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Leitfaden zur elektronischen Bildverarbeitung (EBV)


von Christoph Keller





Teil I


Einleitung und Inhaltsübersicht


EBV ist in der digitalen Fotografie alles, was nach dem Druck auf den Auslöser der Kamera mit einem Bild geschieht, zunächst in der Kamera selbst, und anschließend dann im Computer. Hier soll ein stimmiger Weg beschrieben werden, um zu optimalen Bildergebnissen zu gelangen. Es geht dabei darum, die Unzulänglichkeiten, mit denen die heutige digitale Fototechnik immernoch behaftet ist, vor allem was Kontrastbewältigung und Schärfe angeht, nachträglich zu korrigieren. Andererseits aber gilt auch: je weniger man an einem Bild 'herumdoktert', desto besser wird die Qualität sein. Also sollte jeder Eingriff sitzen und richtig dosiert sein nach dem bekannten Motto, das ich hier allem voranstellen möchte:


*So wenig wie möglich, so viel wie nötig*


Der Weg, der bis zum fertigen digitalen Bild per EBV zurückzulegen ist, kann in folgende Stationen unterteilt werden:


I. Die Kamera-Einstellungen

II. Die Belichtung auf den Sensor

III. Die Übertragung auf den Computer

IV. Die Bild-Optimierung


Zu Punkt I: Bei den internen Einstellungen der Kamera sollte alles vermieden werden, was über die rein optische Digitalisierung hinausgeht, also: keine zusätzliche Schärfung, keine zusätzliche Erhöhung von Kontrast, Farbsättigung etc. Der Grund: Diese 'Optimierungsmaßnahmen' passen sich nicht an das jeweilige Bild und dessen 'Bedürfnisse' an, sondern werden pauschal auf das ganze Bild und auf alle Bilder gleich angewendet, was in den meisten Fällen irreparable Schäden anrichtet. Beispiel: eine erhöhte Schärfung kann zwar in den scharfen Bereichen eines Bilds Sinn machen, in den unscharfen und aufgelösten Bereichen dagegen greift sie die Bild-Qualität an.


Fazit: am besten alle Einstellungen auf 0!


Gedanken sollte man sich allerdings um die Wahl des Formats und des Farbraums machen. Mehr hierzu in


Kapitel 1: Die Wahl des Formats


und


Kapitel 2: Die Wahl des Farbraums


Punkt II ist der wichtigste und entscheidende Schritt: die hohe Kunst der Fotografie, die in diesem Artikel leider keine Berücksichtigung finden kann und einen eigenständigen Artikel erfordern würde.


Punkt III ist schnell beschrieben und abgehakt, man darf nur eines nicht machen: die Bilder im Computer von der Kamera-Speicherkarte aus öffnen und erneut abspeichern, denn dabei wird ein Jpeg-Original bereits verändert und verliert Qualität, und ein Raw ließe sich ohnehin nur in einem anderen Format abspeichern und ginge dabei gänzlich verloren. Daher: einfach per 'Drag and Drop' herüber kopieren!


Punkt IV: Die Bild-Optimierung nehmen wir in einem geeigneten Bildbearbeitungs-Programm vor. Das bekannteste, umfassendste und meistbenützte Programm hierfür ist der Photoshop von Adobe, daher werde ich die folgenden Angaben auf dieses Programm in der Version 10.0, CS3 extended beziehen. Sie sind aber in den meisten Fällen sicherlich leicht auf die früheren und nachfolgenden Versionen und auf andere Bildbearbeitungsprogramme übertragbar.


