Die Vogelgrippe wütet im Wattenmeer, und in der Presse taucht es kaum auf Eines vorab: Hier werden nun Basstölpel gezeigt. Basstölpel sind Koloniebrüter, und daher ist das Virus hier besonders verheerend. In dieser Kolonie, die bis vor wenigen Wochen noch ca. 1500 Brutpaare zählte, sind mindestens 2/3 der Tiere inzwischen verstorben. Es riecht nach Fisch, Salzwasser und Verwesung. Überall auf den Felsen liegen Kadaver in unterschiedlichen Alters- und Verwesungsstadien. Überall schwirren Fliegen herum. Die toten Küken liegen im Nest, teilweise mit gestreckten Hälsen, als hätten sie in den letzten Stunden mühsam um Luft gerungen. Ein bis vor wenigen Minuten noch einigermaßen agiles Küken beginnt plötzlich zu Keuchen. Es klingt wie Schluckauf eines Kleinkindes. Es wirkt niedlich. Es dauert keine Minute, dann fällt es zur Seite und bleibt liegen. Das Alttier gerät in Panik, hackt auf ihren Nachwuchs ein, rupft ihm Federn aus, nimmt den Kopf des winzigen Tieres in den Schnabel und schüttelt es von einer Seite zur anderen, zieht es immer wieder leblos auf die Füße, wo es dann wieder in sich zusammenfällt. Das Alttier schreit und ist offensichtlich absolut hilflos und verzweifelt. Platzhalter für: Ein Video Zur Darstellung dieses Inhalts ist notwendig, Programmcode eines fremden Anbieters - Youtube (Google) - laufen zu lassen. Dieser Code unterliegt nicht unserer Kontrolle und weicht möglicherweise weit von unseren Vorstellungen von Datenschutz ab. Möglicherweise späht der Anbieter Sie aus und verrät alle Ihre Geheimnisse der Öffentlichkeit, vielleicht bekommen Sie auch 'nur' in den nächsten Wochen 'besser' auf Sie zugeschnittene Werbung. Oder vielleicht passiert auch nichts... Nun sind Sie gewarnt. Um diesen Inhalt zu sehen, klicken Sie irgendwo in diesen Bereich. Dann bleibt es neben dem Nachwuchs sitzen, rollt den Kopf in das Rückengefieder und kurz zuvor konnte man das bereits schwarze Auge sehen. Zeichen, dass auch sie infiziert und bereits sehr schwer erkrankt ist. Das Elterntier wird auch sterben. In anderen Nestern versuchen die deutlich geschwächten, übrig gebliebenen Elternvögel ihren bettelnden Nachwuchs zu füttern. Aber sie würgen nur Luft aus ihrem leeren Magen hoch. Die Prozedur ist anstrengend, das Küken bettelt weiter, bis das Alttier erschöpft in sich zusammenfällt. Um sie herum die Kadaver der bis vor kurzem noch lebenden Vögel. Nester mit zwei Alttieren sind kaum noch zu finden. Infiziert ist fast in jeder Vogelfamilie, von der noch Tiere leben, wenigstens ein Vogel und wird bei dem nahen Kontakt den Rest der Familie anstecken. Ein Ranger des Naturschutzverbandes steht dort täglich und man sieht ihm die Fassungslosigkeit an. Angesprochen, wie er die Lage einschätzt, deutet er in einer ehemals 1500 Brutpaare großen Kolonie auf ein Nest und sagt, dort sei ein Jungtier, welches noch ganz fit aussehen würde. Zwei Tage später hustet es …… Inzwischen wird es verstorben sein. Die Touristen stehen dort. Während ich dort schweigend mit einer Freundin saß, und uns lautlos die Tränen über das Gesicht liefen angesichts der Katastrophe, kam hinter uns ein älterer Mann die Treppen hinunter. Er war noch nicht auf der Plattform angekommen, als wir ihn hinter uns würgen hörten. Ich drehte mich um, er hielt sich am Geländer fest und erbrach sich fast direkt neben die toten Tiere. Eine junge Familie war gerade gegangen. Der ca 10-jährige Sohn hatte zu seinen Eltern gesagt, dass es schon komisch sei. Im letzten Jahr seien sie hier gewesen und hätten die Küken gesehen und sich gefreut. Heute würden sie hier stehen und um die Küken trauern. Dann gehen sie weg. Schweigend. Ich bin froh über diese respektvollen Worte, die merkliche Erschütterung und Betroffenheit, denn sie sind die Ausnahme an diesen drei Tagen. Die meisten Touristen kommen, sehen sich das Drama an und es kommen Aussagen wie: Ja, das Plastik ist das nächste große Thema. Zwischen den Vogelgrippe-Toten hängen überall erdrosselte Tiere in den Steilwänden. Aber aktuell ist das Plastik zumindest an diesem Flecken Erde tatsächlich das allergeringste Problem. Es löscht keine ganze Kolonie aus, und es war bisher keine Gefahr für die gesamte Arterhaltung. Und nein, eine Durchseuchung, wie wir es bei Corona gehört haben, hilft hier nicht. Die Vogelgrippe ist für infizierte Tiere zu 100% tödlich, soweit mir bekannt. Es wird keine Tiere geben, die die Infektion überleben und danach etwas Immunität aufgebaut haben, die sie an den Nachwuchs weitergeben. „Kann man nichts machen“……. Inzwischen ist eine sehr große Brutkolonie der schon vorher gefährdeten Brandseeschwalbe in den Niederlanden ausgelöscht. Es war eine Kolonie mit 4600 Tieren. Damit dürfte die Brandseeschwalbe im Wattenmeer voraussichtlich künftig verschwinden. Die überlebenden Tiere können wahrscheinlich den Bestand aus eigener Kraft nicht mehr aufbauen. Wieviele