Eingestellt: | 2008-07-15 |
---|---|
TS © | |
Das Foto könnt und dürft Ihr gerne beurteilen, kritisieren und auch bewerten... haben wir aber nicht auch ein wenig Verantwortung, wenn wir uns als Naturfotografen "auf die Fahnen schreiben", mit den Fotos für Natur und Naturschutz zu werben, auf Missstände hinzuweisen?? [---schlichte Frage---] Dieser unscheinbare, schlicht-schwarze Käfer (über dessen Fund und den damit verbundenen Fotos ich mich persönlich riesig freue) ist einer der in den Medien verheizten sogenannten "Baustopper"... Der Grund dafür ist: Es ist der Eremit oder auch Juchtenkäfer (Osmoderma eremita), ein sehr seltener Käfer, der in die Verwandtschaft der Rosenkäfer gehört. Er ist eine prioritäre Art der FFH-(Fauna-Flora-Habitat-)Richtlinie der EU, die zum Ziel hat die Artenvielfalt in Europa zu erhalten und zu entwickeln, die das "Kernstück" des Naturschutzes in Europa darstellt, die aber sehr vielen auch "ein Dorn im Auge ist". Er steht nicht umsonst so extrem hoch im Kurs des Naturschutzes... Sein Lebensraum sind uralte, faulige, sterbende Laubbäume (gerne Eichen), in denen er meist zeitlebens sein Dasein führt. Er ist ein hoch-kostbares Kleinod einer Welt, die ursprünglich ganz Mitteleuropa umfasste, die aber durch menschliches Handeln und menschliche Bedürfnisse (z.B. auch Verkehrssicherung) so extrem selten geworden sind, dass allerhöchste Zeit geboten ist, die letzten Restvorkommen von ihm (und stellvertretend damit aller anderen Arten, denen es nicht besser geht und die vergleichbare Ansprüche haben) unter strengstem Schutz zu stellen. Problematisch dabei sind die zum Naturschutz konkurrierenden Interessen... wie ist es sinnigerweise zu vermitteln, dass hier bei uns mitten in Europa eine "unansehnliche Kakerlake" wie diese eine höhere Berechtigung zum Überleben hat, als der Bau einer Autobahn...?? Es erweisst sich als sehr schwierig, das zu vermitteln und scheitert zusehends... man muss nicht lange suchen, um in den Medien Beiträge wie diesen zu finden: Konflikte werden auf dem Rücken dieser Arten ausgetragen, und dabei wird oft genug dargestellt, dass der "Schuldige" der Käfer ist (!!) Wie kann ER nur ein Vorhaben stoppen oder gar verhindern... und das hier bei uns... Die Menschen, Planer usw. haben natürlich keine Schuld - der Käfer wars, oder die Kleine Hufeisennase, oder der Wachtelkönig (den es ja gar nicht gibt), oder der Feldhamster, der Kammmolch usw.... traurig!! Dieselben, die dieses ins Lächerliche ziehen, wettern dann auch gerne mal gegen die Abholzung des Regenwaldes in Brasilien... Das ist einfach, denn wir selbst werden davon ja nicht betroffen. DIE sollen mal schön die Natur und Artenvielfalt erhalten, Hauptsache ich kann in Zukunft schneller (und das nach wie vor ohne Tempolimit) auf der neuen Autobahn "rasen"... Jeder ist sich selbst der nächste, der Eremit aber auch, er hat nur eine schwache Stimme und kann sich nicht selbst wehren. Er kann nichts dafür, dass er ein Kleinod, ein hochdotierter Stellvertreter, eine "Perle" des europäischen Naturschutzes ist. WIR haben ihn dazu gemacht und sollten ihn auch so behandeln und nicht in den Medien "verarschen", "verheizen" und lächerlich darstellen... leider ist Letzteres aber oft der Fall... ... und was der "Punkt" ist, beim Thema Naturfotografie = Werbung für den Naturschutz/die Natur... ich halte es nicht für ausgeschlossen, dass mich zu diesem Bild eine Anfrage aus den Medien ereilen könnte, ob ich das Bild verkaufen würde... für einen pressewirksamen Beitrag, in welchem dem Käfer erneut "die Schuld" gegeben wird, Autobahnen zu verhindern... Gruß, Thorsten |
|
Fotografischer Anspruch: | Fortgeschritten ? |
Natur: | Beeinflußte Natur ? |
Größe | 249.0 kB 600 x 800 Pixel. |
Ansichten: | 9 durch Benutzer268 durch Gäste359 im alten Zähler |
Schlagwörter: | eremit juchtenkaefer osmoderma eremita |
Rubrik Wirbellose: |
Dein Text zu diesem Foto hat mich doch sehr bewegt. Ich bin eigentlich doch ein Naturfreund der gerne die Natur so wie sie ist an seine Kinder übergeben möchte.
Aber bitte gestatte mir eine kleine Frage: wir merken erst das Arten überall auf der Welt verschwinden seit bei uns der Lebensstandart und das Bewusstsein gegenüber der Natur gewachsen ist. Aber haben wir wirklich darüber nachgedacht was alles in der Natur verloren ging bevor wir begonnen haben die Natur zu erfassen, zu katalogisieren und versuchen die Zusammenhänge zu begreifen?