Wer auf Raw fotografiert, wie die meisten von uns, für den steht vor der Optimierung in einem Bildbearbeitungs-Programm der Schritt der Raw-Entwicklung und Konvertierung in einem Raw-Konverter. Hierzu mehr in


Kapitel 3: Die Entwicklung im Raw-Konverter


In Kapitel 4 folgt eine Einführung in den Photoshop für Neueinsteiger:


Kapitel 4: Einführung in den Photoshop


bevor die einzelnen Schritte dann in den folgenden Kapiteln genauer beschrieben werden, und sinnvoller Weise auch in dieser Reihenfolge vorgenommen werden sollten, wobei man sich bei den Themen von Kapitel 5-10 in Klammern immer ein *falls nötig* hinzudenken sollte:


Kapitel 5: Die Ausschnitt-Optimierung

Kapitel 6: Stempeleingriffe

Kapitel 7: Auswahlen erstellen

Kapitel 8: Die Entrauschung

Kapitel 9: Tonwert- und Farbkorrekturen

Kapitel 10: Die Nachschärfung

Kapitel 11: Abspeicherung und Web-Präsentation

Schlusswort




Kapitelanfang

Inhaltsverzeichnis






Kapitel 1: Die Wahl des Formats




Kamera-intern haben wir meist die Alternative, auf Jpeg oder Raw zu fotografieren. Bei der Abspeicherung im Computer kommt dann die Option des Tiff und des PSD hinzu.



Das Jpeg


(so genannt nach dem Gremium Joint Photographic Experts Group, das dieses Format entwickelt hat), ist ein komprimierendes Format, das heißt sein Vorteil liegt in der kleinen Dateigröße. Dies muss aber mit Abstrichen bei der Qualität bezahlt werden. Ein Jpeg komprimiert die Dateigröße, indem es Pixelgruppen zu Blöcken zusammenfasst. In Bildbereichen mit wenig Struktur werden größere, in Bereichen mit vielen Details werden kleinere Blöcke angelegt. Die Informationen der Pixel innerhalb eines Blocks werden auf einen Durchschnittswert zusammengerechnet. Bei höchster Qualitätsstufe, also geringster Komprimierung, ist der Verlust nicht sichtbar, je tiefer man aber mit der Qualität geht, desto deutlicher treten diese Blocks als sogenannte Artefakte hervor. Und: jede neue Abspeicherung in Jpeg bedeutet eine neue Komprimierung. Wer also bearbeiten und neu abspeichern will, sollte dies in Tiff tun, wenn er Qualitätsverluste vermeiden will.



Abb. 1: Beispiel für die Entstehung von Jpeg-Artefakten bei einem auf tiefster Qualitätsstufe abgespeicherten Bild.



Weitere Nachteile bei Jpeg sind die Beschränkung der Farbtiefe auf 8 Bit, 256 Helligkeitsstufen pro Farbkanal, Schwächen bei der Schärfe und ein erhöhtes Rauschverhalten. Darüber hinaus sind die Möglichkeiten von nachträglichen Korrekturen sehr eingeschränkt. Wer also die Option hat, auf Raw zu fotografieren, sollte dies unbedingt dem Jpeg vorziehen.


Fazit: Das Jpeg eignet sich nur für eine platzsparende endgültige Abspeicherung eines Bilds, und ist ein Muss für die Präsentation im Internet.



Das Raw


(vom englischen raw = roh) ist, wie der Name schon sagt, eine Art Roh-Datei, bei dem die digitalisierten Daten der Kamera weitgehend unbearbeitet auf die Speicherkarte geschrieben werden. Jede Kamera-Marke hat ihr eigenes Raw-Format. Um ein Raw lesen und bearbeiten zu können, benötigt man eine spezielle Software, einen Raw-Konverter. Die Datei eines Raw ist um ein Mehrfaches Größer als die eines Jpeg. Die Vorteile aber liegen auf der Hand: eine um ein Vielfaches größere Farbtiefe, bessere Schärfe, weniger Rauschen, und erstaunliche Möglichkeiten der Bearbeitung. So kann der Farbraum nachträglich im Raw-Konverter eingestellt werden, die Vorwahl in der Kamera wird also bedeutungslos. Der Weißabgleich kann nachträglich im Raw-Konverter korrigiert werden. Belichtungsfehler, die bei einem Jpeg irreparabel wären, wie ausgebrannte Lichter oder zugelaufene Schatten, können in einem Raw oft noch behoben werden. Und auch bei der Schärfe ist der Bearbeitungsspielraum gegenüber dem Jpeg ungleich größer.



