Gestern Abend kam bei Stern-TV ein Bericht über die Wilderei hier bei uns in Deutschland. Es ging um das illegale Geschäft mit den heimischen Singvögeln. Wer sich zu schnell aufregt, sollte das vielleicht nicht gucken Ich hätte es lassen sollen. In mir tobt gerade der Bär. Hier der Link zum Bericht. Er beginnt ab 9:10 Min. http://www.nowtv.de/rtl/spiegel-tv/thema-ua-aprikosenkerne-gegen-krebs/player VG Simone |
In Bottrop wurde ein Vogelfänger ermittelt. Er fing auf Friedhöfen und in stadtnahen Wäldern im großen Stil Singvögel und verkaufte sie. Darunter auch Buchfinken. Es kam zur Anzeige. Da ihm über 100 Fänge nachgewiesen werden konnten, wurde er zu einer Geldstrafe von 100.000€ verdonnert. Im Zuge weiterer Ermittlungen und Recherchen wurde aufgedeckt, dass dieser verknackte Vogelfänger im großen Stil weiter auf Vogeljagd ging. Seine gefangene "Ware" wurde erneut beschlagnahmt. Dabei geriet selbst der Vorsitzende Helmut Ehrenberg ins Visier, weil er als mehrmaliger Kunde auf der Kundenliste des Vogelfängers stand.
Hm, wenn man den Trend in der Naturfotografie beäugt und wenn man sich vor Augen führt wie lockerflockig z.T. mit Locationangaben seltener und hochsensibeler Tier- und Pflanzenarten "gehandelt" wird, kann man durchaus von einem "Motivmarkt" innerhalb der Naturfotografie sprechen. Und da stehen WIR in der Verantwortung - auch bezogen auf Simones verlinkten Spiegel-TV-Berichts. Denn eine Kennzeichnung eines Fotos "Wendehals Wildfängerhalde Hamburg Süd" oder eine unbedachte Weitervergabe eines Hotspots, locken nicht nur Massen an Fototouristen in entsprechende Gebiete sondern womöglich auch Tierfänger mit Schlagfallen, Fangkäfigen und sonstigem Zubehör.
Gruß
Markus
ich denke grundsätzlich ähnlich, wie du, was die Lokationen betrifft.
Aber wenn jeder immer alles für sich behält, wären keine gemeinsamen Touren, kein Austausch usw. mehr wirklich möglich.
Natürlich ist es schöner und für mich persönlcih auch viel befriedigender und mit Stolz behafteter, wenn ich eine seltene Tier- oder Pflanzenart absolut selbständig mit Recherche und Ausdauer gefunden habe.
Aber für mich spricht auch nichts dagegen, gut überlegt an einzelne ausgewählte Menschen, Örtlichkeiten weiter zu geben.
Was für mich nicht geht sind Ortsangaben öffentlich im Internet. Da gebe ich dir Recht.
Bzgl. deiner Buchfinken-Erklärung:
Ich wäre ja grundsätzlich recht skeptisch, wenn ein nachgezogener, immer in Gefangenschaft lebender Buchfink den schönsten Finkenschlag hat.
Und ich glaube, dass bei vielen Aktionen (Ausstellungen von Tieren, Wettbewerben, Reptilienausstellungen usw..) was anderes "drin" ist, als "drauf" steht.
Da kann man als aufmerksamer Beobachter immer nur drauf aufmerksam machen, bei großer Skepsis auch mal an entsprechende Stellen einen Hinweis geben usw.
VG Simone
Hm. Können wir das auf "exakte Ortsangaben" präzisieren? "NSG Rheinaue Walsum" finde ich als Ortsangabe nämlich eher nützlich, und außerdem ist das die Sorte Wissen, deren Verbreitung sowieso nicht zu vermeiden ist. Es hat keinen Zweck, wenn wir hier restriktiver als, sagen wir, die Seiten zu natura2000/ffh-richtlinie sind.
Gruß, Uwe
ich sehe es genauso.
Woher haben wir Naturfotografen denn unsere Infos wo sich lohnende Ecken finden?
Entweder von anderen Fotografen, aus dem Netz, oder aus der örtlichen Naturschutzarbeit, die ich jedem sowieso ans Herz legen kann.
