Reaktion auf die derzeitige Realität kann ich nachvollziehen.
Die Kommentarfunktion bietet ja auch für uns Nutzer die Möglichkeit, bei Bildern die eventuell zu hinterfragen wären, entsprechende Fragen oder auch Kritikpunkte zu äußern. Das sollte in einem Forum möglich sein.
Die Admins (vielen Dank für Eure Arbeit !) haben mit dem Forum genug zu tun, und sollten nicht noch mit "Richterfunktionen" belastet werden. Wir brauchen hier bestimmt keine zentralen "Moralapostel", sondern sollten mutig genug sein, unsere Gedanken in den Kommentaren zu äußern.
Weiter so, LG Uwe
ich kann Dir da in allen Punkten nur zustimmen (habe echt den ganzen Text gelesen !), die beschriebenen Gedanken und die Reaktion auf die derzeitige Realität kann ich nachvollziehen.
Die Kommentarfunktion bietet ja auch für uns Nutzer die Möglichkeit, bei Bildern die eventuell zu hinterfragen wären, entsprechende Fragen oder auch Kritikpunkte zu äußern. Das sollte in einem Forum möglich sein.
Die Admins (vielen Dank für Eure Arbeit !) haben mit dem Forum genug zu tun, und sollten nicht noch mit "Richterfunktionen" belastet werden. Wir brauchen hier bestimmt keine zentralen "Moralapostel", sondern sollten mutig genug sein, unsere Gedanken in den Kommentaren zu äußern.
Weiter so, LG Uwe
Super argumentiert. Ich kann diesen Ausführungen zu 100% zustimmen.