Das Tiff


(Tagged Image File Format) ist das Format für eine verlustfreie Speicherung und Konservierung eines Bilds. Wer sein Bild verlustfrei vom Raw-Konverter in ein Bildbearbeitungs-Programm transportieren will, muss das Raw als Tiff abspeichern. Wer die anschließende Bild-Optimierung verlustfrei konservieren und sich die Option weiterer nachträglicher Korrekturen offenhalten will, muss sein Bild als Tiff abspeichern. Der Nachteil: Tiff-Dateien sind sehr groß. Eine Alternative ist das Photoshop-eigene PSD (Photoshop Document), das aber ähnlich groß ist.


Fazit:


  • In Raw fotografieren
  • Im Raw-Konverter als 16 Bit Tiff oder PSD abspeichern und im Bildbearbeitungs-Programm öffnen.
  • Die fertige Bearbeitung wieder als 16 Bit Tiff oder PSD abspeichern.
  • Gegebenenfalls nach sRGB konvertieren (siehe Zuweisen und Konvertieren), in den 8 Bit Modus wechseln im Menü


    BildModus8-Bit-Kanal


    und eine einmalige Abspeicherung in Jpeg vornehmen.
  • Bei Bedarf eine Internet-Version erstellen und diese ebenfalls als Jpeg abspeichern.



Kapitelanfang

Inhaltsverzeichnis






Kapitel 2: Die Wahl des Farbraums




In der Digital-Fotografie werden Farben digital, also in Form von Zahlen angezeigt. Ein Farbprofil interpretiert diese Zahlen, ordnet ihnen also bestimmte Farben zu, basierend auf den Farben des gewählten Farbraums. Ein Farbraum ist in diesem Fall eine international verbindliche Normierung, wie digitalisierte Farben dargestellt werden sollen, festgelegt vom International Color Consortium (ICC). Das Problem ist, dass diese Farb-Zuordnung in den verschiedenen Farbräumen unterschiedlich ausfällt, derselbe digitale Farbwert also unterschiedlich dargestellt wird.



Das digitale Farbsystem RGB


Digitalkameras speichern Fotos im RGB-Farbsystem, also in den Grundfarben Rot, Grün und Blau. Dementsprechend kann man die Farbe jedes Pixels mit drei Zahlen ausdrücken, nämlich den Helligkeitswerten dieser drei Farben. Diese Werte gehen jeweils von 0 bis 255 und werden in der Reihenfolge Rot/Grün/Blau angegeben. 0/0/0 ist völliges Schwarz, 255/255/255 ist völliges Weiß, 128/128/128 ist ein mittleres Grau. 255/0/0 ist maximales Rot, 0/255/0 ist maximales Grün, 0/0/255 ist maximales Blau. Bei einer Vermischung mit gleichen Anteilen der beiden anderen Farben sinkt die Sättigung der dominanten Farbe, 200/125/125 z.B. ist ein bestimmtes Rosa.



Farbprofile


Ein Farbprofil hat die Aufgabe, die Farben eines Bilds bei der Übertragung zwischen verschiedenen Geräten und Anwendungen - Kamera - Scanner - Computer/Monitor - Drucker usw. unverändert zu erhalten. Ein Farbprofil beschreibt den gewählten Farbraum, indem es die Zahlen der digitalisierten Farbanzeige in Bezug zu einem 'absoluten', Geräte-unabhängigen Farbraum setzt, der alle für das menschliche Auge sichtbaren Farben enthalten soll: dem Lab-Farbraum. Ein Farbprofil definiert, welche Zahlenkombination welcher Farbe des Lab-Farbraums entsprechen soll, und übersetzt diese Definition dann mit Hilfe einer Farbumrechnungs-Software in die 'Sprache', das heißt in den Farbraum eines anderen Monitors, eines Druckers oder sonstiger Devices, wobei man dann von Geräte-Farbräumen - Farbräume, die sich aus der Summe der darstellbaren Farben eines Geräts ergeben - spricht. Die Abstimmung verschiedener Medien auf eine einheitliche Farbwiedergabe nennt man Farbmanagement. Damit Farbmanagement auch außerhalb unserer privaten und kontrollierbaren Anwendungen funktionieren kann, muss einem Bild bei der Weitergabe das passende Farbprofil beigefügt werden. Damit immer eine genaue Zuordnung zwischen Bild und zugehörigem Profil gewährleistet ist, wird das Profil 'eingebettet', das heißt in den Header der Bilddatei geschrieben. Das bearbeitende Gerät des Empfängers muss dieses Profil 'verstehen', das heißt aus der Bilddatei extrahieren und in den eigenen Farbraum übersetzen können. Ist kein Farbprofil eingebettet, wird das Bild im Profil des empfangenden Geräts, z.B. eines fremden Monitors, dargestellt, was zu einer verfälschten Farbwiedergabe führen kann.