Familien und Einzeltouristen wohl nach dem Besuch bei den Basstölpeln erst einmal in ein Restaurant gehen und sich einen Salat mit Hähnchenbruststreifen bestellen, um sich auf den Schreck erst einmal etwas Gutes zu tun? Mit so etwas will man nichts zu tun haben. Und die toten Tiere sollen auch gefälligst weggeräumt werden. Da will man ja nicht dran denken, wenn man in die Hähnenbruststreifen beißt, bei einem Glas Wein im Sonnenuntergang. Während ich diesen Text schreibe, sind hunderte Tiere gestorben. Auf meinen Beitrag auf einer anderen Plattform bekam ich unzählige Nachrichten von Urlaubern aus allen Ländern, die an das Wattenmeer grenzen. Alle berichten von hunderten angespülter Tierkadaver. Morgens laufen Menschen in Seuchenschutzanzügen die Strände entlang und sammeln die Tiere ein und verbrennen sie. Natürlich ohne großes Aufsehen darum zu machen, um den Urlaubern den Spaß nicht zu verderben. Und ich frage mich: Wo bleibt die Presse? Bei dem nächsten Bild scrollt bitte nur so hoch, dass ihr das Bild darunter noch nicht seht. Damit das Ausmaß klar wird, habe ich auf dem Bild alle toten Tieren eingekreist. Erst dann wird es wirklich bewußt. Die kleinen Küken verschwinden zwischen dem Plastik, dem Kot und den großen, toten Altvögeln. Ist das alles nicht pressetauglich? Es taucht so wenig auf in den Nachrichten. Dabei müsste es in die 20 Uhr Tagesschau. |
Da war die Basstölpelkolonie in Helgoland noch nicht betroffen:
https://www.spektrum.de/news/seuchen-vogelgrippe-wuetet-an-der-nordsee/2036290
jetzt ist zumindest in der Zeit ein Artikel darüber:
https://www.zeit.de/2022/34/vogelgrippe-helgoland-basstoelpel-seevoegel-tod
Gruß Gerhard
vielen Dank. Der Artikel ist leider hinter einer Paywall.
Viele Grüße,
Simone
Auf Texel soll der Bestand an Brandseeschwalben von 4500 auf 50 gefallen sein. Schockierend!
Das mit den Brandseeschwalben stand übrigens auch schon zwei Wochen vor Chris Video in diesem Bericht von mir, der oben zu lesen ist 😉
Aber ist ja gut, wenn so etwas über viele Kanäle die Menschen wachrüttelt. Über irgendeine Info kommt es dann evtl bei einer möglichst breiten Masse an.
VG Simone
Das mit den Brandseeschwalben stand übrigens auch schon zwei Wochen vor Chris Video in diesem Bericht von mir, der oben zu lesen ist 😉
Aber ist ja gut, wenn so etwas über viele Kanäle die Menschen wachrüttelt. Über irgendeine Info kommt es dann evtl bei einer möglichst breiten Masse an.
VG Simone
das mit den Brandseeschwalben weiß ich. Die Info ist bereits ca. 3 Wochen alt und ob die letzten 50 überhaupt noch leben, weiß ich nicht. Ich habe in meinem Bericht andere Infos auch weggelassen, da ich halt nur die Basstölpel gesehen habe.
Aber z.B. die Skua, von der es bereits vorher nur noch ca 18.000 Tiere gab, ist massiv betroffen. Inzwischen sind mindestens 8000-9000 dieser Vögel an der Vogelgrippe in wenigen Wochen gestorben und werden überall angeschwemmt. Ich finde die Quelle aber einfach nicht wieder.
Auf Helgoland sind inzwischen ca 70% der BAsstölpelnester leer. https://www.instagram.com/p/ChHp7ghKbpb/?utm_source=ig_web_copy_link)
In Israel hat es bereits im Winter die Kranichüberwinterungsgebiete erwischt. Ebenfalls massive Einbrüche des Bestandes.
Flussseeschwalbe ebenfalls schwer betroffen. Eiderente ist in anderen Gegenden auch massiv anfällig und stirbt wie verrückt. Auf Helgoland scheint es die Enten noch nicht erwischt zu haben.
Usw usw. Die Infos, die Chris im Video hatte sind alle schon ein paar Wochen alt. Und vermutlich sehen die Zahlen inzwischen noch mal deutlich anders aus.
Ansonsten hat er im Video ziemlich genau das wiedergegeben, was ich bereits geschrieben habe.
ich gestehe, dass ich es ein wenig schade fand, dass Chris, mit seiner Reichweite und als Biologe dieses Thema doch recht spät aufgegriffen hat.
VG Simone
es ist wirklich grausam was zur Zeit passiert!
Für dich muss es unvorstellbar schrecklich gewesen sein, dass vor Ort zu beobachten.
Ich kann deine Worte 100 % nachvollziehen.
So schwer es sicherlich war das Geschehen zu dokumentieren, so wichtig ist es, dass du es getan hast!
Danke dafür und für das aufmerksam machen auf die Situation... wie du völlig zurecht anprangerst, wird in den Medien leider (so gut wie) nicht darüber berichtet! Eine Schande!
In meinem Bekanntenkreis habe ich in den letzten Wochen auch einigen davon erzählt und nur den wenigsten war Bewusst was gerade passiert und wie schlimm es um die Seevögel steht.
Viele Grüße
Kevin
danke für deinen Beitrag.
Ich komme gerade aus meinem Waldhaus (ohne Netz und Internet) zurück in die Stadt und lese die schlechten Nachrichten.
Im Niedersächsischen Wald sieht es auch nicht gut aus, wenn auch aus anderen Gründen. Dürre seit drei Jahren. Amphibien? Nur noch Erdkröten gesehen. Schmetterlinge? nur noch vereinzelt die Aller-Welts-Arten. Libellen? mit den Gewässern geschwunden.