Ich bin da auch eher nicht so restriktiv.
Allerdings empfinde ich das Verhalten einiger hier, zu vorsichtig.
Vor einiger Zeit wurde ich gebeten doch meine Ortsangeben weniger präzise zu gestalten, es ging um ein Naturschutzgebiet im Süden Hamburgs mit großen Vorkommen von Schachbrettblumen, ein sehr bekanntes Naturschutzgebiet, das zur passenden Zeit von hunderten Besuchern aufgesucht wird und leicht im Netz zu finden ist.
Andererseits betreuen wir bei uns im örtlichen Naturschutzverein Areale mit sehr seltenen Orchideen, die auch örtlich geheim gehalten werden, da in der Vergangenheit schon Pflanzen ausgegraben wurden, solche Standorte müssen natürlich geheim bleiben.
Das muss aber jeder Fotograf für sich entscheiden.
ich habe kein Problem damit, Orte die man bei einer Netzrecherche auch herausfinden kann, hier genau anzugeben, davon "leben" wir Fotografen schließlich und anderen Naturinteressenten gönne ich den Anblick auch.
LG Thorsten
Natürlich ist es bei vielen Arten "egal", ob publik wird, wo sie vorkommen. Bei Rot-
kehlchen, Zilp-Zalpe und Pechlibellen ist es salopp ausgedrückt latte. Die Medaille hat aber
immer zwei Seiten. Aufgrund des Publikwerdens und Weiterreichens von Artvorkommen und
Locations, wurde aber auch schon viel Unheil angerichtet - z.T. sogar so massiv, dass
man sich gezwungen sah, komplette Betretungs- und Wegeverbote für empfindliche
Gebiete auszurufen oder Bereich zu überwachen. Und JA, diese Maßnahmen wurden
erforderlich, weil insbesondere Naturfotografen dort nach dem Publikwerden in Massen
aufschlugen. Ein recht aktuelles Beispiel findet sich in Holland, wo ein Habitat komplett
dicht gemacht werden musste, weil Massen an Fotografen die Tiere derart bedrängten, dass
sie sich in habituell ungünstigere Bereiche zurückzogen. Ich könnte etliche weitere Beispiele
aufführen, in denen nach dem Publikwerden negative Auswirkungen entstanden. Wann und bei
welcher Art zieht man eine Grenze? Wann könnte es für eine Spezie oder ein Habitat ungesund
werden? Was für einen Run löst man mit dem Publizieren eines genauen Spots aus? Welche
Auswirkungen zieht eine Veröffentlichung noch nach sich und wen locke ich durch sie in
empfindliche Habitate? Wie gefährdet sind denn überhaupt diverse Arten, dessen Vorkommen
ich veröffentliche, in einer Region? (z.B. eine Kreuzkröte, die in Deutschland auf der
Vorwarnliste steht und in NRW noch recht regelmäßig zu finden ist, ist in Hamburg und Berlin
vom Aussterben bedroht). Inwieweit ist es nützlich, wenn ich ein Artvorkommen lockerflockig
preisgebe und Locationangaben weitergebe? Welchen Nutzen haben eine Tier- oder Pflanzenart,
ich selbst und andere davon, wenn ich mit Location, Arten und Spots handele? Das sind alles
Fragen, die sich jeder dreimal stellen sollte, bevor er mit Informationen an die Öffentlichkeit geht
oder genaue Fundorte weiterreicht.
Und es ist auch nicht richtig, dass man Informationen ausschließlich aus dem Netz, von
anderen Fotografen oder Naturschutzverbänden bezieht. Ich war in den letzten Jahren
deutschlandweit sehr viel unterwegs, um Raubfliegenarten zu suchen oder nachzuweisen.
Und siehe da, ich fand auch extrem seltene Arten, ohne dass mir einer einen Hinweis
gab, wo ich denn genau schauen müsste. Darunter waren auch Erstnachweise sehr
seltener Arten bezogen auf eine Region. Dieses Jahr zog es mich u.a. ins Erzgebirge.
Dort suchte ich tagelang Dioctria sudetica. Totaler Blindflug, weil weder viel über die Habitat-
bindung dieser Art bekannt war, noch bekannt war, ob diese Spezie dort überhaupt in der
Region nachzuweisen ist! Dennoch, Treffer, am dritten Tag, nach ausgiebiger Suche.