Von den vielen Farbräumen, die bereits 'auf dem Markt' sind, sollen uns hier nur die beiden interessieren, die von den Kameras direkt ausgegeben werden können: sRGB IEC61966-2.1 und Adobe RGB (1998). sRGB ist der Farbraum, der an die Kapazität der meisten Computer- und Monitor-Anwendungen angepasst wurde und auch im Internet für eine gute Farbwiedergabe sorgen soll. Adobe RGB wurde entwickelt, um den CMYK-Farbraum eines Farbdruckers an den RGB-Arbeitsraum von Bildschirmen und anderen Ausgabemedien anzupassen, und ist der größere Farbraum, kann also mehr Farben anzeigen als sRGB.


Beispiel: Der RGB-Wert 255/0/0 ist in beiden Farbräumen das maximale Rot, trotzdem ist das Rot von Adobe RGB ein ganzes Stück kräftiger als das von sRGB. Wenn man das maximale sRGB-Rot 255/0/0 in Adobe RGB konvertiert, bekommt es den Wert 219/0/0. Daraus ersieht man, dass Adobe RGB noch Reserven für kräftigeres Rot hat. Umgekehrt kann das Adobe RGB-Rot 255/0/0 nicht richtig in sRGB konvertiert werden, es liegt außerhalb des sRGB-Farbraums. Im Falle einer Konvertierung werden alle Adobe RGB-Rot-Werte oberhalb von 219 in sRGB zu 255. Abstufungen gehen verloren.


Diesem Problem versucht man mit Hilfe von verschiedenen Konvertierungs-Verfahren beizukommen, den sogenannten Rendering Intents, die man unterPriorität als Option im Konvertierungs-Fenster wählen kann (siehe unten: Zuweisen und Konvertieren). Wählt man z.B. Absolut farbmetrisch, wird bei der Konvertierung von einem größeren in einen kleineren Farbraum der Erhaltung der Farben, die in beiden Farbräumen existieren, Priorität eingeräumt, auf Kosten der Farben, die außerhalb des kleineren Farbraums liegen: diese werden 'gekappt', wie im obigen Beispiel des maximalen Rot. Dieses Verfahren eignet sich für Bilder mit wenig gesättigten Farben. Wählt man Perzeptiv, so wird der Relation der Farben untereinander Priorität eingeräumt, der größere Farbraum wird wie ein Luftballon, aus dem man Luft ablässt, in den kleineren eingepasst, wobei allerdings die Randgebiete, also die hochgesättigten Farben, stärker zusammengestaucht werden als die anderen Bereiche. Dieses Verfahren eignet sich für Bilder mit hoher Farbsättigung.


Aber Achtung: diese Rendering Intents funktionieren nur bei der Konvertierung in Geräte-Farbräume, nicht aber bei der für uns wichtigen Konvertierung von Adobe RGB nach sRGB: die hier angebotene Wahl der Rendering Intents ist bedeutungslos, das Ergebnis in allen Verfahren identisch, wobei das Intent Absolut farbmetrisch angewandt wird.