Und die Welt schreitet auf die Erwärmung um 6 Grad mehr zu. Ich empfehle den gleichlautenden Titel um die Laune endgültig zu ruinieren.
Gruß Gerhard
LG Hans
ich hatte den Text schon im INet gelesen, werde ihn jetzt aber kein zweites Mal lesen. Bin einfach nur fassungslos.
Wilhelm
ich kann es gut verstehen, dass du es nicht noch einmal lesen möchtest. Ich habe ihn zwar geschrieben und war live vor Ort und kenne die Gerüchte und Geräusche usw. Aber auch ich muss noch immer jedes Mal heulen, wenn ich dran denke.
Aber denke für die Rückmeldung, dass du es gelesen hast.
VG Simone
Auch in meiner Tageszeitung stand noch nichts und auch sonst scheinen das sehr viele Leute nicht zu wissen bzw es interessiert sie nicht.
Aber warte mal ab, wenn es große Mastbetriebe trifft und die Preise hoch gehen. Daaan, ja dann geht die Welt wieder unter. Was denn, ALDI und Co müssen die Preise für Geflügelfleisch erhöhen? Diese verdammten Basstölpel!
Ein vielschichtiges Problem - und mit Verlaub ist es dämlich zu sagen, dass der Ursprung der Erkrankung in Geflügelbetrieben liegen würde.
Der Virus findet jedes Jahr seinen Ursprung in den asiatischen Ländern und schwappt dann eigentlich im Winter in die südliche Hemisphäre. Dieses Jahr schwappt es im Sommer zu uns. Das ist untypisch.
Als ein Mitarbeiter in der Wissenschaft suche ich die Ursachen dieser abnormen Ausbreitung.
Die logischste ist tatsächlich recht schnell erklärt.
Wir haben die letzten anderthalb Jahre unsere "Füße still gehalten". Nun boomt der Tourismus wieder.
In Anbetracht der Tatsache, dass man so nah an die Kolonie herankommt ist hygienisch unverantwortlich! Eigentlich muß die Platte gesperrt werden, denn durch jeden menschlichen Kontakt gibt man dem Virus die Chance, dass man es verschleppt.
JEDER, der an der Kolonie anwesend war, muß zwingend sein Schuhwerk reinigen und desinfizieren. Die Einrichtung einer Barriere ist zwingend erforderlich, für jetzt mit Sicherheit zu spät.
nur, weil das Virus aus Asien zu uns überschwappt, heißt es nicht, dass es nicht aus den Mastbetrieben kommt.
Lies mal Uwes Kommentar dazu. Er hat sehr gut aufgelistet, seit wann es die Vogelgrippe gibt und wann die jetzige Mutation erstmals auftrat usw.
Den Ursprungstyp des Virus tragen insbesondere die Wasservögel alle in sich. Das, was sie tötet sind aber die Mutationen, die vorwiegend wohl in Mastbetrieben entstehen.
https://www.openagrar.de/servl [verkürzt] erbreitung-H5N8_2016-12-21.pdf
https://www.mpg.de/vogelgrippe
Sorry, aber ich habe da wirklich einiges drüber gelesen und mich schlau gemacht, weil ich, als ich wußte, dass ich dort viele tote Tiere sehen werde, vorbereitet sein wollte auf Menschen, die eben diese blöden Kommentare von sich geben oder auch mal interessiert diskutieren, woher das wohl kommen mag.
Ich persönlich habe meine Schuhe komplett desinfiziert und alle meine Kleidung direkt zuhause als allererstes in die Waschmaschine geworfen (mit Desinfektions-Waschmittel). Noch bevor ich meine Katze gestreichelt oder auch nur ein Schluck Wasser getrunken habe.
Absperren des Bereiches finde ich zwiespältig. Evtl. eine Desinfektionswanne, durch die man hindurchlaufen muss hinstellen. Das wäre sicher sinnvoll. Aber ich finde schon, dass Menschen sehen sollten, was wir verbocken und was das für Auswirkungen hat und wer letztendlich ausbadet, was mir uns leisten.
Ansonsten ist das wie unser Fleischkonsum. Fast niemand hat in einem Schlachthof gesehen, wie die Tiere getötet werden. Das passiert alles hinter dicken Mauern.
Ich bin definitiv dagegen, dass alles unbequeme irgendwie "versteckt" wird. Aus Infektionssicht habe ich mich aber auch gewundert, dass es gar keine Maßnahmen gab.
VG Simone
durch die Hände rieseln lässt und genau hinsieht, kann man winzige Plastikteilchen erkennen. Alles ist
voller Plastik in den Meeren. Ich könnte mir vorstellen, dass das ebenfalls einen Einfluss haben könnte
auf das massive Vogelsterben. Seitdem ich diesen Artikel gelesen habe, geht mir das Leid der Vögel nicht mehr aus dem Kopf, immer wieder kommen mir die Tränen, es ist so furchtbar, was die Tiere durchmachen.
LG,
Marion
Vorerst mal besten Dank für all die Informationen, die ich im Bereich von meinen Möglichkeiten an weitere Interessierte weitergeleitet habe. Das betrifft meinen kleinen Umkreis von BirdLife Graubünden in der Schweiz und andere.
Die diversen Links finde ich wertvoll, da es wie von anderen erwähnt, nur wenige Informationen über die momentane Situation bei den Wildvögel in den Medien gibt. Der eigentliche Name, nämlich Geflügelpest, zeigt ja schon auf, wo in unseren Breitengraden der Schwerpunkt liegt: Bei den Nutztieren und den materiellen Verlusten die durch die Viruserkrankung entstehen können. Den Wildvögel schieben wir eher den schwarzen Peter zu, weil sie die Krankheit durch ihre Mobilität verbreiten helfen und dann auch noch, je nach Gebiet, dem Tourismus schaden. Ihnen fehlt einfach die Lobby.