Bei diesen Exkursionen fand ich auch immer mal wieder andere "Bonbons". Hier ein
Dukatenfalter, dort ein Natterwurzperlmutter, hier eine Schlingnatter, dort ein Hochmoor-Bläuling,
hier ein Berliner Prachtkäfer, dort eine Gelbbauchunke, hier ein Pirol, dort eine Mond-Azurjungfer.
Man sieht und entdeckt immer mal was - darunter auch Neues und Unentdecktes. Man lernt
hinzu eine Menge.
Diese Infos öffentlich zu machen oder weiterzureichen birgt eine Menge Gefahren. Wenn man
sich die hier verlinkten Dokumentationen vor Augen führt, erst recht.
viele Grüße
Markus
Hast Du einen (möglichst dauerhaft stabilen) Link (möglichst in Deutsch) für mich? Vielleicht noch mehr als nur die eine Sache?
Das wäre eine sinnvolle Ergänzung für den Warnhinweis beim Upload, den ich übrigens von
Bitte verzichten Sie auf genaue Ortsangaben, wenn der Ort oder die Arten empfindlich sind.
auf Bitte verzichten Sie auf Ortsangaben, wenn der Ort oder die Arten empfindlich sind
oder Sie das nicht genau wissen. geändert habe.
preisgebe und Locationangaben weitergebe?
"Oh, Rheinaue Walsum, da brauche ich nicht vorschlagen, dass der Fotograf näher ran gehen soll." Solche Sachen eben.
Viele von uns, wenn nicht gar Alle, haben mal davon profitiert, dass sie an interessante Plätze mitgenommen wurden. Und nur wenige von uns geben im Gegenzug nichts her. Und die, die etwas hergegeben haben, haben wohl alle schon festgestellt, dass die Information sich immer weiter verbreitet hat, bis der Punkt erreicht war, an dem man sich darüber stark ärgert.
Schwieriges Thema, insgesamt.
Apropos Konsequenz: eigentlich müßte ich wohl die GPS-Daten aus den Bildern löschen. Das riecht nach besonders unangenehmer Arbeit.
Gruß, Uwe
Da ist übrigens nichts gekommen.
Auch andere Leute, die ich gefragt habe, weil sie entweder etwas darüber wissen sollten oder zumindest könnten, konnten mir da nicht weiter helfen.
Ein Habitat ganz zu schließen soll auch für die Niederlande untypisch sein, deshalb sollte es doch irgendwo Informationen darüber geben.
Sachdienliche Hinweise nehme ich gerne entgegen - aber bitte mit Quelle, auf Hörensagen kann ich schlecht verlinken.
Im Prinzip sehe ich es wie du, aber nicht ganz so kritisch, Uwe hat noch einige Punkte angesprochen: Wir im ansässigen Ortsverein profitieren teilweise auch vom bekannt werden bestimmter Vorkommen, da kann ich Uwe nur bestätigen.
"Und es ist auch nicht richtig, dass man Informationen ausschließlich aus dem Netz, von
anderen Fotografen oder Naturschutzverbänden bezieht."
Davon habe ich gar nicht gesprochen, auch ich entdecke die meisten lohnenden Ziele bei meiner Naturschutzarbeit, z.B. dem kartieren von Libellenvorkommen, anders ist es mir bei meiner begrenzten Zeit auch gar nicht möglich, das wird Vielen hier so gehen.
Auch empfinde ich es als viel spannender neue Ecken zu entdecken, statt ausgetretener Pfade nachzulaufen. Denn in erster Linie bin ich gern in der Natur und erst in 2 Linie fotografiere ich. Aber natürlich hat auch schon jeder von uns Gebiete zu dem Zweck aufgesucht, um eine Art fotografieren zu können.
Die größte Gefahr für den Rückgang vieler Arten sind ja auch nicht die Naturfotografen, sondern die Zerstörung der Lebensräume, z.B. durch die Intensivlandwirtschaft, von Ausnahmen abgesehen.