Ich kann nur darauf hinweisen das die Welt seit Milliarden Jahren existiert, sich wandelt und Arten gekommen und wieder verschwunden sind. Ob durch Menschenhand erzeugt oder durch höhere Gewalt. Der Klimawandel ist darauf geschuldet das sich auf der gesamten Erde der Lebensstandart erhöht hat und sich eine Art speziell - der Mensch - sich fortpflanzt und jeder möchte seinen Teil vom Kuchen abhaben...
Der Lebensstandart verlangt nach Arbeit, Mobilität und einen Heim wofür Flächen benötigt werden. Das dadurch der Lebensraum von
anderen Arten wegfällt ist leider sehr leidlich. Ich habe es letztens mal geschafft mit der Bahn zufahren und die hat eine neugebaute Autobahn ein Stück begleitet. Ich habe noch nie soviel für den Umweltschutz beziehungsweise Tierschutz gesehen. Da sind Tiertunnel und Tierbrücken installiert gewesen, eine wahre Pracht. Das kostet aber imens viel Geld welches sich der Staat auch wieder von dem Steuerzahler zurück holt. Und die Leute am Geldbeutel zupacken verschreckt die meisten ....
Und zum Thema Naturschutz habe ich da mal ein kleines Bespiel. Da gibt es eine kleine Gemeinde bei Hamburg. Die haben einen kleinen Feuerlöschteich. Dieser musste abgepumpt werden da er zu versanden drohte und die Feuerwehr kein Löschwasser mehr für die Gemeinde zur Verfügung hatte... Jedenfalls machte der stellvertretende Wehrleiter eine kleine Übung draus. Das Wasser wurde von dem einen Teich in den aderen Teich gepumpt. Da kam ein Naturschützer vorbei und erstarrte fast zur Salzsäule... "Was macht ihr da?" fragte er. Der stellv. Wehrleiter etwas flapsig und mit sehr viel schwarzem Humor meinte: "Wir üben Krötenweitschießen" Der Naturschützer war ziemlich sprachlos und wollte sich das mal erklären lassen, "wir pumpen die Kröten ab - durch den Schlauch über die Pumpe durch den Schlauch - in den Teich halt Krötenweitschießen..." erwiederte der stellv. Wehrleiter mit sehr viel schwarzem Humor. Naja das Ende von der Geschichte: Polizei; Anzeige und der Feuerlöschteich wird jetzt wohl versanden. Wie gelöscht wird steht erst mal auf einem anderen Plan. (dies ist mit diesem Dialog in etwa der reale Hergang gewesen). Und jetzt stell dir mal vor das steht dann irgendwo in den Medien...
Ich denke wir sollten auch auf den gesunden Menschenverstand hören beide Seiten.
LG Norbert
Ich hoffe du redest jetzt noch mit mir
Ich denke da mit viel Respekt und Wehmut an die Indianer, die sich als Teile der Schöpfung fühlten ... "Erst wenn der letzte Baum gerodet ist ..."
Gruß,
Pascale
Das Wort "Macht euch die Erde untertan!" bedeutet: Wenn ihr (...) der Schöpfung euer Gepräge gebt, so sorgt dafür, dass euer menschliches Leben und eure Kultur nicht zum Zeichen eurer ewigen Unruhe und eures verblendeten Titanentums werden. (...) Sonst wird euch die Gabe eurer Weltherrschaft zwischen euren Händen zerrinnen. Ihr werdet Gehetzte und Geächtete eures eigenen Werkes werden. Eure Unruhe und eure Gier werden euch verzehren, bis ihr die Erde, statt sie zu unterwerfen, zur Hölle gemacht habt, und bis ihr, statt dem Himmel zugewandt zu sein, (...) am Ende eure Erde in den Himmel hinein sprengt. (Helmut Thielicke)
Das möchte ich einfach ohne weiteren Kommentar so stehen lassen.
Davon unabhängig muss ich mich dazu bekennen, dass ich offensichtlich nicht auf dem Laufenden bin, was die Medien-Polemik gegen diesen "Baustopper" betrifft. Klärst du mich da mal auf?
LG,
Pascale
>>>Ich hoffe du redest jetzt noch mit mir<<<
Wie Du siehst... ich tue es, warum sollte ich auch nicht
Ja das ist natürlich eine schöne Geschichte, die Du da als Beispiel bringst. Wie gesagt, geht es mir ja auch nicht um die Politik, sondern um die Medien (und letztlich, um beim Forumsthema zu bleiben, um die Fotos, die dafür genutzt werden.)
Übertriebenen und "unsachlichen" Naturschutz lehne ich ab. Natürlich kann das "Blüten" treiben und tut es...
Es ist aber "nüchtern" betrachtet wie folgt: Es gibt Gesetze und Verordnungen, die als der z.Z. gesellschaftlich manifestierte Konsenz niedergeschreiben wurden, beschlossen wurden und GELTEN! (Das nennt sich Demokartie).