Mir sind bisher keine Lösungsansätze zur Eindämmung des Virus bekannt, was sehrwahrscheinlich zur Zeit einfach ein Ding der Unmöglichkeit ist und dadurch auch viel Hilflosigkeit auslöst. Natürlich auch bei mir. So sehe ich im Augenblick nur die Möglichkeit, mit dem Thema auf die Umweltverbände zuzugehen und zu versuchen, dass diese das Thema über ihre Kanäle vermehrt an die Öffentlichkeit bringen. Vielleicht wäre das eine Möglichkeit, zusätzliche Sensibilisierung für die Zusammenhänge von Ökosystemen bei der Bevölkerung zu erwirken.
Gerade jetzt bei diesem Drama, das sich direkt vor unserer Haustüre abspielt, gäbe es genug fundierte Berichte und Bildmaterial, um auch Betroffenheit und dadurch Verständnis für Veränderungen auszulösen. Klar, es wäre ein emotionelles Vorgehen und keines das an die Vernunft appelliert. Aber wer von uns glaubt denn heutzutage noch an Vernunftsappelle?
LG, Urs
das ist ein wichtiger Punkt, den du da ansprichst. Die Priorität liegt halt nicht auf Wildvögeln und Natur, sondern auf Wirtschaftlichen Interessen und somit auf den Nutztieren. Die Stallpflicht z.B. dient doch im Grunde nur dem eigenen Gefühl, irgendetwas zu tun.
Wie und was man tun kann, weiß ich auch nicht. Aber DASS man etwas tun muss, weiß ich.
Und da kann jeder einzelne etwas tun, aber der große Umbruch muss von der Politik kommen.
VG Simone
Darüber denke ich etwas Anderes:
Die Stallpflicht bedeutet, dass das Virus uns längst in die Defensive gedrängt hat. Das ist reine Bunkermentalität, die Hoffnung darauf, dass das Virus sich wieder verziehen wird.
Was es, aller Voraussicht nach, nicht tun wird.
danke für diesen aufwühlenden Beitrag. Ich gebe Dir Recht, so ein Thema hat mehr Aufmerksamkeit verdient, vor allem wenn eine Partei an der Regierung beteiligt ist, die sich Umweltschutz auf die Fahne geschrieben hat.
Ich erlaube mir noch einige Ergänzungen:
Das Thema betrifft nicht nur die Kolonialbrüter im Wattenmeer, sondern auch z.B. Kraniche in Israel.
"Kann man nichts machen" stimmt nicht. Was wir machen können u. was auch schon gemacht wird ist:
Schlussendlich bleibt zu hoffen, dass einige Tiere Antikörper entwickeln u. diese womöglich an ihre Nachfolger vererben. Es gibt in den Niederlanden Pläne, die nun noch gesunden Tiere einzufangen u. in Quarantäne zu halten bis das Schlimmste vorbei ist u. später neue Populationen damit aufzubauen. Ein anderer Plan sieht vor, die Tiere bewusst zu verscheuchen, sodass sie abhauen u. nächstes Jahr, wenn alles besser ist, zum Brüten zurückkommen. Diese Maßnahmen sind jedoch sehr radikal u. umstritten, machen aber vielleicht deutlich wie ernst die Lage ist.
Viele Grüße aus den Niederlanden,
Hanno
Nur damit das nicht unwidersprochen bleibt:
4G wird seit 2010 aufgebaut.
H5N1 ist seit 1959 bekannt, und breitet sich seit 2004 weltweit aus.
H5N8 ist seit 1983 bekannt. Die besonders hoch aggressive Variante ist Ende 2013 in China erstmals nachgewiesen worden, und in China ist 4G erst ab 2014 ausgerollt worden.
4G kann nicht die Ursache für die Vogelgrippe sein.
Nebenbei bemerkt heißt es in dem Artikel, "And when there is nothing but water between the tower and the bird colony, the water reflects and amplifies the signal and distance matters very little."
Wasser reflektiert die von Funktürmen ausgehende Strahlung nach oben, in den Himmel heraus - jedenfalls den Anteil, den es reflektiert und nicht einfach schluckt oder bricht (die Anteile kommen auch nicht am Ziel an).
Wasser verstärkt auch keine Strahlung oder Signale. Ganz im Gegenteil.
Und Distanz ist, durch die Geometrie, immer entscheidend für die Signalstärke.
in einigen Gegenden werden ja die Kadaver eingesammelt und verbrannt. Aber an viele kommt man ja auch gar nicht ran. Dass die Vogelgrippe auch in anderen Gegenden wütet, weiß ich. Ich habe mich in dem Bericht auf das Wattenmeer beschränkt, weil selbst das schon ein großes Gebiet ist, es uns gefühlt näher ist und alleine das Ausmaß schon die Vorstellungskraft übersteigt.
Aber du hast Recht, dass es deutlich mehr ist, als das Wattenmeer. Leider.
Wie das mit der Immunität funktionieren soll, ist mir ein Rätsel. Soweit ich weiß, gibt es keine Tiere, die symptomatisch sind und überleben. Ob Tiere auch symptomlos erkranken und Immunität aufbauen können, kann ich nicht sagen. Aber gehört oder gelesen habe ich davon bisher nichts. Mein Kenntnisstand aus meiner Stundenlange Recherche war, dass infizierte Tiere sterben. Und tote Tiere bauen halt keine Immunität auf, die sie weitergeben können.
Und selbst wenn es gelingen würde, dann mutiert dieses Virus ja in unseren Mastanlagen weiter, geht über Abluft nach draußen und kann dort Wildvögel infizieren, die halt durch die Gegend fliegen und es weitertragen.