Anwendung von Farbprofilen


In Photoshop hat man die Möglichkeit, den Farbraum auszuwählen, in dem man die Bilder bearbeiten will. Man tut dies im Menü


BearbeitenFarbeinstellungenArbeitsfarbräumeRGB


In den Farbmanagement-Richtlinien darunter sollte


Eingebettete Profile beibehalten


ausgewählt und alle drei Kästchen darunter mit Häkchen versehen sein. Dies bewirkt, dass Photoshop bei nicht mit dem Arbeitsfarbraum übereinstimmendem oder fehlendem Farbprofil beim Öffnen eines Bilds fragt, wie zu verfahren sei: das eingebettete Farbprofil anstatt des Arbeitsfarbraum- Farbprofils verwenden (in den meisten Fällen zu empfehlen), in das Farbprofil des Arbeitsraums konvertieren, oder das eingebettete Farbprofil verwerfen, was einer Zuweisung in das Profil des Arbeitsfarbraums entspricht (siehe unten: Zuweisen und Konvertieren). Bei fehlendem Farbprofil kann man wählen, welches Profil zugewiesen werden soll.


Empfehlenswert wäre, das Farbprofil des Monitors auf das Farbprofil des PS-Arbeitsfarbraums abzustimmen:


StartSystemsteuerungAnzeigeEinstellungenErweitertFarbmanagement



Zuweisen und Konvertieren


Diese beiden Optionen sorgen immer wieder für Verwirrung. Wir finden sie im Menü


BearbeitenProfil zuweisen


und


BearbeitenIn Profil umwandeln


Ein Profil zuweisen bedeutet: die Bilddatei bleibt unberührt, wird aber vom zugewiesenen Farbraum neu interpretiert: die Farbdarstellung ändert sich. Wird beispielsweise einem sRGB-Bild Adobe RGB zugewiesen, werden die Farben wesentlich gesättigter erscheinen, wird einem Adobe RGB-Bild sRGB zugewiesen, werden die Farben wesentlich flauer erscheinen. Ein Profil zuweisen macht daher nur Sinn, wenn ein Bild kein eingebettetes Farbprofil hat.

In ein Profil konvertieren bedeutet: die Bilddatei wird neu berechnet, damit die Farbdarstellung im neuen Farbraum unverändert bleibt. Bei dieser Option können wir das passende Rendering Intent wählen (mit der oben beschriebenen Einschränkung). Zusätzlich sollteTiefenkompensierung verwenden aktiviert sein, um den Schwarzpunkt (siehe auch Methoden zur Festlegung des Schwarz- und des Weißpunkts) des Quellfarbraums auf den Schwarzpunkt des Zielfarbraums abzustimmen. Dieses Verfahren wenden wir an, wenn ein bestehendes Farbprofil in ein anderes umgewandelt werden soll.


Beispiel: Will man das Endergebnis einer Bildbearbeitung unverändert vom Adobe RGB-Farbraum in den sRGB-Farbraum übertragen, muss man es nach sRGB konvertieren, nicht zuweisen! Unterlässt man die Konvertierung oder weist lediglich sRGB zu, wird das Bild, das in Photoshop noch schön klar und kräftig erschien, im Web plötzlich flau daherkommen. ein Adobe RGB-Bild in der Interpretation von sRGB.



Die Softproof-Option


Im Photoshop-Menü


AnsichtProof einrichten


hast Du die Möglichkeit, Dein Bild in einer simulierten Darstellung des dort ausgewählten Farbraums zu betrachten, eingeschränkt natürlich durch die Darstellungsmöglichkeiten Deines Monitors. Etwas verwirrend ist dabei, dass Adobe RGB und sRGB nicht gleich im Dialog-Fenster aufgelistet erscheinen, sondern sich hinter der ersten Option


Benutzerdefiniert


verbergen. Dort kannst Du dann sowohl die Darstellung als zugewiesenes Profil (RGB Nummern erhalten) als auch als konvertiertes Profil mit den jeweiligen Rendering Intents simulieren. Mit Klicks auf


Farbproof


lässt sich diese Simulation aus- und anstellen. Mit der


Farbumfang-Warnung


darunter kannst Du prüfen, ob, und wenn ja, welche Farben im simulierten Farbraum nicht vorhanden wären und gekappt würden.