Da gibt es z.B. Geschwindigkeitsbegrenzungen auf Straßen - 50 km/h innerorts. Der "Raser", wenn er erwischt wird bekommt "einen auf die Glocke"... Hab noch nie in den Medien gelesen, dass sich jemand darüber aufregen würde, dass dieser zu bestrafen ist und nicht der Passant, der dabei überfahren wurde. Und dann gibt es halt "Geschwindigkeitsbegrenzungen", was den "Naturverbrauch" belangt... in diesem Fall ist laut Medienberichten der "überfahrene" Käfer Schuld... nicht der "Raser"...
Vielleicht konnte ich es mit diesem plakativen Beispiel nochmal etwas "erhellen", was ich meinte...
Gruß, Thorsten
[B]Nachtrag vom 2008-07-17 19:35:54[/B] durch Thorsten Stegmann:
Es nennt sich Demokratie ) - nicht "Demokartie"!
Ich sehe wir verstehen uns... Alles ist gut
LG Norbert
Schön, dass ich einige erreichen konnte.
Mein Beitrag sollte und will keine "Politik" machen. Das steht mir ohnehin als jemand der Vorhaben als Gutachter in Artenschutzfragen begleitet nicht zu. Es gibt durchaus auch zahlreiche Positivbeispiele!
Ich "kritisiere" den Umgang der Medien mit dem Thema! Und nicht zuletzt brauchen die für Ihre "Stimmungsmache" möglichst schöne Fotos, die wir Naturfotografen liefen (könnten).
Dazu bin ich nicht bereit!! Ich lasse mir bei Anfrage den Verwendungszweck angeben. Mit meinen Fotos darf und soll Naturschutz gefördert werden und da bin ich sogar sehr großzügig, was die Bereitstellung von Bildern angeht.
Es ist nur ein kleiner Denkanstoß - mehr nicht!
Gruß, Thorsten
Viele Grüße,
Marko
Du hast auf den Punkt gebracht, wie es um den mitteleuropäischen Naturschutz steht. Es fällt allen leicht über die bösen Bauern zu schimpfen, du "unseren" Regenwald abholzen, auch wenn sie das nur tun, weil sie im Zuge der Globalisierung darauf angewiesen sind (es bleibt natürlich immer die Option offen, einfach zu verhungern..), aber wenn man selbst einmal auf etwas verzichten muss, auch wenn es ein noch so lächerlich kleiner Verzicht ist, dann muss die Natur gleich mal in den Hintergrund treten....
Aus meiner alten Heimat kenne ich da auch so ein Beispiel. Um einen kleinen 5000-Einwohner-Ort wird eine völlig unnötige Umgehungsstraße gebaut, wertvolle Magerrasenflächen vernichtet, und das ganze noch dazu quer durch ein Habitat von Laubfrosch und Kreuzkröte. Und da deswegen ein Krötentunnel unter der Straße durchgebaut werden muss, schimpft natürlich alle Welt wegen den Extrakosten. Ich frage mich bei sowas immer nur:
Warum werden immer noch riesige FLächen versiegelt, wenn doch die mitteleuropäische Bevölkerung sinkt? Wozu brauchen wir soviele neue Umgehungsstraßen, Autobahnen, Kaufhäuser etc.? Hebt sich unser Lebensstandart nicht eher mit jedem Stück Natur, das wir bewahren oder wiederherstellen können?
Aber was soll man machen
Liebe Grüße
Eric
Es ist gut, dass es immer wieder Mahner in der Wüste gibt, die den Finger in Wunden legen.
Medienstar schrieb:Dieselben, die dieses ins Lächerliche ziehen, wettern dann auch gerne mal gegen die Abholzung des Regenwaldes in Brasilien... Das ist einfach, denn wir selbst werden davon ja nicht betroffen. DIE sollen mal schön die Natur und Artenvielfalt erhalten, Hauptsache ich kann in Zukunft schneller (und das nach wie vor ohne Tempolimit) auf der neuen Autobahn "rasen"...
Das ist wirklich ein sehr interessanter Gesichtspunkt, und ich glaube, da müssen wir uns alle ein Stück weit an die Nase fassen:
wenn Naturschutz auch Verzicht bedeutet, hat er schlechte Karten ... :(
Viele Grüße nach HH
Pascale
erst einmal will ich sagen, das ich das Foto des Käfers unheimlich gut finde. Vorallem bei Käfern habe ich immer wieder Probleme diese vernünftig zu fotografieren (das liegt vorallem an ihrer Form)
zum anderen kann ich dir nur recht geben in dem was du schreibst. Ich wusste nicht das diese Art auch so einen Wirbel verursacht. Traurig in welchem Grad der Mensch die Natur ausnutzt. Ich denke wir als Naturfotografen können sehr wohl dazu beitragen die Natur in ihrer Faszinazion und Schönheit zu zeigen und somit auch für ein Verständnis bei unseren Mitmenschen zu sorgen!
Lieben Gruß
Chris
LG, Christine