Lebensraumerhalt und -schaffung ist immer und für alles eine gute Idee. Letztendlich sind damit vermutlich die meisten Probleme angefangen, dass wir uns zu breit gemacht haben.
Nur wie?
Ich denke da an die Uhus, mit denen ich mich ja jahrelang beschäftigt habe. Selbst da werden ja nun viele Tagebau-Abbaugebiete wieder verfüllt. Wieso denn? Es sind unfassbar wichtige Lebensräume für seltene Amphibien, Orchideen usw. Ich verstehe es nicht. Tagebau war sicher keine super Energielösung. Aber wenn man nun die Löcher schon in der Erdoberfläche hat, könnte man sie wirklich auch lassen, da sie Lebensräume bietend ie ansonsten in der Natur verschwunden sind.
Aber nein, die werden wieder verfüllt.
Mir fehlt einfach ein ganzheitliches Denken in Politik, Naturschutz, Energiewende usw usw.
VG Simone
es sind sehr traurige Zeilen die mich sehr bedrücken.
Der Mensch wird es noch schaffen sich selbst zu eliminieren.
LG Horst
ich bin an dem Punkt, an dem ich nicht traurig bin, wenn der Mensch sich eliminieren würde. Mich bedrückt, dass zuvor die Tiere drunter leiden müssen, die absolut unschuldig an der Misere sind.
Aber wird werden als Letzte den Planeten verlassen. Und die Zeit davor wird sehr, sehr unlustig werden.
VG Simone
also zufällig habe ich mal in das Textforum geschaut und diesen irrsinnig deprimierenden Artikel gelesen
mit den Bildern, die das unendliche Leid dieser Vögel dokumentieren.
Es gibt keine Worte, die ausdrücken könnten, welchen Schock diese Zeilen und die Fotos von den elendig verendeten Vögeln in mir ausgelöst haben. Nichts von alldem war mir bekannt. Es ist ein Drama von
unglaublicher Tragweite, und es erstaunt mich, nichts in der Presse davon erfahren zu haben.
In Zukunft werden sich wohl grosse Vogelkolonnen nur noch in Gebieten halten können, die weit entfernt
von Massentierhaltung von Geflügel liegen. Es sieht schlecht aus für die Natur auf der ganzen Welt.
Welch' ein Erbe hinterlassen wir unseren Nachkommen...
Das Leid der Vögel macht mich unendlich traurig, auch das grausame Ende, das die Vögel in den Netzen
finden. Mein Mann fand vor einigen Jahren einen in einem Fischernetz verhedderten Kormoran.
Er konnte den Vogel befreien.
LG,
Marion
das Problem ist ja bei Vögeln, dass sie fliegen können. Also selbst da, wo Vögel weit weg von Massentierhaltung leben, fliegen ja Zugvögel mal hin, die bei Massentierhaltung usw einen Zwischenstopp gemacht haben.
Bass Rock ist ja nun wirklich kein Hotspot der Massentierhaltung, trotzdem sind dort alleine ca. 100.000 Basstölpel gestorben. Innerhalb kurzer Zeit (ca. 1 Monat, wenn man die Internetberichte darüber verfolgt).
Der Skua geht es ähnlich. Die Kraniche in Israel sind auch zu tausenden gestorben. Brandseeschwalbe im Wattenmeer stark bedroht. Kormorane usw usw usw.
Wenn die Politik nicht endlich mal Massentierhaltung verbietet, sich für Lebensraumerhalt- und -schaffung usw einsetzt, dann war es das.
ich glaube ja, wir haben eine gute Partei dafür in der jetzigen Regierung. Problem der Demokratie kann in dem Fall halt sein, dass man Mehrheiten braucht. Und die sind bei unserer Geiz-ist-Geil-Mentalität einfach nicht drin, wenn es um Naturschutzthemen geht.
Ich habe die Hoffnung aufgegeben.
VG Simone
Ich habe gestern ein Video in meiner Wathsapp Gruppe gesehen, das mehr als schockierend ist.
Bedenkt man daß das ein Virus ist, so mag man sich nicht ausmalen was das für die noch lebenden Tiere bedeutet😪
ja, in Social-Media tut sich ein wenig, um die Infos zu verbreiten. Aber nicht jeder ist auf SocialMedia aktiv und es ist mir ein Rätsel, wieso große Nachrichtensendungen da nichts zu bringen. Ich verstehe es einfach nicht.
Die noch lebenden Tiere werden hoffentlich am Leben bleiben. Aber bei den aktuellen Zahlen auch aus anderen Gebieten und von anderen Vogelarten, sehe ich eher schwarz.
VG Simone
Dein Entsetzen ist verständlich und jedem Naturfreund, der das Geschehen verfolgt, wird es genauso ergehen.
Ich schau z.B. regelmäßig auf birdguides.com die news an, wo man manchmal auch Hoffnung machende Nachrichten zu Naturschutzthemen lesen kann, aber die Vogelgrippe-Geschichte ist da schon seit dem Winter präsent. Da ging es los im Hula-Tal in Nord-Israel, wo neben einem fantastischen renaturierten Sumpfgebiet, in dem Kraniche und Schelladler überwintern, Störche und Pelikane zu zigtausenden rasten aber halt auch große intensiv-Geflügelbetriebe bestehen. Du hast auf die kausalen Zusammenhänge hingewiesen....
Hier starben tausende Kraniche. Weiter ging es in Griechenland, wo die weltweit bedrohten Krauskopfpelikane z.B. am Prespasee massive Verluste hatten. Jetzt ist die Seuche in Europa in den Seevogelkolonien angekommen. Auch in Nordamerika gibt es Meldungen, dass z.B. riesige Raubseeschwalbenkolonien zerstört wurden. Es ist eine Katastrophe, vermutlich eine menschengemachte. Und da ist es ja nicht die einzige.