Beispiel: wenn Dein Bild ein eingebettetes Adobe-RGB-Profil hat, Du unter


Proof einrichtenBenutzerdefiniertZu simulierendes Gerät


Adobe RGB eingibst, und dann anschließend den


Farbproof


aus und anklickst, wird sich Dein Bild nicht verändern: Adobe RGB wird mit Adobe RGB dargestellt. Stellst Du aber sRGB als zugewiesenes Profil ein (RGB Nummern erhalten), wird Dein Bild bei aktiviertem Farbproof blasser erscheinen: die Darstellung eines Adobe RGB-Profils im sRGB-Farbraum. Hat Dein Bild ein eingebettetes sRGB-Profil, und Du stellst Adobe RGB als zugewiesenes Profil ein, wird Dein Bild bei aktiviertem Farbproof kräftiger und gesättigter erscheinen: die Darstellung eines sRGB-Profils im Adobe RGB-Farbraum. Wählst Du


Monitor RGB


wird Dein Bild so dargestellt, wie es Dein Monitor mit seinem derzeitigen Profil darstellt.



Welchen Farbraum soll ich wählen?


Wem nun der Kopf raucht und nach all dem genauso wenig weiß, welchen Farbraum er wählen soll, zum Schluss kleine Entscheidungshilfen:


Wer in Jpeg fotografiert, sollte auf Grund der auf 8 Bit eingeschränkten Farbtiefe sRGB wählen, und zwar schon in den Kamera-Settings. Wer seine Bilder überwiegend fürs Internet und herkömmliche Computer-Anwendungen, Ausbelichtungs-Dienste, Tintenstrahldrucker usw. bearbeitet, das Problem der Konvertierung vermeiden und sich überhaupt mit dem ganzen Farbmanagement nicht belasten will, sollte sRGB wählen, und zwar einheitlich für Monitor, PS-Arbeitsfarbraum und Bilder. Der Nachteil: in hochwertigen 'Adobe-fähigen' Monitoren und Ausdrucken wird die Sättigung des großen Farbraums nicht voll genutzt.


Wer in Raw fotografiert und seine Bilder für 'Adobe-fähige' Anwendungen bearbeitet, sollte Adobe RGB wählen und kann diese Einstellung nachträglich im Raw-Konverter vornehmen. Wer seine Bilder zusätzlich auch im Web präsentieren möchte, sollte nach der finalen Tiff-Abspeicherung mit eingebettetem Adobe RGB und im 16 Bit-Modus nach sRGB konvertieren und dann in den 8 Bit-Modus wechseln. Der Nachteil: Bei der Umwandlung nach sRGB kann es zu Verlusten in der Abstufung hochgesättigter Farben und zu Farbabrissen durch die Reduzierung der Farbstufen kommen.




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Kapitel 3: Die Entwicklung im Raw-Konverter


Ein Raw-Konverter ist ein Programm, das Raw-Dateien lesen, bearbeiten und in andere Formate konvertieren kann. Man kann davon ausgehen, dass der markeneigene Raw-Konverter jeweils am besten geeignet ist, da er die Kamera mit ihren Settings am besten 'kennt'. Ich selbst arbeite mit dem Photoshop-eigenen Plug-In Camera Raw, ein sehr einfach und übersichtlich gestaltetes Programm, das darüber hinaus den Vorteil hat, dass man die Bilder direkt in Photoshop öffnen kann und nicht erst abspeichern und transportieren muss.


