Hi Dennis,
mit der Belichtung ist das so eine Sache. Du solltest sie generell immer an einer Durchschnittshelligkeit messen, an besten an Grün- oder mittleren Grautönen. Misst du an zu hellen Motiven (z.B. der weißen Wolke oder an gelben Sandstränden), wird die Kamera das Bild zu kurz belichten (zu helles Motiv macht zu DUNKLES Bild), misst du an zu dunklen Motivstellen, wird das Bild zu lange belichtet und daher zu HELL. Ich weiß, das verdreht einem anfangs den Kopf... Die einzige Abhilfe in solchen Fehlbelichtungen ist es, die Kamera zu korrigieren (gibt es irgendwo eine +/- Zeichen an deiner Cam?) oder aber mit der Spotbelichtung den Teil des Bildes zu messen, der einem mittleren Grauton am nächsten kommt. Wälz mal ein paar Foto-Lehrbücher, google im Internet und probiere es aus, dann bekommst du den Dreh schnell raus...

Da auf diesem Bild eigentlich fast alles heller als Mittelgrau ist, wundert es mich eigentlich, wie gut die Kamera belichtet hat! Spotmessung auf den grauen Vulkan hätte vermutlich dasselbe Ergebnis geliefert! Das Problem hier sind die Kontraste: je höher diese sind, desto weniger kann die Kamera damit umgehen. Da helfen entweder nur Grauverlauffilter (die man übrigens auch als dünne Platten kaufen und dann mit einer Hand vors Objektiv halten kann, da braucht man kein Gewinde) oder aber die HDR-Photographie (high density range) oder auch DRI (dynamic range increase) oder Tone mapping genannt, musste mal googeln, da kenne ich mich nicht so aus... Allerdings führt dies meist zu zwar sehr spektakulären, aber reichlich unnatürlichen Ergebnissen, also pass auf...

Ansonsten bleibt mir zu sagen, dass die Ausrede, "nur Backpacker" gewesen zu sein bei mir nicht gilt. Ich bin auch ohne Auto um Neuseeland gereist und habe mir das Land mit nem schweren Rucksack aufm Buckel erwandert - und gerade deshalb immer extra viel Zeit nehmen können! Gerade am Tongariro Crossing gibt es ja drei Hütten, in denen man übernachten kann. In dem Falle kann man den Park in aller Ruhe erkunden und muss sich nicht von irgendwelchen Bussen und hunderten Mitwanderer über den Treck hetzen lassen...
LG - Kerstin

Hallo Dennis,
erst einmal herzlich willkommen hier im Forum!

Du bittest um sachliche Kritik, also sollst du sie erhalten!
Ich kann angesichts des Fotos leider keine Luftsprünge machen - den anderen im Forum wird es ähnlich gehen, das zumindest schließe ich aus den ausbleibenden Kommentaren. Da ich die Stelle auf dem Tongariro Alpine Crossing selber gut kenne, will ich mich dennoch einmal äußern.
Die Landschaft und Gegebenheiten sind ohne Frage wunderschön, aber das allein macht leider noch kein gutes Foto. Für ein solches muss eine spannende Komposition vorliegen, die Belichtung stimmen und im Falle eines oft fotografierten Motives ein "etwas anderer" Blickwinkel des Motivs gefunden werden.

Beginnen wir mal mit letzterem Punkt. Du stehst genau auf dem Höchstpunkt der Wanderung, hinter dir der Abzweig zum Tongariro. Du hast den Weg vielleicht um 10 Meter verlassen, stehst dort, wo alle stehen, wenn sie oben angekommen sind. Was genau wolltest du fotografieren? Sollen die Wanderer das Hauptmotiv sein? Dann hättest du sie größer ins Bild nehmen sollen. Wolltest du hauptsächlich Landschaft fotografieren? Dann hätte es sich sehr gelohnt, wenn du dich 100m vom Haupttrack entfernt und dir einen der schönen Steine als Vordergrund gesucht hättest, die auf dem Bergrücken liegen. So aber finde ich die Motivwahl nicht sehr gelungen: es ist kein Landschaftsbild, sondern ein, sorry, Touri-Knipsbild, ein Dokufoto des Wanderweges. Man kann an dieser Stelle sehr schöne Fotos machen, ich würde dir gerne Beispielbilder von mir zeigen, habe die entsprechenden Dias aber leider noch nicht gescannt.