Auch ich bin fassungslos bei all dem, was derzeit abgeht auf unserem Planeten und es ist schwer, damit umzugehen und nicht in Fatalismus zu verfallen.
So schwer es Dir gefallen sein mag, das Drama auf Helgoland zu fotografieren, so ist es doch gut, das hier zu präsentieren. Denn selbst viele Naturfreunde haben noch nicht mitbekommen, was in der Welt der Seevögel gerade abgeht.....Einzelne Arten könnte das tatsächlich ausrotten, wie die extrem seltene und lokal verbreitete Rosenseeschwalbe.
Dass es die Presse nicht zu interessieren scheint ist empörend.
Wie mit alledem umgehen? ich weiß es auch nicht!
Traurige Grüße, Andreas
Du bringt noch viele Infos ein, die ich einfach weggelassen habe oder auch nicht noch zusätzlich mit reinpacken wollte. Aber es stimmt. Die Vogelgrippe ist schon länger ein Thema, und das in vielen Teilen der Erde.
Außergewöhnlich ist halt dieses Jahr, dass sie nicht beim Winter bleibt, sondern erstmals halt in der Brut- und Setzzeit so einen massiven Ausbruch bereitet. Und das ist halt das größte Drama dran. Auch wenn so Ausbrüche natürlich im Winter auch dramatisch sind.
ich bin seit dem Wochenende definitiv fatalistisch gestimmt und habe jegliche Hoffnung verloren. Wenn so etwas nicht in der 20 Uhr Tagesschau aufgegriffen wird, und die Menschen immer noch nicht verstehen, wie es um unseren Planeten bestellt ist, dann habe ich keine Idee mehr, was noch zum Umdenken anregen könnte.
Ich bin resigniert und muss mich tatsächlich schwer zusammenreißen aktuell, dass ich überhaupt noch Lust habe irgendetwas zu tun. Ich könnte auch einfach im Bett liegen bleiben, mir die Decke über den Kopf ziehen und warten, dass alles vorbei ist.
VG Simone
auch von mir vielen Dank für diesen sehr aufwühlenden, informativen und krassen Baeitrag. Das ist wirklich eine Katastrophe und ich hoffe sehr, dass viele Leser die Informationen weitertragen.
Viele Grüße
Wolfram
der Bericht kann ja geteilt werden, wo immer ihr wollt.
Ich habe in meinem WhatsApp-Status, meiner Instastory, per Mailverteiler privat usw überall Infos versendet und Nachrichtensender angeschrieben usw.
Ich kann hier nicht tatenlos rumsitzen.
VG Simone
Vielen Dank für diesen Beitrag. Es ist aufwühlend, macht betroffen und wütend.
Wütend, weil es so wenige zu interessieren scheint. Wütend, weil nicht darüber berichtet wird. Wütend, weil die Tierhaltung außer Gewinnen keinerlei Moral oder Tierwohl kennt. Wütend, weil das alles viele Konsumenten egal ist. Wütend, weil die Politik die Verantwortung auf die Konsumenten abwälzt an statt zu handeln.
Das Ergebnis all dessen kann man nur als Katastrophe bezeichnen. Das macht mich betroffen.
Viele Grüße. Sebastian
was aktuell in der Vogelwelt draußen passiert ist ein rasantes, nicht mehr kontrollierbares Massensterben, welches definitiv eine Katastrophe bisher ungeahnten Ausmaßes und nicht einschätzbarer Folgen ist.
Und es ist eine Schande, dass das im Fernsehen in den wichtigen Nachrichtensendungen nicht vorkommt.
Ich rege mich da soooo sehr drüber auf.
Und die Scheißegal-Haltung der meisten Menschen bzgl. Billigfleisch usw geht mir auch gehörig auf den Wecker. Als würde es sie ärmer machen, wenn sie weniger Fleisch äßen, dafür aber dann einmal in der Woche gutes, dafür teureres Fleisch von einem Schlachter nebenan vom Biohof.
Ging früher auch, und ich würde behaupten, dass die Menschen sogar gesünder ernährt waren, als heute.
Diese Bequemlichkeit und Geiz-ist-Geil-Mentalität kann ich nicht mehr ertragen.
VG Simone
das ist ja katastrophal, habe ich hier zum ersten Mal gelesen.
Die Ignoranz vieler Menschen ist beschämend und macht wütend.
Deine Bilder sehen nach Helgoland aus.
Die Kurverwaltungen betroffener Gegenden wollen nach 2 Jahren Corona jetzt auch keine derartige für sie negative Berichterstattung.
Trotzdem muss die Öffentlichkeit m.E. umfassend informiert werden.
Gruß
Andreas
ich glaube, die Kurverwaltungen haben damit zunächst einmal wenig zu tun. Es wäre Aufgabe der Nachrichtensender dieses Thema zu bringen. Und das betrifft ja nicht nur Helgoland, sondern das komplette Wattenmeer und auch außerhalb Europas kommt es gerade zu massiven Ausbrüchen.
Momentan sterben Millionen Vögel weltweit innerhalb kürzester Zeit weg. Ganze Brutkolonien verschwinden und damit evtl. die ein paar komplette Arten. Und in den Medien wird weiterhin -wie seit Wochen- über erhöhte Heizkosten berichtet. Meine Fresse ... das hat echt der alleeallerletzte Hinterwäldler inzwischen mitbekommen und sich Decken gekauft oder aber angefangen zu sparen.
Aber es wäre wirklich Zeit, über den Weltuntergang vor der Tür zu berichten. Mit einer Wohnung, die 3 Grad weniger geheizt ist, kann man leben. Meine Eltern haben noch Eisblumen morgens von innen von der Scheibe gekratzt. Nicht schön, aber übersehbar.