In einem Raw-Konverter kann man alle wichtigen Bild-Optimierungs-Maßnahmen vornehmen, mit einer entscheidenden Einschränkung: man kann nicht selektiv bearbeiten. Daher steht man hier vor demselben Problem, das bereits in der Einleitung in Bezug auf die Kamera-Settings angesprochen wurde. Zwar kann man jedes Bild individuell einstellen, aber immer nur das ganze Bild. Aktiviert man die Schärfung, werden auch alle unscharfen und aufgelösten Bereiche mitgeschärft mit den bekannten Qualitätseinbußen (Rauschen). Aktiviert man die Rausch-Reduzierung, werden auch alle scharfen Bereiche entrauscht mit den bekannten Detail-Verlusten. Außerdem ist diese Konverter-Entrauschung nicht so effektiv wie die eines darauf spezialisierten Entrausch-Programms. Und noch etwas muss man bei der Entrauschung in Betracht ziehen: sie funktioniert besser an 'unbehandelten' Pixeln, sollte also nach Möglichkeit vor den Tonwert- und Kontrast-Korrekturen vorgenommen werden (siehe Der Zeitpunkt der Entrauschung). Daher sollte man sich auch bei diesen Korrekturen im Raw-Konverter so weit wie möglich zurückhalten.


Und hier liegt eine entscheidende Schwäche des Camera Raw-Plug-Ins: seine Default-Einstellungen: Helligkeit +50, Kontrast +25, und bei der Schärfung Stärke 25, Radius 1, Details 25, Farbentrauschung 25. Für die meisten Bilder sind diese Einstellungen völlig überdreht und schränken die Möglichkeiten der Nachbearbeitung, vor allem was Entrauschung und Schärfung betrifft, erheblich ein, und wenn man das nicht weiß, macht man sich damit seine Bilder reihenweise kaputt, ohne es zu merken. Das Aufdrehen der Höhen und Kontraste zerstört in empfindlichen Bereichen die Details und lässt die Tonwerte hart werden. Mit der Pauschalschärfung handelt man sich Säume ein und hebt den 'Rauschpegel' des Bilds erheblich an. Daher ist ein wichtiger Schritt zur besseren Bildqualität eine sinnvolle Default-Einstellung des Raw-Konverters.


Fazit: In einem Raw-Konverter sollte man:


  • Den Farbraum wählen
  • Die Farbtiefe wählen
  • Den Ausschnitt wählen
  • Die dpi bzw. ppi-Auflösung wählen
  • Den Weißabgleich einstellen ( → Wie Aufnahme ist in den meisten Fällen die richtige Einstellung)
  • → Belichtung, → Schwarz, → Helligkeit und → Kontrast so einstellen, dass das Histogramm rechts und links nicht anstößt, das heißt nichts überstrahlt oder zugelaufen ist (unbedingt auch die Beschneidungswarnungen in den Ecken des Histogramms aktivieren!), ansonsten aber so dezent wie möglich halten (siehe auch Histogramm und Info).

Ich habe bei mir die Default-Einstellungen von Camera Raw folgendermaßen geändert:


Unter dem Bild die Grundeinstellungen:


sRGB IEC61966-2.1.; 16 Bit; 3008x2000 (6MB = OriginalGröße); 300ppi


Dann rechts:


  • Weißabgleich → Wie Aufnahme
  • Schwarz (wie bisher) 5
  • Helligkeit +25...
  • Alles andere auf 0
  • Im Schärfungsfenster alle Schieber links an den Anschlag!

Damit bekommt man ein Bild, in dem man anschließend in Photoshop selektiv und angepasst das Optimale herausholen kann, ohne dass vorher schon X Auto-Programme darin herum gepfuscht haben.



Abb. 2: Beispiel für die Entwicklung eines Problembilds in Camera Raw. Mit den Default-Einstellungen brennen weite Bereiche des Bilds aus. Diese Bereiche werden bei aktivierter Clip-Warnung rot angezeigt.



Abb. 3: Das Bild mit angepassten Einstellungen. Die Clip-Warnungen sind weg, das Histogramm bleibt im Rahmen. Aber die ordentlich belichteten Bereiche kommen zu dunkel. Das gleichen wir anschließend im Photoshop unter Ausschluss der überbelichteten Bereiche aus.



Abb. 4: Das fertige Bild




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Nächstes Kapitel: Einführung in den Photoshop

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