An der Belichtung gibt es an sich nichts zu meckern; die Kamera hat automatisch die ausgeglichendste Belichtung gewählt. Ein Problem ist dennoch das vorherrschende Licht. Das Mittagslicht in Neuseeland ist im Sommer sehr hart, und im Falle der hereinziehenden Wolken entsteht dadurch ein weiteres Problem: nämlich die Überbelichtung der weißen Wolken. Der einzige Ausweg in dieser Situation wäre gewesen, Grauverlauffilter und vielleicht auch einen Polfilter zu nutzen. Ich gehe aber davon aus, dass du als Neuling der Fotografie keinen der Filter mit dir führtest - richtig? Ebenfalls hätte es sich sehr gelohnt, eine ähnliche Aufnahme im späten Nachmittagslicht zu fotografieren. An diesem Abend lag aber vermutlich die ganze Bergkette schon in den Wolken; die Situation sieht nach einer heranziehenden Schlechtwetterfront aus, von daher denke ich, dass ihr euch ziemlich beeilt habt, nach Ketetahi zu kommen, richtig?

Das letzte große Manko des Bildes ist die Komposition, also der Bildaufbau. Ich sehe, dass du schon ein wenig über Komposition nachgedacht hast, du aber dennoch den typischen Anfängerfehler begehst, das Hauptmotiv (den Vulkankegel) realativ mittig zu platzieren. Insbesondere im Fall der nahenden Wolken hätte ich versucht, Ngauruhoe in der oberen rechten Ecke zu platzieren (und damit die Gefahr der Überbelichtung der hellen Wolken zu minimieren, da nur ein kleiner Teil ins Bild hineingeragt hätte). Den ersten Wanderer oder aber einen schönen Stein hätte ich wesentlich größer unten links ins Bild genommen. Dadurch hättest du Spannung ins Bild gebracht: Diagonalen und S-Bildführungen sind ganz wichtig in der Landschaftsfotografie.

Dennis, fiel mehr fällt mir zu diesem Bild nicht ein! Ich hoffe, du bist mir nicht böse, dass ich hier hauptsächlich Kritik geäußert habe. Es freut mich, ein Bild aus Neuseeland und insbesondere aus dem Tongariro NP zu sehen, den ich sehr gut kennengelernt habe! Vielen Dank dafür!
Ich wünsche dir ein schönes Wochenende!
LG - Kerstin

Hallo Kerstin,

danke für den Willkommensgruß und Deine reichhaltigen Anmerkungen. Apropos .. was die Kritik anbelangt, hab ich nur ein südhemisphärisches 'No worries!' übrig. Eben genau die Meinungen anderer waren/sind mir wichtig! :)

In puncto Bildkomposition hast Du natürlich recht: der Berg ist viel zu mittig abgebildet. Ich wage nicht mal die Worte 'Goldener Schnitt' in den Mund zu nehmen. Entstanden ist das Bild zu 95% selbstverständlich aus dem spontanen Eindruck 'Wow, sieht das toll aus!'. Die restlichen 5% würde ich gerne der sehr schnell hereinziehenden Wolke zuschreiben. Das sah live sehr schön aus - vll. wäre ein Video besser gewesen! So hab ich der Wolke leider zuviel Platz eingeräumt.

Deine Hinweise zum Bildaufbau haben mir sehr gut gefallen. Ich werde das beim nächsten Mal berücksichtigen. Mit dem Licht muß ich leider immer so klarkommen wie es gerade vorherrscht. Meine Kamera hat nämlich kein Filtergewinde. In meinem Profil habe ich etwas zu meinen Intentionen geschrieben. Und zur Ausrüstung .. selbige wird irgendwann besser, sobald es mir gelingt, mit einer Bridge gute Fotos zu machen.

Eine Frage: wenn ich schon den Berg in die Mitte genommen habe, hätte es der Überbelichtung der Wolke entgegengewirkt, wenn ich meine Kamera um eine zentrale Belichtungsmessung gebeten hätte, anstatt eine über das gesamte Motiv verteilte zu wählen?

Noch ein kurzer Hinweis zur Situation während des Crossing: ich war prinzipiell als Backpacker und ohne Auto in NZ unterwegs. Ich mußte mich bei der Wanderung an Busfahrzeiten halten. Ich hätte gerne noch gewartet, bis z.B. das Licht besser geworden wäre oder die Anzahl der Wanderer geringer. So ging es um spätestens halb vier zurück nach Taupo. -(

Und noch einmal herzlichen Dank für die Kritik und Dir auch ein schönes Wochenende.
LG, Dennis