Naturkatastrophen von diesem Ausmaß werden Auswirkungen haben. Auf uns alle.
VG Simone
ich bin völlig geschockt über deinen ausführlichen Bericht, die traurigen Fotos und Uwes Zahlen 😥... das gehört nicht nur in die Nachrichten, das geht uns alle an und gehört in die Welt hinaus geschrien.
Danke das du dir die Zeit für diesen Beitrag genommen hast...
Liebe Grüße Edith
ich komme mir so jammerig vor. Aber ich bin seit einer Woche wieder zuhause und es macht mich noch immer fertig, was ich dort gesehen und erlebt habe. Mein Umfeld kann es schon nicht mehr hören und ich möchte sie schütteln und anschreien und sagen, dass sie sich das anhören sollen, bis sie verstehen, dass weghören keine Lösung ist.
Und mich macht es soooo wütend, dass die Tagesschau da nichts bringt. Was interessiert mich, was in Shanghai oder sonst wo auf der anderen Seite der Welt gerade los ist? zunächst einmal möchte ich, dass unsere Katastrophen vor der Haustür auch hier berichtet werden.
Statt dessen gibt es online-Artikel. Das ist ja schon mal was. Aber was bringt das, wenn die Menschen gar nicht wissen, dass sie evtl. nach Vogelgrippe und Wattenmeer googeln sollten? Wenn man davon nichts gehört hat, findet man auch die Onlineartikel dazu nicht.
Mich ermüdet das gerade so, mit welchen Prioritäten in der Medienwelt berichtet, bzw nicht berichtet wird.
VG Simone
dein Bericht und deine Fotos machen betroffen und das ist gut so. Jeder von uns kann diese Seite wieder an andere Menschen weiterleiten. Ich selbst verfolge das Geschehen schon seit dem Winter mit den Berichten von Thomas Krumenacker und anderen im "Riffreporter" und "Der Falke". Zusammen mit den Auswirkungen der Klimaveränderung ergibt sich ein düsteres Bild vom Zustand unserer Erde. Hoffnung zu haben fällt schwer, seit Jahrzehnten warnen Wissenschaftler und bis heute ändert sich nichts....
VG Rainer
Das erste Foto mit dem sterbenden oder toten Jungtier gehört eigentlich als Bild der Woche auf die Startseite!
die Menschen werden sich nicht ändern. Und ich bin mir inzwischen sicher, dass es sowieso zu spät wäre. Das heißt nicht, dass ich mich jetzt verhalte, wie ein A...... Aber dass wir noch irgendetwas retten können, glaube ich spätestens seit dem Helgolandaufenthalt nicht mehr. Das hat mir das ganze Ausmaß deutlich gemacht.
Viele Grüße,
Simone
Denjenigen, die die Basstölpelkolonie auf Helgo nie live gesehen haben, oder bei denen das schon eine Weile her ist, möchte ich ein paar Zahlen zur Einordnung geben.
Auf dem Bild, genauer gesagt auf dem Plateau, sind 58 Nester zu erkennen (Zweifelsfälle und die angeschnittenen am rechten Rand habe ich weggelassen, ebenso wie zwei offene Flächen, auf denen wahrscheinlich Nester waren, die vermutlich bereits abgetragen sind. Ich bemühe mich um eine konservative Schätzung).
Auf einem Bild mit 58 Nestern müssten eigentlich 116 (Jungtier und ein Elternteil anwesend) bis 174 Tiere (beide Altvögel anwesend) zu sehen sein. Nehmen wir an, dass nur in einem Viertel der Fälle beide Alttiere da sind (das kann ungefähr hinkommen), müssten ungefähr 130 Tiere auf dem Bild sein.
Ich zähle nur 17 lebende Tiere auf dem Bild (den angeschnittenen Vogel rechts, und die Tiere hinter der Kante habe ich, wie ihre Nester, nicht mitgezählt).
17 von 130. Das sind 13%. Vielleicht 2 gesunde Jungtiere (von 58 = 3,5%). Kein vollständiges Elternpaar.
Die Saison ist längst nicht vorbei. Alle Küken sind geschlüpft. Die endgültigen Zahlen können nur schlimmer werden.
Und das ist nur eine einzige, leicht zu beobachtende und leicht zu fotografierende, Vogelart. Der nabu berichtet von Trischen auch über tote Brandseeschwalben und Eiderenten. Die genauen Zahlen von Trischen werden wir nie erfahren, weil nur ein Mensch auf der Insel ist (was man, im Moment, für eine weniger gute Idee halten kann).
Der durchaus lesenswerte Riffreporter berichtet leider hinter Paywall (der Artikel ist auf spektrum.de frei lesbar) dass von den 4500 Brutpaaren der Brandseeschwalbe auf Texel noch um die 50 verblieben waren (Stand: 30.6.). 3500 Kadaver wurden eingesammelt, und wie viele auf dem Meer verendeten, weiß niemand.
Auch die Brandseeschwalben-Kolonie auf der Nordseeinsel Minsener Oog ist betroffen. Etwa 1000 tote Altvögel sind eingesammelt worden (das entspricht etwa 20% des Bestandes), wobei es ein hohe Dunkelziffer geben dürfte. Die Kolonie auf der Insel Langenwerder in MV ist auch betroffen (da wird auch über Infektionen bei Kormoranen berichtet).
Auch unter den Brandseeschwalben in der Umgebung von Calais wird von starken Verlusten berichtet, ebenso wie auf der Brutkolonie auf Scolt Head Island in Großbritannien.
Auf Bass rock sieht es ebenfalls fürchterlich aus (benutzt mal den Slider über dem zweiten Bild).