LG Thorsten
Ich denke wir liegen gar nicht so weit auseinander mit unseren Auffasungen. Was mir wichtig ist, ist zu sensibilisieren, dass jeder, der Hotspots an die öffentliche Glocke hängt, sich vor Augen führen sollte, dass da ein Stück Verantwortung mit dran hängt. Im Zweifelsfall ist es aus meiner Sicht besser, vorsichtig zu sein und entsprechende Spots für sich zu behalten. Und gerade weil die Luft für viele Arten durch den immensen Lebensraumverlust immer dünner wurde, ist es wünschenswert, dass man sich genau überlegt, wann, wo und wem man detaillierte Angaben zur Verfügung stellt und in wie weit die Vergabe von Informationen einzelnen Arten hilft. Dass Du dich im Naturschutz engagierst und schon allein durch deine Tätigkeiten immer wieder mal Neues entdeckst, find ich supi.
Vg Markus
naja, eine grobe Gebietsangabe finde ich -je nach Tierart- okay. ich hatte dir ja eine Mail geschrieben zu genau dem Thema. Und da war auch eine grobe gebietsangabe nicht gut.
VG Simone
Das Prozedere scheint ähnlich, alle angebotenen Tiere sind natürlich Nachzuchten - klar, was sonst.
Es wurde beschrieben, dass in wirtschlaftlich schwachen Regionen ganze Trupps angeheurt werden, die systematisch die Wälder und Biotope durchkämmen, um alles zu fangen und zu fischen, was sich verkaufen lässt.
Absolut erschreckend!
Viele Grüße
Rolf
wird hier ausführlich gezeigt was bei "Tier-u. Naturliebhabern" teilweise so abgeht:
http://www.daserste.de/informa [verkürzt] -ersten-die-tierdiebe-102.html
Es geht also nicht um einen Einzelfall sondern organisierte Kriminalität. Dieser Handel im grossen
Stil wäre aber ohne eine Vielzahl von "Tier- u. Vogelliebhabern" u./o. "Sammlern u. Jägern" garnicht existenzfähig.
LG Jörg
Sorry, hat natürlich nichts mit den schlimmen Vorfällen mit den Singvögeln zu tun.
Aber hat was mit dem von Markus angesprochenen Trend zu tun.
Wollte das in diesem Zusammenhang kundtun.
Simone,wenn es nicht passt sag es bitte und ich lösche es.
Zum Trend in der Naturfotografie den Markus angesprochen hat möchte ich auch auf etwas aufmerksm machen das mir am Herzen liegt.
Leider haben einige Fotografen die ich kenne und auch ich beim Hamsterfotografieren beobachtet das sich anscheinend durch wen auch immer, herumgesprochen haben dürfte wo einige der Hamster sind, und einige Leutchen (mag sein in bester Absicht) begonnen haben den/ die Hamster zu rufen worauf er/ sie sich blicken lässt und den Leuten aus der Hand frißt.
Ich habe ein echtes Problem mit solchem meiner meinung nach negativen Verhalten. Der Hamster ist ein Wildtier und soll es auch bleiben. Auch wenn er zb. da wo er lebt Menschen mehr gewohnt ist als sonst.
Aber so wird er zur "Touristenatraktion" und verliert seine natürliche Scheu und auch teilweise sein natürliches Verhalten dem Menschen gegenüber das ihn bei Bedarf vor Gefahren schützt. Es gibt da ja auch Menschen die Ihm nicht wohlgesonnen sind und denen der dann leider auch entgegenläuft. Ich finde so eine Entwickung sehr bedenklich und wollte das einmal kundtun.
Erwin
da du die Feldhamster-Fotos ansprichst:
Hier im Forum finde ich das noch relativ "harmlos" mit der Bilderflut von Feldhamstern.
Ich bin allerrdings schon erstaunt, was für eine Welle da gerade bei Facebook an Feldhamsterbildern durch die Seiten geht.
Scheint im Momemt ein gefragtes "Schwarzmarkt-Motiv" zu sein
Ich habe grundsätzlich nichts dagegen, wenn auch mal Lokationen weitergegeben werden. Allerdings sehr gut überlegt und nihct an jeden vorbeikommenden Interessierten Spaziergänger oder auch Fotografen.
Diese ganzen Anfütterungsaktionen sehe ich grundsätzlich kritisch. Egal ob Hamster, Fuchs, Greifvögel oder oder.
VG Simone