In Schottland sind mindestens 28 Spezies an 139 Standorten betroffen, darunter auch die Skuas (über 50% der Tiere brüten in Schottland).
Und das ist nicht nur auf Nordeuropa beschränkt:
Es ist leider nicht einmal auf Europa beschränkt:
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Da gibt es beispielsweise Berichte, dass geschätzte 64% der Raubseeschwalben in Wisconsin verstorben sind.
Und das ist nicht alles. Afrika, Asien. Nur Australien scheint frei von HPAI zu sein.
Die genannten Arten, über deren Verlustquoten etwas bekannt ist, werden alle gut beobachtet und dokumentiert. Zum jetzigen Zeitpunkt ist völlig unklar, was bei den anderen Arten passiert.
Das ist, schon jetzt, ein gewaltiges Problem. Die betroffenen Arten erfüllen in der Natur einen Zweck, und werden den in den betroffenen Ökosystemen in den nächsten Jahren oder Jahrzehnten nicht erfüllen können. Das bedeutet, wir werden zusätzliche Folgeprobleme erleben (abseits der Vogelgrippe).
Und es können noch mehr Probleme kommen. Ich möchte mir nicht ausmalen, was in den Überwinterungsquartieren der Zugvögel passieren wird. Gänse am Niederrhein? Störche in Afrika (oder der Kuckuck).
Da im Norden (und Südeuropa, und ...) sterben nicht nur ein "paar Tiere". Ganz in unserer Nähe geraten riesige Ökosysteme durcheinander, und das wird Konsequenzen haben, die wir alle spüren werden. Konsequenzen, die wir nicht mal ansatzweise absehen können. Das brauchen wir Menschen gerade jetzt überhaupt nicht.
Das braucht sogar unsere Wirtschaft nicht, denn die liebt Gewissheiten. Apropos Wirtschaft:
- Die Tourismusindustrie liebt Touristen, und die kommen, insbesondere in den betroffenen Gebieten, auch wegen der Tiere.
- Die Fischindustrie möchte gesunde Fische, und für das Wegfangen der Kranken sind Raubvögel durchaus nützlich. Wir Verbraucher wollen das auch.
- Aas ist ein Keimzelle für Krankheiten, die auch Nutztiere befallen. Möwen sind auch Aasfresser. Sogar unsere Agrarwirtschaft profitiert von den Wildtieren.
Es wird Zeit, dass in unseren Köpfen ankommt, dass Naturschutz auch Wirtschaftsschutz ist.
Erwähnte ich gerade Möwen? Ja, die sind auch betroffen. Siehe beispielsweise beim niedersächsischen Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit.
Ihr wollt Zahlen?
Seit Juni 2022 wurden in Deutschland über 170 Wildvögel positiv auf HPAI-Viren untersucht. Dabei waren Hamburg, Mecklenburg-Vorpommern, Niedersachsen und Schleswig-Holstein betroffen. Vornehmlich wurde das HPAI Virus in Seeschwalben, Tölpeln und Möwenvögeln nachgewiesen, aber Greifvögel sowie Enten und Gänse waren ebenfalls betroffen.
"über 170". Das ist Qualität der Arbeit unserer Ministerien.
Seit Juni 2022 wurden in Niedersachsen über 45 Wildvögel positiv auf HPAI-Viren untersucht. Dabei waren die Kreise Aurich, Cuxhaven, Diepholz, Friesland, Wesermarsch und die Stadt Wilhelmshaven betroffen.
"Über 45". Ich versichere euch, die Realität ist mindestens 100 mal so schlimm.
Insbesondere auf den Nordseeinseln und entlang der Küste, sowie im Bereich des Banter Sees werden viele kranke oder tote Wildvögel beobachtet. Die Meldung von toten Tieren beim Veterinäramt ist nicht notwendig. Tote Tiere werden systematisch durch die Behörden eingesammelt.
Die Veterinärämter haben genug Leute, um die ganze Küste und alle anderen Vogelbrutgebiete abzusuchen? Das ist mit Sicherheit nicht der Fall.
Vermutlich haben die nicht mal genug Leute, um alle Emails zu lesen.
Oder das niedersächsische Landesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit bzw. die Veterinärämter wollen nicht mal wissen, was los ist.
Die Kommunikationsleistung unseres Staates ist echt zum Verzweifeln.
"hier gibt es nichts zu sehen, schalten Sie doch die nächste Reality-TV-Show an".
wow. Da hast du aber viele fachliche Infos zusammengetragen. Vielen Dank dafür!
Ich hatte vieles davon bereits gelesen, weil mich das Thema seit einer Woche einfach nicht schlafen lässt.
ich bekomme die Bilder und Gerüchte und meine Panik-Gedanke vor der Zukunft nicht aus dem Kopf.
Deine Rechnung, wieviele Vögel auf dem Bild sein müssten, hat selbst mich erschreckt, obwohl ich ja vor Ort war und auch die vielen, vielen leeren Nester gesehen habe.
Aber das mal als Zahl zu lesen ... puh. Da wird mir ganz schlecht.
In Israel gab es übrigens ebenfalls einen heftigen Ausbruch der Vogelgrippe bei den Kranichen. Die Info bekam ich nach meinem Beitrag auf Instagramm. Aber ich habe es bisher nicht geschafft zu googeln und mich zu informieren, welche Ausmaße das dort hatte. Ich verkrafte einfach aktuell keine weiteren schlechten Nachrichten.
VG Simone
LG Erwin
das geht mir exakt genauso. Ich war nie ein ganz großer Menschenfreund. Aber seitdem ich fotografiere und damit auch immer öfter die Auswirkungen von uns, auf die Natur sehe, ist meine Liebe zu Menschen nicht gerade gewachsen. Mein Mitgefühl für Tiere aber definitiv.
VG Simone